Obligatorisches Orchester

Der Februar kam eisig kalt und mit täglichen, schlechten Nachrichten.

Kaum ein Tag verging noch, an dem nicht im Tagespropheten von ermordeten Zauberern oder auch Muggelfamilien berichtet wird und regelmäßig wurden auch Schüler aus dem Unterricht geholt, um ihnen Nachrichten von zu Hause zu überbringen – selten gute.

Andere Eltern nahmen ihre Schüler von der Schule und behielten sie in so dunklen Zeiten wie diesen lieber nahe bei sich, obwohl manche sich die Frage stellten, ob es in Hogwarts nicht sicherer wäre.

Es war allgemein bekannt, dass Dumbledore einer der höheren Gegenspieler von jenem Dunklen Zauberer war, der in diesen Zeiten für so viel Angst und Schrecken sorgte. Dumbledore, der wohl der einzige war, vor dem Lord Voldemort Respekt oder sogar Angst hatte.

Eine Zimmerkollegin von Phillis (mit der sie aber nie sonderlich viel Kontakt gehabt hatte), war ebenfalls nach Hause gegangen, nachdem ihre Eltern sie mit einem riesen Theater von der Schule abgeholt hatten. Eine andere überlegte sich, ob sie nach diesem Schuljahr überhaupt noch einmal nach Hogwarts zurückkehren wollte.

Auch Birgets und das restliche Team hatten nicht wirklich gute Nachrichten. Sie verfolgten noch immer Pirros Spuren, aber er schien ihnen immer ein Schritt voraus zu sein. Die Zahl von Monsterangriffen im Vereinigten Königreich stieg erheblich und das Zaubereiministerium erklärte sich diesen Umstand damit, dass eben eine Menge Magischer Tierwesen auf der Seite von Voldemort waren (Riesen, Werwölfe oder auch anderes), aber eigentlich waren es Monster wie Höllenhunde, Drakons und auch Werwölfe (aber von der griechischen Art), die für Chaos sorgten, aber teilweise kaum mehr wie eine winzige Ablenkung waren, um Pirro einen Vorsprung zu geben.

Sie waren sich noch nicht sicher, woher Pirro all die Höllenhunde und Drakons nahm, aber Chiron meinte sich an uralte Rituale zu erinnern, mit denen man Monster aus der Unterwelt beschwören konnte. Er erzählte von den Feldern der Verdammnis, auf denen die Höllenhunde herumtollten und auch Tartarus, wo es ganze Ebenen voll mit Drakons gab. Man musste wohl nur ein Portal erschaffen, um diese Monster in die Welt der Lebenden zu holen, aber sie waren sich noch nicht einig, wie genau Pirro das machte.

Sollte es sich um ein spezielles Ritual handeln, von dem er wusste, würde es vielleicht auch einen Gegenzauber geben, den sie benutzen könnten, damit diese Plage aufhörte.

Um diese Problematik kümmerte sich Houdini an den Wochenenden, wenn er keine Schule hatte.

Bis er aber eine zufriedenstellende Lösung vorlegen konnte, bestand der Alltag des Teams von Birget meist damit, diese Monster zu jagen und auszuschalten, bevor sie Zivilisten umbringen konnten. Hin und wieder konnten sie dabei auch einen Blick auf Dumbledores Orden werfen, aber meistens gingen sie denen aus dem Weg.

Nach den Weihnachtsferien hatte Dumbledore Phillis auch auf diesen Vorfall in Bristol angesprochen und ihr erzählt, dass seine Leute sie gesehen hatten, aber Dumbledore hatten ihnen nicht gesagt, wer genau sie waren. Er hatte ihnen nur erzählt, dass sie Verbündete waren, was bestimmt keine zufriedenstellende Antwort gewesen war, also war es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis die Wahrheit zum Vorschein kommen würde.

Dumbledore hatte auch erzählt, dass Phillis und besonders Marty diesem verletzten Mann vermutlich das Leben gerettet hatten, der von der Säure des Drakon erwischt worden war. Es ging ihm wohl auch schon wieder besser und nur wenige bleiche Narben waren zurückgeblieben, aber dieser Mann – Sturgis Podmore war sein Name – war besonders an seinen Lebensrettern interessiert.

Phillis (und auch Marty, als sie es ihm erzählte) war einfach nur überrascht darüber, dass es offenbar nicht selbstverständlich war, das Leben eines Menschen zu retten.


Es herrschte eine angespannte Stimmung in der Welt der Zauberer, aber Phillis wusste nicht, ob das daran lag, dass sie mitten im Geschehen war oder es jeder so wahrnahm wie sie.

Phillis fand kaum noch Ruhe – am Tag war sie angespannt und immer kampfbereit und in der Nacht träumte sie von Toten, schreienden Leidenden und dem Krieg, sodass sie nicht mehr unterscheiden konnte, was eine Prophezeiung war und was nur ein Albtraum.

Vorsichtshalber nahm Phillis alle ernst, durfte sich dabei aber nicht anmerken lassen, dass sie (vielleicht) die Zukunft gesehen hatte. In Wahrsagerei suchte sie in den Zeichen nach Antworten, aber diese ließen sie mit ebenso kryptischen und unheilvollen Vorhersagen zurück.


Remus war die leichte Veränderung in seiner Freundin? Affäre? Sehr guten Freundin? aufgefallen. Es wäre wohl lächerlich gewesen, wenn es ihm nicht aufgefallen wäre, denn Phillis hatte nun ebenso dunkle Augenringe wie Remus selbst und trank so viel Kaffee, dass Remus sich fragte, ob sie überhaupt noch Wasser zu sich nahm, oder ob ihr Körper sich schon an den ewigen Kaffee-Konsum angepasst hatte und nun überhaupt kein Wasser mehr brauchte.

Außerdem sah man sie immer häufiger mit Chiron, wie sie irgendetwas ernsthaft besprachen, aber wenn jemand zu nahe kam, verstummten sie, als wäre es ein Geheimnis. Wahrscheinlich war es auch ein Geheimnis – ein Geheimnis, von dem wohl nicht einmal Remus wissen sollte und irgendwie nagte es schon an ihm, dass Phillis sich ihm nicht anvertraute, aber gleichzeitig wusste er, dass er selbst Geheimnisse vor ihr hatte, es war also nur fair.

Egal, welche Sorgen Phillis hatte, Quidditch (oder Bewegung) schien ihr zu helfen und sie trainierte (allein oder mit dem Team) mehr als je zuvor.

Als das Spiel gegen Hufflepuff bevorstand, war die Aufregung darum trotzdem weniger groß als bei den letzten paar Spielen von Gryffindor. Die Niederlage gegen Ravenclaw hatte den anderen Häusern (und auch den Gryffindors) gezeigt, dass ihr Team nicht unschlagbar war und egal, wie begeistert sie zuvor von Phillis und dem Team gewesen waren, diese Begeisterung war ganz schnell wieder verschwunden und die Fans hatten sich von ihnen abgewandt.

Am Tag des Spieles herrschte also nur eine normale oder sogar eher wenig Aufregung um das Spiel und als Remus zusammen mit Peter und Lily zum Feld hinunterging, konnten sie schon früh erkennen, dass weitaus weniger Leute zusehen kommen würden, als in den letzten paar Spielen.

„Hoffentlich läuft es heute für sie besser", murmelte Lily leise zu ihnen.

Remus nickte nur und hoffte dasselbe – nicht nur für sein Haus, sondern auch für Phillis. Sie wirkte in letzter Zeit so gestresst, ein Erfolg würde ihr bestimmt guttun.

Zur Überraschung aller trat das Gryffindor-Team zuerst aus der Umkleidekabine und schritt im Gleichschritt über das Feld, die Köpfe stolz erhoben und die Griff um die Besenstiele fest und sicher. Sie wirkten sehr selbstsicher, als sie so hinaustraten und sie stellten sich in einer ordentlichen Reihe direkt vor Hawes. Dann standen sie still (Remus hatte nicht erwartet, Phillis jemals wirklich stillstehen zu sehen) und sie ließen sich von absolut nichts ablenken.

Sie blickten alle einfach geradeaus, die Köpfe stolz erhoben und warteten darauf, dass die Hufflepuffs hinaustraten.

Als diese das dann auch taten, wirkte es beinahe so, als würden sie sich verspäten und aus dem eigentlich einschüchternd wirkenden Auftritt wurde mehr ein Walk-Of-Shame, als sie über das Feld huschten, als würden sie sich zu einer Schulstunde verspäten.

Phillis stand in der Mitte und als Hawes von den Kapitänen verlangte, dass sie sich die Hände schütteln sollten, trat nicht nur Phillis vor, sondern auch das restliche Team, sodass sie wie ein Band sich zu einer Dreiecksformation formten. Das alles passierte in absoluter synchroner Abgestimmtheit und der Kapitän von Hufflepuff wirkte perplex und irritiert.

Die Spieler stiegen auf ihre Besen und im nächsten Moment ging es auch schon los und dieses Mal hatte Remus das Gefühl, als würde alles besser laufen, obwohl er eigentlich kaum eine Ahnung von Quidditch hatte.

Es war einfach so ein Gefühl, als er dabei zusah, wie sich Phillis gleich den Quaffel aus der Luft schnappte, nachdem Hestia und James die anderen Spieler abblockten und ihr damit die Möglichkeit gaben, ungestört den Ball aus der Luft zu angeln und damit schon vorzupreschen.

Die Hufflepuff-Spieler starteten gefühlt verspätet und krochen hinter Phillis hinterher, die schon beinahe bei den Toren war, aber der Hufflepuff-Hüter machte sich schon bereit und schien nur leicht nervös bei dem Gedanken, dass die einst so respektierte Phillis Dolohow direkt auf ihn zuflog.

Stellte sich heraus, dass er auch keinen Grund gehabt hatte, sich vor Phillis zu fürchten, denn knapp vor den Toren warf Phillis den Quaffel einfach gerade nach oben und Hestia nahm ihren Platz ein.

Der Hüter – mehr perplex als wirklich abgelenkt – reagierte zu langsam, als Hestia den Quaffel direkt im rechten Ring versenkte und sie stieß triumphierend eine Hand in die Luft und grinste breit.

„Kannst du dich noch daran erinnern, wie Hestia beim Training kaum aufsehen konnte, so schüchtern war sie", sagte Lily begeistert zu Remus.

„Bei ihr hat sie alle Arbeit geleistet", stimmte Remus ihr zu. Das konnte Phillis gut – andere aus ihrer Schale holen. Remus war sich nicht ganz sicher, ob das bei ihm nicht schon durch James, Sirius und Peter passiert war, aber auch ihn hatte Phillis zum Positiven verändert, wie er behaupten wollte.

Potter in Quaffelbesitz!", berichtete der Kommentator begeistert, „Gryffindor scheint zu seinem alten Glanz zurückgefunden zu haben. Kann daran liegen, dass ich schon lange kein wirklich gutes Spiel mehr gesehen habe, aber sie scheinen besser denn je zu sein! Potter gibt an Kapitänin Dolohow, die dieses Mal mitten im Geschehen ist. Scheint das letzte Mal wohl nicht ihr Tag gewesen zu sein, aber nun ist die Legende zurück und sie gibt an Jones; Jones zurück zu Dolohow. Dolohow ist bei den Toren und –"

„TOR!", brüllte Remus begeistert und stieß eine Faust in die Luft, „TOR! Hast du das gesehen Lily?"

„Hab ich, du musst es mir nicht ins Ohr schreien!", bat Lily ihn, lächelte aber amüsiert.

Nun war ein Jäger von Hufflepuff in Quaffelbesitz, aber nicht lange, denn James flog frontal auf ihn zu. Der Hufflepuff-Jäger schien darauf trainiert worden zu sein und behielt seinen Kurs, aber da hatte er wohl nicht mit einer neuen Strategie von Phillis Dolohow gerechnet.

Hinter James schoss Sirius einen Klatscher in seine Richtung und im letzten Moment zog James seinen Besen steil nach oben, sodass der Klatscher unter ihm hindurchschoss, direkt auf den Hufflepuff-Jäger, der beinhart von seinem Besen geworfen wurde, aber zum Glück nur wenige Meter nach unten fiel.

Nicht, dass sich jemand aus dem Gryffindor-Team darum gekümmert hätte, denn James fing den Quaffel auf und flog zu den Ringen zurück, flankiert von Hestia und Phillis.

Aber James gab den Quaffel nicht ab und der Hüter beobachtete alle drei Jäger nervös, als würde er erwarten, dass sie den Quaffel (wie immer) in letzter Sekunde abgaben, aber dieses Mal nicht und James schoss auf den linken Ring.

Der Hüter versuchte zwar noch, ihn abzuwehren, aber ohne Erfolg und schon stand es dreißig zu null für Gryffindor.

„HAHA!", brüllte nun Lily begeistert, „Siehst du das, Remus? Hast du das gesehen?"

„Hab ich, du musst es mir nicht ins Ohr schreien", wiederholte Remus Lilys Worte schmunzelnd. Lily wurde leicht rot, zeigte Remus aber die Zunge und stieß ihn leicht von sich.

Es stand schon sechzig zu null, als es Ravenclaw das erste Mal gelang, in die Nähe der Gryffindor-Ringe zu gelangen, aber Kingsley wehrte dann ganze fünf Torversuche ab, bevor der sechste in einen Ring ging, aber der Jubel bei den Hufflepuff blieb spärlich.

Sie schienen wieder einmal keine Chance zu haben und nach der spärlichen und eigentlich sogar kümmerlichen Darbietung von Gryffindor in ihrem Spiel gegen Ravenclaw, hatte Hufflepuff bestimmt mit einem schwächeren Gegner gerechnet.

Aber Gryffindor spielte besser denn je und schon nach einer halben Stunde Spielzeit lagen sie mit neunzig Punkten in Führung, als die Sucher den Schnatz entdeckten.

Der Schnatz würde das Spiel entscheiden und deswegen jubelte das ganze Stadion seinen Suchern zu, als sie hinuntertauchten, um den goldenen Ball zu fangen.

Einen Moment lang sah es so aus, als würde Silas unterlegen sein, aber dann schoss Marlene einen Klatscher auf die Sucher.

Sie flogen so, dass er beide treffen könnte, aber während der Hufflepuff-Sucher die Gefahr kommen sah und seinen Besen gerade zog, um dem Klatscher auszuweichen, sah Silas zwar die Gefahr, machte aber weiter.

Gerade in dem Moment, in dem sich seine Hand um den Schnatz schlossen, donnerte ihm der Klatscher von Marlene direkt in die Seite und riss ihn vom Besen.

Ein Keuchen ging durch die Menge, als Silas fiel, aber wie er es von Phillis gelernt hatte, rollte er sich ab und blieb dann im Gras liegen.

Keiner wusste, ob der Schnatz gefangen worden war, aber das Team schoss trotzdem hinab, um ihrem Sucher beiseitezustehen, als dieser (mit schmerzverzerrtem Gesicht) selbst auf die Beine kam und seine Hand triumphierend in die Luft streckte.

Die Gryffindor-Fans explodierten und jubelten so laut, wie es selbst eine größere Menge nicht gekonnt hätte, während Silas zwar schief grinste, aber gleichzeitig wankte.

„Woah, Silas!" Phillis sprang nahe Silas von ihrem Besen auf den Boden und eilte direkt zu ihm, „Das war ein ordentlicher Sturz – geht es dir gut?"

„Überhaupt nicht", gestand Silas, noch immer grinsend, aber man sah ihm an, dass er Schmerzen hatte, „aber immerhin habe ich den Schnatz!"

„Das war sehr leichtsinnig von dir!", schimpfte Phillis aufgebracht, „Was wäre gewesen, wenn du gestorben wärst, hu?"

„Dann wäre meine letzte Tat gewesen, für dich und Gryffindor zu gewinnen", sagte Silas ernst – so ernst, dass er Phillis schon beinahe Angst machte. Das war etwas, das ein Demigott sagen würde, aber ein Zauberer gab sein Leben niemals so einfach für eine andere Person auf. Das war dann etwas Besonderes. Zauberer waren nicht wie Ruth, die zurückgeblieben war, um ihre Freunde zu retten.

„Unsinn!", schimpfte Phillis, nachdem sie sich aus ihrer kurzen Paralyse befreit hatte, „Was soll ich denn mit einem Sieg, wenn ich dann keinen Sucher mehr habe? Es gibt doch keinen besseren als dich!"

Nun landeten in der Nähe auch die anderen und James und Sirius waren gleich an der Seite des Suchers.

„Immer halblang, Robin", riet James ihm, „Ich glaube, wir bringen dich am besten gleich in den Krankenflügel."

„Ja, bitte", bestätigte Silas und verzog das Gesicht.

„Tut mir wirklich leid, Silas", entschuldigte sich Marlene schuldbewusst, „Ich habe gedacht, dass ihr beide ausweichen würdet – ich habe gedacht, dass es besser wäre, wenn keiner den Schnatz hat..."

„Schon gut, Marly", winkte Silas ab, „es ist meine Entscheidung gewesen. Dich trifft keine Schuld."

„Silas hat Recht", stimmte Phillis ihm zu, „Bringen wir dich hier weg – in die Umkleidekabine, dann kann ich dich heilen."

„Stimmt!", erinnerte sich Kingsley, den Phillis einmal während eines Spiels geheilt hatte, „Das kannst du ja! Dann bist du gleich wieder auf den Beinen!"

„Aber es laugt dich auch aus", erinnerte sich Sirius, „Bist du sicher, dass –"

„Ich bitte dich, Sirius", schnaubte Phillis und half dabei, Silas wegzutragen, „Das ist doch das mindeste, das ich für ihn tun kann, nachdem er für uns das Spiel gewonnen hat."



Die Gryffindors jubelten begeistert, als das Team den Gemeinschaftsraum betrat und es war schon alles für eine Party vorbereitet.

Für Getränke und Snacks wurde gesorgt und jemand spielte Musik, aber jene der Zauberer, wie Phillis beinahe enttäuscht bemerkte.

Die Spieler wurden wie Helden empfangen und Phillis fühlte sich gut, obwohl sie auch ziemlich müde war.

„Phillis!" Remus bahnte sich seinen Weg durch die Menge und umarmte sie begeistert. Er drückte sie fest an sich und hob sie sogar etwas hoch, bevor er sie wieder hinunterließ und sie schnell küsste. „Du warst unglaublich", wisperte er leise, sodass nur Phillis ihn hören konnte.

„Das war alles das Team", widersprach Phillis ihm, „Ich bin nur ein Teil davon."

„Ein Teil, den ich –" Remus stoppte sich selbst, bevor er etwas sagte, das er vielleicht bereuen würde, immerhin wusste er nicht einmal, ob Phillis und er überhaupt zusammen waren oder wie Phillis für ihn empfand (immerhin könnte es auch sein, dass Phillis eigentlich absolut kein romantisches Interesse an ihm hatte und ihn einfach nur gerne küsste (zugegeben, James würde vermutlich sagen, dass Remus komplett irrational dachte und er sich nicht so anstellen sollte, aber das war Remus egal, immerhin war das eine ziemlich komplizierte Angelegenheit und er ging lieber sicher) und sie ihn vielleicht sogar verabscheute (ebenfalls eher unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich)), „– den ich wirklich gern mag", sagte er also.

„Das ist süß", grinste Phillis leicht amüsiert, als hätte sie seine Gedanken gelesen (oder vielleicht hatte er seinen inneren Monolog auch laut ausgesagt (das wäre peinlich geworden)) und nahm seine Hand, „Ich mag dich auch gern."

Remus wusste, dass diese Worte absolut gar nichts bedeuten könnten und Phillis sie vielleicht platonisch meinte oder vielleicht sogar nur aus Höflichkeit das „Kompliment" zurückgab, aber trotzdem machten seine Innereien einen kleinen Hüpfer und er wurde etwas rot.

„Glaubst du, bei dieser Party gibt es Kaffee?", fragte Phillis sich und Remus war es noch gar nicht so aufgefallen (weil Phillis in letzter Zeit immer müde aussah), aber sie hatte wirklich dunkle Ringe unter den Augen, als hätte sie tagelang nicht geschlafen. Am Morgen hatte sie noch etwas besser ausgesehen, aber bestimmt war das Spiel anstrengend gewesen.

„Natürlich gibt es Kaffee – ich habe sie organisiert", erwiderte Remus darauf und zog Phillis mit sich mit zu einer kleinen Bar.

Dort gab es Butterbier, Becher mit Säften und auch eine Kanne mit Kaffee nur für Phillis.

Remus schenkte ihr eine Tasse ein und reichte sie Phillis beinahe schon feierlich mit einer leichten Verbeugung.

„Danke!", hauchte Phillis überwältigt und grinste breit, „Ich l–" Phillis stoppte sich selbst, bevor sie etwas sagte, das sie vielleicht bereuen würde. Unmöglich, dass sich jemand wie Remus Lupin in jemanden wie sie verliebte und insgeheim wusste Phillis, dass das nur vorrübergehend sein würde. Es war eine Beziehung, wie man sie nun einmal hatte, wenn man jung war und zusammen in eine Ganztagesschule ging, aber niemals würde Remus Lupin sie lieben, also lieber nichts sagen, das ihre Gefühle vielleicht verriet, nur um dann zurückgewiesen zu werden.

Ganz zu schweigen davon, dass Phillis sich lieber nicht in Remus verliebte (dafür war es schon zu spät), immerhin war sie in einen Krieg involviert, den sie vielleicht nicht einmal überlebte.

Wer konnte schon sagen, was einen Demigott am nächsten Tag erwarten würde? Nicht einmal Phillis (die Tochter des Gottes der Weissagungen) konnte das.

Außerdem hatte Remus noch nicht einmal eine Ahnung, dass sie eine Demigöttin war und Phillis wusste noch nicht, ob sie jemals bereit sein würde, ihm davon zu erzählen. Wissen kann gefährlich sein, wie Phillis wusste, also würde sie Remus in Gefahr bringen, wenn sie ihm davon erzählte.

Das konnte sie nicht verantworten – niemals würde sie Remus in ihre Welt zerren.

Es war besser, wenn er sich aus diesem Krieg hinaushielt und sein Leben ruhig lebte – das war besser für alle Beteiligten.

Besser, Phillis gestand ihm nicht ihre Gefühle oder der Abschied (der unvermeidlich war) würde noch schmerzvoller für sie sein.

„Ich– äh...", stammelte Phillis und wurde rot, „Ich liebe Kaffee!"

„Weiß ich doch!", Remus legte einen Arm um ihre Schultern, „Und jetzt sollten wir diesen Typen suchen, der meint, auf dieser Party nur diese schreckliche Musik spielen zu müssen! Ich glaube, ich habe noch irgendwo eine verzauberte Platte von Queen."

Phillis öffnete den Mund und beinahe wäre ihr der eine Satz schon wieder hinausgerutscht. Verwirrt runzelte sie die Stirn. Was war mit ihr los? Das musste die Müdigkeit sein – nachdem sie Silas geheilt hatte, hatte sie einige ihrer eigenen Kraftreserven anzapfen müssen und nur ein ordentlicher Schlaf (oder eine Menge Kaffee) würden ihr helfen.

„Klar", brachte Phillis irgendwie heraus und lächelte.

Remus runzelte die Stirn und fragte sich, ob er etwas Falsches gesagt hatte. Phillis reagierte irgendwie seltsam. „Phil... du... magst mich doch noch immer lieber als Schule, oder?"

„Aber absolut", bestätigte Phillis, ohne zu zögern und das beruhigte Remus.

Er grinste. „Gut – ich mag dich auch lieber als Schule."

„Noch nie habe ich ein schöneres Kompliment gehört."

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