Blondinenpower - Natürlich blond - Natürlich blöd

,,Was haben Sie denn mit ihren Haaren angestellt?!", fragte mich eine Frisöse entsetzt.

,,Ach nur ein bisschen mit Eierfarbe und Blondierungspulver gespielt und noch einen Schaumfestiger für Silbergraues Haar benutzt der nicht für blondiertes Haar geeignet war. Mehr eigentlich nicht.", war meine Antwort gewesen.

,,Das sieht wirklich schrecklich aus!", meinte sie dann und ich nickte. Deshalb war ich ja auch beim Frisör. Nur er konnte das Grauen namens meine Haaren beseitigen. Chris hatte, nach dem er seinen Schock überwunden hatte, hunderte Bilder von meinen Haare gemacht und sie an alle meine Freunde geschickt. Leider auch an meine Eltern. Meine Mutter hatte jetzt einen Sprung in ihrem Handydisplay und mein Vater brauchte ein komplett neues Handy. Er hatte so einen Schreck bekommen, dass ihm sein Handy aus der Hand gefallen ist und anschließend wurde das Gerät im Teich versänkt. Meiner Mutter ist das Handy vor Schreck aus der Hand gefallen und Sven, dieses Miststück an Schwester, hatte das Bild an ihre gesamte Kontaktliste geschickt und am Ende sogar noch auf Facebook und Instagram hochgeladen. Mir sind die Augen aus dem Kopf geflogen als ich das Bild gesehen hatte. Und ihre Hashtags waren eh am besten: #grüneHaare, #Blondierungspulver, #MeineSchwesterIstBlond, #Idiotenfehler

Ja ich hatte dich auch lieb Schwester!

,,Wie haben Sie das denn geschafft?"

Klischeefrage aller Frisöre die eine katastrophale Haarfarbe präsentiert bekommen, die sie ausnahmsweise mal nicht selbst angerichtet hatten.

,,Blondierungspulver, Eierfarbe und Schaumfestiger."

An meinen kurzen Antworten hoffte jedes Mal aufs Neue, dass sie verstand, dass ich keine Lust auf Smalltalk hatte. Aber wie immer wurde ich eines besseren belehrt. ,,Jetzt ist die Schule ja wieder losgegangen. Hast du schon Angst vor den Prüfungen?" Alter, die Prüfungen sind Anfang nächstes Jahr, da machte man sich doch nicht schon ein halbes Jahr vorher verrückt! ,,Und wie ist es wieder in der Schule? So früh aufzustehen ist doch schlimm oder?"

,,Geht.", antwortete ich einsilbig.

Ich war vor jedem Frisörbesuch kurz davor ein Schild mit der Aufschrift:

Hallo ich bin Taub-Stumm.

Schneiden Sie mir bitte einfach meine Haare.

Vielen Dank.

mitzunehmen um den ätzenden Gesprächen mit der Frisöse zu entgehen. Diesmal hätte ich vielleicht besser in einem dicken Pullover mit Schaal kommen und der Dame mit einer ganz heißeren Stimme erklären sollen, dass sie mir die Haare entweder blond färben sollte oder meine alte Haarfarbe zurückholen musste. Aber Frisöre lebten wohl nach dem Motto: Wenn du mir nicht deine Lebensgeschichte erzählst, dann erzähl ich dir eben meine. Und dann wird dir immer wieder das gleiche erzählt. Von der kranken Mutter zuhause die in Pflege war, der Nachbarin mit der sie sich immer zum Tee traf und ihren zwei Mietzen die wieder die Goldfische im Teich verspeist hatten und das Aquarium geleert hatten. In ihrem Rausch merkten sie oft gar nicht, dass man ihr eigentlich gar nicht zuhörte und einfach kurz nickte und vielleicht mal ein Wort wie ,,Verstehe." , ,,Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht!", oder ,,Ja das ist wirklich ganz schlimm!", sagte. Mehr aber auch nicht.

Als wäre das nicht schlimm genug sagten sie auch immer das gleiche: ,,Sie haben so dünne Haare und trotzdem sind sie so lang!"

Ernsthaft, wenn ich jedes Mal nur einen Euro für diesen Satz bekommen würde, ey ich würde Millionärin sein! Oder zumindest könnte ich mir davon ein Jahr meine Miete bezahlen.

Das Beste war aber als mich eines Tages wirklich mal eine Frisörin fragte: ,,Und freust du dich schon auf deinen sechzehnten Geburtstag? Dann kannst du Alkohol trinken, lang draußen bleiben und Sex haben."

Bei dem Spruch dachte ich echt, ich bin im falschen Film. Um eins klar zu stellen: Ich war immer noch zwanzig und hatte eine Alkoholallergie und was das Thema Sex betraf: Das dufte man ab vierzehn!

,,Ich bin zwanzig.", hatte ich dann wie sooft geantwortet. Auf diesen Satz herrschte dann immer einige Minuten Stille, dann sagte die Frau immer: ,,Sie sehen aus wie fünfzehn!"

Ich nickte dann immer ganz freundlich während ich mir in Gedanken meinen Teil dachte. Die nette Dame plapperte dann aber munter weiter und ich war wieder kurz davor ihre Nase mit der Schere abzuschneiden. Die war so im Reden vertieft, dass würde der nicht Mal auffallen!

Und nun zu dem Grund, warum ich Frisörbesuche abgrundtief hasste und Termine auch immer so lange herauszögerte wie es nur ginge. Die meisten Frauen kannten das. Man sagte: ,,Aber bitte nur die Spitzen abschneiden!", und so schnell konnte man gar nicht schauen, wie die Haare einfach mal um die Hälfte kürzer waren. Die Jungs verdrehten dann immer die Augen, unsere Haaren sein ja lang genug aber wenn man wie ich Haare hatte die extrem langsam wuchsen, dann waren die Haare wieder so lang wie vor dem Frisör aber auch so kaputt, dass sie wieder ab mussten.

Heute hatte ich aber Chris dabei gehabt der aufpasste, dass nicht zu viel ab kam. Er liebte meine blonden Haare, nur musste er jetzt Haare lieben, die am Ansatz orang waren, dann heller wurden, und an den meisten Stellen sogar grünlich waren. Und das alles nur wegen meiner Schusseligkeit.

,,Fertig!", sagte sie dann endlich nach gefühlten Jahren die ich auf dem Stuhl verbracht hatte. Die Frisöse hielt mir den Spiegel hin und ich musste sagen, es war richtig gut. Das grün sah man nicht mehr und die Konsistenz war auch wieder einigermaßen weich. Chris fuhr durch meine Haare und wickelte sich eine Strähne um seinen Finger. ,,So will ich deine Haare haben." Ich grinste ihn an. ,,Natürlich blond." Im nächsten Moment rannte ich in die Glastür hinein die in den Eingangsbereich führte und er küsste meine Nase. ,,Natürlich blöd!"

Wir verließen den Frisör und ich drehte mich zu Chris um. ,,Natürlich blond, natürlich blöd!", dann fiel ich die Treppe runter und landete auf meinem kaputten Fuß.

Blondinenpower - Natürlich blond, natürlich blöd!



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top