29 ~ Er ist der Mörder

Was sollte das denn jetzt heißen? "Er ist der Mörder!", hatte sie gesagt und war dann sofort wieder hinab gesunken wie ein Stein. Ich tastete nach Josis Puls an ihrem Handgelenk und fühlte ihn sehr schnell pochen. Eben so, als hätte sie schlecht geträumt. Aber war es wirklich nur ein Traum, oder hatte die Aussage eine wahre Bedeutung?

Zweifelnd schaute ich zu Damian, der ebenfalls ratlos blickte und mit den Schultern zuckte.
"Denkst du, mit "er" ist Herr Winter gemeint? Denkst du er könnte Ernest, also Ians Bruder, wirklich umgebracht haben?" Damian guckte mich an, wiegte leicht seinen Kopf und nickte dann ein wenig.

Auch Ian hatte sich jetzt zu uns herab gesetzt. "Ich traue diesem Mann vieles zu. Klar, natürlich kann er der Mörder gewesen sein, aber jeder andere auch. Man müsste wissen ob er ein Motiv dafür hatte. Vielleicht ist Josi einfach am rumspinnen von den K.O. Tropfen, aber wenn sie wirklich die Wahrheit gesagt hat..." Er hielt inne.

Man hörte Schritte, Herr Winter's Gesicht streckte sich um die Ecke und sein Blick huschte über uns fünf. Dann verschwand er wieder. Ich rückte vor zu Josis Gesicht. "Was auch immer Herr Winter vor hat", sagte ich, "am besten, wir bekommen Josi und auch Mara so schnell wie möglich wach. So sind sie uns auf jeden Fall keine große Hilfe."

Ian und Damian nickten und krabbelten beide rüber zu Mara, während ich Josis Arm nahm und daran rüttelte. Ich war noch nie einen bewusstlosen Menschen erlebt und hatte keinen Plan davon, so jemanden wach zu kriegen.

Mit beiden Händen umfasste ich jetzt Josis Schultern, wie Ian bei Mara tat. Als ich Josi sanft rüttelte, schlug sie langsam die Augen auf. Ich stoppte überrascht, weil es so einfach gegangen war. Josi blinzelte und wirkte noch sehr schläfrig. Ehrlich gesagt war ich mir in diesem Moment nicht ganz sicher, ob sie überhaupt wusste, wer ich war und wie sie hier her gekommen war.

Aber da setzte sie sich schon auf und blickte mit scheinbar sehr wachem Blick umher. Sie scannte alle Personen in dem Raum ab, inklusive einer kurzen Betrachtung von sich selbst. Damian legte den Finger auf die Lippen, um uns zu bedeuten leise zu bleiben.

In dem Moment schlug auch Mara die Augen auf. Ähnlich wie Josi schien sie kurz orientierungslos, aber dies änderte sich bald. Wir rückten alle auf dem unbequemen und kalten Boden zusammen, und Ian und Damian erzählten meinen beiden Freundinnen von allem, was die beiden in ihrer Zeit hier unten verpasst hatten. Wir waren so leise wie möglich und hatten immer ein Ohr auf mögliche Schritte von Herrn Winter.

Schließlich berichtete Ian Josi von dem Satz, den sie beim hochschnellen vorhin verloren hatte. "Er ist der Mörder, hast du gesagt. Kannst du dich daran erinnern? Was meintest du damit?"
Josi war ganz ruhig, aber man merkte, wie es in ihrem Kopf arbeitete.

Dann begann sie leise zu flüstern: "Ich kann mich nicht daran erinnern, das gesagt zu haben. Aber vielleicht stimmt es wirklich. Louisa, du erinnerst dich an die Ratscher in meinem Nacken?" Ich nickte, aber sah keine Zusammenhänge.
"Also", ergriff Josi erneut das Wort. "An dem Abend, wo die Ratscher passiert sind, war ich noch bei Lexi im Wald, um sie zu füttern."

"Stopp!" sagte ich, erschreckte mich selbst mit meiner Stimme und flüsterte dann: "Damian, wo ist Lexi eigentlich?"
Damians Augen weiteten sich. Er hielt sich die Hand vor den Mund und wirkte unendlich betroffen und bestürzt. "Ich..., nein..., das kann ja nicht sein..." stammelte er, bevor er niedergeschlagen den Kopf senkte. Dann blickte er hoch und flüsterte bestürzt: "Sie war weg als Herr Winter mich hierherbrachte. Das letzte Mal bei mir war sie, als ich mich mit ihr hinter dem Scheinwerfer versteckt hatte!"

Wie guckten uns alle an, mit einer Mischung aus Sorge und ein klein wenig Hoffnung. Sorge, ob es Lexi gut ging. Hoffnung, dass sie hier rausgefunden haben könnte. "Wir können nur hoffen!", sagte ich seufzend. Die anderen nickten. "Josi, erzähl weiter, was dann passiert ist."

Josi setzte sich auf dem unbequemen Boden zurecht und erzählte dann weiter: "Okay. Plötzlich war da wieder dieses Rascheln, wie am Abend zuvor. Mir war unheimlich und ich verließ das Baumhaus, um so schnell wie möglich zum Internat zurück zu kehren.

Und als ich mitten auf dem Rückweg war, stand mir plötzlich Herr Winter gegenüber. Er schien selbst erschrocken zu sein, mir zu begegnen. Ich hoffte im ersten Moment nur, er würde mich einfach zurechtweisen, weil ich das Internatsgelände verlassen hatte. Aber dann kam er auf mich zu, und ich hatte eine solche Angst, dass ich losrannte. Als ich das Gebüsch sah, dachte ich, ich könnte mich darin vor ihm verstecken und schmiss mich einfach dort hinein.
Naja, vielleicht nicht die beste Idee, denn da haben Äste meinen Hals aufgeratscht."

Josi holte tief Luft, sie hatte die Aufmerksamkeit von jedem hier auf sich. "Ich habe die beiden Ratscher erst nicht wahrgenommen. Ich bin wie eine Blinde durch das Gebüsch gekrabbelt. Ich meine, er ist mir sogar noch ein ganzes Stück hinterher gefolgt, aber letzendlich war ich kleiner und wendiger als er. Ich kam auf der anderen Seite des Gebüschs raus und rannte zurück zum Internat.

Beim Duschen haben ich erst die Ratscher bemerkt, weil es so stark gebrannt hat. Ich wollte nicht, dass jemand sie sieht und blöde Fragen stellt. Ich hatte einfach Angst, dass jemand ungewolltes von Lexi erfuhr, die mir doch so wichtig war. Als du dann skeptisch wurdest, bin ich richtig ausgerastet." Josi blickte mich verlegen an. "Du weißt ja, dass es mir Leid tut, das mit dem Handy", fügte sie hinzu, und ich nickte beruhigend.

"Und dann, an dem einen Morgen, als ich mit Louisa am Baumhaus war, hat Lexi die Pistole ausgegraben. Aus einem Gebüsch. Und ich könnte schwören, dass es dasselbe Gebüsch war, wie das, in das ich mich an dem Abend gerettet habe."

Ich rechnete im Kopf aus, was dort wohl passiert war. Herr Winter hatte es nicht mehr geschafft, Josi aus welchem Grund auch immer einzuholen. Er war ihr in das Gebüsch gefolgt und hatte sich dann spontan gedacht, ein sehr gutes Versteck für seine Waffe dort gefunden zu haben. Also grub er sie dort ein.

Er war die ganze Zeit mit der Waffe unterwegs gewesen. Auch als er Josi begegnet war.

Ich wünsche euch einen schönen Tag!

Alles Liebe,                                                                                                                                                                        Viola<3

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