Zwölf auf einen Streich
Schwarz wie die Nacht war es draußen.
Es könnte daran liegen, dass es auch Nacht war. Oder es war eine Sonnenfinsternis die plötzlich auftrat. Aber da es sieben Minuten nach Dreiundzwanzig Uhr war vermutete ich stark, dass es Nacht war. Bei einer Sonnenfinsternis gab es ja auch keinen Sterne und keinen Mond. Obwohl ich den Mond vermisste. Und die Sterne waren auch eher grau. Es war aber auch stark bewölkt. Perfekt also zum Einbrechen.
Der Regen prasselte auf die Erde und verwandelte sie in Schlamm.
,,Achtung Rutschgefahr!", warnte mich Gisela als ich fast einen Bauchplatscher hingelegt hatte. Trotzdem wusste ich natürlich, dass man auf Matsch ausrutschen konnte. ,,Danke für die Warnung.", sagte ich sarkastisch. ,,Ich bin zwar blond aber nicht blöd!"
,,Kein Kommentar!", war das einzige, was Gisela dazu sagte.
In meinem Kopf waren tausend verschiedene Gedanken:
Ob mich jemand sieht?
Haben die eine Alarm Anlage?
Haben Sie einen Hund von dem ich nichts weiß?
,,Denk nicht so viel nach!", fuhr mich Gisela nach einer Weile an. ,,Du hast doch gesagt ich kann nicht denken! Jetzt kann ich es doch oder was?"
Ich verstand die Logik dieser Stimme wirklich nicht.
,,Du kannst das Wort nicht mal Buchstabieren und schreiben. Wenn du Zuhause bist schlag es mal im Duden nach. Aber jetzt konzentrier dich, du musst jetzt erst mal die Aufnahme löschen! Sonst kannst du dich mit Christian bei deiner Beerdigung das nächste Mal treffen!"
Sie hatte Recht. Es war riskant genug was ich tat da sollte ich mich vollkommend auf diese Sache konzentrieren. ,,Ok wie komme ich da am besten rein?"
Darüber machte ich mir die meisten Gedanken. Es war ja nicht so, dass ich Erfahrung mit Einbrüchen hatte. Meine kriminelle Energie war nicht weit her. Das schlimmste was ich mal gemacht hatte war in der Grundschule. Da hatte ich meinem Mitschüler eine Murmel geklaut. Und das war es dann auch. Gut, möglicher Weise hatte ich einmal beim Diddleblätterdealen auf dem Schulhof geschummelt damit ich statt ein Blatt zwei bekam aber das war es dann auch wirklich. Ich hatte zwar eine Liste auf der ich aufschrieb was ich alles bis zu meinem 18 Geburtstag erlebt haben möchte, aber drauf stand nicht bei meinem Nachbarn einbrechen. Es stand zwar aus unerklärlichen Gründen „Einmal von der Polizei verfolgt werden" auf dieser besagten Liste, aber wenn dieser Punkt heute in Erfüllung ging hatte ich definitiv versagt! Ich war ein Einbrecher und wenn ich von der Polizei verfolgt werden würde ging bei der ganzen Aktion gewaltig etwas schief!
Gisela riss mich aus den Gedanken: ,,Da ist ein Fenster gekippt. Versuch dein Glück!"
Wie sollte ich bitte ein Fenster aufbrechen?! Ich hatte kein Brecheisen.
,,Indem du dir diesen Schlüssel auf der Fensterbank nimmst und ihn in die Sicherung des Fensters steckst und einfach aufschließt."
Die Lösung mancher Probleme ist meistens näher als du denkst...
In diesem Punkt stimmte ich dem Sprichwort zu. Ein Schlüssel war die Lösung und ein Fenster das Problem.
Vielleicht hätte ich bevor ich los ging ein Buch über das einbrechen lesen sollten. Es gab ja bestimmt so etwas wie „Richtig Einbrechen-10 Tipps" oder „Das Einbrechen für Idioten". Hätte ich mich halt mal in der Buchhandlung darüber mal informieren müssen! Aber das hatte ich nicht und musste jetzt so klarkommen.
,,Gute Idee Gisela.", lobte ich sie und näherte mich vorsichtig mich dem Fenster. Mein Nachbar wohnte glücklicherweise im Erdgeschoss und hatte einen Garten. Wenn er weiter oben wohnen würde könnte ich es eh vergessen. Keine zehn Pferde würden mich dazu bringen an einer Strickleiter auf den Balkon zu klettern! Man würde mich mit zersplitterten Knochen auf der Terrasse aufkratzen können.
Sie starb in der blühte ihrer Jugend bei einem Einbruch in dem sie von der Strickleiter stürzte...
,,Handschuhe an!", rief sie in letzter Sekunde. Gerade so schaffte es Gisela mich aufzuhalten, sonst hätte ich das Fenster angefasst!
,,Also ich hätte wirklich nicht gedacht das du ohne Handschuhe ans Fenster fasst!"
Anfänger Fehler! So etwas konnte auch wirklich nur mir passieren!
,,Dann wollen wir mal!", murmelte ich angriffslustig und zog meinen Rucksack von meinen Schultern. Ich kramte meine Handschuhe aus ihm. Es waren Putzhandschuhe. ,,Warum hast du nicht gleich noch Fleckenspray mitgenommen?"
Sollte ich nachdem ich eingebrochen war auch noch Fenster putzen?!
,,Weil ich keine Lust habe Fenster zu putz..."
Ich wurde unterbrochen: ,,RUNTER!"
Was?
,,Kopf runter!", brüllte Gisela.
Wieso?
,,Mach jetzt deinen verdammten Kopf runter! Da hinten ist Licht angegangen!"
Oh scheiße!
Ich schlüpfte unter den Gartentisch und blieb dabei an einem Gartenstuhl hängen. Der flog um, riss den Blumenkübel mit und krachte dann mit einem lauten poltern die Gartentreppe runter.
Fuck, Fuck, Fuck, Fuck, Fuck!
,,Scheiße!", entfuhr es mir.
Für mich gab es keine Worte mehr!
,,Boar Kathi du bist so blöd!", stöhnte Gisela. Besorgt lugte ich hinter dem Gartentisch hervor. Im Hochhaus gegenüber ging Licht an. Mein Herz blieb stehen. Ich kauerte mich hinter einem Zitronenbaum zusammen und wagte nicht zu atmen.
Erst, nach einigen Minuten, ging das Licht im Hochhaus wieder aus. Trotzdem wartete ich noch einige Minuten, bis ich mich traute, hinter dem Baum hervor zu kriechen.
,,Ok dann Versuch Nummer zwei."
Vorsichtig griff ich durch den Spalt und tastete nach dem Schlüssel. Als ich ihn hatte, fischte ich ihn zu mir. Dann steckte ich den Schlüssel in die Sicherung im Fenster und schaffte es somit, dass Fenster zu öffnen.
,,Katharina Gronberg. Königin der Einbrecher!"
Grinsend zog ich mir einen Stuhl heran, kletterte auf ihn und schwang dann ein Bein über das Fenster. Dann zog ich mich an dem Fensterbrett hoch.
Plötzlich rutschte ich aber ab und konnte mich nicht mehr halten. Mit einem lauten krachen knallte ich auf den Boden. Benommen richtete ich mich auf und spürte, wie ich geduscht wurde. Und zwar von Erde. Ich hatte nämlich großartiger Weise die Blumen, die vor wenigen Sekunden noch auf dem Fensterbrett standen, mit gezogen. Die Töpfe fielen nach vorne und ich wurde mit Erde geduscht.
,,Katharina Gronberg. Königin der Unfälle!" Das Stimmchen in meinem Kopf lachte mich schamlos aus. Würde ich an ihrer Stelle ja auch...
Auf einmal klirrte es. Einige Töpfe landeten auf dem Boden und verwandelten sich in Scherben. Diese flogen dann durch das Wohnzimmer. Spätestens jetzt war Herr Schneider hellwach und war hundert Prozentig schon dabei, die Polizei anzurufen. Eine Scherbe musste mich an der Hand getroffen haben, denn ich spürte wie das Blut an meiner Hand herunter lief.
,,Gute Leistung Kathi. Zwölf auf einen Streich!"
,,Ach halt doch die Klappe!", fuhr ich sie an.
Dann passierte das schlimmste was einem Einbrecher passieren konnte. Das Licht ging an!
Konnte die Polizei neuerdings fliegen?
,,Wir haben ja gesagt wir treffen uns mal aber das das so schnell ist, damit habe ich nicht gerechnet. Hast du mich so stark vermisst, dass du es nicht mehr bis morgen aushalten würdest?"
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