4 ~ Ich hol dich da raus
"Sie bringen mich weg" schrie ich verzweifelt und ich glaube er hörte mich.
"Louisa, ich hol dich da raus!" schrie er während er stolpernd versuchte hinter dem Taxi herzukommen.
Ich sah ihn durch das verspiegelte Rückfenster und Tränen der Verzweiflung rannen über mein Gesicht.
Aber ich erinnerte mich an das, was er mir zugerufen hatte.
Es waren die letzten Worte die ich von ihm hörte und sie brannten sich tief in mein Herz ein.
Sie waren meine einzige Hoffnung.
Ich war weiterhin erbärmlich am schluchzen und es war mir sch***egal was der Taxifahrer vermutlich von mir dachte.
Wenn er überhaupt denken konnte.
Irgendwann ließen die Tränen nach und ich blickte nach draußen auf die öde Landschaft, auf die die Sonne erbarmungslos nieder brannte.
Ich hatte immer noch keine Ahnung wo dieses Internat war.
Ich wollte es auch gar nicht wissen.
Wir waren vermutlich so gegen Mittag losgefahren und jetzt seit längerem unterwegs und ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen.
Mein Bauch knurrte bedrohlich laut.
Wenn ich nicht gleich etwas zu essen kriegen würde, dann konnte ich für nichts mehr garantieren.
"Gibt da gleich essen" kam eine brummige Stimme von vorne und ich zuckte zusammen.
Ah ja, alles klar das musste dann wohl bedeuten das wir gleich "da" waren.
Wo auch immer "da" sein sollte.
Dann fiel mir ein, das ich wahrscheinlich total beschissen und verheult aussah und ich kramte in meiner Tasche nach meinem Handspiegel.
Japs, ich sah eindeutig ziemlich zerstört aus.
Das sollte ich vielleicht ändern bevor ich gleich auf meine neue Schule traf.
*Kurze Zeit später*
Ich hatte gerade meinene Handspiegel weggepackt als ein Blick aus dem Fenster meinen Atem stocken ließ:
Wir fuhren auf einer schmalen Strasse auf den Klippen, und direkt vor mir sah ich das Meer.
Aufgewühlt, ungezähmt und blau-grün wie die Farbe von Damians Augen...
Der Ausblick war so schön, aber ich sehnte mich so nach Damian!
Das schlimmste war das ich mich nichtmals von ihm verabschieden konnte und wie sollte er mich überhaupt finden?
Zwischen den Wolken schob sich ein Sonnenstrahl hin durch und glitzerte über den Wellen.
Ein kleiner Lichtblick, der mich dazu brachte nicht wieder loszuheulen.
Das war auch ganz gut so, da wir jetzt nämlich da waren. Und ich hatte es gar nicht mitbekommen.
Typisch!
Auf jeden Fall hielt das Taxi jetzt vor einem etwas grösseren Haus, welches direkt an der Strasse lag und somit nah am Meer.
Ich hatte nur einen Vorsatz für dieses Internat: Nicht auffallen und so schnell wie möglich zurück zu Damian.
Und bis es so weit war konnte ich mich schön als 'Neue' im Hintergrund halten.
Perfekter Plan! Der Taxifahrer öffnete mir jetzt "like Gentlemen" die Tür und ich bedankte mich mit einem zwinkern.
"Das hier ist Internat St. Marianna" sagte er knapp.
Immer noch ziemlich wortkarg, aber ich war sogar inzwischen ganz froh darüber.
Und ich wusste jetzt auch endlich wie das Internat hieß: von von einer St. Marianna hatte ich zwar noch nie etwas gehört aber der Name interessierte mich jetzt auch nicht weiter.
Vor mir ging die breite Eingangstür des Hauses auf und eine zierliche ältere Dame in weisser Uniform trat heraus.
Mit kleinen Schritten trippelte sie auf mich zu. "Ach wie schön, da sind sie ja schon! Na ja, das Essen war schon vor einer Viertelstunde aber für Sie gibt es da doch sicher noch was.
So, jetzt kommen sie aber erst mal mit! Ach ja, und Ernest, bringst du ihr Gepäck bitte erstmal in Trakt 2? Danke, dann folg du mir doch mal bitte!"
Ähhhh ja, sehr interessant. Die Frau redete in einem durch sodass ich komplett verwirrt war.
Ich lief ihr einfach hinterher.
"Herzlich Willkommen auf St. Marianna, und ich bin übrigens Lady Marianna, wie ich hier genannt werde" sagte sie und kicherte.
Sie führte mich ins Haus durch eine grosse Eingangshalle während sie in einem fort redete.
Dabei erfuhr ich folgende (wichige) Dinge: dies hier war das Eingangsgebäude wo die Büros und Zimmer der Lehrer waren.
Dann gab es insgesamt 6 Schlaftrackte, ein großes Unterrichtsgebäude ein weitere Teile mit Sportplätzen und so weiter und so fort.
Das Gelände musste riesengross sein!
Und es gab eine Schuluniform. Ätzend, aber ich konnte mich beherrschen und hielt den Mund.
Lady Marianna nahm mich mit in ihr Büro, las mir die Regeln des Internats vor und erzählte mir dies und jenes.
Währendessen starrte ich die ganze Zeit aus dem Fenster, aus dem man eine wunderschöne Aussicht über das Meer hatte.
Und ich dachte an Essen. Ja, ich hatte halt einfach Hunger, extrem!
Ganz plötzlich schreckte ich hoch als die Tür des Büros schwungvoll aufgerissen wurde.
Eine kräftige Frau mit erhitztem Gesicht kam hereingeplatzt und drückte Lady Marianna ein Telefon in die Hand hin.
"Für sie, wichtig" sagte sie und dann legte sie mir eine Hand auf die Schulter und führte mich energisch nach draussen.
Kurt bevor sie die Tür schloss, hörte ich Lady Marianna erschrocken sagen: "Die Leiche die gefunden wurde ist Ernest?"
In meinem Kopf ratterte es.
Ernest... Das war mein Taxifahrer!
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