32 ~ Illegale Autorennen

Was bisher geschah:

Nachdem Louisa von ihrer alleinstehenden Mutter auf das Internat St. Marianna geschickt iwrd, passieren einige mysteriöse Vorfälle um sie herum: sie bekommt von dem Mordfall ihres bis vor wenigen Minuten noch lebendig gewesenen Taxifahrers Ernest mit, wird von der Sekretärin des Internats bedroht und findeet mit ihrer neuen Freundin Mara und deren Hündin Lexi eine Waffe im Wald. Und Josi, eine Mitschülerin, wurde von dem Lehrer Herr Winter belästigt und konnte nur knapp von einem unbekannten Mann gerettet werden.

Als Louisas langjähriger Freund Damian sie am ersten Wochenende besuchen kommt, sehen die beiden, wie Mara und Josi in Herrn Winters Auto entführt werden. Mit Damians Motorrad machen sie sich auf die Verfolgungsjgd und landen im Graslnad hinter den Dünen. Unterwegs treffen sie auf Ian Denver, den Hausmeister der Schule sowie der Bruder des verstorbenen Ernest.

Die Verfolgung führt sie in einen unterirdischen Gang. Dieser endet in einer Höhle, in der sie alle zusammen von Herrn Winter überrascht und festgehalten werden. Durch einen Trick schafft Damian es ins freie, während Louisa und die anderen versuchen, die Zeit möglichst lange aufzuhalten, denn Damian dort draussen ist ihre einzige Hoffnung.

Herr Winter hat Damians verschwinden bisher nicht bemerkt, und fühlt sich so überlegen, dass er seinen Gefangenen nun seine Geschichte offenlegen will.

Er bittet die Anwesenden, auf dem Sofa Platz zu nehmen, und sein letzter Satz lautet: "Wir wollen es uns schliesslich noch gemütlich machen, bis das Boot kommt."



Wieder aus der Sicht von Louisa

Bis das Boot kommt, hallte es in meinem Kopf.

Nein.
Nein.
Nein.
Wie sollte man uns da finden, mitten auf dem Meer oder vielleicht schon an einem ganz anderen Ort?

Wir durften nicht hier weg, Damian musste uns hier rausholen, bevor alles zu spät war. Wenigstens gab sich momentan noch die Gelegenheit, Zeit zu gewinnen in dem wir hier warteten. Und wir konnten hoffentlich ein paar wichtige Antworten auf unsere Fragen bekommen.

Ich fasste nach Josis Hand, da sie so mitgenommen und völlig fertig aussah. Wir durften jetzt nicht ausrasten oder umkippen. Auf der anderen Seite nahm auch Mara Josis Hand und strich behutsam mit ihrem Daumen darüber. Josi atmete ruhiger und schien sich tatsächlich ein wenig entspannen zu können.

Ganz schön angespannt aber sah Ian aus. Doch das bewirkte in ihm offenbar höchste Aufmerksamkeit, da er aufrecht nach vorne gebeugt zu Herrn Winter saß und ihn genau im Visier hatte. Ich auch wenn diese Situation noch so viel Angst in mir erzeugte, gaben seine Ruhe und sein Geschick Kraft, die Kraft, die ich selber nicht mehr aufbringen konnte.

Herr Winter, der nicht wie wir auf dem Sofa Platz genommen hatte, sondern groß und aufrecht vor uns stand, genoss sichtlich die Aufmerksamkeit in diesem Raum, auch wenn hier nur vier Leute anwesend waren. Vier, nicht fünf, dachte ich, und im Kopf schickte ich ein Gebet nach oben, dass ihm das Fehlen von Damian weiterhin nicht auffallen würde.

Als Herr Winter sich endlich entschloss, mit seiner Erzählung zu beginnen, war es mucksmäuschenstill im Raum. Beim Klang seiner Stimme fühlte ich mich wie immer unwohl. Und dazu dieser unangenehm starrende Blick durch seine Eis-Blauen Augen. Ich wollte mich so gerne diesem Blick entziehen, aber es ging einfach nicht.

"Mein liebstes Hobby war schon immer das Autofahren", begann er ganz unverfänglich. "Mein Sportwagen ist mein Baby, mein ein und alles. Dieser Motor, dieses Röhren, wenn man Vollgas gibt, dieser glänzende Lack außen und das stahlharte Getriebe im Inneren, ..." Seine Gedanken schweiften für einen Moment träumerisch ab, und er schien ganz in seinem Element zu sein. Dann räusperte er sich und fuhr fort: "Nun ja, das Leher Dasein ist ganz schön langweilig, wenn ihr's wissen wollt. Man verdient für meinen Geschmack zu wenig, und das einzig Interressante, was einem bleint, sind manche Schülerinnen." Ein ekelhaftes Grinsen überzog sein kaltes Gesicht. Ich spürte deutlich Josis eiskalte, nasse Hände in meinen und blickte sie für einen kurzen Moment besorgt an, während sie ganz still und blass in der Mitte von Mara und mir saß.

Herr Winter genoss ihre Angst ganz offensichtlich, was ihn zu einem noch größeren Arschloch machte, als er es ohnehin schon war. Er fuhr fort: "Ich bin schon immer gerne ein wenig schneller gefahren, auf Strecken, die wenig kontrolliert wurden. Dieses Adrenalin... es ist wie eine Droge für mich, wenn man den Wagen ganz in seiner Kontrolle hat. Ich freundete mich mit ein paar Leuten mit demselben Hobby an. Und wir kreierten etwas großartiges: ein Netz von vielen neuen und ziemlich illegalen Rennstrecken. Welches ziemlich schnell große Bekanntheit unter den Autoliebhabern erlangte.

Das war vor zwei Jahren, ich konnte mein mickriges Gehalt enorm aufbessern und mir endlich einen schönen neuen Wagen zulegen. Ihr fragt euch sicher schon, warum ich euch das alles erzähle, nicht?", fragte er forschend in die Runde. Er wartete keine Antwort ab, sondern fuhr fort: "Die beiden Jahre lang ging immer alles gut. Dann baute ich auf einer Strecke mitten in der Nacht einen Unfall mit so einem scheiß Motorrad, das mir entgegenkam. Ich raste so schnell wie möglich weiter, denn ich kann mir keinen Kontakt mit der Polizei leisten. Ja, sehr böse, ich weiß", lachte er dreckig.

Mir stockte der Atem und in meinem Kopf begann es zu flimmern. Übelkeit stieg in mir hoch und meine Beine begannen unkontrolliert zu zittern. In meinem Kopf spulte sich ein zerstückeltes Flashback ab. Da waren Damian und ich, nach dem Date, auf dem weg nach Hause. Ich hinter ihm auf seinem Motorrad. Die dunkle, kurvige Straße. Das Licht, dass mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf uns zuraste, und ich, die schrie... mein Kopf hämmerte nun wie verrückt. Konnte das wirklich wahr sein?

War es Herr Winter, der Damian und mich an diesem Abend von der Straße gedrängt hatte?





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