Kapitel 13

Peter lehnte seine Stirn gegen die kühle Fensterscheibe. Unten auf dem Parkplatz stiegen Julian, Inspektor Lilligmousky und Komissar Huber in das Polizeiauto ein. Ihn hatten sie hiergelassen.
Nachdem Julian vom Arzt gekommen war und verkündet hatte, dass er kerngesund sei, waren Peter und er zu Inspektor Lilligmousky gegangen und hatten ihm die bisherigen Ergebnisse ihrer Ermittlungen vorgestellt. Zu dritt waren sie (natürlich) zu dem Schluss gekommen, dass die Beweise eindeutig gegen Marie sprachen und dass sie verhaftet werden musste. Sie wollten schon los, da hatte Julian plötzlich einen Intelligenzanfall gehabt und vorgeschlagen, dass Peter doch besser hierbliebe, weil diese ganze Sache für ihn emotional schwierig werden könnte. Inspektor Lilligmousky hatte ihm zugestimmt und so kam es dass jetzt Komissar Huber mit zur Verhaftungsmission fuhr und Peter in seinem Büro hockte wie ein Hund, den die Besitzer zu hause vergessen hatten.
Das Auto fuhr vom Parkplatz. Peter starrte ihm hinterher. Er hasste es, nicht dabei zu sein, die Situation nicht unter Kontrolle zu haben! Es könnte weiß der Geier was passieren! Julian könnte das Haus in die Luft jagen oder Marie könnte sich in Komissar Huber verlieben oder sie könnten irgendwie dahinterkommen dass eigentlich Peter der Täter war oder...
Peter seufzte und stand auf. Es hatte keinen Sinn, hier rumzusitzen und sich Sorgen zu machen. Er würde sich einen Kaffee holen gehen, vielleicht half das ihm dabei auf andere Gedanken zu kommen und den Tag zu überleben.

Der Kaffeautomat stand eine Etage unter seinem Büro. Auf dem Weg dorthin begegnete Peter niemandem, was auch gut war, denn sonst hätte er denjenigen vermutlich zusammengeschlagen. Mit einer Tasse extrastarken Kaffee kehrte er zurück in sein Büro und setzte sich wieder auf die Fensterbank.
Warten. Am Kaffee nippen. Düstere Gedanken verscheuchen. Warten. Draußen beginnt es zu regnen. Warten. Die Angst verscheuchen. Warten. Warten auf Marie.

Dann, irgendwann, sah er das Auto wieder auf den Parkplatz fahren. Huber und Lilligmousky stiegen aus, dann auch Julian, und schließlich wurde auch eine gefesselte Marie aus dem Auto geholt und über den Parkplatz zum Nebengebäude geführt, in dem sich ein kleines Gefängnis für Untersuchungshäftlinge befand.
Sie sah sich panisch um, schien nicht zu verstehen wie ihr geschah. Hastig trat Peter vom Fenster zurück, um das nicht mehr mit ansehen zu müssen. "Es geschieht ihr doch recht!", sagte er zu sich selbst,"Sie ist mir fremdgegangen und das ist ihre gerechte Strafe dafür!"
Aber warum nur? Warum hatte sie ihn betrogen? Zwar wusste er aus Erfahrung, dass die Frauen ihm Chris meistens vorzogen, aber er hatte gedacht, Marie wäre anders...
"Was ist nur falsch mit mir?", dachte er verzweifelt,"Was unterscheidet mich schon groß von Chris?" Vielleicht sollte er einfach gehen und sie fragen..?

Die Tür ging auf und Julian kam herein. Seine blonden Haare waren verwuschelt und er hatte vor Aufregung rote Wangen. "Peter? Die Hauptverdächtige ist dingfest, nur dass du's weißt", er grinste stolz, als wäre es allein sein Verdienst.
Peter erhob sich schwerfällig vom Schreibtisch, auf den er sich eben erst gesetzt hatte. Nicht mal der stärkste Kaffee konnte eine schlaflose Nacht ungeschehen machen. "Kann ich mit ihr reden?" - "Was?", Julian schien seinen Ohren nicht zu trauen. "Ich möchte mit Marie reden", sagte Peter ruhig,"Sie fragen, wie... warum sie zur Mörderin geworden ist."
"O-okay, wenn du meinst", sagte Julian unsicher,"Ich bring dich hin, Inspektor Lilligmousky hat mir die Schlüssel von der Zelle anvertraut."
Peter nickte und zog seine Uniformjacke aus. Er wollte Marie nicht als Polizist, sondern als ihr Exfreund entgegentreten.
Die beiden Männer gingen schweigend gemeinsam die Gänge entlang in Richtung Nebengebäude.
Sie konnten nicht ahnen, dass es das letzte Mal war.

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