Moony hat sein Leben vollkommen im Griff

Remus war vorbereitet.

Die ganze Woche über hatte er immer bei Phillis' Professoren nachgefragt, welche Themen sie bearbeitet hatten (zu ihrer Überraschung) und hatte motivierter, als er es jemals in seinem Leben gewesen war alles vorbereitet, als wäre er tatsächlich ein Professor oder Lehrer.

„Du bist wahnsinnig", hatte Sirius bemerkt, als Remus um drei Uhr in der Früh (an einem Schultag) noch immer wach gewesen war und zusammengeschrieben hatte, was wichtig für Phillis sein könnte.

„Bin ich wahnsinnig, wenn ich sage, dass mir das tatsächlich Spaß macht?", hatte Remus gefragt, ohne von seiner Arbeit aufzusehen, „Ich habe Phils Leben viel mehr im Griff, als mein eigenes."

„Jetzt muss Phillis nur noch dein Leben im Griff bekommen und ihr wärt das perfekte Paar", hatte Sirius spöttisch darauf gesagt, worauf James etwas in der Art von wegen „Sie sind doch schon so gut wie ein Paar", gesagt hatte und Peter hatte geseufzt und sich gewünscht, Remus wäre mit ihm zusammen, damit er für ihn all diese Arbeit machen würde, bevor ihm aufgefallen war, was er gesagt hatte (Remus hatte tatsächlich einen Moment lang perplex gestoppt, um Peters Worte verarbeiten zu können).

Und so war Remus John Lupin am Mittwoch um drei Uhr siebenundzwanzig von seinen Freunden für wahnsinnig erklärt worden.

Die Nachricht vom Tod Phillis' Schwester hatte sich so schnell verbreitet, wie eine Magen-Darm-Grippe in Muggelschulen und wie es so oft bei Sozialen Mangelerscheinungen war, hatte Remus nichts dagegen tun können. Er hatte nur dabei zusehen können, wie ein Gerücht begonnen hatte, Lügen und Meinungen dazu erzählt worden waren und die Geschichte, die man sich zum Schluss am Freitag erzählte, entsprach (vermutlich) kaum noch dem, was wirklich passiert war.

Offenbar gehörte Phillis einer Geheimgruppe von Voldemort an, die persönlich von ihm trainiert wurde – aber nicht nur Phillis, sondern auch ihre Schwester Ruth. Das erklärte auch, warum sie sich überhaupt nicht ähnlich sahen: Ruth und Phillis waren eigentlich nur Schwestern, weil sie demselben Orden angehörten und dadurch verbunden waren. Sie wurden ausgebildet, Leute auf Muggel-Art zu ermorden, damit die Morde nicht Voldemort und seinen Todessern zugeschrieben werden konnten und Ruth war von einem Muggel-Geheimdienst überführt und umgebracht worden. Das erklärte jedenfalls die Wunden.

Das war jedenfalls die Geschichte, die Remus am Gryffindor-Tisch hörte und er war ein bisschen angeekelt von der Tatsache, dass sie noch am Abend vor Phillis' Abreise von Hogwarts die Kapitänin hochgefeiert hatten, aber da sah man wieder einmal, wie schnell sich Loyalitäten umdrehen konnten.

Remus war nur froh, dass seine Freunde und auch die anderen aus dem Team nichts von diesen Gerüchten wissen wollten – er selbst jedenfalls glaubte kein Wort davon (jedenfalls nicht, bis Phillis selbst sie bestätigte, aber er bezweifelte, dass diese Geschichten stimmten).

Er sammelte fleißig täglich das Unterrichtsmaterial und Professor McGonagall hatte ihm am Mittwoch gesagt, dass Phillis am Freitag oder Samstag wieder zurück nach Hogwarts kommen würde. Sie hatte nicht gewusst, wie es ihr ging, aber Dumbledore hatte wohl mit ihrer Mutter gesprochen und sie war sicher wieder zu Hause angekommen.

Remus wusste, dass Phillis bei den Professoren nicht sonderlich beliebt war (das war kein Schüler, der Hausaufgaben vergaß und nicht aufpassen konnte), aber trotzdem waren sie alle sehr kooperativ und sie alle halfen Remus sogar dabei, die Materialien zusammen zu suchen und sie strichen auch viele Arbeiten von der Liste und sie erließen Phillis die Hausaufgaben.

Nur eine war nicht bereit, Remus bei seiner Aufgabe zu helfen: Professor Ioneb, die Professorin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste.

Phillis hatte schon einmal angedeutet, dass sie sie hasste, aber als Remus (freundlich wie immer) gefragt hatte, ob er eventuell wissen dürfte, was sie im Unterricht gemacht hatten, hatte Ioneb nur hämisch gelacht und ihm wortwörtlich gesagt: „Mach dir keine Mühe, wenn Phillis klug ist, kommt sie nicht mehr zurück. So viele Geschwister, wie sie in letzter Zeit verliert – es lohnt sich ja kaum zurück zu kommen."

Remus hatte keine Ahnung gehabt, was die Professorin damit gemeint hatte, aber es hatte ihn verstört und danach hatte er ein seltsames Gefühl bei Ioneb gehabt. Er hatte das Gefühl, als wüsste sie etwas, das sonst niemand wusste.

Am Samstag kam Phillis zurück.

Remus fand sie im Gemeinschaftsraum auf einem der Sofas, als wäre sie nie weg gewesen und sie hatte dunkle Augenringe unter den Augen und sah müde aus, schlief aber nicht, sondern ließ ihre Füße über der Armlehne des Sofas baumeln und blickte auf die Decke.

Remus (er war selbst überrascht davon) zögerte keinen Moment und gesellte sich zu ihr. Er legte seine eigenen, langen Beine über die Armlehne und legte seinen Kopf neben den von Phillis.

„Hast du geschlafen?", fragte Remus sie und blickte leicht zur Seite. Er konnte ihr Parfüm (Schokolade) riechen und hätte er den Kopf noch ein bisschen weiter zur Seite gedreht, hätte er vielleicht sogar ihre Wange küssen können, so nahe beieinander lagen sie.

Phillis legte den Kopf ebenfalls leicht zur Seite (und Remus wurde rot, als er daran dachte, dass (sollten sie beide die Köpfe komplett zur Seite legen) sie sich küssen könnten) und lächelte leicht.

„Nicht wirklich – ich bin um... vier oder fünf angekommen und es hat sich nicht wirklich gelohnt schlafen zu gehen", gestand sie.

„Soll ich dir einen Kaffee holen?", fragte Remus, bevor er bemerkte, dass das peinlich enden könnte – Leute könnten auf die Idee kommen, er wäre in Phillis verliebt, nur, weil er ihr gerne Freude bereitete – ein lächerlicher Gedanke. Wie sollte jemand auf diese Idee kommen?

„Ich habe nur meine Schwester beerdigt – ich sterbe nicht", erinnerte Phillis und unbegeistert, „Du musst kein Mitleid mit mir haben – ich komme sehr gut alleine zurecht."

„Dann ist es wahrscheinlich kein guter Zeitpunkt, um dir zu sagen, dass ich mir die Mühe gemacht habe, alle deine Stunden dieser Woche zusammen zu fassen und die Professoren haben mir gesagt, dass du keine Hausaufgaben der letzten Woche abgeben musst", erzählte Remus, bevor er seinen Fehler erkannte, „Warte... das klingt so, als müsstest du dankbar sein oder als würde ich etwas als Gegenleistung erwarten, ich... ich wollte eher sagen, dass... dass ich es gerne gemacht habe und du hoffentlich so weniger Arbeit haben wirst und ich absolut keine Gegenleistung erwarte."

Phillis legte den Kopf ganz zur Seite, sodass ihre Nasenspitze beinahe seine Wange berührte und Remus konnte auf einmal nicht mehr atmen. Ihm fiel ein, dass er heute noch nicht seine Zähne geputzt oder geduscht hatte und er bereute es in diesem Moment so sehr, er wünschte sich, er könnte die Zeit zurückdrehen, schnell duschen und Zähneputzen, bevor er sich zu Phillis gesellte, aber dafür war es jetzt zu spät und er konnte nur hoffen, dass sich Phillis nicht ihr restlichen Leben an diesen einen unangenehmen Moment erinnern würde, an dem Remus Lupin – stinkend und mit Mundgeruch – neben ihr auf dem Sofa gelegen hatte, während sie sich vielleicht mit ihren zukünftigen Mann (oder auch Frau – Remus war da ganz offen) sich über ihn lustig machte und ihre Kinder würden ebenfalls darüber lachen und sie würden hoffen, dass ihnen das niemals passierte und dann trafen sie sich vielleicht einmal auf der Straße und die ganze Familie von Phillis würde nur daran denken können, wie Remus Mundgeruch hatte und stank.

„Du hast was gemacht?", fragte Phillis und Remus war einen Moment lang überrascht, dass sie nichts in der Art von „Remus, du stinkst" sagte.

„Ich habe deine Arbeit der letzten Woche zusammengefasst, damit du nicht so viel nachlernen musst", wiederholte er (möglichst ohne zu atmen, damit er Phillis nicht mit seinem Morgenatem belästigte) und er widerstand auch dem Drang, seinen Kopf zu drehen und Phillis anzusehen.

„Warum solltest du das tun?", fragte Phillis, „Mitleid?"

„Nein!", rief Remus eilig und räusperte sich, als er bemerkte, dass er es lauter gesagt hatte, als geplant, „Nein, eher..." Remus verstummte. Was sollte er sagen? Er mochte Phillis und deswegen machte er ihr gerne eine Freude? Er sah sie gerne lächeln? Er wollte sie einfach nur unterstützen, weil das eben das war, was man tat, wenn man jemanden wirklich mochte? Nein... das konnte er alles nicht sagen. Remus räusperte sich wieder. „Jaah... Mitleid... ich habe Mitleid mit dir."

Phillis musterte ihn kritisch. „Du lügst?"

„Ja", gestand Remus erbärmlich, „aber die Wahrheit ist mir zu peinlich."

Remus schloss die Augen und wartete auf das Unvermeidliche. Er stellte sich vor, wie Phillis erraten würde, warum er es wirklich getan hatte und sie würde ihn auslachen und dann würde sie es allen in der Schule verraten und alle würden über ihn lachen und er würde nie wieder nach Hogwarts kommen können – nicht, weil er ein Werwolf war, sondern weil er nicht mit dieser Scham leben konnte. Was für ein Plot-Twist in seinem Leben...

„Okay", meinte Phillis aber stattdessen nur und lächelte, „Du hast dir wirklich all diese Arbeit gemacht?"

Remus' Kopf arbeitete noch nicht ganz, nachdem er noch zu geschockt von seinem alternativen Szenario war und seine Antwort brauchte vielleicht einen Moment zu lange, aber Phillis schien das nicht zu stören/nicht zu bemerken. „Ja?"

„Das ist bestimmt eine Menge Arbeit gewesen", seufzte sie, „Kann ich mich... irgendwie revanchieren?"

„Ein Butterbier in Hogsmeade?", platzte es aus Remus heraus, bevor er sich selbst davon abhalten konnte, „Oder Kaffee... oder Kakao? Heute ist Hogsmeade-Wochenende... wir könnten zum Drei Besen gehen." Ob Phillis wusste, dass heute auch Valentinstag war? Remus ließ es lieber unerwähnt und er würde einfach so tun, als hätte er selbst das das erste Mal gehört, wenn es ihr auffiel.

Remus schloss wieder die Augen und wartete darauf, dass sie ihn auslachte und ihn fragte, ob er wahnsinnig sei – jemand wie Phillis würde sich doch niemals mit einem Monster wie Remus verabreden, auch, wenn es offiziell kein Date war. Sie würde ihn auslachen. Sie würde ihn anschreien. Dann würden alle Schüler von Hogwarts ihre Fackeln und Mistgabeln auspacken und ihn davonjagen – er sah es schon vor sich.

„Das wäre unfair", lachte Phillis aber, „Du würdest mir gleich zweimal eine Freude machen!"

Remus verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und hustete, während er knallrot wurde. „Ähm... ich...", stammelte er hustend, „Ist schon in Ordnung, es würde mich freuen."

„Dann machen wir das", bestimmte Phillis, „Jetzt gleich?"

„Absolut", stimmte Remus ihr zu und bereute, so begeistert zu klingen – Phillis musste ja nicht wissen, wie begeistert er gerade war und wie sehr er es nicht bereute, früh aufgestanden zu sein, „aber... ich muss davor noch duschen... und... meine Zähne putzen..."

„Oh gut", seufzte Phillis beinahe schon erleichtert, „Ich wollte gerade dasselbe sagen. Ich mache mir schon die ganze Zeit Sorgen, dass dir auffallen könnte, dass ich stinke."

„Ich mir auch", gestand Remus lachend, „aber keine Sorge – du riechst gut wie immer – nach Schokolade."

„Schokolade, tatsächlich?", fragte Phillis überrascht, als wäre es tatsächlich eine neue Information für sie, dass ihr Parfüm nach Schokolade roch.

Sie lagen noch einen Moment länger nebeneinander, dann räusperte Remus sich und stand schnell auf und Phillis folgte seinem Beispiel.

„Also... in einer halben Stunde wieder hier?", schlug er vor, „Reicht dir diese Zeit?"

„Ich schaffe es in zwanzig Minuten", forderte Phillis ihn heraus.

„Dann eben in einer Viertelstunde", konterte Remus und Phillis lachte, als sie schon die Treppen nach oben in den Mädchenschlafsaal sprintete und Remus blieb noch einen Moment länger mit einem dämlichen (verliebten) Blick stehen, bevor ihm auffiel, dass er meistens länger als eine Viertelstunde brauchte und deswegen beeilte er sich wohl auch lieber.

Remus riss die Tür zum Schlafsaal mit so einer Wucht auf, dass sie gegen die Wand schlug und somit auch seine Mitbewohner aufweckte.

„Moony?", fragte James verschlafen und tastete nach seiner Brille, „Bist du das?"

„Welcher Wahnsinniger steht sonst so früh auf", jammerte Sirius und zog seine Decke über den Kopf, „Ich brauche meinen Schönheitsschlaf, Moony!"

„Ich glaube, ich habe ein halbes Date mit Phillis", rief Remus nun doch leicht panisch, „In einer Viertelstunde schon!"

„Was?" James war sich sicher, sich verhört zu haben.

„Wie hast du das geschafft?", fragte Peter – ebenfalls vom Lärm wach.

„Ich weiß es doch nicht!", rief Remus panisch, während er in seinem Schrank nach passender Kleidung suchte und dabei seine Ordnung durcheinanderbrachte, „Ich... lange Geschichte, ich erzähle sie euch danach."

„Nein, ich erlaube es nicht", meinte James und runzelte die Stirn, „Ich frage Lily schon seit Jahren nach einem Date und du machst es einmal und Phillis sagt ja? Einfach so?"

„Ich weiß nicht, ob es ein Date ist, aber... wir gehen nach Hogsmeade zusammen", gestand Remus, riss einfach einen roten Pullover (er hatte gehört, Rot würde attraktiv machen) und Hosen heraus (gehörten die Sirius? Nein...) und stürmte ins Bad.

„Am Valentinstag", bemerkte Sirius mit einem vielsagenden Grinsen, „Das ist ganz sicher ein Date!"

„Seien wir doch mal ehrlich – Phillis hat bestimmt keine Ahnung, dass Valentinstag ist", bemerkte James und keiner konnte ihm widersprechen.

„Außerdem will sie sich nur für meine Arbeit revanchieren!", schrie Remus aus dem Bad heraus und im nächsten Moment hörte man, wie er die Dusche anschaltete, gefolgt von Kreischen, „Ahh! Kalt! Kalt! Kalt!"

„Der arme Junge", seufzte Peter und schüttelte den Kopf, „Er ist ja vollkommen fertig."

„Nicht vergessen, Sex nach einem Begräbnis zählt nicht", schrie Sirius Remus zu und lachte über seinen eigenen Witz.

„Halt die Klappe!", hörte man Remus trotz des rauschenden Wassers.

„Jetzt ist er bestimmt froh, dass das Wasser kalt ist", vermutete Sirius und zwinkerte James zu, aber dieser war noch zu traumatisiert.

„Jahre, Tatze... ich versuche es bei Lily schon seit Jahren und Remus macht alles so einfach und macht es einfach so! Wie schafft er das?"

„Du könntest Lily auch einmal in der Schule helfen, wie Remus bei Phillis", schlug Peter vor.

James sah ihn begeisterungslos an. „Lily ist mindestens genauso gut, wie ich... wenn nicht besser... wie soll ich ihr da helfen?"

Peter öffnete den Mund, um James mit einer Antwort zu versorgen, schloss ihn aber wieder, als ihm nichts einfiel.

Man hörte, wie Remus die Dusche abschaltete, gefolgt von Fluchen und kurz darauf kam Remus mit wirklich chaotischen Haaren aus dem Bad und er sah seine Freund verzweifelt an.

„Ich habe das erste Mal versucht, meine Haare magisch zu trocknen", gestand er, „Wir sieht es aus?"

„Absolut chaotisch und schrecklich", bemerkte Sirius erbarmungslos, „Phillis wird es lieben."

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