Kapitel 6
Am nächsten Tag befragten sie einige Datenbanken und Chris' Putzfrau und erweiterten ihr Ermittlungsprotokoll um ein paar Infos:
C. Baum war stolzer Besitzer einer kleinen Plantage, auf der er Weihnachtsbäume anbaute. Den Sommer über arbeitete er in einer Eisdiele und mähte gegen Geld den Rasen auf dem örtlichen Fußballplatz. Feinde schien er keine zu haben.
Sogar ein altes Klassenfoto gruben sie aus. Sofort verkrampfte sich Peter: Er selbst war ja auch drauf! Doch Julian sprach ihn nicht darauf an, wahrscheinlich hatte er mal wieder nichts bemerkt. Glück gehabt. Manchmal hatte es auch Vorteile, einen absolut inkompetenten Mitarbeiter zu haben.
Am Nachmittag kam eine Mail von der Rechtsmedizinerin mit ersten Ergebnissen. Peter, Julian und der gerade hereingekommene Inspektor Lilligmousky beugten sich über den Tisch und lasen, dass C. Baum am Sonntag, den 15. Dezember um 10:46 Uhr an einem einzelnen, gut gezielten Messerstich ins Herz gestorben war.
Peter biss sich auf die Lippe. So genau hatte er das eigentlich gar nicht wissen wollen.
"Mitten ins Herz...", murmelte Julian neben ihm, es klang fast bewundernd. "He, Peter", meinte er dann plötzlich,"Was is'n los mit dir? Du schaust aus, als würdest du gleich über den Tisch kotzen!" Ja, vielen Dank auch, dachte Peter. Warum musste Julian ausgerechnet jetzt seine empathische Seite entdecken? "Ich... stelle es mir nur nicht sehr angenehm vor, ein Messer hier rein zu bekommen", fabulierte er und legte sich die Hand auf die Brust.
Inspektor Lilligmousky sah ihn skeptisch an:"Natürlich das ist nicht angenehm, Kollege, aber Sie hatten doch schon oft mit solche Fälle zu tun und Sie haben sich niemals beschwert"
Peters Puls begann zu rasen, seine linke Hand krampfte sich um einen Kugelschreiber. Wie hatte er Idiot nur jemals gedacht, er könne Inspektor Lilligmousky täuschen? Dieser Mann war gesegnet mit einem messerscharfen Verstand, hatte jahrelange Erfahrung - er hatte es schon mit der russischen Mafia zu tun gehabt - und wusste, wie man einen Mörder entlarvte! Gleich, gleich würde er ihn durchschaut haben... Doch der Inspektor stand nur auf und verkündete, er ginge sich jetzt einen Kaffee holen.
Peter wartete kurz, bis er weg war, dann flüchtete er sich aufs Klo. "Atmen, Peter, atmen!", sagte er sich selbst,"Hör auf mit der Panikmache, sonst wirst du erst recht erwischt!"
Doch es half nichts. Den ganzen restlichen Tag hatte Peter keine ruhige Minute mehr. Ständig fühlte er sich beobachtet. Wann immer er ein Gespräch hörte, schien es ihm dass sie über ihn redeten. Wann immer er an einem Kollegen vorbeikam, erwachte in ihm eine alberne Angst, dieser könnte ihn auf einmal packen und in Handschellen legen. Und als er kurz vor Feierabend im Gang Inspektor Lilligmousky erspähte, brach ihm der kalte Schweiß aus, er machte auf dem Absatz Kehrt, rannte nach draußen und stieg in sein Auto. Es würde doch keinem auffallen, wenn er ein paar Minuten früher ging, oder?
Peter drückte auf Gas. Doch egal wie sehr er beschleunigte, die Angst, die ihm im Nacken saß konnte er nicht abschütteln.
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