18 ~ Wochenendpläne
Als ich nach draussen, kam schlug mir warme Luft entgegen. Ich schaute über den Rasen und als ich Mara, Blondie und weiter hinten Mark entdeckte, rannte ich sofort auf sie zu.
Und auch Mark bewegte sich jetzt zügig in deren Richtung. Oh oh. Ich sah die Wut und die Verletzung in seinen Augen, und ich hatte Angst, er würde Mara jetzt anschreien. Anstattdessen ging er auf den jungen Polizisten alias Blondie los.
Aber das konnte ich nicht zu lassen. Mark würde sich in zu große Schwierigkeiten bringen, wenn er einen Beamten angreifen würde. "Heeey" brüllte ich laut über den Rasen, weil mir spontan nichts besseres einfiel.
Sofort drehten sich die drei Köpfe in meine Richtung. Ich verlangsamte mein Lauftempo und hielt dann bei ihnen an. Dem Blondie schien die ganze Situation plötzlich sehr unangenehm zu werden, und ohne sich wirklich zu verabschieden lief er in Richtung Wald davon.
Mara starrte ihm hinterher, als würde sie erst jetzt begreifen, was sie gerade gemacht hatte. Ich merkte, wie sie zusammenzuckte, als sie kurz zu Mark hinblickte, der sie wütend anstarrte. Dann wandte Mark sich um und ging wortlos davon.
Ich wünschte manchmal, Mara wäre nicht so unüberlegt, aber sie tat mir trotzdem mega leid. Stumm gingen wir nebeneinander zurück auf unser Zimmer.
Ich wartete jeden Augenblick darauf, dass Mara anfing zu weinen oder dass sie wenigstens ein Wort sagte. Aber sie räumte nur ihre Schulsachen auf, machte ihr Bett und lächelte mich leicht gezwungen an, wenn ich zu ihr rüber schaute.
Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus, nur so schweigend auf dem Zimmer zu sitzen. Ich setze mich zu Mara auf ihr Bett, die dort inzwischen angefangen hatte ein Buch zu lesen.
"Mara, ich bitte dich als deine Freundin mit mir zu reden!" sagte ich und guckte sie bittend an. Mara verzog ihr Gesicht ein wenig und ich konnte den Anflug eines echten Lächelns erkennen. Dann antwortete sie traurig: "Ich weiß, dass ich es vermasselt habe. Das gerade war eine blöde Idee..."
"Die blödeste die du seit Jahren hattest!" meinte ich.
"Ja, ich weiß. Aber jetzt, jetzt ist es einfach zu spät. Es liegt an mir, dass weiß ich ja auch..." Ihre Stimme erstickte.
Als ich "Das wird schon wieder" zu ihr sagte, schüttelte sie nur leicht mit dem Kopf. So kannte ich meine Mara gar nicht. Ich stand auf und ging zur Tür. "Ich bin kurz weg, ist das Ordnung?" fragte ich Mara und sie nickte.
Dann lief ich hinüber zu Josi, denn ich brauchte unbedingt jemand zum Reden. Nicht nur Josi, sondern auch Damian. Fast wie immer, wenn ich hier anklopfte, bekam ich keine Antwort und auch dieses mal betrat ich einfach das Zimmer.
Josi lag mit geschlossenen Augen im Bett, hatte Kopfhörer auf und hörte die Musik so laut, dass sogar ich mithören konnte. Spasshaft begann ich den Refrain mitzusingen: "I'm in love with the shape of you..."
Ruckartig saß Josi aufrecht in ihrem Bett und starrte mich für einen Moment erschrocken an. Dann begannen wir beide zu lachen. Sie zog die Kopfhörer runter und bedeutete mir dann mit einem Wink, mich neben ihr aufs Bett zu setzen.
"Du hast mich voll erschreckt. Nie wieder!" lachte sie. "Aber was gibt es denn. Irgendwie siehst du so aus, als wolltest du was loswerden." Ich holte kurz Luft und sprach dann knapp über Mark, Mara und den Blondie. Josi war eine gute Zuhörerin, aber sie wusste auch nicht recht, was zu tun war.
Dann fischte sie ihr Handy unter der Bettdecke hervor und zog die Kopfhörer Stecker heraus. "Hier. Damit du endlich mal wieder mit deinem Freund sprechen kannst."
Ich wusste, dass ich in diesem Moment sehr am strahlen war und Josi sah mich kopfschüttelnd an. "Also wenn das nicht Liebe ist..." meinte sie. Ich streckte ihr die Zunge raus, aber gleichzeitig dachte ich, dass sie wohl Recht hatte.
Josi verzog sich aus dem Zimmer nach draussen und dann konnte ich in Ruhe anrufen. Als es tutete, war ich wieder nervös, aus Angst, dass Domain wieder nicht abnahm. Aber dann meldete er sich mit seinem typischen "Hallöchen" und mir wurde ganz warm und Herz und ich merkte, wie sehr ich ihn vermisst hatte.
Das fiel eben nicht so auf, wenn um einen herum so vieles passierte. Ich brachte Damian schnell auf den neuesten Stand. Wir redeten auch über Mark und Mara. Aber auf eine Lösung kamen wir auch zusammen nicht.
Dann sagte er plötzlich: "Louisa, ich habe noch eine Überraschung für dich!" "Okayyy" sagte ich verwirrt und hatte keinen Plan, was er vorhatte.
"Also", fing er an. "Ich bekomme schon diese Woche Freitag meinen Gips ab, haben die Ärzte gesagt. Dannach muss ich zwar noch eine Schiene tragen, aber das ist natürlich viel besser."
"Freut mich" sagte ich ehrlich, aber ich wusste nicht, worauf das Ganze jetzt hinauslaufen würde.
"Ja, also, es geht um folgendes", sprach Damian weiter. "Mit der Schiene kann ich auch wieder Motorrad fahren. Und ich könnte am Wochenende vorbeikommen, natürlich nur, wenn du Lust hast..."
Aber da war ich schon in Freudensgeschrei ausgebrochen. Das brachte Damian dazu, laut loszulachen, und ausserdem platzte eine verstörte Josi ins Zimmer herein. "Ich will ja nicht stören, aber geht es dir wirklich gut?" fragte sie mich lachend.
Ich nickte heftig mit dem Kopf. Josi nahm sich ein paar Bücher mit und sagte mir, sie sei unten, um zu lernen. Dann verschwand sie wieder.
"Das war Josi" klärte ich Damian auf. "Aber was ich auch noch fragen wollte: wo warst du gestern, als ich versucht habe, dich anzurufen?"
"Ich habe jetzt neben der Ausbildung einen Job im Autohaus angefangen. Damit ich mir solche Wochenendausflüge und die Übernachtung im Hotel auch leisten kann. Deswegen hab ich den Anruf erst später gesehen."
"Warte" stoppte ich ihn. "Du willst in einem Hotel übernachten? Warum das denn? Komm doch bitte zu mir!"
Ich hörte wie er seufzte, dann sagte er: "Glaub mir, das würde ich nur zu gerne, aber ich habe mich extra auf der Homepage des Internats erkundigt, und sie nehmen keine Gäste auf."
Ich begann nachzudenken. Und ich hatte sofort eine Idee. "Damian, sei so gut und vergiss dein liebes Hotel."
"Nein, es ist verboten im Gebäude als Gast zu schlafen, ich werde hochkannt rausgeschmissen und du schlimmstenfalls auch!"
"Wer hat denn gesagt, wir übernachten im Gebäude?" erwiderte ich grinsend. "Pack dir einen Schlafsack ein. Wir übernachten im Baumhaus!"
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