Krone will die Krone (Moony ist nicht begeistert)
„Hey, Vance", sprach James Potter die Person an, von der er wusste, dass sie mit Dolohow in eine Klasse ging, „Ähm... hast du Dolohow gesehen?"
„Oh, ja", Emmeline Vance nickte ernst, „Die hat einen Nervenzusammenbruch und ist oben im Turm. Was brauchst du von ihr?"
„Einen... Nervenzusammenbruch?", wiederholte Sirius hinter James, der das Gespräch mithörte, „Jetzt schon? Das ist der erste Tag und... erst Mittagspause..."
„Keine Sorge, das ist ganz normal für Phil", winkte Vance entspannt ab, „Als es das erste Mal passiert ist, habe ich mir auch Sorgen um sie gemacht, aber ich glaube, Phillis bracht einfach manchmal einen Moment, um all ihren Frust hinaus zu schreien und die Polster im Schlafsaal herum zu werfen. Sie sollte eigentlich in ungefähr zehn Minuten hier sein – länger hat es eigentlich noch nie gedauert."
„O-kay", murmelte James perplex, „Dann warte ich auf sie..."
Und tatsächlich, wie Vance vorhergesagt hatte, schlich Phillis sich nur ein paar Minuten später in die Große Halle. Die halbe Mittagspause war schon vorüber, aber trotzdem setzte Phillis sich an den Gryffindor-Tisch und begann nur Nachtisch zu essen, aber in einer Geschwindigkeit, als wäre es die letzte Mahlzeit ihres restlichen Lebens und sie hätte nur zehn Sekunden, um ihren Magen zu füllen.
„Hey, Dolohow, ich wollte dich –", begann James Potter, verstummte aber irritiert, als er sah, dass Dolohow sich nicht gerade damenhaft den Mund mit Sahnetorte vollstopfte.
„Waf if?", fragte sie mit vollem Mund, bevor sie schluckte und James mit hochgezogener Augenbraue musterte, „Siehst du nicht, dass ich gerade meinen Frust wegesse?"
„Doch, das... war kaum zu übersehen", gestand Potter, blinzelte ein paar Mal, schob seine Brille etwas höher, räusperte sich und fuhr dann fort: „Ich wollte mit dir noch wegen der Quidditch-Auswahlspiele sprechen."
„Klar", Phillis wischte sich mit einer Serviette die Hände ab und griff in ihre Tasche. Phillis war noch nie wirklich ordentlich gewesen. Phillis hatte es auch immer gehasst, zu lesen oder zu schreiben, aber trotzdem besaß sie seit Neuestem ein Notizbuch, in dem sie all ihr Wissen über Strategie für Quidditch gesammelt hatte.
Im Camp hatte sie den ganzen August über hauptsächlich Kurse für Strategie und Kriegsführung belegt und alles in diesem Notizbuch zusammengefasst.
Sie hätte gerne gesagt, dass jeder ihre Pläne und Zeichnungen verstanden hätte, aber so war Phillis nun einmal nicht... ihre Gedanken rasten so schnell, dass sie nicht schnell genug schreiben konnte und deswegen waren es ein paar zufällige Wörter und Kritzeleien, die sie zusammen mit Skizzen und Zeichnungen auf die Seiten gequetscht hatte.
Wenn „Chaos" ein Notizbuch wäre, dann wäre es Phillis' Notizbuch und es brauchte schon Phillis' Verstand, um diesen Wahnsinn entziffern zu können.
Trotzdem hielt Phillis es James einfach hin und stand auf, um den Kaffee zu suchen. James öffnete erwartungsvoll das Buch, aber seine Gesichtszüge entgleisten, als er von einer Seite scheinbar zufälliger Striche begrüßt wurde.
„Was zum –", entkam es ihm erschrocken und Sirius blickte über seine Schulter ebenfalls in das Notizbuch und runzelte die Stirn.
„Himmel, Frau!", rief er aus, „Sind das... Buchstaben?"
„Das hat mich Flitwick auch schon einmal gefragt", erinnerte Phillis sich und stieg auf den Tisch, um die Kaffeekanne zu erreichen, bevor sie mit ihrer Beute an ihren Platz zurückkehrte und sich eine Tasse einschenkte und dazu noch vier Löffel Zucker hinzugab (sie bemerkte nicht, wie Sirius Black sie verstört von dieser Menge Zucker anstarrte). Die Kaffeekanne am Mittagstisch wurde nur für Phillis eingeführt und bisher hatte das den Hauselfen schon viel Arbeit erspart, denn sonst wäre sie einfach in die Küche gegangen und hätte dort danach gefragt.
„Wenn das eine Geheimschrift ist, dann brauchen wir auch einen Schlüssel, um sie zu entziffern", erinnerte James sie und Phillis seufzte.
„Hey, warum braucht ihr so lange?" Remus Lupin hatte am Tisch auf seine Freunde gewartet – sie hatten in der Mittagspause eigentlich noch einen Sprung in den Turm hinaufgehen wollen, aber sie schienen zu beschäftigt mit Quidditch und Dolohow, dass Remus sie wohl wieder einmal daran erinnern musste, was sie noch tun mussten.
„Sieh dir das an, Moony!", lachte James und hielt auch ihm das Notizbuch hin, „Kannst du das entziffern?"
Remus musterte die Seite einen Moment lang und runzelte dann die Stirn. „Ich habe noch nie gesehen, dass jemand „Quidditch" so falsch geschrieben hat... K-W-Y-T–"
„Danke, Lupin!", unterbrach Phillis ihn und schnappte sich blitzschnell das Notizbuch wieder aus Potters Händen und packte es wieder ein. Es war so schnell passiert, dass James nicht einmal die Chance gehabt hatte, zu reagieren und er blinzelte verwirrt, während er auf seine nun leeren Hände blickte.
Phillis hasste das – sie hatte eigentlich nur helfen wollen, aber natürlich machten sie sich wieder lustig. Es musste nicht jeder von ihrer Legasthenie erfahren, es war schlimm genug, dass die Professoren jedes Mal ihre Aufsätze niedermachten, da war es kein Wunder, dass Phillis lieber gar nichts abgab, als andauernd für ihre gemachte Arbeit getadelt zu werden.
„Vertrau mir einfach, Potter – ich bin Kapitän und es gibt auch Gründe dafür", bestimmte sie, „Ich habe schon eine Schlacht angeführt – wie schlimm kann da ein Quidditchspiel sein?"
„Bitte?"
„Keine Sorge, Potter – siebenundachtzig Prozent der Zeit weiß ich, was ich tu", versicherte Phillis dem älteren Teamkameraden selbstsicher.
„Und die restlichen dreizehn Prozent?", fragte er unsicher nach.
„Improvisation und eine Menge Glück."
„Ah..."
„Phillis, wir haben jetzt Unterricht, wir sollten los", schlug Emmeline Vance vor und Phillis sprang sofort von ihrem Platz auf, schulterte ihre Tasche, leerte ihren Kaffee in einem Zug, schenkte sich noch einmal nach, leerte auch diese Tasse viel zu schnell, bevor sie schlampig vor den Rumtreiber salutierte und dann mit Vance verschwand. James sah ihnen zweifelnd hinterher, bevor alle Energie seinen Körper verlassen schien und er sich auf der Bank niederließ und seinen Kopf auf den Tisch legte. Er stöhnte genervt und verzweifelt und Sirius setzte sich grinsend neben ihm und klopfte ihm ermutigend auf die Schulter.
„Aber, aber, Krone", Sirius bemühte sich offensichtlich, nicht zu lachen, „Das wird schon..."
„Was ist los?", Peter Pettigrew hatte sich ebenfalls zu seinen Freunden gesellt und hatte nur mitbekommen, wie James offenbar jeglichen Lebenssinn verlor.
„Dolohow", erklärte Sirius und Peter verstand – James hatte sich schon am Vorabend sehr lange über die jüngere Schülerin beschwert.
„Ich weiß nicht, was du gegen sie hast", verteidigte Remus das Mädchen, das er selbst eigentlich nur von James' Erzählungen kannte und auf dem Spielfeld, „Sie spielt doch gut, oder nicht?"
„Gut?", James lachte trocken auf und hob seinen Kopf, „Sie spielt besser, als ich es jemals könnte! Sie trifft jedes einzelne Mal – ich habe noch nie gesehen, dass sie neben den Ring getroffen hätte! Ich bin mir sicher, sie hätte das Potential, auch professionell als Jägerin in einem Team zu spielen!"
„Aber –?", Remus verstand dann nicht das Problem mit Phillis Dolohow.
„Letztes Jahr ist sie zu keinem einzigen Training pünktlich erschienen", zählte James auf, „Außerdem ist sie vergesslich und chaotisch und impulsiv und immer so... so... Tatze, wie würdest du sie beschreiben?"
Sirius überlegte einen Moment lang. „Bien-ig."
Die Rumtreiber starrten ihn an.
„Was ist?", beschwerte Sirius sich beleidigt, „Du hast gefragt!"
„Und das Beste, das dir einfällt, ist bien-ig?", fragte Remus zweifelnd, „Ist das überhaupt ein Wort?"
„Ich habe es erfunden, also ist es ein Wort!"
„So funktioniert das nicht..."
„Doch, jetzt schon!", bestimmte Sirus, „Sie ist wie eine Biene – immer in Bewegung und immer so... Phillis-mäßig."
„Auch das ist kein Wort."
„Es kann nicht jeder so belesen sein, wie du, Moony!"
Remus seufzte. „Also... für mich klingt es so, als wäre sie genau wie ihr beide. Wollt ihr damit sagen, dass ihr mit euch selbst nicht zurechtkommen würdet?"
„Nein, nein, nein!", widersprach James eilig, „Das ist es nicht! Ich finde, Phillis ist genial auf dem Feld, aber... ich denke nicht, dass sie geeignet ist, das Team auch zu führen und zu trainieren."
„Ich glaube, du bist eifersüchtig", bestimmte Remus streng und James sah ihn empört an.
„Eifersüchtig?"
„Eifersüchtig", bestätigte Remus nickend, „Du erträgst es nicht, dass sie den Posten bekommen hat, obwohl du schon länger im Team und älter bist."
„Ich bin nicht eifersüchtig!"
„Warum siehst du nicht erst einmal, wie sie trainiert", schlug Peter vor, „Und wenn es nicht funktioniert, dann –"
„Dann stürzen wir sie von ihrem Thron und setzen dir die Krone auf, Krone!", schlug Sirius begeistert und auch James schien dieser Gedanke zu gefallen.
Remus seufzte enttäuscht. „Leute, sie hat sich das vielleicht wirklich verdient und –"
„Sie hat sowieso gesagt, dass McGonagall ihr vielleicht verbietet, weiter zu spielen, wenn sich ihre Noten nicht bessern!", erinnerte James sich, „Das wäre dann meine Chance!"
„Ihr seid unmöglich", meinte Remus streng, „Sie scheint nett zu sein und ihr wünscht ihr, dass man ihr das Quidditch verbietet! Stell dir vor, McGonagall würde das mit dir tun, Krone!"
James sah einen Moment lang tatsächlich beschämt aus. Dann grinste er wieder und zuckte mit den Schultern. „Wird sie aber nicht, weil ich nicht durchfalle! Netter Versuch, Moony, aber ich schaffe es schon noch, Kapitän zu werden!"
„Ich bin wirklich enttäuscht von euch."
„Bitte? Habt ihr etwas gehört?", fragte James unschuldig.
„Nein", grinste Sirius, „Nur der Wind."
„Ein Heulen in der Ferne", fügte James lachend hinzu und Remus sah sie humorlos an.
„Jaa, absolut nichts", lachte Peter nervös.
„Ich hasse euch."
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