Gryffindor-Partys und Vater-Komplexe (Moony ist ein super Psychiater)

Die folgende Party im Gryffindor-Gemeinschaftsraum war episch.

Nicht nur die Rumtreiber, sondern auch andere Schüler hatten Alkohol, Butterbier, Getränke und Knabberzeug besorgt und nicht nur Gryffindors, sondern, auch Hufflepuffs und Ravenclaws waren unter den Gästen zu finden.

Die Stimmung war sehr ausgelassen und wahrscheinlich waren sie sehr laut, aber kein Vertrauensschüler oder Lehrer machte sich die Mühe, sie zum Schweigen zu bringen.

Ganz im Gegenteil – Professor McGonagall war persönlich vorbeigekommen, um dem Team und insbesondere Phillis zu gratulieren und auch alle anderen schienen zu wissen, dass es ihr Training gewesen war, das das Team so weit gebracht hatte.

Phillis fühlte sich stolz. Sie konnte auch stolz auf sich sein, immerhin hatte sie all ihre Zeit in dieses Team gesteckt und es hatte sich auch ausgezahlt, aber tief im inneren war dieses beißende Gefühl, dass Phillis daran erinnerte, dass dieselben Schüler, die nun ihren Namen riefen und feierten, erst wenige Tage zuvor vielleicht über etwas gelacht hatten, das Professor Ioneb zu ihr gesagt hatte oder sonst irgendwann, wenn Phillis etwas passiert war, das sonst niemanden zu passieren schien.

Es war schon weit nach Mitternacht, als die Schüler langsam ins Bett gingen und es wurde immer ruhiger und ruhiger, bis schließlich nur noch wenige zurückblieben, die sich in eine gemütliche Runde zusammensetzten, die Phillis an Lagerfeuer im Camp erinnerte oder auch der Abend, den sie mit dem Team nach dem Streich gegen Slytherin verbracht hatte.

Sie saßen auf den Sofas, den Sesseln und auf dem Boden gegen die Möbelstücke verteilt um den Kamin herum und genossen die Stille nach der Party.

Phillis saß zwischen Marlene und James, aber auch das restliche Team, sowie Emmeline, Lily Evans, Remus und Peter waren geblieben. Lily war Marlenes beste Freundin und hatte sich besonders für deren Sieg gefreut. Phillis wusste, dass James schon seit Jahren Interesse an ihr hatte und ihr damit mächtig auf die Nerven ging, aber an diesem Abend hatte James sie noch kein einziges Mal direkt angesprochen, sondern war innerhalb des Teams geblieben und Lilys Blick huschte manchmal bewundernd zu ihm, besonders, als er voller Stolz erzählte, wie er sich wieder auf seinen Besen gehievt hatte.

„Ich sag's euch, Leute", erzählte er voller Stolz und mit ein paar Butterbier intus, „Dank Phil hier habe ich ein Sixpack! Ich habe gedacht, die wären nur Mythen, aber... seht her!"

Tatsächlich hob er sein T-Shirt und entblößte seinen Bauch und egal, was Phillis erwartet hatte... es war ein sehr jämmerliches Sixpack... vielleicht die Andeutung, dass da vielleicht, irgendwann, ein Sixpack sein könnte, aber im Moment war es nicht sehr beeindruckend.

Jedenfalls nichts für Phillis. Alle anderen schienen wirklich begeistert zu sein und Lily wurde sogar etwas rot.

„Warte, du meinst das ernst?", grinste Phillis und sah James ungläubig an.

„Klar!", er nickte stolz und ließ sein T-Shirt wieder sinken, „Was sagst du dazu, Phil? Hast du einen?"

Als Antwort hob Phillis ihr T-Shirt und entblößte ihren eindeutig definierteren beinahe-Eightpack. Knapp über ihrem Bauchnabel war auch noch eine blasse Narbe, die sich klar von ihrer sonnengeküssten Haut abhob.

„Hm", machte sie und blickte hinunter, „Ich weiß nicht – habe ich ein Sixpack, sagt ihr es mir!"

Sie bekam keine Antwort. Alle waren zu überrascht und James starrte sie mit offenem Mund an, bevor er ihn schloss und beleidigt schmollte.

„Wow", machte Peter und Phillis grinste und ließ ihr T-Shirt wieder sinken.

„Keine Sorge, Jamie – drei oder vier weitere Jahre Training und du hast auch so einen."

„Jetzt darfst du uns aber nicht hängenlassen", rief Emmeline, „Habe ich da eine Narbe gesehen?"

„Die da?", Phillis schnaubte und winkte ab, „Uralt – nicht sehr spannend."

„Die ist riesig!", bestätigte James, „Du machst Moony hier richtige Konkurrenz –" (er war zu angetrunken, um den warnenden Blick seines Freundes zu sehen), „– was ist die Geschichte dahinter?"

Phillis grinste in die Runde und erzählte: „Meine Freundin aus Amerika hat mich mit einem Schwert beim Training aufgeschlitzt – natürlich aus Versehen."

Kurz war es still, dann brachen alle in Gelächter aus.

„Okay, verstehe", James wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel, „Du willst es uns nicht verraten – muss eine wirklich peinliche Geschichte sein, wenn du es nicht sagen willst."

Phillis lächelte vielsagend – niemand wusste, dass sie die Wahrheit gesagt hatte.

Als nächstes verabschiedeten sich Silas und Kingsley, die ins Bett gingen und dann später auch noch Caradoc.

Als Marlene mit Emmeline und Lily ins Bett ging, drückte sie ihr noch einen Kuss auf die Wange und Phillis verzog lachend das Gesicht – sie kannte das nur von ihrer engsten Familie.

Phillis blieb also alleine mit den Rumtreibern zurück, aber keiner von ihnen sagte etwas.

Phillis starrte einfach ins Feuer und träumte vor sich hin, wie sie es im Unterricht häufig tat und dachte an den Mann, den sie am Feld gesehen hatte.

Sie wusste, dass es ihr Vater gewesen war. Die Ähnlichkeit war zu groß gewesen und Phillis versuchte zu erraten, ob sie glücklich darüber war, oder hasserfüllt.

Auf der einen Seite hatte ihr Vater sich die Mühe gemacht, zu ihrem Spiel zu kommen. Auf der anderen Seite... war er sonst nie zu irgendeinem Anlass in ihrem Leben gekommen... Phillis redete sich gerne ein, dass sie eine Ausnahme war und sie keine Vater-Komplexe hatte. Sie behauptete gerne, wie viele andere Demigötter auch, dass ihr ihr Vater egal war und dass er genauso gut tot sein könnte. Insgeheim aber sehnte sie sich nach Anerkennung von ihm.

„Gar nicht müde?", fragte plötzlich jemand hinter ihr und sie zuckte zusammen, als sie aus ihren Gedanken in die Realität gerissen wurde.

Sie blickte sich orientierungslos einen Moment lang um, bevor sie realisierte, dass sie noch im Gemeinschaftsraum war.

Es waren wohl alle ins Bett gegangen. Alle, bis auf sie und natürlich Remus Lupin, der sie wieder einmal in einem Moment erwischt hatte, in dem sie psychisch angeschlagen war.

„Hm, was?", fragte sie, bevor sie die Frage verarbeitet hatte und doch darauf antworten konnte, „Oh... ähm... ja... nein... vielleicht..." Phillis seufzte und Remus hob fragend eine Augenbraue. „Ich glaube nicht, dass ich jetzt schon schlafen kann", gestand Phillis, „Da sind –", sie machte eine Handbewegung über ihrem Kopf, als würde dieser explodieren, „– zu viele Gedanken und... Chaos... in meinem Kopf..."

„Das kenne ich", nickte Remus, aber Phillis verdrehte nur genervt die Augen.

„Klar kennst du das", schnaubte sie sarkastisch.

„Ja!", rief Remus empört, „Warum nicht? Manchmal, wenn ich nervös bin, habe ich das Gefühl, als würde ich nicht richtig denken können und dann fühle ich mich auch immer sehr verwirrt und –"

„Im Moment würde ich meine Gedanken so beschreiben, dass ich meine ZAGs in der Großen Halle schreiben muss, aber es ist gerade Mittag und alle schreien herum und meine Schreibfeder hängt noch an einem Vogel und natürlich versucht er wegzufliegen, aber ich muss mit dieser Feder schreiben und gleichzeitig versucht ein Bär mich zu fressen und Slughorn verlangt immer wieder von mir, dass ich ihm die fünfzig Zutaten für einen komplizierten Trank aufzählen soll, aber ich verstehe ihn nicht, weil im Hintergrund „Smoke on the Water" in voller Lautstärke läuft und ich nicht einmal meine eigenen Gedanken verstehen kann."

Remus sah sie verstört an.

„Außerdem sind die Fragen meiner ZAGs auf Französisch", fügte sie noch hinzu, „Nur, damit wir uns verstehen."

„Aja...", machte Remus, „Das klingt... nach einer Menge Chaos."

„Es ist auch eine Menge Chaos und normalerweise komme ich damit klar, aber im Moment... nicht so", gestand Phillis frustriert, „Es ist gerade ziemlich laut in meinem Kopf, also sag bitte nicht, dass du dieses Gefühl kennst."

„Wegen dem Spiel?", fragte Remus und musterte sie verwirrt, „Ihr habt aber gewonnen... warum machst du dir noch darüber Sorgen?"

„Nein, nicht wegen dem Spiel", zischte Phillis, „Ich... also... weißt du was, vielleicht will ich dir das gar nicht erzählen."

„Auch in Ordnung", Remus zuckte mit den Schultern, „Vielleicht kann ich dir aber helfen, deine Gedanken zu ordnen."

„Das versuche ich schon seit meiner Geburt", schnaubte Phillis, aber Remus sah sie noch immer mit einem Blick an, den Phillis nicht ganz deuten konnte. Eine Mischung aus Verwirrung, Sorge und Mitleid.

Phillis seufzte und sie wusste nicht, warum sie schon wieder mit Remus Lupin über ihre Probleme sprach, aber sie hoffte nicht, dass das zur Norm werden würde. „Ich habe mich gefragt, ob mein Dad stolz auf mich ist, weil wir das Spiel gewonnen haben und dann habe ich mich gefragt, ob ich überhaupt will, dass er stolz ist und dann habe ich mich gefragt, ob ich meinen Dad nicht lieber hassen würde, aber gleichzeitig frage ich mich, ob es ganz nett wäre, wenn er das Spiel gesehen hätte und jetzt stolz auf mich ist."

Remus blinzelte zweimal. „Das sind eine Menge Fragen."

„Deswegen auch das Chaos..."

„Willst du meine Meinung zu deinen Fragen hören?"

„Nein."

Remus blieb tatsächlich stumm. Phillis hatte erwartet, dass er ihr seine Meinung trotzdem aufdrücken würde, aber das tat er nicht und Phillis tauchte wieder ein in die Fluten ihrer Gedanken und Fragen, die wie Eulen durch ihren Kopf flogen. Manchmal war alles ordentlich, aber dann gab es solche Eulen, die aus irgendwelchen Gründen gegen Wände und Fenster flogen, mit anderen Eulen zusammenstießen und die Briefe nicht an den richtigen Ort brachten. Von solchen Eulen gab es in Phillis' Kopf viel zu viele.

Plötzlich tauchte etwas in Phillis' Sichtfeld auf und sie blinzelte verwirrt, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde, aber es war ein Stück Schokolade, das Remus ihr hinhielt.

Phillis nahm es verwirrt an und sah Remus einen Moment lang ins Gesicht. „Danke", murmelte sie und Remus nickte, unfähig, die richtigen Worte zu finden.

Phillis aß die Schokolade und die Welt sah schon etwas besser aus. Zucker löste alle Probleme, besonders, wenn es Vater-Probleme waren.

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