15 ~ Eis-Augen
Josis Sicht
Ich holte tief Luft und spürte, wie sich Schweißtropfen an meinen Händen bildeten. Zum einen war ich so erleichtert, etwas erzählen und aus mir herauslassen zu können, aber gleichzeitig war da auch diese Angst.
Diese klammernde eiskalte Angst, die mir jedes mal die Kehle zuschnürte, wenn ich wieder diesem eisblauen Blick begegnen musste.
Er war es, der über meine Zukunft entscheiden konnte und diese auch komplett verschwinden lassen könnte...
Ich spürte Louisas erwartungsvollen Blick auf mir liegen. Ja, sie hatte sich eine Antwort mehr als jeder andere verdient. Und so begann ich mit fester Stimme meine Geschichte zu erzählen.
"Ich war eine der einzigen Schülerinnen, die über die Sommerferien am Internat geblieben sind. Viele waren ja bei ihren Familien und im Urlaub, aber ich konnte nicht zu meiner Familie, weil gerade viel Streit zwischen meinen Eltern herrscht.
Naja, so habe ich eben hier meine Ferien verbracht. Mein Traum war es schon immer, eines Tages Medizin zu studieren. Aber dafür musst du nicht nur extrem gut sein, sondern auch das Geld haben. Was ich nicht habe.
Deswegen ist meine einzige Möglichkeit und Hoffnung, ein Stipendium zu bekommen.
Und dafür brauchst du halt Kontakte. Herr..." ich schluckte und ein ekelhaftes Gefühl legte sich in meinen Mund.
Sein Name war wie ein Fluch.
Ich war Louisa dankbar, dass sie einfach nur verstehend nickte und so erzählte ich weiter.
"Also, an einem Tag saß ich draussen auf dem Rasen und lernte, während die anderen alle im Meer und am Strand waren. Er kam von drinnen, und fragte mich, warum ich mich denen denn nicht anschließen wollte.
Ich erzählte, ohne irgendwelche Hintergedanken, von meinem Traum, einmal Ärztin zu werden. Und so kamen wir ins Gespräch..."
Ich dachte an unser Gespräch zurück. Wie ahnungslos ich da doch war! Und wie schrecklich im Nachhinein darüber nachzudenken, was ich alles offenbart hatte. Kein Wunder, ich hatte mich total verletzlich dargestellt.
"Also wir haben so über das Studium geredet und dann fing er plötzlich mit diesem Freund von ihm an, der mir helfen könnte mit dem Stipendium."
erzählte ich.
Ich wusste das dies der Moment war, ich dem ich blind wurde. Also, blind gegen die ganzen komischen Andeutungen, die Herr... ihr wisst schon, gemacht hatte.
Ich begann mit rauher Stimme weiter zu erzählen. "Er sagte dann zu mir so etwas, wie dass man gegen eine kleine Vergeltung alles bekommen könnte. Und damals habe ich das einfach nicht verstanden, sondern nur blind genickt!"
Ich sah wie Louisas Augen sich weiteten. Ich denke, sie ahnte schon was ich ihr jetzt erzählen würde. Und ja, ich wollte es endlich irgendjemandem erzählen, weil es so schrecklich war ganz alleine damit zu leben. Trotzdem zitterte meine Stimme als ich weitersprach.
"Er hat mit mir ausgemacht, dass ich am Abend darauf zu ihm komme, damit er sich meine Unterlagen ansehen kann und wir weiteres besprechen können."
Louisa kam zu mir und nahm mich in den Arm. "Du musst nicht, aber du kannst mir alles erzählen."
Ich nickte dankbar, und dann erzählte ich Louisa alles, was in meinem Kopf von den ganzen Erunnerugen noch da war.
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Stolz nahm ich meinen Stapel mit den vielen Unterlagen, die ich mir für die Bewerbung zusammen gesammelt hatte und machte mich auf den Weg zu seiner Lehrerwohnung. Ich war bisher noch nie in diesem Trakt gewesen.
Ich klopfte an seine Tür, einmal, zweimal. Dann hörte ich Schritte.
Herr Winter öffnete mir die Tür, nickte mir lächelnd zu und nahm mir dann sogar meine Jacke ab. Aber als ich ihm meine Unterlagen reichen wollte, schaute er gar nicht mal drauf, sondern legte sie nur beiseite.
Dann lies er seinen eisblauen Blick über mich wandern, und ich spürte, dass irgendwas nicht richtig war. "Wenn ich dir helfen soll, dann musst du schon was dafür tun" sagte er und kam mir immer näher. Mein Atem stockte. Panik breitete sich in mir aus.
"Keine Sorge, wir lassen es ganz langsam angehen, Baby" und dann spürte ich seine Hand an meiner Wange, wie er langsam darüber strich, während ich versuchte mich unter ihm durchzuwinden.
Aber er hielt mich einfach mit einer Hand an meiner Brust fest an die Wand gepresst. Mein Stimme zitterte, als ich sagte "Lassen sie mich hier raus! Ich will nicht...!" Sein Blick verfinsterte sich. Dann presste er seine Lippen auf meine, drückte mich fest gegen die Wand, sodass sein Körper ganz eng an meinem lag.
"Oh doch, ich weiß, dass du willst" sagte er als sich seine Lippen wieder lösten. Ich war eingefroren und unfähig zu denken und zu handeln.
Aber als sich seine Hand unter mein Top schob, ging bei mir irgendwie ein Notschalter im Gehirn an und ich schrie. Laut und verzweifelt, bis seine Hand auf meinen Mund schlug.
Aber es hatte gereicht. Es klingelte an der Tür und Herr Winter löste sich sofort von mir. Dann bohrten sich seine hässlichen Augen in meine: "Ein Wort, und du bist Tod" Ich konnte die Wut und den Hass in seiner Stimme spüren. Und ich hatte Angst.
Vor der Tür stand so ein Mann, dem Herr Winters erzählte, ich hätte wegen einer Spinne geschrien. Ich nickte, obwohl ich gar keine Angst vor Spinnen hatte. Dann lies Herr Winter mich einfach gehen. Ich schaltete komplett ab und beteuerte dem besorgten Mann, dass mit mir alles gut sei.
Als ich gehen wollte, sah ich Herrn Winter am Fenster stehen, und mir mit seinen Eis-Augen hinterherstarrten.
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