Auf Reisen
Der Hochzeitstag brach an und man half mir in mein elegantes blaues Kleid, welches ich wie auch Arrian und Clarice trug. Orophin selbst sollte mich vom Gemach abholen und so wartete ich auf seine Ankunft. Es klopfte leise und er trat ein. Orophin sah stattlich und sehr gut aus. Er musterte mich von oben bis unten und lächelte zufrieden. Er wagte vorsichtig einen Schritt näher zu mir und legte einen Arm um meine Hüfte. Seine grünen Augen schienen in meine Seele zu blicken. Seine Hände legten sich auf meine Hüfte. „So kühl, so zart und so beeindruckend willensstark. Ich bewundere euch Lavanya. Ich begehre dich von Tag zu Tag mehr!" Ich wusste kaum wie mir geschah, da legten sich seine Lippen auf meine. Ich entriss mich ihm und wischte mit meinem Handrücken über den Mund. Ich sah ihn an und erblickte für einen Moment Legolas Gesicht. Erschrocken wich ich von Orophin zurück. Bestürzt hielt er mich fest, da ich ins Torkeln geriet. „Es tut mir leid Lavanya! Ich habe mich hinreißen lassen und wollte dich damit nicht bedrängen! Alles in Ordnung? Du siehst so blass aus." Als ich begriff, dass er ER war legte ich meinen Kopf an seine Brust. Mit meiner einen Hand hielt ich mich an seinem Oberarm fest, mit der anderen wischte ich mir die Tränen aus den Augen. „Orophin, ich habe meinen Verlobten verloren, mein Freund hat sein Herz verschenkt und wenn ich in deine Augen sehe, sehe ich das Antlitz meines verstorbenen Verlobten." Er hob mein Kinn um mir mit einem sanften Blick in die Augen zu schauen. „Das alles kann ich verstehen Lavanya. Du brauchst Zeit, um dich auf was neues ein zu lassen, so wie ich das heraus höre?!" Dankbar lächelte ich ihn an und nickte. Er gab mir einen Kuss auf die Wange, trocknete meine Tränen und führte mich zum Altar hinunter.
Ich stand vorne und bekam schnell Gesellschaft von Arrian und Clarice. Diaval stand mir gegenüber, sah mich besorgt an und flüsterte Orophin etwas zu. Sie tuschelten miteinander bis beide zufrieden nickten. Für mich stand der Entschluss fest, dass ich nach der Hochzeit abreisen würde und mich wieder auf Reisen begeben würde, um unsere Pferde zu ihren neuen Besitzern zu bringen. Beorn wartete bereits auf seine 6 Pintopferde. Rohan, Gondor, Auenland und Lothlorien warteten ebenfalls auf ihre Lieferung. Ich würde dafür einige Monate brauchen und es genießen, weit ab von der Kontrolle mancher Elben zu sein, die der Meinung waren für mich verantwortlich zu sein.
Lian trat zum Altar vor - zu ihrem zukünftigen Mann und sah einfach bezaubernd aus. Sie würde mit ihm nach Lorien gehen und Diaval wird mit Clarice in Lothlorien bleiben. Ich werde nach Schwertfelde gehen und die Pferdezucht übernehmen.
Während der Feierlichkeiten suchte mich Herr Erond auf. Er wollte seinen Sohn Lindar in einigen Monaten zu mir schicken, um einen Hengst von mir zu holen, den er für seine eigenen Zucht verwenden wollte. Lindar freute sich wie ein Honigkuchenpferd und bat mich um einen Tanz. Ich nahm an und ließ mich auf die Tanzfläche führen, nachdem Lian und Rumil ihren Hochzeitstanz absolvierten. Lindar war ein wirklich guter Tänzer. Seine Heißblütigkeit riss mich mit und erregte mich ein wenig. Keuchend beendeten wir den Tanz, zur Freude von Orophin, wie ich aus dem Augenwinkel bemerkte. Ich bedankte mich mit einem geheimnisvollen Grinsen bei Lindar und freute mich irgendwie schon auf seinen Besuch. Ich bemerkte, dass ein anderer, mir fremder Elb als nächstes die Gelegenheit ergreifen wollte, mit mir zu tanzen, doch Lian, Arrian und Clarice durchkreuzten seine Pläne. Wir 4 bildeten einen Kreis und fassten uns alle an den Händen. Im Kreis tanzten wir ausgelassen zur Musik, bevor wir erschöpft mit einem Glas Wein uns etwas Abseits auf eine Bank setzten.
„Lavanya du bist sehr begehrt hier. Fast alle Frauen sind vergeben oder nicht so schön an zu sehen wie du." lachte Arrian, die mich schon die ganze Zeit beobachtete. Das erklärte so einiges für mich.
„Mädels, ich reise morgen ab und möchte euch sagen, dass ich euch sehr vermissen werde! Ich habe euch alle so lieb gewonnen und werde euch bald besuchen kommen." Ich wand mich an jeden Einzeln. „Arrian, dein Mann und du ihr führt eine wundervolle Ehe und ich wünsche euch nur das Beste für die Familienplanung!" meine Freundin drückte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Lian unsere frisch gebackene Braut. Du hast alles richtig gemacht! Ich werde die Zucht von dir und deinen Bruder würdevoll übernehmen und mein Bestes geben, wenn du auch dein Bestes als Ehefrau gibst." fügte ich mit einem Zwinkern hinzu. Sie drückte mich fest und trocknete schnell ihre Tränen. Zu guter Letzt wand ich mich an Clarice. „Meine liebe Freundin ich wünsche dir und Diaval nur das Beste! Ihr seid ein tolles Paar, was sich vom Herzen liebt und ich wünsche euch, dass sich das nie ändert! Ihr habt euch einander verdient!" Clarice drückte mich so fest, dass ich beinahe keine Luft bekam.
Gemeinsam feierten wir noch die ganze Nacht, bis der nächste Tag anbrach. Ich erinnerte mich nicht mehr so richtig wie ich in mein Gemach kam. Ich wusste nur, dass der Abend sehr vergnüglich war.
Bevor die Sonne ihren höchsten stand erreichte, machte ich mich in meiner Reisekleidung auf den Weg in den Stall. Auf dem Weg dorthin habe ich mich von so ziemlich jeden verabschiedet und freute mich jetzt einfach auf die neuen Herausforderungen. Pegasus sprühte nur so vor Energie.
Gerade saß ich auf, als Lindar auf mich zu gerannt kam. „Lavanya, ich soll dich warnen! Es herrscht Unruhe und zuweilen sind auch Orks vermehrt unterwegs! Soll ich dich nicht lieber begleiten?" Auf gar keinen Fall wollte ich jetzt Gesellschaft haben. „Lindar habt Dank für die Warnung, doch ich benötige keinen Aufpasser! Ich komme zurecht und freue mich, dich in 2 Monaten in Schwertfelde zu empfangen!" Mit einem Zwinkern ritt ich an ihm vorbei – Richtung Freiheit.
Der Wind wehte durch meine offenen Haare und ich atmete tief durch. Seit Diavals und meiner Trennung ist irgendwas mit mir passiert, etwas gutes. Ich erreichte ohne Zwischenfälle Schwertfelde und bezog Diavals Quartier. Das Bett war frisch bezogen, roch dennoch nach ihm. Auf dem Kopfkissen lag ein Brief. Ich nahm ihn und legte ihn zu meinen Sachen. Ich werde ihn eines Tages lesen, doch nicht jetzt! Jetzt war meine Zeit und meine Gelegenheit, meine neu gewonnene Freiheit zu nutzen und mich voll auf mich und die Pferde zu konzentrieren. Ich wurde von den Bewohnern begrüßt und freundlich empfangen. Ich machte mich direkt an die Arbeit, da ich mit einer Herde Ponys in den nächsten Tagen zum Auenland aufbrechen würde. Meine Arbeit mit den Pferden erfüllte mich mit Freude und Zufriedenheit. Ich brachte meine Kurzschwerter zur Waffenschmiede um sie schärfen zu lassen. Ich musste sehr lange kein Gebrauch von diesen Schwertern machen und so wurden sie stumpf.
Mit Pfeil und Bogen, Dolchen und Kurzschwertern bewaffnet machte ich mich mit Pegasus samt der Herde von 12 Ponys auf dem Weg zum Auenland.
Die Reise war recht lang und abwechslungsreich. Ich genoss diese ruhige Zeit und war dennoch froh, keiner Gefahr über den Weg gelaufen zu sein. Ich traf kleine Menschen mit riesigen Füßen. Man nannte sie wohl Hobbits wie ich später erfuhr. Das war ein munteres und teils humorvolles, teils grummeliges Völkchen. Ich erfüllte meinen Auftrag zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers und durchstreifte die Wälder und Lande des Auenlandes.
An einem schicksalhaften Tag begegnete ich auf dem Markt einen Hobbit, der eine beeindruckende Geschichte zu erzählen hatte. Er lud mich auf einen Tee ein und wollte zunächst meine Geschichte hören. Während er meinen Worten lauschte, verzog sich das ein oder andere mal sein Gesicht. Ähnlich wie damals als er meinen Namen zum ersten mal hörte. Der Hobbit hieß Bilbo und seine Geschichte begann mit dem Satz: „Ich kannte euren Verlobten sehr gut!"
Mein Herz stolperte vor sich hin. Noch ehe ich um Worte ringen konnte, fuhr er fort.
„ Er erzählte von dir, deiner Schönheit und deinem reinen Herzen. Es betrübt mich sehr zu hören, das er gefallen ist! Er war bei der Schlacht der fünf Heere dabei und ein wirklich ausgezeichneter Krieger. Man sagte, er sei der Beste in ganz Mittelerde. Er liebte euch sehr Lavanya!" Ich lauschte Bilbos Worten und bestand darauf, dass er mir die ganze Geschichte in allen Einzelheiten erzählte.
Er tat es auch über Tage hinweg. Er erzählte von den Zwergen, der Mission und dem ersten Treffen mit meinem Verlobten. So manche male kullerten mir Tränen über die Wange. Ich verbrachte einige Tage bei Bilbo und wir wurden gute Freunde. Uns verband mehr als Legolas. Wir hatten beide eine gewisse Abenteuerlust, einen Sturkopf und ein großes Herz.
Ich versprach ihn, bald wieder zu kommen, musste aber erst mal abreisen, denn ich hatte Pflichten, die ich erfüllen musste.
Die Zeit verging und ich wollte mich nicht hetzen auf dem Rückweg. Ich wollte im Dorf Breé einen Abstecher machen. Im Pub zum tänzelnden Pony kehrte ich ein und staunte, was sich hier alles so herum trieb. Wenn ich es mir recht überlegte, rundete meine Anwesenheit das Gesamtbild ab. Es befanden sich hier Menschen, Zwerge, Hobbits und ich als elbische Vertretung. So verschieden wir alle waren, eines hatten wir gemeinsam – wir waren bis an die Zähne bewaffnet. In einer Ecke saßen Menschen, die scheinbar aus Gondor kamen. Es fielen öfter die Namen Boromir und Faramir. Mit Faramir hatte ich einen Handel abgeschlossen und seine Bekanntschaft gemacht. Sowohl er als auch sein Bruder waren sehr jung – ich schätzte Anfang 20. Kaum dachte ich an unserem kurzen Treffen, sprach er mich auch gleich an.
„Lavanya, wie schön und unerwartet euch hier an zu treffen. Was führt euch hierher?"
Ich nickte ihn zur Begrüßung zu und antwortete etwas lax. „Der Hunger – Faramir." Er hatte Humor, immerhin lachte er über meine Antwort. Womit ich nicht rechnete – er konterte und das nicht mal schlecht. „Ihr habt mein Mitgefühl! Kommt und esst mit mir und meinen Männern." Ich folgte seiner Einladung und wurde den anderen vorgestellt. „Männer – das ist Lavanya unsere Pferdehändlerin aus Schwertfelde, wo es offenbar nichts zu essen gibt." Ein belustigtes Raunen ging umher und auch ich lachte über seine Bemerkung. Frech der Mann, dass gefiel mir irgendwie. Auch Orophin hatte so eine neckische Seite an sich. Lindar hingegen war ein höflicher Ehrenmann, der für solche Scherze nichts übrig hatte. Vielleicht würde ich ihn noch besser kennen lernen, wenn er in einigen Tagen mich geschäftlich besuchen kommt.
„Dann setzt euch zu uns und haut rein!" „Boromir, das ist eine Dame und sie wird gewiss nicht 'rein hauen'! Verzeiht diese Grobschlächtigkeit Verehrteste!" sagte einer der Soldaten höflich und mit gesenktem Haupt. Ich hob sein Kinn und klärte ihn auf. „Danke aber Förmlichkeiten sind nicht nötig. Ich bin eine einfache Elbin und nicht vom Stand." Etwas verzaubert schaute er mich an. „Für mich seid ihr eine Königin." und gab mir einen Handkuss. Das wurde jetzt etwas unangenehm, was Faramir bemerkte. Er gab den Soldaten einen Klaps auf dem Hinterkopf. „Reiß dich zusammen Castamir! Ich muss mich für meinen Knappen entschuldigen Lavanya. Er ist noch jung und hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit eine Elbin von nahem zu sehen." Ich schmunzelte und setzte mich neben dem jungen Knappen und gab ihm so die Gelegenheit, mich kennen zu lernen und mir Fragen über mein Volk stellen zu können. Es wurde ein vergnüglicher Abend.
Ich sprach mich mit Faramir ab, wann ich die Pferde ihm bringen sollte. Er bestand darauf, mich von Schwertfelde ab zu holen und mich zur weißen Stadt zu begleiten. Ich versicherte ihm das es nicht nötig sei. „Als euer Auftraggeber bestehe ich darauf euch ab zu holen und gemeinsam zur weißen Stadt zu reiten und euch diese einmal zu zeigen." Sein Lächeln dabei war schelmisch und verführerisch zugleich.
„Sagt mir lieber, wo ich nächtigen und meinen Rausch ausschlafen kann?!" Er nahm meine Hand und führte mich im Gasthaus die Treppe hinauf zum hintersten Zimmer. Es stand ein großes Bett im dunklen Zimmer mit mehr oder weniger weißer Bettwäsche. Er hielt noch immer meine Hand und atmete schneller. Unmöglich kam seine schnelle Atmung von den paar Stufen. Ich blickte an ihm hinunter und sah seine Beule in der Hose. Verlegen ließ er meine Hand los und eilte schnell aus dem Zimmer. Ich lachte leise und legte mich müde ins Bett.
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