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Eine Tür schlägt zu. Laut und sehr, sehr wütend. „Junger Mann!", schreit Ma. „Du kommst jetzt augenblicklich hier her zurück und erledigst, was du angefangen hast! Dieses Verhalten dulde ich in meinem Haus nicht, UND DAS WEIßT DU GANZ GENAU!"

„ICH HASSE DICH!", Georges Stimme überschlägt sich.

Stille.

Sie dehnt sich aus, legt sich über mich und in alle Zwischenräume wie Watte, bis ein Schuss sie zerreißt. Und noch einer. Dazwischen klirrendes Blech und Georges wütendes Stampfen.

Er schießt auf Blechbüchsen. Natürlich.

Er hat sein Versprechen gebrochen. Heute Abend, das weiß ich, wird er sich dafür hassen. Er wird in seinem Zimmer auf dem Boden sitzen, die schweren Vorhänge zugezogen und stundenlang zeichnen. Die fertigen Bilder werden sich neben ihm stapeln, doch er wird sie gar nicht wirklich betrachten. George geht es nicht um das Ergebnis. Nie.

Er sucht einen Weg, sich fallen zu lassen. Frei zu sein.

Ich sollte ihn davon abhalten, ich sollte ihm die Waffe wieder wegnehmen. Das weiß ich.

Er schießt tatsächlich auf die Blechbüchsen. Und auf Dads Zielscheibe. Doch die Schüsse scheinen kein Ziel zu haben. Er trifft die Blumen, den Baum an dem die Scheibe hängt... er zielt auf alles und nichts. Und als er tatsächlich ins Schwarze trifft scheint er es gar nicht zu bemerken.

Schuss, Schuss, Schuss, Schuss... ununterbrochen.

Nachladen.

Schuss, Schuss, Schuss, Schusss.

Mein Kopf dröhnt und auf einmal merke ich, wie schnell mein Herz klopft. Wie es von Schuss zu Schuss stolpert. Etwas ist anders als sonst.

Ich habe Angst. Ich fürchte mich vor meinem kleinen Bruder.

Ein zittriges Lachen entschlüpft mir und es dauert kurz, bis mir klar wird dass ich es war die gelacht hat.

Mit geballten Fäusten gehe ich auf ihn zu. „George.", rufe ich. „George, leg sofort die Waffe weg."

Er reagiert nicht.

Schuss, Schuss, Schuss, Schuss,

Nachladen,

Schuss, Schuss, Schuss, Schuss...

„GEORGE, verdammt nochmal! Kannst du nicht einmal zuhören und tun, was ich dir sage?! KANNST DU NICHT EINMAL NORMAL SEIN?!"

Er zuckt zusammen und wirbelt herum. Da ist nichts in an ihm, dass mich an George erinnert. Seine Augen sind dunkel und kalt, kein Gefühl. Nirgends.

Es passiert innerhalb von Sekunden. Innerhalb einer Ewigkeit.

Ein einziger, kleiner Reflex. Ein Zucken des Fingers.

Er drückt auf den Abzug.

Dunkelheit.

Schuss, Schuss, Schuss, Schuss

Nachladen,

Schuss, Schuss, Schuss, Schuss.

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