Das Leben ist voller Überraschungen

„Lavanya! Komm bitte, wir müssen über deinen Besuch morgen sprechen!" Wie aufs Stichwort sprang ich vom Pferd und lief zu Gwen meiner Betreuerin und Anführerin des weißen Klosters.

Jedes Jahr besuchte mich der Prinz aus Düsterwlad, weil er mich als Baby fand. Inzwischen verband uns mehr als das Ereignis vor nun inzwischen 29 Jahren. So glaubte und hoffte ich es zumindest. Der eine Tag, den wir im Jahr verbrachten, bedeutete mir mehr als alles andere. Mit zunehmendem Alter wurden die Abschiede immer schwermütiger und länger. Jedes mal flehte ich ihn an, mich mit zu nehmen - seit bestimmt 4 Jahren. Er lächelte jedes mal mild und ich konnte ihm ansehen, dass er mich auch gerne bei sich hätte. „Gedulde dich Lavanya. Unsere Zeit wird kommen und zu deinem 30 Geburtstag werde ich dich holen - das verspreche ich dir!" Er strich mir bei diesen Worten über das Gesicht, mit seinen sanften Händen. Für einen Moment sah es aus, als ob er meine Lippen küssen wollte. Er gab mir aber einen Kuss auf die Stirn. Das geschah letztes Jahr. Ich war gespannt, was dieses Jahr geschehen würde.

Er brachte mir jedes mal ein Geschenk mit. Mein Pferd Pegasus schenkte er mir zu meinem 20. Geburtstag. Ich bekam von ihm diverse Waffen und Schmuck, die mich in der langen Zeit in der ich auf ihn wartete, aufmunterten.

Gwen besprach mit mir, was ich morgen anziehen sollte und dass sie dieses mal mit dem Prinzen und mir etwas zu klären hatte. „Gwen, ich habe Gefühle für ihn, weiß aber nicht, ob er genauso empfindet. Diese Unwissenheit quält mich zunehmend!" Sie lächelte mich besänftigend an. „Genau das will ich mit euch besprechen. Ich gebe euch zunächst ein wenig Zeit und möchte, dass du ihn später zum Essen mitbringst!"

Ich nickte und suchte weiter ein passendes Kleid raus, reinigte meine Waffen und striegelte Pegasus, bis sein Fell aussah als wäre es lackiert.

Vor lauter Aufregung konnte ich nicht schlafen und war schon lange vor Sonnenaufgang wach. Ich ging noch einmal auf den Übungsplatz mit meinen Bogen. Ich wurde darin sehr gut ausgebildet, da die Frauen sehr viel Wert darauf legten, dass man sich selber zu helfen wusste und nicht auf die Männer angewiesen war. Das spärliche Licht erhöhte den Schwierigkeitsgrad. Es verging eine Zeit und die Sonne erhellte bereits die Wälder. Ich vernahm Schritte hinter mir und dachte, dass es vielleicht Gwen oder eine andere aus dem Kloster war.

Eine Hand legte sich auf meinen Ellenbogen als ich gerade einen Pfeil in der gespannten Sehen hielt. Eine andere Hand legte sich auf meine Hüfte und korrigierte meine Haltung. Mein Atem stockte, denn ich war mir unsicher, wer hinter mir stand. Ich bekam einen sanften Kuss auf die Wange und ich ließ vor Schreck den Pfeil los, der trotzdem die Mitte der Zielscheibe traf. Gleich danach drehte ich mich um und stellte erfreut fest, dass Legolas hinter mir stand. Ich umarmte ihn stürmisch und glücklich lachend. Er hielt mich fest in seinen Armen. „Ich habe dich so sehr vermisst Lavanya!" So gut es mir möglich war, drückte ich ihn fester und bemerkte, dass sein Körper sich verändert hatte. Er war muskulöser geworden und sein Kreuz breiter. „Ich habe dich auch sehr vermisst Legolas!"

Nach der Umarmung schauten wir uns eine Weile in die Augen, unentschlossen was wir jetzt tun sollten. Er Schien sich entschieden zu haben und näherte sich meinen Lippen. Er küsste mich ganz sanft und zart. Legolas erschrak als man seinen Namen rief. „Prinz Legolas, ihr seid früh hier!" Es war Gwen, die das mit einem strengen Ton sagte.

Sie schickte mich auf meinem Zimmer, dass ich mich umziehe. Sie wollte mit Legolas schon mal reden. Verzaubert von dem Kuss gehorchte ich entgeistert. Ich beeilte mich sehr. Kurz bevor ich beim Festsaal ankam, wo sie auf mich warteten, hielt ich inne um Luft zu holen. Ich konnte sie reden hören. „...Gwen ich liebe sie und hätte sie am liebsten jeden Tag um mich aber die Welt ist im Wandel und gefährlich geworden. In wenigen Tagen werde ich mit meinem Vater in den Krieg ziehen und niemand weiß, wie das ausgehen wird! Lavanya muss noch für wenigstens ein Jahr bei euch bleiben!" Die paar Sätze die ich von Legolas hörte, ließen mein Herz höher Schlagen und gleichzeitig Tränen der Verzweiflung in mir aufsteigen. Ich dachte nicht weiter nach sondern platzte so aufgewühlt wie ich war, in den Saal wo ich perplex von Gwen und Legolas angesehen wurde. Legolas dämmerte es recht schnell, dass ich ihn gehört haben musste. Er stand auf und nahm mich in den Arm. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und schluchzte leise vor mir hin. „ Ist es wahr?" fragte ich mit Tränen erstickter Stimme. „Jedes Wort!" antwortet er flüsternd. Das machte mein Herz noch schwerer statt leichter. Er nahm mein Gesicht in seine Hände. „Ich liebe dich Legolas! Ich ertrage den Gedanken nicht, dass du in wenigen Tagen in den Krieg ziehst!" Milde lächelte er und küsste mich erneut. 

Gwen entließ uns und wir verbrachten gemeinsam den Tag. Nun nachdem wir wussten, dass wir uns liebten, gingen wir offener mit unseren Gefühlen um und suchten stets die Körpernähe. Viele Küsse wurden ausgetauscht, die ersten in meinem bisherigen Leben. Er erzählte mir alles, was man hier im weißen Kloster nicht so vernahm. Es herrschen Unruhen und Orks versuchten verschiedene Ländereien ein zu nehmen, was natürlich unterbunden werden musste. Die Völker Mittelerdes vereinigten sich um sie zu bekämpfen. „Ich komme zu dir Lavanya, sobald das Ganze vorbei ist! Du musst im Kloster bleiben, bis ich dich hole!" Ich nickte und war einverstanden. Dieser Mann bedeutete mir die Welt und ich würde alles tun um mit ihm zusammen zu sein.

Der Abschied rückte immer näher und mein Herz wurde immer schwerer.

„Lavanya, ich habe noch ein Geschenk für dich. Es ist aber mit einer Frage verbunden!" Wir waren gerade im Stall bei seinem Pferd, als er sich unerwartet vor mir nieder kniete. Mir blieb für einen Moment die Luft weg. Er nahm meine Hand und steckte mir einen Ring auf, während er mich fragte: „Lavanya, willst du mich heiraten sobald ich wiederkehre?" mit hoffnungsvollen Blick sah er mich an. „Ja Legolas, ich will deine Frau werden!" meine Worte kamen von Herzen ebenso wie seine. Überglücklich lächelte er mich an, stand auf und umarmte mich erneut. „Ich liebe dich!" flüsterte er noch in mein Ohr während alle umstehenden applaudieren und uns gratulieren. „Ich liebe dich auch!" antwortete ich, ehe ich meinen letzten liebevollen Kuss bekam. Er schwang sich auf sein Pferd und verabschiedete sich. „Ich werde wiederkommen und dich heiraten Lavanya!" Er galoppierte aus dem Stall in die Nacht mit einem letzten Blick zu mir.

Von diesem Tag an richtete sich in jeder freien Minute die ich hatte, mein Blick zum Horizont immer in der Hoffnung ihn wieder zu sehen.

Nach vielen Wochen erblickte ich jedoch am Horizont etwas sehr beunruhigendes. Eine große Orkmeute kam auf das Kloster zu. Wir konnten nicht fliehen und wir mussten wohl oder übel genommen unser Leben in der Schlacht verteidigen. Ich konnte alle Bewohner warnen, doch das änderte nichts daran, dass viele in der Schlacht gefallen waren. Ich selbst kämpfte bis zur Ohnmacht und wurde schwer verletzt.

Es gab keinen Gewinner in der Schlacht, die Orks und Frauen des Klosters waren alle gleichermaßen tot. Ich lag auf der Seite als ich auf den Rücken gedreht wurde. Ich stöhnte vor Schmerzen und öffnete die Augen so gut es ging. Daraufhin kamen 2 andere Elben hinzu und kümmerten sich noch vor Ort um meine Verletzungen. Sie setzten mich vorsichtig auf und gaben mir etwas zu trinken. „Wir sind Elben aus Schwertfelde und sind zufällig hier vorbeigekommen. Wie es scheint wurdet ihr von Orks angegriffen und habt sie besiegt. Naja ihr seid die Einzige die überlebt hat, von den Pferden ausgenommen. Wie heißt ihr?" Alle waren tot? Abgesehen von Legolas waren es die einzigen und wichtigsten Elben in meinem Leben. Mein Herz schmerzte wegen des Verlusts und ich schrie mir die Trauer aus dem Leib. Eine Elbin kam zu mir und nahm mich fest in den Arm. Zwischen den Tränenschleier sah ich Pegasus, der unverletzt schien. Ich stand auf und lief auf ihn zu und umarmte ihn. Die Umstehenden schauten einfach nur mitleidig zu. Pegasus und ich standen inmitten des Schlachtfeldes mit all den Toten um mich. Die leeren Augen von Gwen schauten in den Himmel. Ein Elb stellte sich hinter mir. „Kommt mit uns. In Schwertfelde führen wir ein unbeschwertes Leben und du kannst dich von deinen Verletzungen erholen! Ich bin Diaval, wie ist dein Name?"

Ich wurde zum wiederholten male nach meinem Namen gefragt. „ Lavanya" Der Elb lächelte mich an. „Ein wunderschöner Name." Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter. „Ich will fort von diesem schrecklichen Ort mit meinem Pferd Pegasus!" Er nickte zur Bestätigung. „Brauchst du noch etwas an persönlichen Sachen?" Ich ging zu meinem Gemach mit Diaval als Stütze. Ich nahm meinen Dolch, Kurzschwerter und Bogen. Legolas Schmuck trug ich immer an mir, doch ich suchte ein Tuch, dass ich einst von ihm bekam und ich unbedingt mitnehmen wollte. Ich fand das was ich suchte und ließ mich von Diaval aufs Pferd heben. Ich konnte nicht sagen, wie lange der Ritt dauerte, meine Gedanken kreisten sich darum, dass ich Legolas finden musste, denn wenn er zum weißen Kloster zurückkehren würde und das so vorfindet, glaubt er womöglich, ich sei tot.                                                                                                                                            Diaval und seine Schwester Lian kümmerten sich rührend um mich und päppelten mich auf. Ihre Eltern waren auch tot und so hielten die Geschwister zusammen. Sie waren Pferdehändler und Züchter am Rande von Schwertfelde.

Lian wurde mir eine sehr gute Freundin und ich erzählte ihr von Legolas. Auch Diaval wusste von meinem Verlobten. Beide hörten mir nur aufmerksam zu, doch keiner erwiderte etwas auf meine Erzählung. Meine Wunden heilten und ich erkundete Schwertfelde, was wirklich hübsch an zu sehen war. Ich half den beiden soweit meine Kräfte es zuließen mit den Pferden.

Es ergab sich der Tag, da Lian mich zu einem Gespräch bat. Wir setzten uns ans Lagerfeuer, Diaval kam dazu und strich mir sanft über den Rücken. Lian begann zu erzählen: „Lavanya, du erzähltest von deinem Verlobten, der in den Krieg zog. Der Krieg ist vorbei und das Gute hat gesiegt, jedoch zu einem hohen Preis! Es wäre möglich, dass dein Prinz die Schlacht nicht überlebte." Verzweiflung stieg in mir auf, denn diesen Gedanken hatte ich auch bereits.Ich schluckte den Kloß hinunter, doch bei der Vorstellung mein geliebter Legolas könnte tot sein, flossen mir unweigerlich die Tränen ohne dass ich das hätte verhindern können. „Ich werde ihn mit dir suchen oder die Gewissheit suchen Lavanya!" sagte Diaval in einem freundlichen Ton zu mir. Dankbar lächelte ich ihn an und umarmte ihn. „Danke mein Freund! Bitte lasst uns gleich morgen früh aufbrechen! Ich will es so schnell wie möglich in Erfahrung bringen!" Milde lächelnd nickte er und ich sprang sofort auf, meine Sachen zusammen zu packen.

Lian und ich teilten uns ein Zimmer. Noch bevor wir zusammen ins Bett gingen, hatte sie noch was auf dem Herzen. „Liebe Freundin, passt bitte auf dich und meinen Bruder auf! Ihr seid das wichtigste in meinem Leben und ich hoffe euch bald wieder zu sehen! Ich wünsche mir von Herzen dass du deinen Verlobten findest!" Ihre Worte rührten mich und dafür umarmte ich sie fest.

Der Tag brach an und mein Freund wartete schon bei den Pferden, die bereits gesattelt waren.

Wir waren der Sicherheit halber bewaffnet, auch wenn ich hoffte diese nicht zu gebrauchen. Diaval sah ernst aus und war wie ein Krieger gekleidet. Er war ein hübscher, stattlicher Elb und sehr aufmerksam zu Frauen. Er half mir auf Pegasus. „Bereit?" ich nickte entschlossen und dann begann unsere tagelange Reise mit ungewissem Ausgang.

Wir suchten das Königreich Thranduils auf – dem Vater von Legolas, in der Hoffnung, dass dort irgendjemand etwas wusste. Man verwies uns auf das Feldlager der Waldelben und erhofften uns dort Antworten zu finden.

Es dauerte schon einige Tage, dort überhaupt hin zu kommen. Endlich dort, sprach ich eine Elbin an, die anscheinend etwas zu sagen hatte.

„Verzeihung, wenn ich einen Moment eure Aufmerksamkeit haben dürfte!" Prompt drehte die Elbin sich um und musterte mich während sie auf mich zu kam. Aus Höflichkeit stiegen wir vom Pferd, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. Ich stellte uns standesgemäß vor. „Mein Begleiter Diaval aus Schwertfelde und ich Lavanya vom weißen Kloster suchen hoffnungsvoll Prinz Legolas aus Düsterwald. Habt ihr ihn gesehen?" Die Elbin kniff ihre Augen zusammen und schien nachzudenken, ehe sie mit betrübter Miene antwortete. „Ihr seid die Verlobte vom Prinz Legolas? Wir hörten, dass das weiße Kloster zerstört wurde?!" Ich nickte zur Bestätigung. Diaval mischte sich ein: „ Meine Schwester und ich haben sie gefunden! Sie ist die einzige Überlebende und den ganzen Weg hierher, um nach ihrem Verlobten zu suchen! So antwortet ihr! Habt ihr ihn gesehen?!"

„ Ich bin Tauriel – Heerführerin und Freundin von Legolas! Es betrübt mich sehr euch das mitteilen zu müssen, das mein Freund und dein Verlobter im Kampf gefallen ist Lavanya."

Ihre Worte trafen mich hart und ich brach verzweifelt zusammen. Weinend und immer wieder „NEIN!" laut schreiend, brach ich zusammen. Ich bekam keine Luft mehr und drückte meine Hand auf die Brust, wo einst mein Herz saß. Ich hatte das Gefühl, dass es eben zersprang und nur noch leere herrschte. Diaval hielt mich fest und gab mir ein wenig halt. Ich wusste nicht wie lange ich so da hockte oder wer mich alles mitleidig betrachtete. „Lavanya, ich verstehe deinen Schmerz, ich liebte ihn auch aber er hatte nur Augen für dich all die Jahre und nun ist er tot..." Tauriel lief eine Träne über die Wange. Ich sah flehend Diaval an. „Bring mich bitte weg von hier!" Er nickte, half mir auf und hob mich auf Pegasus. Er setzte sich hinter mir weil er befürchtet, dass ich vom Pferd fallen würde. Kraftlos und mit schmerzenden Herzen umfing mich Dunkelheit. Die Tage vergingen und ich konnte mir nicht wirklich erklären, wie wir in Schwertfelde ankamen.

Ich fühlte mich wie in einem Wachkoma während die weiteren Monate vergingen. Man musste mich Zwangsernähren, um mich am leben zu halten. Ich wollte eigentlich nicht mehr leben ... wofür? Die Liebe meines Lebens weilte nicht mehr unter uns.

Diaval verbrachte jede freie Minute bei mir. Nach einigen Jahren setzte er sich zu mir und nahm meine Hand. „Lavanya, schau mich an! Ich will nicht das du am gebrochenen Herzen stirbst! Unbestreitbar ist es wirklich schlimm, was die widerfahren ist! Du bist nicht alleine! Du hast Freunde und du wirst geliebt Lavanya! Bitte lass mich dir helfen ins Leben zurück zu finden! Reise mit mir ein wenig durch Mittelerde. Lerne neue Völker und Ländereien kennen und finde zum Leben zurück! Ich kannte den Prinzen nicht, doch bin ich mir sicher, dass er es nicht gewollt hätte, dass du deine Unendlichkeit mit Trauer verbringst!"

Er hatte recht, nach nun 7 Jahren Trauer wurde es Zeit, wieder den Weg ins Leben zurück zu finden.

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