Ich grill dir nen Salat

Ich grill dir nen Salat.
Bereits im Frühling habe ich mit den Vorbereitungen begonnen und auch wenn ich es dir noch nicht erzählt habe, bin ich ausschließlich für dich in das Geschäft neben dem Supermarkt marschiert. Es war so schrecklich mühsam, sich zwischen all den Möglichkeiten entscheiden zu müssen und es ist mir noch schwerer gefallen, das schnellste und einfachste Exemplar nehmen zu können. Ich hoffe, dass du weißt, dass ich das Alles nur für dich auf mich aufgenommen habe und als ich nachhause spaziert bin und den Schlüssel in der Tür umdrehte, war ich dabei besonders vorsichtig. Ich hatte Angst, dass du mich dabei erwischen würdest und mir meinen Einkaufssack aus der Hand reißen würdest. Zum Glück hattest du mein abgekartetes Spiel nicht bemerkt und lagst nur weiter auf der Couch, während du nun schon zum dritten Mal dieses Tages die Nachrichten verfolgtest.

Ich grill dir nen Salat.
Es ist schon Sommer, als ich meinen Plan nun endlich in die Tat umsetzen kann und als ich im Keller nach den weißen Grill suche, bemerke ich, dass du ihn wohl schon seit Jahren auf den Müll geworfen hast. Wahrscheinlich hast du ihn damals, als du mit der Gartenarbeit beschäftigt warst, benutzt und darin die wenigen Äste eingewickelt, welche der alte Ahornbaum
noch hergeben konnte. Macht nichts, denke ich mir und beschließe, einfach die Herdplatte zu benutzen. Es sollte klappen, wenn ich nur genügend Fantasie zur Verfügung hätte und dabei aufpasse, keinen Tropfen zu verschütten.

Ich grill dir nen Salat.
Es sind einige Stunden vergangen, als ich endlich bereit bin, mit den Kochen zu beginnen. Noch immer sitzt du auf dem Sofa und schenkst mir keine Beachtung. Ich schalte das Radio ein, um keinen der Nachbarn auf mich aufmerksam zu machen und hole den Salat vor. Er fühlt sich schwer in meiner Hand an und kurz zögere ich, bevor ich ihn auf die Arbeitsfläche lege. Es ist bekannt, dass man Gemüse waschen sollte und als ich ihn unter das warme Wasser halte, steigt mir der rostige Geruch in die Nase. Ich rümpfe kurz, doch das Adrenalin in meinen Venen verhindert, dass die Panik in mir aufsteigt. Nun läuft nur noch alles monoton und es macht mir Angst, wie säuberlich und gelassen ich jedes einzelne Blatt wasche. Es gleicht schon fast einer Routine und als ich die kalte Pfanne herausziehe und auf den Herd stelle, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken.

Ich grill dir nen Salat.
Sollte ich dabei Öl benutzen? Ich habe Angst, dass ich es später aufputzen muss und sich dabei Flecken bilden, welche ich nicht mehr aus den Teppich im Wohnzimmer herausbekomme. Nicht einmal Bleichmittel würde dabei einen allzu guten Job erledigen und so entscheide ich mich dazu, den einsatzbereiten Salat lediglich ein wenig zu salzen, bevor ich ihn über das Feuer lege.

Ich grill dir nen Salat. Das Küchenutensil ist fast so warm wie mein Körper und ich stelle fast, dass ich zu zittern angefangen habe. Der Rauch beginnt langsam hinaufzusteigen und als ich das Gemüse mit den bloßen Händen umdrehe, bemerke ich die roten Grillstreifen. Zufrieden nicke ich kurz und je dichter der Dampf wird, desto entschlossener werden meine Handgriffe. Ich sehe nach oben auf die Haube der Küche. Jetzt muss ich nur noch auf den Abzug drücken.

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