Okay ✐

Ich rede mir immer wieder ein, dass ich niemanden brauche. Dass ich mich alleine glücklich machen kann, meine Träume umsetzen und meine Ziele erreichen kann. Dass ich mich selbst akzeptieren muss, mir das aber niemand abnehmen kann. Dass ich selbst merken muss, dass ich genug bin, weil mir dabei niemand helfen kann. Es sind meine Gedanken, die meine Welt formen. Nur ich kann sie kontrollieren. Nur ich kann sie verändern. Meistens sind es die Stimmen in meinem Kopf, die mich beeinflussen und lenken, doch sind es nicht eigentlich die Ohren in meinem Kopf, die den Worten der Stimmen erst ihre Aufmerksamkeit geben? Ich muss lernen, wegzuhören, und nur die Stimmen zur Kenntnis zu nehmen, die mich weiterbringen, unterstützen und antreiben.

Ich rede mir immer wieder ein, dass alles irgendwann gut wird. Zwar wird es niemals wieder so sein, wie es einst war, aber wenn ich über mein bisheriges Leben nachdenke, will ich gar nicht, dass es jemals wieder so wird wie damals. Ich bin froh, dass diese Zeit vorbei ist, und bin mindestens genauso froh, wenn die Zeit, die ich gerade durchmache, der Vergangenheit angehört. Irgendwann wird sie das, irgendwann werde ich mein Glück, meine Bestimmung und meinen Sinn finden. Irgendwann werde ich an meinem Ziel stehen und mich fragen, wie ich es nur jemals so weit schaffen konnte. Und am Horizont sehe ich bereits das nächste, so weit entfent, dass es fast unmöglich scheint, dort jemals anzukommen. Und dennoch werde ich es. Und irgendwann gibt es vielleicht kein Ziel mehr, zu dem ich die ganze Zeit durch das Fernglas schaue, weil ich dann an einem Punkt bin, an dem es mir so gut geht, dass ich mich voll und ganz darauf kontriere, wo ich bin, wer ich bin, und was ich habe.

Ich rede mir immer wieder ein, dass ich es schaffen kann. Aus dem Loch herauszuklettern, bis zum Sonnenaufgang durchzuhalten, oder selbst die Sonne zu sein, die aufgeht, dabei die ganze Welt in Farbe zu tauchen, oder zumindest meine und die derer, die mir etwas bedeuten. Aufzuhören, mit meinen Gedanken alles grau zu malen, die Farbe aus meinem Repertoire zu streichen, und alles zu tun, um glücklich zu werden.

Ich rede mir immer wieder ein, dass alles okay ist.

Doch dann gibt es Momente, in denen ich Personen erzähle, was mich bedrückt, beschäftigt, was ich loswerden muss, und sie hören nicht zu. Momente, in denen ich mich selbst nicht mehr aushalte und jemanden brauche, bei dem ich vergessen kann, wer ich bin. Momente, in denen mir vor lauter Tränen das Atmen schwer fällt, weil ich so furchtbar alleine bin. Und ich merke, dass ich jemanden brauche, der das tut, was bisher niemand für mich tun konnte und wollte.

Dann gibt es Momente, in denen ich an meine Ziele denke, die ich schon seit Jahren habe, und mir auffällt, dass ich seit Ewigkeiten auf der gleichen Stelle stehe. Momente, in denen mich die Vergangenheit und vor allem vergangene Gedanken einholen, mich erniedrigen, fertig machen, und den Stimmen Lautsprecher geben, die das Weghören unmöglich gestalten. Und ich merke, dass schon vor Jahren alles hätte gut werden sollen und das Glück noch immer unerreichbar scheint.

Dann gibt es Momente, in denen ich am Boden liege, und nicht mal Kraft für Tränen habe. Momente, in denen ich nicht essen, nicht schlafen, nicht schreiben, nicht singen, nicht leben will. Und ich merke, dass ich die Welt noch so bunt anmalen kann, doch es nichts ändert, solange ich noch aus Grau bestehe.

Und ich frage mich, was wahr und was falsch ist, wem ich Glauben schenken soll und wem ich vertrauen kann, warum sich alles so leicht und gleichzeitig so schwer anfühlt, ob ich hoffen darf oder mich lieber auf eine Enttäuschung vorbereiten sollte, warum ich nur so bin wie ich bin und mein Leben so ist wie es ist. Und obwohl ich dachte, ich würde niemanden brauchen, sehne ich mich nach einer Person, die mir Antworten auf diese Fragen gibt, obwohl ich dachte, alles werde wieder gut, ist es genauso unerträglich wie am Anfang, obwohl ich dachte, ich könnte alles schaffen, fühle ich mich schwächer als je zuvor.

Und nichts ist okay.

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