Aufbruch zum Einbruch
Sollte ich es wagen?
Sollte ich es wirklich wagen?
Sollte ich das Risiko eingehen?
Sollte ich es wirklich riskieren?
Ich war zwanzig. Ich würde dieses Jahr mein Abitur machen. Ich hatte mein ganzes Leben noch vor mir. Sollte ich es wirklich beenden und die nächsten Jahre im Knast verbringen?
Gisela war natürlich sofort von der Schappseide begeistert: ,,Au ja! Kathi im orangenen Knast Overall!"
Eine kleine fiese Schlange...
,,Klappe Gisela! Ich muss mich um den Ernst des Lebens kümmern!"
Schokolade oder Eis?
Eine schwierige Entscheidung.
,,Das klären wir später! Erst müssen wir uns um die Sache kümmern!"
Was hieß wir? Ich musste es machen! Die Alte war nur in meinem Kopf und meinte mich rum kommandieren zu müssen. Anderer Seitz hatte sie Recht. Es war wichtig, dass die Sache so schnell wie möglich geklärt wird. Meine Uhr zeigte mir siebzehn Uhr an und ich musste, wenn ich die Sache wirklich durchziehen würde, noch eine Menge an Vorbereitungen und Sicherheitsvorkehrungen treffen. Aber sollte ich es wirklich machen?
,,Befragen wir das Orakel!", entschied ich und suchte mein Handy, welches ich aus welchem Grund auch immer im Toaster fand.
Ich entsperrte mein Baby und ging in den Google Play Store. In die Suchleiste gab ich „Orakel" ein. Mir wurden ewig viele und verschiedene Apps angezeigt und ich entschied mich einfach mal für die erste.
Haben Sie die AGB gelesen?
Ja natürlich!
Hust.
Hust.
Ungeduldig wartete ich, bis die App vollständig runtergeladen war. Dann, als mir die Benachrichtigung angezeigt wurde, öffnete ich die App.
,,Ok Orakel. Soll ich es machen?"
Jetzt war ich gespannt was mir das liebe Orakel sagen würde.
,,Nein. Vielleicht mal im Liegen!", antwortete es mir.
Hä?
,,Meinst du ich soll im Liegen bei meinem Nachbarn einbrechen?"
,,Ja. Eindeutig du Nudel!", kam dann sofort die Antwort aus meinem Handy.
Ich?
Eine Nudel?
Und wer ist die Tomatensauce?
,,Auf dem Boden oder an der Wand!", war die Antwort eines gewissen Etwases das sich köstlich über die Orakelnummer amüsiert hatte. Ich verdrehte nur die Augen da Giselas Kommentar nicht gerade hilfreich war. Ich wusste ja ich konnte nicht kochen, dass musste sie mir jetzt nicht auch noch sagen.
,,Nerv mich jetzt nicht. Ich muss mich weiter mit meinem magischen Orakel unterhalten! Das ist sehr wichtig und wir wollen nicht gestört werden!"
Damit wandte ich mich wieder meinem Handy zu: ,,Soll ich den Einbruch bei Nacht machen?"
Nachts sind alle Geister wach und alle Idioten auf dem Dach. Das Kathilein ist in dem Garten, kann die Polizei ja direkt dort warten...
,,Oh mein Gott hast du das jetzt wirklich gefragt? Ja, auf jeden Fall!"
Dann hätten wir das schon mal geklärt. Nun kommen wir zur Kleidung:
,,Soll ich schwarze Sachen tragen?"
,,Nie im Leben!", rief das Orakel.
Hieß das ich sollte mich bunt anziehen?!
,,Nein. Und lass mich endlich in Ruhe!"
Wie jetzt? Ich sollte das Orakel in Ruhe lassen? Es sagte ich solle mich nicht schwarz anziehen, aber auch nicht bunt. Sollte ich nackt gehen oder was?!
,,Oh ja du Dummbeutel!"
War das jetzt dem sein ernst?!
,,Ich kann doch nicht nackt einbrechen! Was wenn mich jemand sieht?!"
Giselas Kommentar ließ nicht lange auf sich warten: ,,Hier ist das ersten deutschen Fernsehen mit der Tagesschau. Unsere Themen: Zwanzig Jährige Frau bricht nackt im Haus ihres Nachbars ein um die Aufnahme der Überwachungskamera zu löschen, nachdem diese die Frau dabei aufgenommen hatte, wie sie betrunken die Blumen ihres Nachbars platt gemacht hat und ihr Haus mit einer Gesangsnummer geputzt hatte. Und nun zum Sport... „ Sie stöhnte dramatisch. ,,Kathi. Wenn du irgendwo einbrichst und gesehen wirst bist du kein guter Einbrecher!"
Ich war doch schon blond! Alles konnte ich wirklich nicht sein!
,,Stimmt. Du kannst wirklich nicht intelligent sein!", konterte sie dann.
Tja.
Sein oder nicht sein. Das war hier die Frage...
,,Wie komme ich eigentlich bei denen rein?", fragte ich dann Gisela. ,, Durch die Tür?"
Ich sollte es einfach lassen!
Meine Stimme gab ein genervtes Geräusch von sich. ,,Ja! Am besten du klingelst noch und sagst: Hallo Herr Schneider ich breche bei Ihnen jetzt ein!"
Musst mich ja nicht gleich auslachen...
,,Sorry Kathi aber du bist einfach hohl!"
Das wusste ich selber...
Als nächstes hieß es überlegen was für Gepäck ich bräuchte. Ein Einbruch musste schließlich genauestens geplant werden! Bis ins kleinste Detail!
,,Schwarzer Rucksack?", fragte ich.
Auf meinem Tisch lag einer.
Check!
,,Schwarze Jogginghose?"
Ich trug gerade eine
Check!
,,Schwarzer Pullover?"
Hatte ich auch schon an.
Check
,,Neonpinke Taschenlampe mit extra hellen LEDs?"
Die holte ich von meinem Nachttisch und steckte sie in den Rucksack.
Che...
Gisela unterbrach mich wieder einmal: ,,Was willst du mit 'ner Taschenlampe?!"
,,Vielleicht damit ich was sehe!", war meine einfache Antwort. Am Ende würde ich mir mein Bein brechen weil ich im Dunkeln etwas übersehen hatte!
Zuzutrauen wäre es mir ja...
,,Dann sieht dich doch jeder! Nein keine Taschenlampe!"
Gut dann eben keine Taschenlampe. Und zum guten Schluss:
,,Brecheisen und Dietrich?"
Nope!
,,Woher soll ich jetzt ein Brecheisen und einen Dietrich bekommen?"
Im Baumarkt vielleicht. Aber was sollte ich sagen? ,,Hallo ich brauche ein Brecheisen und einen Dietrich!" Würde ja kein Verdacht erregen!
,,Sturmhaube?", Sie stand als nächstes auf meinem Zettel.
Nope aber ha!
,,Bekomm ich bei Engelhorn in der Skiabteilung!"
Ich war genial!
Nicht...
,,Du würdest da mit Brecheisen und Dietrich hingehen. Und noch nach einer Sturmhaube fragen!" Gut, dass Gisela das gesagt hatte. Ich hätte es wirklich so gemacht!
,,Das war mir so klar!", antwortete sie stöhnend.
Inzwischen war es dreiviertel acht und allmählich hatte ich Hunger. ,,Oh nein du fängst nicht an zu kochen! Wir brauchen keine Feuerwehr!", rief Gisela sofort und ich verdrehte die Augen. Konnte sie mir nicht einfach mal vertrauen?!
,,Nein weil ich dich kenne! Wenn Öl anfängt zu brennen schüttest du Wasser drüber! Wie soll ich dir da vertrauen?!"
Überhaupt nicht...
,,Siehst du! Wundert mich eh, dass es hier drin noch nicht gebrannt hat!"
Hatte es doch...
,,Ich ruf Pizza an ok?", schlug ich dann vor. Wenn das Gisela lieber war, nebenbei hatte ich nichts gegen Pizza.
Gutes Deutsch Kathi!
Gutes Deutsch!
,,Hallo Pizza ich möchte einen Diego bestellen! Gott, für dich gibt es keine Worte mehr!", äffte Gisela mich dann nach. ,,Kompliment? „, fragte ich dann und sie rief laut: ,,NEIN!"
Ich nahm mir mein Telefon und wählte die Nummer der Pizzeria. Sie kannten mich dort schon. ,,Hallo Kathi wie immer?" Sie wussten sogar schon, was ich bestellen würde! ,,Jap. Wie immer." Der Mann am Ende des Telefons lachte. ,,Halbe Stunde."
Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, kramte ich meine Schminke zusammen und platzierte sie auf meinem Tisch. Ich musste mir schließlich ein schwarzes Gesicht schminken!
,,Aber doch nicht jetzt schon!", rief Gisela entrüstet. ,,Warum denn?", fragte ich verwirrt. Sie stöhnte frustriert. ,,Wenn der die Pizza bringt ruft er die Polizei weil er denkt, du überfällst eine Bank!"
Intelligenz?
Nein, bei mir nicht zu finden.
Es klingelte. Ich drückte den Türöffner und nahm zwanzig Sekunden später meine Pizza entgegen. Der gute Mann war in der Lage Aufzug zu fahren im Gegensatz zu anderen Personen...
,,Sechs fünfzig."
Ich gab ihm acht Euro. ,,Stimmt so.", lächelte ich.
,,Danke! Schönen Abend dir noch!"
Das würde wirklich noch ein schöner aber vor allem krimineller Abend werden!
,,Dir auch!", wünschte ich ihm und schloss die Tür.
Mit meiner Pizza setze ich mich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Während ich die wirklich leckere Salami von der Pizza klaute, konzentrierte ich mich auf das Fernsehen. Es lief Ups die Pannenshow.
,,Die Sendung könnte glatt nach dir benannt sein!"
Leider hatte Gisela Recht. So blöd es klang, so gut wie jede Panne ist mir schon mal passiert! Ja ich wollte mal eine Schaukel an einem Baum anbringen und bin dann gegen den Baumstumpf geknallt und ja, ich wurde mal von einem Hund mit dem Gartenschlauch verfolgt und ja, ich war mal auf dem See ausgerutscht und auf dem Bauch über den Schnee geschlittert. Und ja auch ich hatte mal eine Bruchlandung in der Hochzeitstorte meiner Tante hingelegt.
Dank der Show ging der Abend schnell vorbei. Ich amüsierte mich ausgesprochen gut über die Blödheit der anderen Menschen und erfreute mich, dass ich nicht die einzige war, der es schon mal passiert ist, dass die Schaukel nach hinten geflogen ist da man zu hoch geschaukelt war.
Als ich die Kirchturmuhr elf Mal schlagen hörte war es dreiundzwanzig Uhr. Ich sprang auf, schnappte mir meinen Rucksack und nickte entschlossen in meinen Spiegel.
,,Auf geht's. Aufbruch zum Einbruch!"
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