Ikarus und die Sonne

Die Rumtreiber hatten manchmal Momente, in denen man sich fragte, ob sie nicht doch vielleicht jeden Professor in Hogwarts bestochen hatten, damit sie solche Noten bekamen (oder vielleicht auch andere Dienstleistungen angeboten oder eine gewisse Professorin für Verwandlung vielleicht einmal zu einem Butterbier ausgeführt hatten (Sirius bestritt noch immer, dass das jemals passiert war)), denn in gewissen Momenten wirkten sie so absolut dumm und hirnamputiert, dass es ein Wunder war, dass sie überhaupt selbstständig atmen konnten.

Einer dieser Momente war zum Beispiel, wenn sie versuchten, unauffällig zu sein und es dabei irgendwie hinbekamen, dass sie alles andere als unauffällig waren. Wenn Sirius und James grundsätzlich versuchten, unschuldig auszusehen, schrillten bei allen Professoren (und jenen Schülern, die sie kannten) alle Alarmsignale los und misstrauisch wartete man nur darauf, dass die beiden etwas anstellten.

James, Sirius und Peter versuchten, unauffällig auszusehen, als sie Remus und Phillis hinterherspionierten, aber Schüler, die zufällig an ihnen vorbeigingen, warfen ihnen zweifelnde und mitleidige Blicke zu, denn sie sahen ziemlich jämmerlich und erbärmlich aus.

James hielt einen Tagespropheten in der Hand, aber verkehrt. Er hatte sich ganz billig zwei Gucklöcher durchgestochen, hatte dabei aber die Distanz zwischen seinen Augen unterschätzt und deswegen konnte er nun immer nur durch ein Loch blicken oder er musste die Zeitung hin und her bewegen, um den Blickwinkel zu verändern. Außerdem war es auch nicht so einfach, mit Brille (und vielleicht etwas großer Nase) durch ein Guckloch in einer Zeitung zu blicken und immer wieder klatschte er sich die Zeitung ins Gesicht, weil er die Distanz zwischen seinem Gesicht und Papier unterschätzte. Sirius hatte sich schon gefragt, wie James überhaupt Jäger in Quidditch sein konnte, wenn er nicht einmal richtig eine solche Distanz schätzen konnte.

Dabei war Sirius selbst nicht besser, denn er hatte die Methode der Tarnung gewählt. James hatte vorgeschlagen, dass er sich einfach verkleiden konnte – vielleicht mit einem falschen Schnurrbart und einem Zauber, um seine Haare zu färben (obwohl Sirius seine Haare niemals in irgendeiner Weise verzaubert hätte (außer natürlich mit diesem duften neuen Zauber aus der Hexenwoche, die sein Haar noch glänzender und seidiger werden ließ (aber auch nur, nachdem er das bei Remus ausprobiert hatte (und tatsächlich hatte Lily an diesem Tag bemerkt, dass Remus' Haare wirklich sehr glänzend und seidig gewesen waren)))), aber Sirius hatte einfach nur eine Krawatte von seinem Bruder aus Slytherin gestohlen und diese angezogen. Nachdem Sirius Black niemals mit Slytherin oder seiner Familie assoziiert werden wollte, hatte er gedacht, es wäre die perfekte Tarnung, aber als Marlene und Lily an ihnen vorbeigegangen und sie ihn begrüßt hatten, als wäre absolut nichts anders, hatte er verstanden, dass diese Tarnung wohl doch nicht so genial war und er kauerte stattdessen hinter einem Busch, der nun, im November eigentlich keine Blätter mehr trug und diese Tarnung war ebenso unnütz, wie die Krawatte.

Peter hatte sich einige Zeit lang unter dem Unsichtbarkeitsmantel von James versteckt, bis er keine Lust mehr dazu gehabt hatte und ihn einfach abgelegt hatte und nun saß er einfach auf seinem Umhang im Gras und aß Kesselkuchen, die seine Mutter ihm geschickt hatte. Er versteckte sich schon gar nicht mehr.

Die drei Rumtreiber hatten sich die Mühe gemacht, sich so zu... tarnen..., um Remus und Phillis dabei zu beobachten, wie sie „Hausaufgaben" machten, aber es sah nicht wirklich so aus, als würden sie arbeiten.

Stattdessen spazierten sie schon seit Stunden einfach nur draußen herum – Remus mit einem Schulbuch in der Hand, aus dem er vorlas, während Phillis nicht wirklich so wirkte, als würde sie zuhören, immerhin sprang sie wie ein glücklicher, aufgedrehter Hund herum und wirbelte das bunte Herbstlaub auf dem Boden auf. Mit einer kindlichen Begeisterung kickte sie in ordentlich (von Filch) zusammengekehrte Laubhaufen und wirbelte die roten, orangen und gelben Blätter durch die Luft; sie warf Arme voller Blätter in die Luft und ließ sie auf sich und Remus (der das gar nicht zu beachten schien) niederregnen und wenn sie auf dem Boden eine Eichel, Nuss oder Kastanie fand, hob sie diese auf und warf sie auf Bäume, sodass diese auch noch die letzten besonders widerstandfähigen Blätter verloren.

Hin und wieder sprachen Remus und Phillis auch miteinander (vielleicht über etwas, über das Remus einen Vortrag hielt... vielleicht aber auch über ihr nächstes Date (die Rumtreiber hatten keine Ahnung)), aber sie waren zu weit weg, um sie zu verstehen, also war das alles den Fantasien von James und Sirius (Peter kümmerte sich nicht wirklich darum und hatte vorgeschlagen, Remus einfach in Ruhe zu lassen) überlassen.

Unnötig zu erwähnen, dass James und Sirius sich sicher waren, dass diese angebliche „Hausaufgabenzeit" eigentlich ein Date war und Remus und Phillis einfach nur zu schüchtern waren, um zuzugeben, dass sie zusammen waren.

James und Sirius (Peter hatte, wie schon gesagt, vorgeschlagen, Remus einfach in Ruhe zu lassen) hatten es sich zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wie schlimm es mit den beiden schon war, aber egal, wie lange sie ihnen hinterherspionierten, Remus und Phillis spazierten unschuldig über das Gelände und berührten sich nicht einmal außergewöhnlich häufig.

Sirius hatte gehofft, dass er vielleicht ein kleines Küsschen oder auch nur ein Händchenhalten sehen würde, aber da war absolut nichts!

„Mir ist kalt", jammerte Peter, „und ich habe nichts mehr zu essen!"

„Ruhe, mein nagetierartiger Freund", sagte Sirius nur, ohne den Blick von Remus und Phillis abzuwenden – er lag mit dem Bauch auf den Boden und kauerte unter den Zweigen eines kahlen Busches, „Es gibt wichtigere Dinge im Leben, als Bequemlichkeit, Gesundheit und Essen!"

„Seinem Freund hinterher zu spionieren?", fragte Peter zweifelnd, „Leute, ich glaube nicht, dass Moony und Phillis zusammen sind. Moony hätte es uns doch bestimmt erzählt!"

„Hätte er nicht", widersprach Sirius.

„Hätte er nicht", bestätigte James sicher und ließ die Zeitung kurz sinken, um das „lernende" Paar im Panoramablick sehen zu können und nicht nur durch ein kleines Loch in einer Zeitung, „Sieh sie dir doch an, Wurmschwanz! So viele sexuelle Spannungen! Die Liebe in der Luft! Diese... dieser Geschmack in der Luft, wenn sie zusammen in einem Raum sind!"

„E-kel-haft", bestätigte Sirius bestimmt nickend.

Die drei sahen dabei zu, wie Remus wohl etwas fragte, aber Phillis war zu beschäftigt damit, in den Himmel zu starren, also hob Remus eine Eichel vom Boden auf und warf sie auf Phillis und er traf sie am Kopf.

Phillis beschwerte sich wohl und rächte sich, indem sie Remus mit einem Judo-Griff in einen Blätterhaufen warf.

Peter zuckte zusammen und verzog das Gesicht – das hatte schmerzvoll ausgesehen.

James und Sirius sahen sich vielsagend an. Sie wussten ganz genau, was da zwischen den beiden lief, auch, wenn Remus selbst es noch nicht wusste.

Phillis hielt Remus die Hand hin, um ihm wohl aufzuhelfen, aber Remus nutzte die Chance und zog Phillis zu sich hinunter in den Haufen mit Blättern und die Blicke von James und Sirius wurden etwas verstört, als Phillis direkt auf Remus landete und sie konnten sich einfach vorstellen, wie peinlich den beiden das sein musste.

„O-kay", machte Sirius, „vielleicht sollten sie sich lieber ein Zimmer suchen... oder eine Besenkammer... das ist wirklich ekelhaft."

„Moony kann uns nicht erklären, dass da nichts zwischen Phil und ihm läuft", murmelte James, „Das ist... wie hat Moony das in so kurzer Zeit geschafft? Ich renne Lily schon seit Jahren hinterher und er... ein paar Wochen und schon sind er und Phil eines dieser ekelerregende Paare, denen niemand zusehen kann!"

Aber so war es keineswegs.

Als Remus Phillis zu sich in den Blätterhaufen gezogen hatte, war sie zwar direkt auf ihn gelandet, aber es war nicht wie in schlechten Filmen oder Büchern gewesen. Sie hatten sich nicht in die Augen gesehen; hatten nicht bemerkt, wie nahe sie sich waren; hatten nicht auf die Lippen des jeweils anderen geblickt und sich gefragt, wie es wohl wäre, ihn jetzt zu küssen.

Stattdessen hatte Phillis die Luft aus Remus' Lungen gepresst und er hatte einen keuchenden Laut ausgestoßen, während Phillis mit ihrem Gesicht in den Blättern gelandet war und erst einmal ein Maul voll Laub gegessen hatte.

Während Phillis die toten Blätter ausgespuckt hatte und Remus teils lachend teils erstickend versucht hatte, wieder zu Atmen zu kommen, war es ihnen nicht peinlich gewesen, dass sie sich so nahe waren.

Remus war aufgefallen, wie warm Phillis war (in ihrer Nähe schien die kalte Luft des Spätnovembers zu verschwinden und der Sommer kam zurück) und ihm war auch aufgefallen, wie schön sie nach Schokolade duftete, aber er hatte es schöner gefunden, als Phillis von ihm hinuntergerollt war und sie zusammen einfach nebeneinander im Laubhaufen gelegen hatten und in den Himmel gestarrt hatten, während sie beide gelacht hatten.

„Du bist so ein Idiot", beschwerte Phillis sich, aber sie musste kichern und sie schaffte es nicht, ernst zu bleiben.

„Du hast angefangen!", verteidigte Remus sich.

„Du hast mich mit einer Eichel angeschossen!", erinnerte Phillis ihn, „Wie soll ich da angefangen haben?"

„Du hast nicht zugehört!"

„Meine Aufmerksamkeitsspanne ist schon seit einer halben Stunde überschritten! Ich höre dir schon lange nicht mehr zu!"

„Dann ist es ja gut, dass ich dich wieder in die Welt zurückgeholt habe, sonst hättest du dich wieder weggeträumt", bestimmte Remus sicher, „Du kannst mir später danken."

„Du bist so ein Idiot."

„Das hast du mir schon einmal gesagt. Du wiederholst dich."

„Halt die Klappe, Lupin!"

Dann wurde es still zwischen den beiden, aber es war keine unangenehme Stille. Remus fand es seltsam, wie angenehm auch die stillen Momente mit Phillis sein konnten, obwohl sie niemals still war und auch in diesem Moment bewegte sie ihre Arme und Beine im Laubhaufen, als würde sie einen Schneeengel machen.

Sie starrte in den Himmel und Remus erkannte an ihrem Blick, dass sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Wenn Phillis gedankenverloren war, dann bemerkte man das sofort, denn selbst ihr Blick schien nebelig und glasig zu werden, als würde sie dort oben im Himmel ganze Welten sehen, die Remus verborgen waren.

Die kühle Novembersonne schien auf sie herab, wärmte sie aber kaum noch, obwohl Remus nicht wirklich kalt war, denn mit Phillis in der Nähe schien der Winter oder Spätherbst einfach zu verschwinden und er musste nicht einmal die Knöpfe seines Winterumhangs zuknöpfen, während Phillis nichts von ihrer eigenen Wärme zu spüren schien und dick eingepackt in warmen Umhang mit Schal und Mütze war. Phillis spürte die Wärme ganz normal wie jeder andere auch, aber trotzdem war Remus aufgefallen, dass er darauf achten musste, dass sie sich warm anzog, wenn er mit ihr draußen unterwegs war und das waren sie häufig, wenn Phillis ihre Hausaufgaben soweit erledigt hatte und Remus ihr Dinge aus Büchern vorlas, die sie für den Unterricht lesen musste, wie in Muggelkunde es häufiger der Fall war oder auch für Wahrsagerei.

Remus sah Phillis gedankenverloren von der Seite an, während sie selbst gedankenverloren in den Himmel starrte und die Sonne schien genau so, dass sie selbst zur Sonne wurde.

Remus wusste nicht, wie er es sonst beschreiben sollte, aber wenn die Sonne direkt auf Phillis schien, dann schien sie selbst von sich aus zu leuchten und zu strahlen. Ihre blonden Haare und ihre gebräunte Haut wurden dann selbst zu Sonnenschein und Remus versuchte nicht einmal so zu tun, als würde er sie anstarren, immerhin war er sich sicher, dass jeder diese übernatürliche Schönheit anstarrte (träum weiter, Moony...).

„Woran denkst du?", fragte Remus sie und riss Phillis damit aus ihren Gedanken. Sie blinzelte, als hätte sie ganz vergessen, wo sie sich befand und sie drehte den Kopf, um Remus anzusehen, der neben ihr im Laubhaufen lag.

Remus schaffte es nicht, in ihre wunderschönen, blauen Augen zu blicken und konzentrierte sich lieber auf etwas hinter Phillis, als hätte er sie nicht gerade angestarrt.

„Hu?", fragte Phillis, aber Remus hatte gelernt, dass Phillis meistens schon verstanden hatte, was er gesagt hatte und einfach einen Moment brauchte, um das zu verarbeiten und tatsächlich geschah das im nächsten Moment und sie erzählte: „Ich habe mich nur gerade an etwas erinnert..."

„Eine Geschichte?", fragte Remus und versuchte, nicht wie ein begeistertes Kind zu klingen, aber es gelang ihm nicht ganz. Phillis bemerkte es nicht/ignorierte es.

„Nah, nicht wirklich", gestand sie, „Ich habe mich nur daran erinnert, wie dumm ich als Kind gewesen bin..."

„Dümmer, als jetzt?", fragte Remus humorvoll und Phillis warf eine Hand voll Laub in sein Gesicht, das er prustend aus seinem Gesicht wischte.

„Natürlich, du Idiot!", schnaubte sie, „Ich bin ein wirklich, wirklich dummes Kind gewesen."

„Was hast du angestellt?", fragte Remus, „Hast du euer Haus angezündet, weil du zu kalt gehabt hast? Oh, warte! Das war erst letztes Jahr!"

„Nah, ich habe mir meine Beine gebrochen, weil ich versucht habe, zur Sonne zu fliegen", erinnerte Phillis sich kichernd, „Ich glaube, ich war elf und ich habe mir aus altem Zeitungspapier Flügel gebastelt und dann bin ich auf unser Hüttendach gestiegen und gesprungen."

„Lass mich raten", grinste Remus, „der Flug ging nur bergab?"

„Direkt", bestätigte Phillis, „Ich habe mir meine Knöchel gebrochen. Und das alles nur, weil ich zur Sonne fliegen wollte..."

„Wie Ikarus", erkannte Remus und Phillis sah ihn überrascht an.

„Du kennst Ikarus?", fragte sie überrascht. Nachdem sie schon wochenlang Geschichten aus der Antike erzählte, war sie überrascht, dass Remus eine solche Geschichte ohne sie kannte.

„Wer kennt Ikarus nicht?", fragte Remus schulternzuckend, „Er überschätzt seine Fähigkeiten und schmilzt seine Flügel und hinab geht es für ihn direkt ins Meer und in den Tod... ziemlich tragisch..."

Phillis nickte zustimmen. „Ziemlich traurig... und das alles nur, weil er sich in die Sonne verliebt hat..."

„Hast du dich auch in die Sonne verliebt, dass du auf die Idee gekommen bist, zu ihr zu fliegen?", fragte Remus und meinte es eigentlich als Witz, aber so traurig, wie Phillis in diesem Moment zum Himmel starrte, befürchtete er schon, etwas Falsches gesagt zu haben.

„Nah, ich habe mich nicht verliebt", lehnte Phillis ab, „aber ich wollte ihn treffen... die Sonne... vielleicht einmal mit ihm sprechen und... ich weiß auch nicht... wie gesagt, ich bin ein ziemlich dummes Kind gewesen."

Das war einer der Momente, in denen Remus sich sicher war, dass mehr hinter Phillis' Worten steckte, als man im ersten Moment erkennen konnte, aber ihm fehlte das Wissen, um ihre kryptischen Botschaften zu entschlüsseln.

Er erkannte nur, dass es Phillis beschäftigte und vielleicht sogar bedrückte und das Lächeln und jegliches Strahlen verschwand aus ihrem Gesicht, als die Sonne hinter Wolken verschwand und es schien kühler zu werden.

Remus war in diesen Momenten immer überfordert, was er sagen sollte und er sagte dann einfach das, was sich richtig anfühlte. Zu hundert Prozent wusste er nie, ob es richtig oder falsch gewesen war, aber manchmal schien Phillis danach weniger abgelenkt oder bedrückt zu sein und manchmal verschloss Phillis sich danach noch mehr und zog sich ganz zurück. Sie war kompliziert, was so etwas anging, aber das war in Ordnung. Niemand verlangte von Phillis, einfach und durchschaubar zu sein – jedenfalls Remus nicht (bei James und Sirius war er sich da nicht so sicher).

„Weißt du was, Phil", sagte er also mit einem aufmunternden Lächeln und Phillis sah ihn wieder an, „Wenn jemand so wie die Sonne alle Leute von sich wegstößt, dann ist sie es vielleicht gar nicht wert, kennenzulernen."

„Ich finde es gruselig, Leute kennen zu lernen", gestand Phillis, „Ich habe immer Angst, dass sie mich nicht mögen und ich ihnen nur auf die Nerven gehe, also stoße ich sie lieber weg."

„Ich kann dich gut leiden, Phil", gestand Remus.

Phillis lächelte. „Ich dich auch, Remus."

Sie beiden blickten in den Himmel und weiße Flöckchen begannen auf die Erde niederzusinken und sie sahen dabei zu, wie der erste Schnee im Winter die Welt in eine Winterlandschaft verwandelte.

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