Ich habe meinen Zahnarzt geschlagen

Vor einigen Tagen war ich beim Zahnarzt und wer mich kannte der wusste, dass ich vor keinem Arzt der Welt mehr Angst hatte als vor dem Zahnarzt. Ich tat eine Stunde vor meinem Termin also das, was eigentlich jeder Mensch vor einem Zahnarztbesuch machte: Seine Zähne eine Dreiviertelstunde lang putzen, mit allen Mundspülungen dieser Welt gurgeln und mit der Zahnseite die Zahninnenräume säubern. Zusätzlich schrubbte ich meine Zähne noch mit Backpulver und dem Saft von Erdbeeren, denn im Internet stand, dass das angeblich bei gelben Zähnen helfen sollte. Klar, Backpulver war nicht gesund und zudem auch schädlich für die Zähne aber lieber einmal etwas schädliches für die Zähne tun, als vom Zahnarzt zu hören, dass man die Zähne ziehen musste.

Es kam dann auch so, dass ich mich auf den Stuhl gelegt hatte und der Arzt mit einem Blick feststellte, dass ich noch einen einzigen Milchzahn hatte, der eigentlich spätestens mit elf Jahren hätte rausfliegen müssen. Der hatte das anscheinend vergessen und war nun mit zwanzig immer noch drin. Dem Zahnarzt war das aber nicht ganz so recht, der Zahn lag natürlich so genial, dass er die Wurzeln eventuell anfressen könnte und den Nachfolger des Milchzahns irgendwie beschädigen würde. Also kam es wie es kommen musste: ,,Frau Gronberg wir müssten einmal eine Röntgenaufnahme Ihres Mundes machen."

Nach diesem Satz hatte ich erst mal gefühlt Stunden einen Lachflash, ich wurde ja nicht erst vor kurzem geröntgt. Grinsend kramte ich dann meinen Röntgenpass hervor und hielt ihn dem Arzt unter die Nase. Dem Typ sind dann fast die Augen aus dem Kopf gefallen da mein Röntgenpass innerhalb drei Monaten schon voll war. Trotzdem musste er mich röntgen um zu sehen was mit diesem Zahn los war. Die liebe Arzthelferin war nur leider nicht in der Lage das Röntgenteil richtig einzustellen und so brauchte sie sage und schreibe zwölf Anläufe um mir den scheiß Zahn zu röntgen. Die ganzen Aufnahmen mussten in meinem Röntgenpass eingetragen werden, welcher mal wieder voll wurde. Um in einem Jahr drei Pässe vollzukriegen gehörte schon ordentlich Talent dazu, normalerweise kam ein normaler Mensch mit einem oder wenn es viel ist mit anderthalb bis maximal zwei Pässen sein ganzes Leben lang aus, aber ich hatte in einem Jahr einfach schon drei voll. Und wir hatten gerade mal Halbzeit im Jahr!

Jedenfalls musste dann der Chefarzt nachdem er seinen Patienten, jap der war mal wieder im OP zugange, aus der Narkose geholt hatte, persönlich das Röntgengerät einstellen. Dann hatten wir endlich nach der dreizehnten Aufnahme ein gutes Bild auf dem man etwas erkennen konnte. Der Arzt hatte das Bild nur ungläubig angeschaut, all seinen Kolleginnen und Kollegen zusammengetrommelt und die waren in einen Raum verschwunden aus dem sie nach zwanzig Minuten wieder rausgekommen sind. Was sie so lange da drinnen gemacht hatten wollte ich nicht wissen, vor allem als eine Frau mit ziemlich strubbeligen Haaren und knallroten Backen aus dem Raum kam und etwas fahrig die Akten der Patienten geordnet hatte. Ich hoffte, dass sie ein Spiel gespielt und die Zeit deshalb vergessen hatten und dass es nicht an meiner Aufnahme gelegen hatte.

Der Zahnarzt kam dann auch direkt zu mir, schüttelte den Kopf und sagte: ,,Frau Gronberg so etwas habe ich in meinen vierzig Jahren als Zahnarzt noch nicht gesehen." Das war das letzte was ich in diesem Fall hören wollte aber dann hatte er es gesagt: ,,Ihr Zahn ist so schief, den kann man nicht mehr ziehen. Der sitzt so schlecht, dass nur noch eine Operation helfen kann. Ich traue mir die Operation nicht zu da ich so etwas noch nicht gesehen habe aber ich überweise Sie zu einem Spezialisten der auf Kieferbrüche spezialisiert ist und bei dem sind Sie mit ihrem Zahn besser aufgehoben!"

Jes, die nächste Operation!

Ich machte ihm dann freundlichst klar, dass bei mir noch nie mehr als die normale Kontrolluntersuchung gemacht wurde und ich deshalb etwas Angst hatte. Er lachte mich dann aus, da ja nichts passieren würde und ich dann natürlich eine Vollnarkose hatte. Die Probleme und die Schmerzen würden eh erst nach dem Aufwachen da sein.

Genau so was wollte ich hören!

Nicht!

,,Jetzt beruhigen Sie sich mal die OP wird nicht heute gemacht. Frau Mayer macht Ihnen jetzt noch den Zahnstein weg und dann kommt noch eine Provilaxe drauf, dass wird dann wie immer versiegelt und dann war's das für heute." Nur schön, dass diese Frau Mayer keine Ahnung hatte. Was genau sie da in meinem Mund fabriziert hatte wollte ich gar nicht wissen, nur so viel: Meine Zunge blutete, meine Backe ebenfalls und das, was eigentlich auf den Zähnen sein sollte, war am Ende überall nur nicht auf ihnen. Mit dem Zahnsteinentferner hatte sie noch einige Löcher in mein Zahnfleisch gebohrt und das war der Moment wo mir der Kragen geplatzt war und ich der guten Dame eine geklatscht hatte. Ich war so sauer, dass ich meine Tasche gepackt hatte und aus der Praxis gestürmt war.

In der Bahn zog ich dann alle Blicke auf mich da ich nicht mit einer Misshandlung gerechnet hatte und eine weiße Jacke angezogen hatte. Auf dieser Jacke sprang einem das Blut nur dezent ins Auge und ich sah auch überhaupt nicht aus wie ein Hamster der die Backen voll hatte.

Neiiin.

Übrigens: Meine Zunge hatte seit dem einige Löcher die der Partner beim Küssen auch leider sehr gut spürte. Chris hatte seine Zunge auch relativ schnell aus meinen Mund gezogen und mich nur irritiert angesehen. Giselas Kommentare hatte ich mit einem Ausraster den jeder mitbekommen hatte beendet und dann einfach nur ,,Zahnarzt kann seinen Job nicht!", zu Chris gesagt. Der hatte mich daraufhin weiter geküsst und ich fühlte mich wie im siebten Himmel. Caro und Alex hatten nur wie doof gegrinst vor allem als Chris mich am Hals gepackt hatte und in mein Ohr flüsterte: ,,Meine Eltern ziehen übrigens in eine neue Wohnung, das heißt du hast ab sofort Ruhe und brauchst keine Angst mehr zu haben, dass jemand die Feuerwehr ruft wenn du wieder was anbrennen lässt!"

Ich brauchte kurz um zu realisieren was er gerade gesagt hatte. Doch dann hatte ich es kapiert. Seine Eltern würden in eine neue Wohnung ziehen. Keiner würde mehr die Feuerwehr rufen und ich konnte dann ohne Todesangst die Blumen des Nachbarn mit meinem Erbrochenen düngen. Ich begann wie eine irre zu grinsen, streckte beide Arme raus, sprang in die Luft und brüllte:

,,SCHNEIDERFREIE ZOHNE!"

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Den 2ten Teil "Ich kam, sah und vergaß was ich wollte" findet ihr auf meinem Profil :)

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