Moony hat keinen Selbsterhaltungstrieb (oder er ist lebensmüde)
Zum Glück konnte Phillis nun glücklich sterben, denn die kommende Woche würde sie nicht überstehen.
Zaubergrade.
Nachdem Phillis in diesem Jahr Quidditch-Kapitän geworden war; beinahe diese Stelle wieder verloren hatte, wären ihre Freunde nicht gewesen, die sie ebenfalls erst dieses Jahr dazugewonnen hatte; hatte ihre beste Freundin und Lieblingsschwester Ruth verloren; hatte eine Beziehung mit Remus begonnen – die erste Beziehung, die sie jemals gehabt hatte und hatte dann auch noch den Pokal gewonnen... alles war so unwirklich gewesen und die ZAGs hatte sie eher verdrängt.
Zeit war nur noch eine Illusion gewesen, Tage waren zu Wochen verschmolzen und Monate hatten an sich nicht existiert. Nur die Jahreszeiten hatten Phillis halbwegs einen Überblick gegeben, welchen Monat sie überhaupt hatten, aber ansonsten war alles irgendwie zu chaotisch gewesen, um den Überblick zu behalten, besonders da sie mitten im Jahr ins Camp gegangen war, was sie normalerweise nur im Sommer tat und dadurch hatte sich alles nur noch mehr verwirrt und vermischt wie Wasser, das man mit Wasser mischte.
Remus hatte versucht, sie auf die ZAGs vorzubereiten, aber sie musste zugeben, dass sie gar nicht darüber nachgedacht hatte, nachdem der Quidditch-Pokal wichtiger gewesen war und dann auch noch ihre Verletzung, die erst zwei Tage vor den ZAGs wirklich verheilt war (sodass selbst Madam Pomfrey ihr wieder erlaubte, Quidditch zu spielen).
Dann hatte Phillis erst versuchen müssen, ob sie überhaupt noch Quidditch spielen konnte. Nicht, dass sie es plötzlich verlernt hätte, aber es wäre ziemlich unpraktisch gewesen, wenn Zeus jedes Mal, wenn sie auf einen Besen stieg Gewitterwolken aufziehen hätte lassen. Nach dem letzten Spiel würde Phillis es bevorzugen, nicht noch einmal bei so einem Wetter zu spielen.
Sie hatte es ausprobiert (nur ein bisschen nervös und eher neckisch gestimmt, als würde sie einen alten, faulen Löwen mit einem Stock anstupsen) und Zeus hatte bedrohliches Donnern geschickt, sie aber nicht vom Himmel geholt.
Das war schon einmal ein gutes Zeichen gewesen und Phillis fragte sich, ob Zeus alle seine Geschütze erst wieder bei ihrem nächsten Spiel aufziehen würde, oder ob sie ihn tatsächlich besiegt hatte... natürlich durfte sie das nicht laut sagen, sonst wäre Zeus wieder beleidigt und jeder wusste, dass man sich selbst nicht mit den Göttern verglich, aber dieses stolze und überlegene Gefühl, das Phillis bei diesem Gedanken hatte, zählte.
Danach hatte Phillis natürlich noch ganz viel überschüssige Energie loswerden müssen, die sie die letzten Tage angestaut hatte, in denen Madam Pomfrey sie regelrecht verfolgt hatte, um sicher zu gehen, dass sie keinen Sport trieb (und teilweise hatte Phillis tatsächlich das Gefühl gehabt, Madam Pomfrey versteckte sich immer hinter Vorhängen und Ecken, nur um hervorzuspringen, wenn Phillis über ein Treppengeländer hinunter rutschte oder ein spontanes Rad mitten im Gang schlug).
Sie hatte also viel Zeit mit Pfeil und Bogen verbracht (bis Hagrids Vogelscheuche endgültig zerfallen war und sie auf seinen Zaun hatte ausweichen müssen) und hatte mit einem Stock als Schwert-Ersatz geübt (Hogwarts akzeptierte vielleicht, dass sie einen Bogen hatte (den sich schon kleine Kinder selbst mit Haselnussholz und einer Schnur machen konnten (natürlich war Phillis' Bogen nicht einfach nur Holz und Schnur, sondern hochwertiges Holz aus dem Wald aus dem Camp (das vielleicht oder vielleicht auch nicht magisch war – keiner war sich da ganz sicher) und natürlich Pegasus-Haar (so seidig weich und doch stabil, zu einer dünnen Schnur geflochten und beinahe perfekt)) aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie nun auch mit einem Schwert aus Himmlischer Bronze durch die Gegend rennen wollte (nachdem sie in letzter Zeit ziemlich häufig auffiel, nachdem Leute sie in Hogwarts kannten und deswegen auch begrüßten, als würden sie eine beliebte Person in der Schule auf dem Gang begrüßen)).
Phillis übte also vorerst mit einem Stock die typischen Abfolgen im Schwertkampf, die man schon ganz am Anfang lernte und würde dieses Wissen dann im Camp vertiefen – nachdem sie das letzte Jahr mehr oder weniger hauptsächlich mit dem Lernen von Theorie und Strategie verbracht hatte, war es vermutlich höchste Zeit.
Worauf Phillis mit diesen ganzen Ausreden eigentlich hinauswollte... sie hatte nicht gelernt.
Es war ihr einfach nicht gelungen, wirklich effektiv zu lernen, selbst nicht, als die ZAGs näherkamen und Remus beinahe zu weinen anfing, weil er mit ihr so frustriert war, wenn sie sich wieder von einer Lern-Einheit davonschlich (er fing nicht wirklich weinen an... eigentlich war genau das Gegenteil der Fall, wenn das Gegenteil wäre, dass Remus kurz davor war, sie zu erwürgen und ihre Leiche im Schwarzen See zu versenken).
Phillis kannte das schon – sie hatte genau so auch die letzten vier Schuljahre verbracht. Immer wieder hatte sie sich vorgenommen, dieses Mal gute Noten in den Abschlussprüfungen zu schreiben, hatte es sich fest in den Kopf gesetzt... dann waren die Prüfungen nähergekommen und Phillis hatte doch nicht die Energie gefunden, irgendetwas zu lernen und hatte es aufgegeben.
Es war also keine Überraschung, dass es dieses Mal wieder so war.
Als Apollo in der Früh seinen Sonnenwagen startete und den Tag seiner Kinder wie immer mit einem sehr lauten Musik-Klassiker startete, lag Phillis schon wach in ihrem Bett – sie hatte nicht geschlafen.
Natürlich war es (für andere Schüler) noch früh, aber nach Sonnenaufgang war es ihr einfach nicht mehr möglich, überhaupt zu schlafen, aber zum Aufstehen fehlte ihr die Energie.
Stattdessen hörte sie das Lied des Tages, „Mamma Mia", von ABBA und Phillis fragte sich, ob es eine Nachricht für sie oder Marty war – die Lieder waren immer genormt und sie hörten immer das gleiche Lied am Tag. Außerdem war Apollo schon ziemlich über seine ABBA-Phase hinweg und spielte lieber Queen und ACDC, also musste es eine Nachricht sein – vermutlich für sie oder Marty (nachdem Marty ABBA verehrte und sich deswegen immer freute, wenn Apollo sie spielte).
Dann lag Phillis in ihrem Bett und philosophierte vor sich hin, während sie sich überlegte, welche Nachricht Apollo ihr hätte schicken wollen. Für das, dass es eigentlich eher ein Liebeslied war, trafen ziemlich viele Zeilen auf Phillis' derzeitige Situation/Seelenzustand/Tag zu:
„Look at me now! Will I ever learn?"
„One more look and I forget everything!"
„Mamma Mia, here I go again!"
„I've been angry and sad..."
Das Lied schien beinahe perfekt auf sie zugeschnitten – jedenfalls je länger Phillis darüber nachdachte. Als es wieder leise wurde, lag Phillis noch einen Moment länger im Bett und starrte auf die Decke, wie sie es schon die ganze Nacht getan hatte, war aber schnell von ihren Mitbewohnern genervt, die so laut atmeten, dass die Stille schon wieder extrem laut war.
Wenigstens hatte sie dieses Problem nicht während ihrer Zeit im Camp, obwohl sie sich da ebenfalls die Hütte mit ihren Geschwistern teilte. Die standen wenigstens alle mit ihr auf.
Also schwang Phillis ihre Beine aus dem Bett und machte sich für den Tag fertig – der erste Tag von vielen, an denen sie ihre ZAGs schreiben würde.
Sie würden mit Verwandlung beginnen und der Gedanke daran, schon am ersten Tag McGonagall zu enttäuschen war nicht gerade ermutigend.
Sie packte also nur ihr Buch für Verwandlung ein, sollte sie auf die Idee kommen, doch noch einmal lernen zu wollen (Ha! Guter Witz!) und schlurfte hinunter in den Gemeinschaftsraum, kam aber nicht weiter, sondern legte sich einfach auf eines der Sofas und starrte von dort eben auf die Decke.
Es war eine nette Abwechslung, das musste sie zugeben, aber gleichzeitig war es doch einfach nur eine langweilige Decke.
Sie starrte wie in Trance einfach nach oben, die Augen offen, sie blinzelte aber nicht. Ihre Gedanken rasten so schnell, sie verstand sie selbst nicht mehr und davon bekam sie Kopfschmerzen – der Tag fing schon gut an. Wie sollte sie Prüfungen schreiben, wenn sie nicht einmal normal denken konnte? Sie würde versagen und keine einzige ZAG bestehen. Dann würde ihre Mum sich ihr Zeugnis ansehen und erkennen, dass ihr Onkel Antonin immer Recht gehabt hatte – sie war zu dumm, um Teil dieser Familie zu sein. Sara würde sie also heimlich wegschicken – vielleicht in ein Waisenhaus, vielleicht aber auch auf die nächste Müllhalde – und dann würde sie erkennen, dass sie nie eine Hexe hätte sein sollen. Sie war zu dumm, um eine Hexe zu sein. Sie war zu dumm, um auf eine Schule mit so vielen intelligenten Schülern zu gehen, denn selbst die dümmsten waren hundert Mal so klug, wie sie.
Plötzlich erschien über ihr ein Gesicht – Remus.
Er grinste auf sie hinunter und lachte, als sie erschrocken zusammenzuckte – sie war so sehr mit ihren Selbstzweifeln beschäftigt, da hatte sie gar nicht bemerkt, dass er zu ihr gekommen war.
„Und? Ertrinkst du gerade in Selbstmitleid?"
„Selbstzweifel und der Wahrheit", korrigierte Phillis ihn humorlos und schlug einen Arm über ihre Augen, damit sie die Welt nicht mehr sehen konnte, „Ich bin so dumm! Ich schaffe das nicht! Ich hätte mehr lernen sollen! Wie soll ich die ZAGs schreiben? Ich schaff das nie!"
„Sag das nicht. Du bist Phillis Dolohow – eine der klügsten Personen, die ich kenne", bat Remus sie amüsiert und Phillis spürte, wie er ihr in die Seite stupste und sie quickte erschrocken auf und versuchte mit der Hand (die nicht gerade ihre Augen verdeckte) ihn irgendwie wegzuschlagen, aber Remus war wahrscheinlich schon sicherheitshalber zu Seite gegangen und nachdem Phillis ihn (mit dem Arm über ihre Augen) nicht sehen konnte, wusste sie nicht, wo er war.
„Ich bin nichts!", jammerte Phillis melodramatisch.
Remus seufzte – das hörte sie ganz genau – sagte aber kurz nichts und Phillis fragte sich, ob sie es geschafft hatte, ihn weg-zu-nerven, aber plötzlich war auf ihr ein schweres Gewicht und vor Schreck wurde ihre Luft aus ihren Lungen gepresst und sie schrie erschrocken auf, aber es war nur Remus, der sich einfach grinsend auf sie gelegt hatte, als wäre sie nicht da oder das Sofa.
„Ahhh! Ist das bequem!", seufzte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf – direkt vor Phillis' Gesicht – und blickte nach oben, als würde er Urlaub in der Sonne genießen, „Das Sofa ist so bequem – zum Glück liegt nichtsdarauf!"
„Geh runter, Idiot!", keuchte Phillis und versuchte ihn hinunter zu stoßen, aber zuerst gelang ihr das nicht, nachdem Remus unter sich einen ihrer Arme gefangen hielt und sie mit einem Arm nicht viel ausrichten konnte. Sie konnte sehen, dass Remus grinste – dieses schelmische Grinsen, das er immer im Gesicht hatte, wenn er mit den anderen Rumtreibern etwas ausheckte.
Schließlich gelang es Phillis doch irgendwie, einen Arm so unter Remus zu bekommen, dass sie mit der Hebelwirkung ihn von sich heben konnte und einen Moment lang dachte sie, sie hätte die Überhand wiedergewonnen... falsch gedacht!
Remus schien damit schon gerechnet zu haben, legte einfach während seines Falls vom Sofa ihre Taille und zog sie mit sich.
Phillis quickte wieder auf, als sie mit Remus auf den Boden fiel und Remus gelang es, genau so zu fallen, dass sie seinen Fall auffing – natürlich.
„Remus!", schimpfte Phillis und Remus lachte einfach nur, bevor er aufsprang und ein paar Schritte von Phillis wegging.
Phillis kam auf die Beine und sah Remus drohend an. „Das wirst du bereuen, Lupin!"
Remus schien die Drohung überhaupt nicht zu beunruhigen. „Dafür musst du mich wohl erst einmal erwischen, oder?" Oh... dieser Blick... Phillis könnte Remus erwürgen, nur, weil er ihr diesen Blick zuwarf. So dämlich überlegen und so dämlich besserwisserisch.
Phillis kniff die Augen zusammen und machte sich bereit, wie ein Raubtier vor dem Sprung, aber Remus salutierte vor ihr und rannte.
Phillis stieß einen genervten Schrei aus und folgte ihm dicht auf die Fersen, aber Remus war geübt darin, vor seiner Freundin davon zu laufen – meistens veranstalteten sie zwar nur Wettrennen in die Große Halle, aber Wegrennen war ja irgendwie dasselbe... nur war auch noch Gefahr mit inbegriffen.
Es waren noch kaum Schüler auf den Beinen – man konnte eigentlich nur ein paar ZAG-Schüler sehen, die wohl wie auch Phillis nicht hatten schlafen können und ein paar andere Frühaufsteher, aber das Schloss war auf jeden Fall leerer, als normalerweise.
Remus hatte natürlich keine Zeit, sich irgendwie auf andere Schüler zu konzentrieren – er zu beschäftigt damit, vor seiner... Lebensgefährtin? Liebhaberin? Freundin? davon zu rennen.
Flink wich er verwirrten Schülern aus, die genau so lange verwirrt waren, bis sie Phillis kurz nach Remus sahen... dann verstanden sie und bemerkten, dass sie wohl dasselbe tun würden, bei jemanden wie Phillis. Sie schien ziemlich stark zu sein.
Remus nahm die Treppen nach unten und nahm immer drei auf einmal, aber natürlich setzte Phillis noch etwas drauf und benutzte das Geländer, um einfach hinunter zu rutschen. Beinahe holte sie Remus ein, aber dieser sprang im letzten Moment zur Seite und entkam ihr damit wieder, es war aber knapp gewesen.
Remus bog nach links ab und dann, als er zu einer Abzweigung kam, bog er schnell ein, versteckte sich aber hinter der Ecke.
Er hörte, wie Phillis näherkam und hielt einen Moment lang den Atem an – sie rannte an ihm vorbei, aber Remus wusste, dass sie seinen Trick schnell durchschauen würde und so leise wie möglich huschte er weiter, den Weg zurück, den er gekommen war.
Tatsächlich dauerte es keine Sekunde, bis Phillis ihm schon wieder auf die Fersen war und Remus wusste, seine letzte Chance war die Große Halle – die Lehrer konnten ihn eventuell retten, wobei selbst die bestimmt Angst vor einer wütenden Phillis hatten.
Remus sprang an ein paar Erstklässlern vorbei und flitzte in die Große Halle.
Er schwitzte und keuchte, vollkommen außer Atem, er versuchte aber Haltung anzunehmen, als er in die Große Halle kam. Sein Gesicht war bestimmt knallrot, aber er war in Sicherheit – oder so sicher, wie er im Moment nun einmal sein konnte.
Phillis stürmte nur einen Augenblick nach ihm in die große Halle und sie schien natürlich der Morgensport viel weniger angestrengt zu haben, nachdem sie sportlicher war. Sie war aber auch rot im Gesicht und atmete schwer.
Ihr Blick huschte durch die beinahe leere Große Halle (ein paar Schüler und wenige Lehrer waren anwesend), bis sie Remus erblickte und sie wollte schon drohend auf ihn zugehen und ihn fertigmachen, aber da räusperte sich jemand direkt hinter ihr.
„Guten Morgen, Miss Dolohow", begrüßte McGonagall sie streng – offenbar wusste sie ganz genau, was Phillis vorgehabt hatte und sie sah ihre Schülerin streng an, als würde sie nur darauf warten, dass Phillis etwas tat, das sie nicht guthieß.
Phillis biss die Zähne zusammen und atmete tief durch. „Morgen, Professor."
McGonagall sah sie noch einmal warnend an, blickte beinahe schon mitleidig zu Remus und ging dann zum Lehrertisch, aber sobald sie außer Sichtweite war, konnte Remus nicht anders, als leise zu lachen.
Phillis zeigte ihm die Zunge und setzte sich an den Gryffindortisch und Remus setzte sich zu ihr.
„Schön, jetzt hast du auch genug Bewegung gehabt, um die fünfstündige Sitz-Prüfung zu überstehen", scherzte Remus.
„Ha, ha", machte Phillis, nahm einen Teelöffel, füllte ihn mit Jogurt vom Frühstücksbuffet und indem sie den Löffel wie ein Katapult benutzte, schoss sie Remus damit direkt ins Gesicht.
Remus schrie erschrocken auf, aber es war schon zu spät und ein großer Fleck Jogurt war direkt in seinem Gesicht. Remus blinzelte unbeeindruckt, nickte dann aber und wischte es mit einer Serviette weg (natürlich erwischte er nicht alles, aber Phillis hielt das geheim).
„Das habe ich verdient, aber jetzt sind wir quitt", verlangte Remus.
„Vorerst."
Remus schluckte nervös. Wenigstens war Phillis jetzt besser gelaunt – oder so ähnlich.
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