Weihnachtsmedley

Nicht einmal die vertraute Umgebung ihres Zuhauses, ihre Mutter und natürlich auch ihre Freunde aus dem Camp, die über die Ferien im Dolohow-Haushalt bleiben würden, konnten Phillis nach diesem Traum über Pirro und die Befreiung Eris' wirklich aufheitern.

Sie lachte zwar und trug genauso zu dem Chaos bei, das nun einmal stattfand, wenn man vier Demigötter und einen Satyr in ein Haus zusammenbrachte, aber ein Teil ihrer Gedanken war immer bei diesen neuen Ereignissen.

Sie hatte den anderen natürlich sofort alles erzählt und Birget hatte vor Wut auf die Götter einen Speer durch das Sofa gerammt (Sara war nicht sonderlich begeistert gewesen, hatte aber mit unendlicher Geduld reagiert und Birget geholfen, sich anders abzureagieren, anstatt sie zu schimpfen), nachdem sie wirklich nicht weit entfernt gewesen waren und es hätten verhindern können, wären sie nur nicht so blind und überheblich gewesen.

Am Tag vor Weihnachten lag also eine seltsame Stimmung über alle, was sie aber nicht davon abhielt, auch Spaß zu haben und es gab eigentlich kaum noch eine ruhige Minute in dem Haus, was Sara aber keineswegs zu stören schien. Ganz im Gegenteil: Mit so vielen Leuten schien sie, wie auch schon im letzten Jahr, richtig aufzublühen und Phillis fragte sich manchmal, ob ihre Mutter mehr Kinder gehabt hätte, wenn sie Apollo nicht getroffen hätte und sie alle Hände voll mit Phillis gehabt hätte. Vielleicht hätte sie dann einen netten Zauberer getroffen und hätte das Haus mit einer ganzen Armee von Kindern gefüllt, anstatt nur mit Phillis und sich selbst.

Birget, Laertes, Marty und Wesley hatten sich im Haus der Dolohows eine kleine Basis eingerichtet (neben der mobilen Basis, mit der die Gruppe Phillis auch beim Bahnhof abgeholt hatte, aber dazu später mehr) und das ganze Wohnzimmer war vollgestellt mit Karten an Pinnwänden, auf denen verschiedene Orte eingezeichnet, markiert und beschriftet waren; an den Wänden waren Briefe und Notizen gepinnt von allerlei Leuten (Chiron, Phillis, Houdini und sogar Dumbledore), die alle von Pirro und dem Krieg handelten und was noch an freie Fläche übriggeblieben war, war mit Zeitungsartikel nahezu zu tapeziert worden, sodass kaum noch etwas von der ursprünglichen Wand zu sehen war.

Überall lagen Waffen herum und leere Kaffee-Tassen, die von vielen Nachtschichten sprachen.

Wenn die Gruppe nicht gerade unterwegs war, waren sie in diesem Haus und wohnten nun eigentlich bei den Dolohows, was aber keinen Beteiligten wirklich störte.

Houdini hatte versprochen, dass er auch noch kommen würde und im Moment war Wesley unterwegs, um ihn sicher vom Flughafen abzuholen. Er hatte ein paar Tage mit seiner Familie verbracht, würde aber Weihnachten mit ihnen feiern. Nicht, dass Houdini Weihnachten wirklich feierte und er hatte offen gesagt, dass er den Sinn hinter solchen Festen (wie auch Geburtstage) nicht verstand. Phillis hatte nur für ihn sein Geschenk in dem kitschigsten Weihnachts-Geschenkpapier eingepackt, das sie hatte finden können.

Bis Wesley und Houdini aber ankommen würden, würde es noch ein bisschen dauern und die anderen schmückten inzwischen den Baum und den Raum. Die Dekorationen waren dabei etwas ausgefallen: Schuppen einer Dracaenae (die funkelten schön im Licht), ein paar Knochen von einem Drakon (sehr schickt mit pinken Schnüren befestigt) oder die zersplitterten Reste eines goldenen Schwertes.

Während Birget, Laertes und Marty schmückten, saß Phillis am Klavier und begleitete sie mit einem Wunschkonzert, wobei immer wieder einer von ihnen (manchmal noch bevor Phillis ein Lied beendet hatte) einen Liedtitel herausschrie und Phillis spielte sofort die Melodie auf den Tasten.

Gerade spielte Phillis What A Wonderful World von Louis Armstrong, ganz in Gedanken versunken und absolut auf das Lied fokussiert, während selbst um sie herum die anderen etwas ruhiger wurden und mehr auf sie hörten.

Das war der Moment, an dem es an der Tür Dolohows klopfte, aber niemand hörte es, bis auf Sara, die sofort ging, um aufzumachen. Sie erwarteten Houdini und Wesley erst später zurück, also war sie vorsichtig und hielt ihren Zauberstab in der Hand, bereit sich gegen einen möglichen Angreifer zu wehren, aber als sie die Tür öffnete, blickte sie in das Gesicht von Remus Lupin, den sie schon das eine oder andere Mal gesehen hatte. Er hielt ein Geschenk in der Hand – wohl Phillis' Weihnachtsgeschenk, das er persönlich überbringen wollte.

„Remus!", begrüßte Sara ihn mit einem so warmen Lächeln, dass Remus beinahe das Gefühl hatte, seiner eigenen Mutter gegenüberzustehen.

„Guten Tag, Mrs Dolohow", begrüßte Remus sie höflich, „Ist... Phillis zufällig zu Hause?"

Im Hintergrund hörte er, wie jemand Klavier spielte und er fragte sich, ob das Phillis war. Noch nie hatte er sie Klavierspielen gehört – immer nur Gitarre. Wenn sie es war, dann spielte sie ganz wunderbar und ein Lied, das Remus sogar kannte – von Louis Armstrong. Seiner Mutter hätte das bestimmt gefallen.

„Aber natürlich! Willst du hineinkommen?", fragte Sara heiter und gab Remus nicht einmal die Chance, abzulehnen und zog ihn mit sich ins warme Haus, raus aus der Kälte des Winters, „Hättest du gerne Tee oder Kaffee? Entschuldige bitte die Unordnung, aber Phillis und ihre Freunde sind nicht immer die ordentlichsten – und ich natürlich auch nicht." Sara lachte hell über ihren eigenen Witz. Remus mochte sie einfach – Sara war einfach sympathisch.

Im Haus fiel Remus als erstes auf, wie sehr alles nach Phillis roch – überall war der Duft von Schokolade, der wirklich sehr intensiv war und seltsamer Weise bekam Remus von diesem Geruch Hunger, obwohl er gerade erst gegessen hatte. Das Haus roch so intensiv nach Phillis' Parfüm, er fragte sich, ob sie eine ganze Flasche davon durch die Gegend geschüttet hatte, aber irgendwie störte der Geruch trotzdem nicht. Wenn James wieder einmal zu viel Parfüm benutzte, war das manchmal sogar noch schlimmer, als sein Schweißgeruch nach einem Quidditch-Training, aber Phillis' Geruch hätte Remus den ganzen Tag so intensiv riechen können, ohne es als unangenehm zu empfinden. Er musste sie wirklich einmal fragen, welchen Duft sie trug – vielleicht konnte er ihr einmal eine Flasche davon schenken, damit sie für immer so wundervoll riechen würde.

„Ich wollte eigentlich nicht zu lange bleiben", gestand Remus schüchtern und irgendwie fühlte es sich wie ein Verbrechen an, irgendetwas von Sara Dolohow abzulehnen, aber Remus hatte nicht einmal vorgehabt, das Haus zu betreten aus Angst, so uneingeladen könnte er Phillis auf die Nerven gehen und zu sehr in ihre Privatsphäre eindringen, aber nun war er schon drin und der erste Punkt seines Plans schon einmal dahin.

„Ich bestehe darauf", bestimmte Sara sicher, „Bestimmt ist dir kalt – bist du appariert?"

Remus nickte nur, lehnte aber dennoch ab: „Wirklich nicht, ich habe meinem Dad versprochen, dass ich gleich wieder zurückkomme, ich wollte eigentlich nur kurz mit Phillis sprechen – mein Dad würde sie zu uns einladen, wenn sie Lust dazu hat."

„Aber natürlich doch!", akzeptierte Sara endlich, „Komm mit – Phillis und die anderen sind im Wohnzimmer."

Remus hatte nicht gewusst, dass Phillis auch noch andere Gäste haben würde, aber eigentlich war er nicht überrascht. Viel überraschter war, als er das Wohnzimmer sah und es erinnerte ihn ein wenig an James' Zimmer mit all den Zeitungsartikeln – aber nur noch schlimmer.

Da waren auch noch Karten, Notizen, herausgerissene Buchseiten und solche Massen an zusammengetragenen und gesammelten Informationen, Lily hätte wahrscheinlich zu weinen begonnen.

Noch seltsamer waren die eher unkonventionellen Weihnachtsdekorationen, die überall im Raum und auf dem Baum verteilt waren. Remus erblickte sogar eine riesige Socke, die nicht einmal Hagrid gepasst hätte, so riesig war sie.

Drei junge Erwachsene, die Remus schon einmal gesehen hatte, verteilten die Dekorationen noch und dort – tatsächlich am Klavier sitzend – war Phillis.

Sie war in das Lied vertieft und Remus stockte der Atem, als er sie sah, so wunderschön fand er sie in diesem Moment. Sie trug eigentlich nicht einmal sonderlich hübsche Kleidung (eigentlich trug sie sogar einen hässlichen Weihnachtspullover, der ihr etwas zu groß war) aber immer dann, wenn Phillis in Gedanken versunken war, in ihrer eigenen Welt zu existieren schien und alles um sich herum vergaß – dann hatte sie diesen einen verträumten, abwesenden Blick, den Remus so sehr an ihr liebte. Wenn sie etwas machte, das sie wirklich liebte – dann war Phillis Dolohow eindeutig am schönsten.

Remus stockte bei der Tür und konnte einen Moment lang einfach nur starren. Sara beobachtete ihn amüsiert und ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Hast du sie noch nie spielen gesehen?"

Remus, der bemerkte, dass er beinahe zu sabbern begonnen hatte, wurde knallrot und räusperte sich. „Nein, Ma'am", gestand er peinlich berührt.

Sara lachte nur und sagte dann lauter: „Phillis, hier ist ein Gast für dich!"

Phillis spielte einfach weiter, als sie aufsah um zu sehen, wer es war. Als sie Remus erblickte, haute sie erschrocken auf die Tasten und brach das Lied so abrupt ab, dass auch die anderen im Raum alarmiert zur Tür blickten.

„Re-Remus!", stammelte Phillis und wurde ebenfalls rot, während sie von dem Hocker aufstand, um Remus zu begrüßen (und ihn ganz weit weg von allen anderen zu bringen), „Wa-Was machst du denn hier?"

Es war schon ein Fehler gewesen, diesen Namen in der Nähe von Marty auszusprechen, aber Phillis erkannte das zu spät.

In Martys Gesicht breitete sich langsam ein Grinsen aus, das eine unheilvolle Zeit für Phillis (und vermutlich auch Remus) vorhersagte und auf ihre ganz eigene naive Art und Weise hatten die beiden noch keine Ahnung.

„Wartet, wartet, wartet–", unterbrach Marty sie in einer Sing-Sang-Stimme und er sprang geschickt über das Sofa, „– wartet, wartet, wartet –", er schob Birget einfach beiseite (die überhaupt nicht begeistert darüber war), „– wartet, wartet, wartet!" Nun stand er direkt vor Remus, der verstört zwischen Marty und Phillis hin und her blickte. Marty grinste ihm so breit ins Gesicht, Remus hatte ein wenig Angst, seine schneeweißen Zähne könnten wie die Sonne seine Augen erblinden lassen und Phillis sah einfach nur müde aus, als hätte sie so etwas von ihrem Bruder schon erwartet.

Du bist Remus?", fragte Marty nach und grinste Remus auf eine Art an, die ihn dazu brachte, beinahe „Nein" zu sagen. Aber er nickte nur verstört.

„Ich habe mich dich irgendwie anders vorgestellt." Marty musterte Remus von oben bis unten und Remus fühlte sich sichtlich unwohl. Er sah Phillis bittend an, die ihn entschuldigend ansah, als wären ihre Hände gebunden. Remus musste das jetzt wohl durchstehen.

Marty kam ihm nun mit seinem Gesicht ganz nahe, sodass Remus seine Sommersprossen hätte zählen können, aber sein starrer Blick blieb auf seine Augen fixiert (die denen von Phillis sehr ähnlich waren – die hatten sie wohl beide von ihrem Vater) und er wagte es nicht, zu blinzeln. „Ich habe nur eine Frage an dich, Remus", wisperte Marty ganz leise.

Remus musste schlucken.

Plötzlich war Martys Gesicht weg und er fragte laut: „Wie hältst du es mit ihr aus?"

„Bitte?", fragte Remus verwirrt.

„Ich meine...", nun sah Marty seine jüngere Schwester kritisch an und setzte sich eine Sonnenbrille mit rosafarbenen Gläsern auf die Nase, obwohl er sich in einem Innenraum befand, „Selbst mit dieser Brille hier ist sie einfach nur... meh."

„Ich bitte dich, hast du Phillis schon einmal gesehen?", schnaubte Remus automatisch, „Wenn du das von Phil denkst, dann hast du offensichtlich noch nie –" Remus stockte und bemerkte, dass ihn alle anstarrten. „'Tschuldige", murmelte er peinlich berührt und wurde wieder rot, „Ich mach das schon automatisch..."

Es wurde leise und Remus wünschte sich, sie würden alle woanders hinsehen.

Schließlich unterbrach Phillis die Stille und rettete ihn gleichzeitig: „Warum gehen wir nicht eine Runde draußen? Weit weg von diesen Wahnsinnigen?"

„Wen nennst du hier wahnsinnig, junge Dame?", rief ihr Laertes hinterher, aber Phillis hatte Remus schon wieder nach draußen gezerrt. Auf dem Weg schnappte sie sich nur schnell ihre Jacke und zog die Schuhe stehend an, sodass sie herumhüpfen musste, um das Gleichgewicht zu halten und Remus hielt sie routiniert an der Taille fest, damit sie nicht umfiel.

Als Phillis die Haustür hinter sich schloss, atmete sie erleichtert aus.

„Tut mir leid", seufzte sie und klang müde, „Sie wissen nicht, wie man sich normal benimmt."

„Du weißt das doch auch nicht", erinnerte Remus sie amüsiert.

„Hey!"

Remus lachte nur, als Phillis ihm leicht gegen die Schulter schlug.

Jemand hinter ihnen klopfte am Fenster und als sie sich umdrehten, war Remus irgendwie nicht überrascht, dass es Marty war, der sie immer noch breit angrinste. Phillis zeigte ihm nur den Mittelfinger, bevor sie Remus' Hand nahm und ihn aus dem Garten zog, die Straße hinunter. „Bringen wir etwas Abstanden zwischen ihnen und uns", schlug sie vor und tatsächlich ließ sie Remus erst wieder los und verlangsamte ihren Schritt von einem Rennen-Aber-Doch-Nicht-Wirklich-Rennen-Und-Es-Sieht-Noch-Aus-Wie-Gehen-Schritt zu einem Normal-Für-Phillis-Schritt.

„Das war Marty, oder?", erinnerte sich Remus an den Namen ihres Bruders.

„Jepp", bestätigte Phillis nickend und poppte das „P", „Mein älterer Bruder. Er ist... seltsam."

„Jaah... wahrscheinlich", stimmte Remus ihr zu. Anders konnte man Marty bestimmt nicht beschreiben. „Und Laertes und Birget, oder?" Phillis schien tatsächlich überrascht darüber zu sein, dass er das wusste. „Ich hör dir doch zu, wenn du redest", verteidigte sich Remus deswegen.

„Du hast Recht", lobte Phillis ihn, „Und Wesley und Houdini kommen auch noch – Houdini ist erst von New York hergeflogen."

„Wow", staunte Remus, schon ein wenig eifersüchtig auf deren Beziehung, aber er wollte das auf gar keinen Fall zeigen, „Er fliegt extra hierher?"

„Wegen dem Auftrag", erklärte Phillis in einem Ton, der wohl alles erklären sollte (aber für Remus warf er nur noch mehr Fragen auf), „Er will vor Ort sein und im Moment hat er genauso Ferien, also kann er herkommen. Ansonsten geht er ja wieder zur Schule."

„Schade, dass ich ihn verpasst habe – ich hätte ihn gerne kennengelernt", sagte Remus.

„Nah... vermutlich nicht..."

Vermutlich hatte Phillis da Recht.

„Was machst du eigentlich hier?", fragte Phillis und musterte Remus misstrauisch.

„Aja!", erinnerte sich Remus wieder, „Ich wollte dir persönlich dein Geschenk überreichen!" Er reichte das Geschenk an Phillis weiter, die dieses ehrfürchtig annahm. „Aber du darfst es erst morgen auspacken! Morgen ist nur Familien-Tag und ich hätte nicht die Zeit gehabt, selbst herzukommen und Eulen sind immer so –"

„Und ich habe deines per Eule schon losgeschickt", verfluchte Phillis sich, „Es wird morgen erst pünktlich ankommen!"

„Das ist doch nicht schlimm", beruhigte Remus sie schnell, „Ich... ich wollte es dir nur persönlich bringen, aber ich freue mich über alles, das von dir kommt."

„Was wäre, wenn ich dir einen Haufen Drachendung geschickt hätte?"

„Ich freue mich über fast alles, das von dir kommt", korrigierte Remus sich.

Phillis lachte. Sie schüttelte das Päckchen, das sie von Remus bekommen hatte, um eventuell anhand des Klanges herauszufinden, was es war, aber ohne Erfolg. Also würde sie wohl bis morgen warten müssen.

„Außerdem wollte ich dich noch etwas fragen", gestand Remus und räusperte sich, „Ähm... also..."

„Ja?" Phillis wusste, dass sie es nicht besser machte, wenn sie all ihre Aufmerksamkeit Remus schenkte und ihn so breit und erwartungsvoll angrinste, aber sie einfach viel zu viel Spaß dabei.

„Lass das! Ich kann mich so nicht konzentrieren!", beschwerte sich Remus und schob Phillis' Gesicht zur Seite, damit sie ihn nicht mehr ansah.

„Du willst mich doch nur etwas fragen", lachte Phillis, „Wie viel Konzentration braucht das schon?"

„Mein Dad hat erfahren, dass wir –", Remus stockte. Was waren sie nun eigentlich? Waren sie zusammen? Nur Freunde? Freundschaft-Plus? Eine Affäre? Remus räusperte sich. „Also... mein Dad würde dich wirklich gerne kennenlernen."

„Unwahrscheinlich."

„Ja", sagte Remus und kassierte dafür noch einen leichten Schlag gegen seinen Arm von Phillis. „Er hat mir jedenfalls aufgetragen, dich zu fragen, ob du in die Ferien vielleicht einmal vorbeikommen willst?"

„Klar", antwortete Phillis sofort, ohne zu zögern.

„Wirklich?", fragte Remus überrascht.

Phillis sah ihn misstrauisch an. „Jaah? Warum nicht?"

„Keine Ahnung – ich habe das alles nicht wirklich durchgedacht", gestand Remus, „Toll! Also... ich kann dich dann abholen – apparieren. Bist du schon einmal appariert?"

„Klar", winkte Phillis ab, „Mit meiner Mum. Mach dir darüber keine Sorgen."

„Ausgezeichnet!", seufzte Remus, „Das hat... eindeutig besser funktioniert als gedacht."

„Manchmal machst du dir einfach viel zu viele Gedanken."

„Ja... ja, ich weiß..."



Später, als Remus Phillis wieder zurück zu ihrem Haus begleitet hatte und er selbst zurück zu seinem Dad appariert war, kamen auch Wesley und Houdini an.

Wegen eines Schneesturms hatte Houdinis Flieger etwas Verspätung gehabt, was die Laune des Jungen wohl nicht unbedingt gebessert hatte und als er als erstes das Haus betrat, war er alles andere als bereit, mit Menschen zu kommunizieren.

Zum Glück kam dann auch schon Sara, um ihn zu empfangen.

„Du musst Houdini sein!", rief sie erfreut und Houdini musterte sie verwirrt, als sie scheinbar aus dem Nichts und ohne Vorwarnung vor ihm erschien, „Phillis hat mir schon so viel von dir erzählt."

„Sie müssen Mrs Dolohow sein", erkannte Houdini.

„Du kannst mich auch gerne Sara nennen", bot Sara sofort an.

„Laertes nennt sie manchmal sogar Mom." Phillis war aus dem Wohnzimmer gekommen, um ihren besten Freund zu begrüßen, gefolgt von den anderen Demigöttern, die aber etwas schüchterner waren (beziehungsweise nicht so viel mit Houdini anfangen konnten) und auch weniger begeistert darüber aussahen, dass der Sohn der Athene nun ebenfalls angekommen war. „Hey, Houdini", begrüßte Phillis Houdini offiziell und obwohl es schon Monate her war, dass sie sich von Angesicht zu Angesicht gesehen hatten, schien trotzdem noch eine bestimmte Dynamik zwischen ihnen zu stehen und synchron hoben sie ihre Hände, um einzuschlagen – der Perfekte High-Five, wie man das vielleicht hätte nennen können. „Wie war der Flug?"

Phillis wusste eigentlich, dass es ein Fehler war, Houdini so etwas zu fragen, außer man wollte sich wirklich eine Stunde lang Geplapper darüber anhören, was alles (in Houdinis Augen) schiefgegangen war, aber gleichzeitig war Phillis sich auch der Tatsache bewusst, dass, sollte Houdini nicht die Chance haben, alles heraus zu lassen, er es einfach für sich behalten würde und dann würde er in Gedanken immer wieder diese Beschwerden wiederholen und dann hatte er keine Chance, gute Laune zu bekommen. Also brachte Phillis es lieber gleich hinter sich und sie hatten dafür später (hoffentlich) Ruhe.

Und Houdini begann auch sofort, sich über die Leute am Flughafen, über das Flugzeugpersonal, über Wolken, Menschen im Flugzeug, Menschen in der Zeitung, Menschen in seinen Büchern und eigentlich grundsätzlich über Menschen generell zu beschweren und Phillis lächelte und nickte und hörte mit halben Ohr zu, während sie Houdini in die Küche führte.

„Wie hältst du das aus?", murmelte Birget schon nach wenigen Momenten genervt und die anderen zogen sich nur allzu gerne zurück und gingen zurück ins Wohnzimmer, um dort miteinander sprechen zu können, während Houdini Phillis zu textete.

Phillis schenkte Houdini etwas Kaffee ein und für einen kurzen Moment war er wieder leise, als er genüsslich einen Schluck nahm.

„Dieser Kaffee ist viel besser, als der im Flugzeug", bestimmte er sicher.

„Wer trinkt schon im Flugzeug Kaffee?", schnaubte Phillis, „Jeder weiß, dass der nicht gut ist!"

„Ich war sehr verzweifelt."

„So verzweifelt kann man nicht sein, Houdini!"

Kurz war es leise. Houdini sah Phillis direkt in die Augen und langsam hob er die Tasse mit dem (besseren) Kaffee an seine Lippen und trank, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, einen großen Schluck. Dann sagte er ruhig: „Doch."

Phillis beobachtete ihn nur verstört – sie hatte keine Worte mehr dafür (und ihr Dad war der Gott der Poesie).

„Ich habe dir noch gar nicht von dieser einen Person am Flughafen in Dublin erzählt!", fiel es Houdini ein und begann eine weitere Runde an Erzählungen von seiner Reise.

Phillis seufzte und nahm einen Schluck von ihrem eigenen Kaffee. Sie hatte so ein Gefühl, dass das noch länger dauern würde.

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