17 ~ Fremdgang
Überrascht blickten Mara und ich zu Josi und dann direkt wieder zu dem Mann, der jetzt in dem Gebäude verschwand.
"Wie meinst du das? War er es jetzt, oder nicht?", fragte ich Josi. Sie guckte mich verzweifelt an. "Ich bin mir nicht sicher! Er sah fast so aus. Aber nicht ganz... Ach, keine Ahnung." Sie strich sich nachdenklich durch ihre Haare.
"Vielleicht war der Typ ja sein Bruder", warf Mara ein. Josi nickte weiterhin nachdenklich. Dann stand sie auf. "Los Mädels, wir sollten mal. Unterricht fängt gleich an. Ich werde den Mann mal fragen, ob er einen Bruder hat, wenn ich ihn nochmal sehe!" Und so gingen wir getrennte Wege.
Erst in der Mittagspause sah ich die beiden dann wieder. Josi verabschiedete sich schon von uns beiden, da sie keinen Nachmittagsunterricht mehr hatte. Ich beneidete sie sehr darum, vor allem weil das Wetter heute so schön war.
Mit Mara ging ich gemeinsam zur Essensausgabe, als ich die Blicke von jemandem auf uns spürte. Ich schaute mich um und sah Mark in einer Ecke sitzen und traurig zu uns rüber starren.
Seine Augen bohrten sich vor allem in Mara, die aber ahnungslos an der Theke stand und sich reichlich von den Nudeln mit Tomatensoße auf ihren Teller schaufelte.
Als Mark bemerkte, dass ich zu ihm rüber schaute wandte er seinen Kopf ab und konzentrierte sich wieder auf sein Essen. "Louisa, wo bleibst du?" rief Mara mich lachend. "Träumst du?"
Nein, ich träumte nicht. Da war was zwischen den beiden, so ein Funken. Die beiden waren so ein wunderbares Paar. Wie konnten sie es so lange ohne einander aushalten? Warum wollten sie sich nicht einfach wieder vertragen? Ich wünschte es den beiden von ganzem Herzen!
Ich stellte mich schnell an die Essensausgabe, so dass Mara nicht mitbekam wer da hinten saß. Ich konnte wetten, dass Mark schon wieder zu ihr rüberstarrte.
Während dem Essen versuchte ich Mara ganz vorsichtig etwas über Mark zu entlocken. Doch das brachte sie nur dazu, mich kurz finster anzuschauen und dann murmelte sie: "Ich will meine kleine Lexi nicht verlieren."
Aha. Darin bestand also das Problem. Es war nur leider so, dass die Polizei bei ihren Untersuchungen zwanghaft auf Lexi stießen würde, wenn sie sich das Baumhaus anschauten.
Wir aßen schweigend zu Ende. Dann brachte wir unser Geschirr wieder weg und zogen los zum Nachmittagsunterricht. "Wartest du kurz hier, ich müsste noch schnell auf Toilette",sagte Mara und reichte mir ihre Tasche.
"Kein Problem", erwiderte ich und blieb auf dem Gang vor den Toiletten stehen, während die Schüler alle an mir vorbei strömten. Ich erschrak, als mich eine Hand am Arm packte und ein Stück beiseite zog.
Als ich mich zu der Person umdrehte, erkannte ich Mark, der mich mit flehendem Blick anschaute. Ich zog verwirrt die Augenbrauen hoch. "Louisa... Bitte hilf mir", sagte er leise und traurig. "Sag mir, was ich tun muss, um Mara..."
Er verstummte, als Mara vor uns aus der Türe trat. Aber sie hatte uns noch nicht gesehen. Mir fiel spontan nur eines ein. Ich drückte die Tür hinter mir auf und zog Mark mit hinein.
Dann merkte ich ganz schnell, das dies wohl eine sehr, sehr dumme Idee war. Warum musste ich auch das Pech haben, dass die Tür hinter mir direkt in die Jungstoilette führte?
Ich fluchte leise. Alle Augen der umstehenden Jungs waren auf uns, beziehungsweise mich gerichtet. Ein paar lachten auf, andere pfiffen anerkennend und machten sonstige blöde Geräusche.
Ich konnte es einfach nicht verhindern und lief rot an. Mark starrte mich eine Sekunde lang verwirrt an, aber er schaffte es nicht sein Lachen zu verbergen.
Dann wurde er wieder ernst und schaute mich erneut flehend an.
Ich spürte die Blicke der anderen Jungs auf uns, also flüsterte ich schnell "Problemlösung für Lexi!"
Das würde hoffentlich niemand hier in diesem Raum verstehen. Aber Mark nickte bedenklich mit dem Kopf und dankte mir knapp. Wie es sich für einen Jungen eben gehört, wenige Worte aber alles gesagt.
Dann flüsterte er mir leise zu: "Geh du schnell hier raus, ich warte noch ein paar Minuten, bis ihr weg seid."
Damit meinte er wohl Mara und mich und ich konnte es ihm nicht verübeln, Mara noch ein wenig aus dem Weg zu gehen.
Ohne darüber nachzudenken, wie ich Mara jetzt erklären sollte, dass ich in der Jungstoilette war, trat ich aus der Tür. Sie stand direkt vor mir auf dem Gang und blickte sich suchend um, als sie mich entdeckte.
Sie zog ihre Stirn in Falten, aber bevor sie irgendetwas sagen konnte, plapperte ich schnell: "Ich musste gerade auch voll dringend und bin ausversehen da rein gegangen..."
Mara guckte mich komisch an, dann lachte sie und fragte belustigt: "Na, wie war's?" Ich schüttelte nur den Kopf, aber grinsen musste ich schon. Dann zog ich Mara mit mir und wir gingen wieder in den Unterricht.
Das nächste Mal, dass ich Mara sah, war vor unserer Zimmertür. Sie schloss gerade auf, und blieb dann verwundert stehen. Sie hob etwas auf und starrte kurz verwundert darauf, dann packte sie es in ihre Tasche. Als sie mich sah, blickte sie erfreut zu mir.
"Ich treffe mich mit Mark", sagte sie und lächelte schüchtern. Wow, so ruhig kannte ich sie gar nicht. Ich wünschte ihr viel Glück, und hoffte, dass Mark sich etwas Gutes überlegt hatte.
Dann setzte ich mich an ein paar Hausaufgaben und traf mich mit Josi. Ich war gerade wieder auf meinem Zimmer, als eine wütende Mara hereinstürmte. Ich ahnte Schlimmstes.
"Er hat mir ein Formular für ein Tierheim unter die Nase gehalten. Lexi soll aber nie, niemals in einem Käfig eingesperrt leben! Ausserdem ist es da so weit weg!" Mara war total aufgewühlt und sauer.
Oh nein. Mark hatte es versaut. Hätte ich ihm doch bloss nicht diesen Tipp gegeben! Er hatte es aber wirklich selber verhauen. Beruhigend nahm ich Mara in den Arm.
"Noch ist doch noch nichts unterschrieben", sagte ich tröstend.
Mara schüttelte trotzig den Kopf. "Aber er wird es versuchen. Er ist so gegen mich..." Dann stand sie mit einem Ruck auf.
"Ich werde es ihm schon zeigen", sagte sie und verliess dann das Zimmer. Ich hatte Angst, dass sie jetzt etwas tun würde was sie später bereute.
Und meine Befürchtungen wurden war, als ich sah was sich draussen vor meinem Zimmerfenster abspielte:
Mara kam heraus, und im selben Augenblick traf sie auf den jungen, blonden Polizisten, den ich insgeheim schon Blondie getauft hatte. Sie redeten kurz, dann rief Mara jemanden vom Handy des Polizisten an.
Als Mark mit schnellen Schritten über die Wiese in ihre Richtung lief, schaltete mein Gehirn auf rot.
An die Scheibe gepresst sah ich, wie Mara ihren schlanken Körper an den Poizisten drückte. Ihre Hände fuhren langsam in seine blonden Haare und dann zog sie ihn zu einem innigen Kuss heran.
Ich sah nur noch wie Mark eiskalt getroffen stehen blieb, unfähig sich zu bewegen. Dann rannte ich los nach draussen, weil ich dem ganzen einfach nicht tatenlos zusehen konnte.
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