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Am Morgen spüre ich die Anspannung ganz deutlich. Sie liegt in der Art, wie Ma ihre Kaffeetasse auf den Tisch knallt, in der Art wie sie schweigt als Dad ihr guten Morgen sagt und in der Art wie George sich den Nacken reibt.

,,Pass bitte besser auf deinen Hund auf", sagt Ma, als ich mich an den Tisch setze und im ersten Moment bin ich verwirrt. Man scheint es mir anzusehen, denn sie sagt: ,, Er hat hinterm Haus alles verwüstet. Ein komplettes Beet zerstört. Ich weiß echt nicht, wie so ein kleiner Hund so einen großen Schaden anrichten kann..."

Und die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Sie redet von dem Beet, in dem ich George gestern gefunden habe. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit. Ich beschließe, ihr nicht die Wahrheit zu sagen. Es ist besser wenn sie denken es war Filou. Doch George macht mir einen Strich durch die Rechnung.

,,Ich war es.", murmelt leise. Sein Blick bohrt sich durch die Tischplatte vor seinem Teller.

,,Ich habe das getan, nicht Filou." Ma's Miene versteinert bei seinen Worten und Dad blickt ihn verwundert an.

,,Warum machst du so was denn?", fragt Ma verständnislos und ich sehe ihr an, das sie grad ziemlich sauer wird.

,,Ich...", beginnt George, doch weiter spricht er nicht. Stattdessen starrt er einfach weiter auf den Tisch. Er wirkt verzweifelt.

,,Dann wirst du den Schaden auch wieder gut machen.", meldet Dad sich zu Wort. Er verschränkt die Arme vor der Brust.

George macht Anstalten, aufzustehen, aber Ma hält ihn auf.

,,Stopp. Du gehst nirgendwohin, bevor du uns nicht erklärt hast, wieso du das gemacht hast." Ma sieht ihn erwartungsvoll an, doch George bleibt stumm.

,,Vor allem wirst du dich erst mal für den Vorfall entschuldigen.", wirft Dad ein.

Ich fühle mich hilflos. Am liebsten würde ich irgendetwas sagen. George irgendwie in Schutz nehmen, doch ich schaffe es nicht. Ich sitze einfach weiter unbeteiligt am Tisch.

,,I- Ich weißes nicht, okay?!", plötzlich wird George laut. Seine Augen sind dunkel. Zu der Verzweiflung liegt jetzt auf Wut darin. Er springt auf, so dass sein Stuhl umkippt und mit der Lehne auf den Boden knallt.

,,GEORGE!", ruft Dad. Während seine Wangen einen gefährlichen Rotton annehmen.

,,Ich kann es nicht erklären! Ich KANN es nicht!!", schreit George zurück. Seine Augen füllen sich mit Tränen und er schluchzt auf. Dann dreht er sich um und rennt weg, die Treppe hoch. Dad sieht aus als würde er ihm am liebsten hinterher laufen, doch am Ende lässt er es.

Ich sitze noch ein paar Sekunden stumm auf meinem Platz. Schließlich stehe ich auch auf und folge George nach oben. Ma und Dad halten mich nicht auf.

Als ich später nach George sehe, liegt er auf seinem Bett, den Blick auf seine Zimmerdecke gerichtet. Ich setze mich neben ihn auf die Bettkante, er zeigt keine Reaktion. Er weint nicht mehr, aber seine Augen und Nase sind noch rot.

Ich weiß nicht, ob ich etwas sagen soll oder nicht. Also sitze ich einfach eine Weile stumm neben ihm.

,,Manchmal mach ich mir selber einfach nur Angst, Helena.", flüstert George irgendwann.

,,Ich weiß nicht was mit mir los ist. Warum muss ich immer so schlimme Sachen machen?"

Georges Stimme ist kurz vor dem Versagen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, was ich sagen könnte, dass die Situation irgendwie besser machen würde. Also sage ich nur: ,,Es wird alles gut, Georgie. Wir kriegen das hin."

,,Ich bin ein Monster, Helena."

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