Going back to Hogwarts

Es war eine absolut schreckliche Idee gewesen, per Portschlüssel nach Hogwarts zu reisen, aber im Nachhinein war man immer klüger.

Phillis fiel durch die Luft und kam ziemlich schmerzvoll genau mit dem Bauch voraus auf dem Boden auf und sie ächzte, als ihr die Luft aus ihren Lungen gepresst wurde und sie wollte erst gar nicht von dem Schmerz anfangen, die dieser Aufprall mit sich brachte.

Marty hatte ihr versichert, dass ihre Wunden soweit gut verheilt waren, obwohl ihr Körper noch etwas beleidigt mit ihr war. Sie würde (hoffentlich) in nächster Zeit nicht sterben und das war der einzige Grund gewesen, warum Marty sie überhaupt aus seinen Augen gelassen hatte.

Wäre es nach ihm gegangen, hätte Phillis noch eine Woche länger bei ihrer Mum, Laertes und Marty verbracht, aber Phillis hatte wieder (und sie hatte nie gedacht, dass sie das sagen würde) nach Hogwarts zurückwollen.

Der Grund dafür war natürlich, dass Chiron nun dort unterrichtete und Phillis vielleicht das Gefühl haben würde, irgendetwas zu leisten, anstatt immer nur herum zu liegen und bemuttert zu werden.

„Oh du meine Güte, Miss Dolohow!" Phillis erkannte Professor McGonagall an ihrer Stimme – überrascht, erschrocken und vermutlich auch eine Spur entsetzt, immerhin war sie offensichtlich schmerzvoll gefallen. „Geht es Ihnen gut?"

Phillis stöhnte nur. Sie hatte sich noch nicht bewegt und lag noch immer auf dem Bauch mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden von Dumbledores Büro. Sie bereute im Moment ein wenig ihre Lebensentscheidungen.

„Phillis?" Phillis hörte, wie Chiron mit seinem Rollstuhl näherfuhr und er klang ebenso besorgt um sie.

„Alles gut", versprach sie (obwohl ihre Stimme überhaupt nicht so klang, als wäre alles gut, „Ich brauche nur einen Moment..."

„Auf dem Boden, Miss Dolohow?", fragte McGonagall entsetzt.

„Es ist ein außergewöhnlich bequemer Boden", bemerkte Phillis sarkastisch, „Wirklich – ich kann ihm sieben von zehn Punkten geben!"

„Danke, Phillis", bedankte sich Dumbledore.

Dann, als die Schmerzen langsam abebbten, fand Phillis auch die Energie, sich auf den Rücken zu rollen und einen Moment lang starrte sie auf die Decke – es war eine wirklich schöne Decke.

Plötzlich tauchte in ihrem Blickfeld das Gesicht von McGonagall auf, die sie kritisch musterte. „Sie sehen nicht gut aus, Miss Dolohow."

„Wirklich?", fragte Phillis sarkastisch nach, „Und ich habe gedacht, zu sterben würde Wunder an meiner Haut wirken!"

„Das ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt für solche Witze", tadelte McGonagall sie, „Können Sie sich aufsetzen?"

„Eigentlich versuche ich gerade noch mein Essen unten zu behalten", gestand Phillis, aber McGonagall schien das nicht ganz so lustig zu finden und sah sie streng an.

Phillis bemühte sich also, sich aufzusetzen und sie schaffte es sogar, obwohl es wirklich eine erbärmliche Prozedur gewesen war, aber schließlich saß sie auf dem Boden, schaffte es aber nicht mehr weiter und sie lehnte sich an eine Wand an, schon erschöpft von diesem kleinen Aufwand.

Dumbledore saß an seinem Schreibtisch und musterte sie mit einem undurchschaubaren Blick, Chiron war neben ihm in seinem Rollstuhl und er lächelte Phillis zuversichtlich an.

McGonagall stand direkt neben Phillis sah sie mit Sorge von oben herab an.

Phillis grinste. „Wenigstens lebe ich noch, hu? Wer hat denn diese Idee mit dem Portschlüssel gehabt?"

„Das war dann wohl meine", gestand Dumbledore.

Phillis nickte. „Jepp – schreckliche Idee!"

„Miss Dolohow!", rief McGonagall entsetzt, aber Phillis kümmerte sich nicht um sie, sondern versuchte aufzustehen. Sie hatte Schwierigkeiten damit, aber mit der Hilfe der Wand und McGonagall, die ihr sofort zur Hilfe eilte und sie mit erstaunlich kräftigem Griff aufrecht hielt, schaffte sie es. Der Raum drehte sich zwar, aber McGonagall führte sie zu dem Stuhl gegenüber von Dumbledore und half ihr dabei, sich hinzusetzen.

Wenn man nicht schon an Phillis' bleicher Haut, den dunklen Ringer unter ihren Augen, ihren zitternden Händen und ihrer leicht vornüber gebeugten Statur hatte sagen können, dass sie wirklich schwer verletzt worden war, dann spätesten nach diesem ersten Auftritt vor ihren Professoren.

„Wie war deine Reise?", fragte Chiron sie freundlich.

Phillis schnaubte. „Ich habe das Gefühl, keiner von uns hat das mit dem Portschlüssel wirklich durchdacht – Marty bringt mich um, wenn ich schon am ersten Tag die Nähte aufreiße!"

„Wenn man bedenkt, dass er dir das Leben gerettet hat, wäre das wohl eher kontraproduktiv", überlegte Chiron, „Wie geht es deiner Mutter?"

„Vermutlich so gut, wie noch nie", gestand Phillis amüsiert, „Mit den anderen im Haus blüht sie regelrecht auf."

Birget und Wesley waren ebenfalls nachgekommen und nachdem Sara darauf bestanden hatte, hatten sie im Haus der Dolohows eine Basis eingerichtet. Es war irgendwie ironisch, dass genau in dem Haus einer solchen Familie wie den Dolohows das Hauptquartiert der Demigötter gegen Voldemort und Pirro eingerichtet werden sollte.

„Und wie geht es dir?", fragte Dumbledore sie lächelnd und blickte sie über seine Halbmondbrille hinweg an.

„Geht schon, geht schon", winkte Phillis ab, „Marty hat gesagt, dass ich ein paar Wochen lang noch etwas angeschlagen sein werde und ich sollte noch auf meine Ernährung achten, aber er hat vermutet, dass ich in spätestens zwei oder drei Wochen wieder die alte bin."

„Wenn du dich schonst", erinnerte Chiron sie.

„Natürlich haben Sie auch drei Wochen Schule verpasst", zeigte McGonagall streng auf.

Phillis schmunzelte amüsiert. „Nun... ich denke, das wird kaum ein Problem darstellen – ich bin positiv, dass ich die paar Stunden schon wieder aufholen werde."

Drei ZAGs.

Mehr hatte sie nicht bestanden und ihre Reaktion auf ihr Zeugnis war ziemlich nüchtern gewesen. Es war auch nicht sonderlich gut – eigentlich konnte man sagen, dass es außergewöhnlich schlecht war.


Astronomie: E

Geschichte der Zauberei: T

Kräuterkunde: M

Muggelkunde: M

Verteidigung gegen die Dunklen Künste: E

Verwandlung: S

Wahrsagen: O

Zauberkunst: A

Zaubertränke: S


Diese Noten bedeuteten, dass sie nur noch Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Wahrsagen und Astronomie besuchen würde und obwohl sie sich ein wenig gewünscht hatte, dass sie möglichst wenig Stunden hatte, so war es doch irgendwie ein Tritt in den Bauch (und mit Phillis' Verletzung war das noch einmal so schmerzvoll).

Irgendwie hatte sie den Sommer in einer exklusiven Demigott-Blase verbracht. Sie hatte beinahe schon vergessen, dass sie auch noch eine Hexe war, obwohl sie besonders während ihres Auftrags häufig daran erinnert worden war.

Es war seltsam, die ganze Zeit wie ein wirklich wichtiges Mitglied der Gesellschaft behandelt zu werden und einfach nur anerkannt zu werden für die Leistungen, die man erbringt, nur um dann schon den ersten Niederschlag zu erfahren, wenn man einen Auftrag nicht wirklich erfolgreich beendet und dann auch noch nach Hause zu kommen und das ungefähr schlimmste Zeugnis zu erhalten, das Phillis jemals gesehen hatte.

Sie fragte sich, ob es jemanden gab, der noch weniger ZAGs bestanden hatte – vermutlich nicht. Sie hatte nicht einmal die wirklich wichtigen Fächer bestanden – nur Verteidigung gegen die Dunklen Künste.

Ihr einziges O stand bei Wahrsagen – einem Fach, das von den meisten anderen Schülern als „unnötig" eingestuft worden war.

In Zauberkunst hatte sie vielleicht ein Annehmbar, aber Flitwick erwartete mindestens ein Erwartungen übertroffen, um seinen Kurs weiter besuchen zu können.

Sara war natürlich vollkommen aus dem Häuschen gewesen (oder hatte zumindest so getan) und hatte Phillis für ihre gute Note in Astronomie gelobt (beinahe schon hochgefeiert), aber das hatte Phillis' Laune nicht wirklich heben können.

Es war ein schmerzvoller Realitäts-Check gewesen, der sie daran erinnert hatte, dass sie noch immer ein Loser in der Schule war.

„Und sonst bin ich mir sicher, du hast Freunde, die dir weiterhelfen können", versprach Chiron gutmütig.

„Auf jeden Fall haben Sie dieses Wochenende Zeit, um sich wieder einzuleben", sagte McGonagall und reichte ihr ein Pergament, das Phillis oberflächlich als ihren neuen, ziemlich leer aussehenden Stundenplan erkannte. Mit so wenigen Stunden sah es so aus, als hätte sie kaum noch Schule – am Mittwoch eine Doppelstunde Astronomie in der Nacht, Dienstag und Donnerstag immer Verteidigung gegen die Dunklen Künste und immer Mittwoch und Donnerstag Wahrsagen.

Dieser Stundenplan ließ Phillis noch einmal realisieren, welche Enttäuschung sie als Hexe doch war.

„Vielleicht sollten wir diese Unterhaltung auf einen anderen Zeitpunkt verschieben?", schlug Dumbledore vor, „Bestimmt ist Phillis müde von ihrer Reise."

Sie war wirklich schon wieder bereit, sich hinzulegen, obwohl sie vor ihrer Abreise noch etwas geschlafen hatte. Sie hasste ihren Körper – er war zurzeit viel zu schnell ausgelaugt und müde und sie musste dann mit den Konsequenzen leben. Eine Person wie Phillis konnte kein erfülltes Leben genießen, wenn sie nur drei Stunden am Tag auf den Beinen sein konnte.

Während ihres Auftrags war sie teilweise über achtzehn Stunden am Tag wach gewesen und auf den Beinen – das bildete einen krassen Kontrast zu ihrer jetzigen Situation.

Aber Marty hatte ihr versprochen, dass es bald besser werden würde.

Wenn sie täglich ihr Nektar und Ambrosia schluckte, auf die Signale ihres Körpers hörte und sich viel ausruhte, würde sie schon bald wieder gesund sein. Das war ihre einzige Hoffnung.

„Das klingt, um ehrlich zu sein, gar nicht so schlecht", gestand Phillis und lächelte müde.

„Ich werde Sie begleiten", beschloss McGonagall bestimmt und stand auf. Sie machte zwar Anstalten, Phillis aufzuhelfen, aber davon wollte Phillis nichts wissen. Sie würde alleine stehen, alleine gehen und alleine umkippen und sich übergeben, wenn sie sich überanstrengte. Aber sie wollte kein Mitleid und keine Hilfe.

„Wir sehen uns, Phillis", versprach Chiron, „Ruh dich aus."

„Das sagen mir alle schon seit Wochen", scherzte Phillis trocken.

„Ich werde mich bei dir melden", sagte Dumbledore noch zum Abschied, „Es ist schön, dich wieder bei uns zu haben."

Phillis nickte und zusammen mit McGonagall ging sie die Wendeltreppe nach unten.

Das Schloss war ziemlich leer und kein Schüler kam ihnen (zum Glück) entgegen. Es war später Abend und bald schon würde Ausgangssperre herrschen, also waren die meisten vermutlich schon in ihren Türmen oder gerade auf dem Weg dorthin.

Das Schloss fühlte sich irgendwie fremd und gleichzeitig vertraut an – als wäre es Jahre her, seit Phillis das letzte Mal dort gewesen war, obwohl nur ein Sommer vergangen war. Nach ihrem Auftrag fühlte sich irgendwie alles andere so weit entfernt an, als wäre es einer anderen Person passiert oder in einem anderen Leben. Ferne Erinnerungen, wie Kindheitserinnerungen.

Phillis hatte sich verändert.

„Es ist wirklich schön, Sie wieder hier zu haben", gestand McGonagall irgendwann auf dem Weg nach oben. Sie machten bei den Treppen eine Pause und Phillis war noch immer zu stur, um sich von McGonagall helfen zu lassen. Sie hatte gedacht, sie würde es in den siebten Stock einfach so schaffen – sie hatte sich wohl geirrt. Zwei Drittel schaffte sie, aber dann war ihr zu übel und zu schwindelig, um weiter zu gehen und sie hielt sich an dem Geländer fest wie an einem Rettungsring, während sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen und darauf wartete, dass die Welt aufhörte sich zu drehen.

Phillis nickte nur – mehr brachte sie im Moment nicht zustande und sie kniff die Augen zusammen, um die drehende, schwankende Welt nicht mehr zu sehen.

McGonagall beobachtete sie noch einen Moment länger, schnaubte dann bestimmt und kam zu Phillis. „Ich werde Ihnen jetzt helfen, Miss Dolohow – obwohl Sie keine Hilfe wollen."

„Nein, danke", brachte Phillis heraus, obwohl ihre Stimme ein wenig lallend klang, „Schon gut, ich schaffe das."

„Unsinn! Jetzt seien Sie nicht so stur!", verlangte McGonagall und klang wirklich frustriert. Phillis sah sie an und in ihren Augen sah sie etwas, das sie in den letzten Wochen in den Augen aller ihrer Freunde gesehen hatte: Sorge, Angst, Frustration.

Diesen Blick kannte sie vielleicht von Marty oder ihrer Mutter, aber in den Augen von McGonagall wollte sie ihn nicht sehen. Die Beziehung zwischen ihr und ihrer Professorin war teilweise angespannt, obwohl Phillis noch immer das Bedürfnis hatte, McGonagall nicht zu enttäuschen und durch ihre Schwäche zeigte sie nur allzu gut, dass sie eine einzige Enttäuschung war.

Tränen traten Phillis in die Augen und sie verfluchte sich selbst dafür, dass sie so verdammt sentimental war, aber nachdem sie sich einmal über die Augen gewischt hatte und ein paar Mal tief Luft geholt hatte, ging es wieder etwas besser, obwohl ihre Augen noch immer gerötet waren.

„Nein, ich will keine Hilfe", bestimmte Phillis stur, „Ich kann das allein. Ich brauche keine Hilfe. Ich brauche niemanden."

„Himmel, Mädchen – Sie sind beinahe gestorben!", rief McGonagall frustriert und warf die Hände untypisch für die eigentlich gefasste Professorin in die Luft, „Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass es dann in Ordnung ist, ein wenig Hilfe anzunehmen."

Ich denke, dass ich selbst schuld bin und deswegen sollte ich auch allein die Konsequenzen tragen", bestimmte Phillis, obwohl schon etwas unsicherer.

McGonagall sah sie streng an und seufzte dann. Ihr Blick wurde etwas weicher – beinahe schon flehend.

„Ich bin in Ihrem Alter gewesen – nur ein Jahr älter", erzählte McGonagall schließlich sanft, aber noch immer mit einem durchdringenden Blick auf Phillis, „Ich habe Quidditch gespielt und bei einem Spiel gegen Slytherin bin ich vom Besen gefallen."

„Autsch", kommentierte Phillis.

„Ja, exakt", stimmte McGonagall ihr zu, mit etwas Humor in der Stimme, „Autsch. Gehirnerschütterung und mehrere gebrochene Rippen – ich bin lange im Bett gewesen und habe meine Stunden nicht besuchen können. Sobald ich wieder aufstehen durfte, bin ich auch sofort wieder auf den Besen – ein Fehler, wie es sich später herausgestellt hat. Ich habe nicht auf den damaligen Heiler in Hogwarts gehört, der mir geraten hat, mich zu schonen. Ich bin gefallen, habe mir alle meine Rippen wieder gebrochen und seitdem sind jegliche sportlichen Aktivitäten für mich beinahe unmöglich. Die gebrochenen Rippen sind nicht richtig wieder zusammengewachsen – ich habe schnell Atembeschwerden und komme aus der Puste, wenn ich zu schnell die Treppen nach oben gehe."

„Gibt es eine Moral dahinter?", fragte Phillis ratlos.

„Hören Sie auf ihre Heiler und jene, die Ihnen helfen wollen, Miss Dolohow", sagte McGonagall bestimmt, „Sie brauchen noch ein paar Wochen, bis Sie wieder gesund sind – in dieser Zeit ist es keine Schande, Hilfe anzunehmen. Ich hätte gehofft, das haben Sie letztes Jahr gelernt, als Sie die Hilfe von Mr Lupin angenommen haben."

„Ich denke, wir sehen beide, wie das geendet hat", schnaubte Phillis, „Mein Zeugnis ist ja nicht wirklich die Bombe, oder?"

„Nein, das ist es wirklich nicht...", stimmte McGonagall ihr zu und Phillis sah sie empört an – von ihrer Professorin hatte sie wirklich etwas Ermutigenderes erwartet. „Aber auf der anderen Seite brauchen Sie dieses Zeugnis gar nicht, oder? Wenn Sie wirklich Quidditch spielen wollen, müssen Sie nur gesund werden. Strengen Sie sich also nicht zu sehr an und gehen Sie alles ruhig an. Ich würde es nur ungern sehen, dass es Ihnen ähnlich ergeht, wie mir."

Phillis seufzte. Sie hatte noch immer nicht wirklich Lust darauf, sich die ganze Zeit die Treppen nach oben helfen zu lassen wie so eine alte Oma, die Spazierengehen schon anstrengend fand, aber irgendwie hatte McGonagall auch Recht.

Obwohl Phillis es schon wieder besser ging und ihre Pause wirklich geholfen hatte, erlaubte sie es, dass McGonagall einen Arm um ihre Schultern legte und sie stützte, während sie nach oben gingen.

Es ging nur langsam und mit großer Mühe und Anstrengung, aber sie erreichten den siebten Stock und nachdem Phillis oben noch einmal zu Atem gekommen war, begleitete McGonagall sie auch noch bis zum Portrait der Fetten Dame.

Quidditchpokal", sagte McGonagall das Passwort und sah Phillis amüsiert an – es war eindeutig, wer die Inspirationsquelle dafür gewesen war.



Die Professorin wollte Phillis auch noch durch das Porträtloch helfen, aber das wäre ihr dann doch zu viel gewesen und sie verabschiedeten sich davor.

Phillis betrat alleine zum ersten Mal seit Monaten wieder den Gemeinschaftsraum der Gryffindors und einen Moment bemerkte noch niemand, dass die verschollene und vermisste Phillis Dolohow den Raum betreten hatte.

Eigentlich waren die meisten mit ihren eigenen Sachen beschäftigt: Hausaufgaben, miteinander reden, Schachspielen oder andere Aktivitäten.

Auch die Rumtreiber (wie immer mit Marlene und Lily) hatten sich an einem der Tische versammelt und rätselten über einer Aufgabe von Chiron.

James sprach gerade, als Remus auffiel, dass auf einmal der ganze Raum nach Schokolade roch und amüsiert erinnerte er sich daran, dass es genauso roch, wie Phillis es immer tat.

Er brauchte ein paar Sekunden, bevor er seine eigenen Gedanken verstand und alarmiert blickte er zum Porträtloch und dort stand sie.

Sie sah wirklich, wirklich fertig aus. Ihre Haut bleicher, als er es von ihr kannte (obwohl der Sommer noch kaum vorbei war), dunklen Ringen unter den Augen (fast schon ein Partner-Look mit ihm) und so dürr und scheinbar verletzlich. Sie hielt sich etwas vornübergebeugt und Remus erkannte, dass das vermutlich noch von ihrer Verletzung kam, die sie sich zugezogen hatte.

Aber als Remus sie zum ersten Mal seit Monaten wiedersah, spürte er eine unendliche Erleichterung. Er hatte sich schreckliche Szenarien ausgemalt, in denen sie gestorben war oder für immer vermisst sein würde und nun stand sie dort – zwar schwer verletzt und bestimmt auf ewig traumatisiert, aber sie würde heilen (das hatte sie ihm in ihrem letzten Brief geschrieben).

„Entschuldigt mich", sagte Remus wie in Trance zu seinen Freunden, die ihn perplex ansahen, als er einfach aufstand und über Peter hinweg über den Rücken des Sofas kletterte.

Sie folgten seinem Blick und auch die anderen konnten es nicht glauben, wer dort stand.

„Phillis", hauchte James – gerade laut genug, dass auch andere in seiner Nähe aufmerksam wurde und diese Nachricht verbreitete sich rasend schnell.

Phillis erblickte Remus und er hatte sie auch schon gesehen. Er grinste von einem Ohr zum anderen, als er sich seinen Weg durch die anderen Schüler bahnte, die ebenfalls nun langsam bemerkten, dass Phillis einfach dort stand, als wäre sie nie weg gewesen, obwohl vielen von ihnen ihr Zustand auffiel.

Bevor Remus Phillis aber erreichen konnte, trampelten zwei andere Idioten direkt an ihm vorbei und stürmten jubelnd auf Phillis zu.

Sirius und James rasten auf ihre (ehemalige) Kapitänin zu und jubelten ihren Namen, überglücklich, sie wieder zu sehen (nachdem sie im Gegensatz zu Remus nicht gewusst hatten, dass sie im Laufe der nächsten Tage nach Hogwarts zurückkehren würde) und waren dabei absolut ignorant gegenüber Phillis' Verletzung.

Remus sah in Phillis' Gesicht schon die Vorahnung, dass Sirius und James sich auf sie stürzen würden und umarmen und dabei würde ihre Verletzung sie vermutlich umbringen und letztendlich wäre ihre Todesursache „Tod durch Freundschaft und Liebe" und das wäre einfach lächerlich, also hatte Remus eine dieser Kurzschluss-Ideen (die er irgendwie immer nur dann hatte, wenn es um Phillis ging) und er machte einen großen Satz nach vorne.

Remus erwischte Sirius und James an ihren Kragen und riss sie mit sich zu Boden und der Aufprall war für ihn eigentlich ganz erträglich, aber für James und Sirius bestimmt schmerzvoll – jedenfalls jammerten sie so, als hätte es wehgetan.

Remus lag quer über seine beiden Freunde und blickte grinsend zu Phillis hoch, die teils amüsiert, teils erschrocken auf sie hinunterblickte.

„Hab sie erfolgreich aufgehalten, Ma'am", brachte Remus irgendwie heraus und grinste wie ein Idiot zu Phillis hoch, die nicht anders konnte, als ebenfalls ein wenig dümmlich zu lächeln.

„Mein Ritter in glänzender Rüstung..."

„Geh runter von mir, Moony!", jammerte James und Remus gehorchte, achtete aber darauf, dass die beiden nicht auf die Idee kamen, Phillis wieder so plötzlich zu umarmen.

Sie kamen auf die Beine und Sirius streckte seinen Rücken. „Wie viel wiegst du, Moony? Ich glaube, ich habe mir etwas gezerrt."

„Selbst schuld, würde ich sagen." Remus zuckte mit den Schultern und wischte sich gleichgültig etwas Staub von seinem Hemd.

„Woher sollten wir wissen, dass du auf einmal ein eifersüchtiger Freund bist und wir Phillis nicht mehr umarmen dürfen?", fragte James etwas aufgebraucht.

„Ihr hättet ihr wehgetan, ihr ignoranten Vollidioten!", brauste Remus sofort auf, „Es tut mir leid, dass ich einfach nur versucht habe, meine Freundin vor eurer Dummheit zu schützen, Krone!"

„Was redest du da?", fragte Sirius ahnungslos und blickte hilfesuchend zu Phillis und erst da schien ihm aufzufallen, dass sie ein wenig so aussah, wie Remus nach einer schmerzvollen, anstrengenden Verwandlung. Bleich und krank und dürr.

„Nur Federumarmungen", bat Phillis ihn und hob etwas ihr T-Shirt, sodass man den Anfang von einem Verband sehen konnte, der um ihren ganzen Bauch und Rücken gewickelt war und nur annähernd erkennen ließ, wie schwer verletzt Phillis war, „Ich bin im Moment nicht ganz fit."

James und Sirius waren sprachlos und starrten Phillis an, aber Remus hatte keine Geduld für seine Freunde.

„Willst du dich setzen? Oder gleich ins Bett?", fragte Remus, „Die Reise ist bestimmt anstrengend gewesen."

„Ich fürchte, die anderen wollen mich auch noch begrüßen", erkannte Phillis mit einem Blick über Remus Schulter auf die anderen Gryffindors, die sich tuschelnd und wispernd versammelt hatten.

„Nicht, wenn du umkippst", erinnerte Remus sie besorgt, aber davon wollte Phillis nichts wissen.

Sie lächelte Remus zuversichtlich an und Remus konnte regelrecht dabei zusehen, wie sie sich veränderte.

Sie stellte sich gerade hin (obwohl Remus ihr von Nahem ansehen konnte, dass sie Schmerzen dabeihatte), hielt ihren Kopf hoch erhoben und grinste leicht überheblich.

„Hey! Habt ihr mich vermisst?", fragte sie in die Runde und sofort begannen alle zu jubeln.

Es war so, als wäre ein Superstar in den Gemeinschaftsraum getreten und obwohl Phillis noch lange keine solche Berühmtheit war, wie vielleicht professionelle Quidditchspieler, so war sie für Hogwarts doch so etwas wie ein kleiner, persönlicher Star.

Leute begrüßten sie begeistert, stellten ihr unbeantwortete Fragen, versuchten sie vielleicht sogar zu berühren oder ihre Hand zu schütteln, aber Phillis war ziemlich gut darin, allen aus dem Weg zu gehen und sie bahnte sich ihren Weg durch die Schüler.

Remus sah ihr besorgt hinterher und war hin und her gerissen: Bestimmt wusste Phillis besser, was gut für sie war, aber gleichzeitig konnte er nicht anders, als sich zu wünschen, Phillis würde sich schonen.

„Alles gut, Moony?", fragte Sirius ihn besorgt und folgte seinem Blick zu Phillis.

„Nicht wirklich – sie ist so eine Idiotin", seufzte Remus.

„Du hast von ihr gewusst, oder?", fragte James ihn beinahe schon herausfordernd, „Dass sie verletzt ist und dass sie heute zurückkommt?"

Remus nickte. „Sie hat es mir geschrieben.

„Seit wann weißt du es?", fragte Sirius.

„Seit Chiron zurückgekehrt ist", erinnerte Remus sich, „Er hat es mir gesagt."

„Warum hat Chiron das vor uns gewusst? Vor dir?", fragte Sirius verwirrt.

Remus hatte keine Lust, diese Frage zu beantworten, nachdem er es sich selbst noch nicht ganz erklären konnte.

Phillis Dolohow wurde gefeiert und Remus versuchte sich für sie zu freuen, immerhin lächelte sie und schien sich zu amüsieren, aber gleichzeitig konnte er nicht anders, als sich Sorgen zu machen. Er sah hinter die Fassade, die Phillis so penibel aufgestellt hatte und er sah, dass es ihr wirklich nicht gutging.

Also schritt er ein, drängte sich zwischen den Schülern hindurch, bis er bei Phillis war.

Er legte extrem vorsichtig einen Arm um ihre Schulter und wandte sich an anderen Schüler. „Okay, genug davon! Sucht euch Hobbys!"

Langsam löste sich die Versammlung auf und einige Schüler murrten beleidigt, aber Remus hatte andere Probleme.

Phillis lächelte ihn schräg an. „Danke, die sind wirklich anhänglich, oder?"

„Bitte, Phil", seufzte Remus müde, „Setz dich doch. Dir geht es nicht gut."

Phillis' Lächeln verschwand sofort aus ihrem Gesicht und einen Moment lang befürchtete Remus, dass er sie nun irgendwie beleidigt hatte, aber sie nickte leicht und ließ sie von Remus zu der Sitzgruppe führen, an der die Arbeitsgruppe zusammensaß.

„Phillis!", begrüßte Marlene sie nun auch, die wohl darauf gewartet hatte, dass sich die erste Aufregung um Phillis legte und sie stand auf, um sie zu umarmen. Remus reagierte sofort abwehrend, aber Phillis übernahm ihren Schutz schon selbst.

„Nur Federumarmungen, Marls", warnte sie und Marlene sah sie besorgt an, als würde ihr auch erst jetzt auffallen, dass Phillis wohl verletzt oder schwach war, aber sie fragte nich nach, sondern umarmte Phillis nur federleicht, ohne sie wirklich zu berühren.

Lily tat es ihr gleich und dann auch die anderen Rumtreiber.

„Phil, jetzt brauche ich aber eine detaillierte Erklärung von allem", verlangte Sirius grinsend, als Phillis es sich schließlich neben Remus auf einem der beiden Sofas bequem machte und nur er schien zu bemerken, wie sehr sie in die Kissen sank – müde und ausgelaugt.

Remus sah Sirius vielsagend an und schüttelte den Kopf, um ihn zu warnen, dass das vielleicht keine so gute Idee war, aber Sirius sah natürlich nicht zu ihm.

„Da muss ich dich wohl enttäuschen, Sirius", grinste Phillis, „Das ist eines dieser Phillis-Geheimnisse."

„Was?", rief James entsetzt, „Wirklich? Du schreibst uns allen Ewigkeiten nicht zurück, kommst Wochen zu spät zur Schule und alles, das wir bekommen ist... das?"

Phillis zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ja."

„Das geht nicht!", beschwerte sich James beleidigt, „Komm schon! Verrate uns wenigstens, was mit dir passiert ist – du scheinst wirklich schlimm verletzt zu sein!"

„Jaah! Genau!", stimmte Marlene ihm zu, „Was hast du schon wieder angestellt, Phil? Bist du wieder vom Besen gefallen?"

„Leute, ich will wirklich nicht –", begann Phillis, aber sie stieß auf taube Ohren.

„Es ist bestimmt noch so eine schräge Geschichte", vermutete Sirius belustigt, „Wenn kein wildgewordenes Eichhörnchen darin vorkommt, bin ich enttäuscht."

Phillis runzelte die Stirn. „Also... es kommen wirklich Eichhörnchen vor, aber es war eine ganze Horde und– ich kann euch davon nicht erzählen."

„Ach, komm schon, Phil!", jammerte James, „Was ist passiert? Ist es peinlich."

„Ja, Potter!" Phillis' Stimme klang ungewohnt scharf und sofort verstummten alle. Sie blickten zu Phillis, die nun einen seltsam gehetzten Blick hatte und ihre Lippe zitterte leicht. Sie sah so aus, als würde sie gleich zu weinen beginnen. „Ja, Potter, es ist verdammt peinlich! Ich hätte es verhindern können, aber ich war blind und ignorant und dumm... dumm... dumm..." Und dann traten Phillis Dolohow Tränen in die Augen und alle sahen dabei zu, wie Phillis Dolohow (die nicht einmal geweint hatte, als ihr Arm regelrecht pulverisiert worden war) zu weinen begann. „Ich hab's dir doch schon einmal gesagt, Potter! Wenn du deinen Verbündeten nicht vertrauen kannst, stirbst du – ich habe es dir gesagt und nicht auf meinen eigenen Rat gehört, okay? Und ich habe den Preis dafür bezahlt und es tut verdammt noch einmal weh, also entschuldigt mich, wenn ich –"

Phillis' Stimme brach und sie versteckte ihr Gesicht in ihren Händen, als sie schluchzend zusammenbrach.

„Oh nein", murmelte Remus leise und nahm sie so vorsichtig wie er nur konnte in den Arm, „Hey, Phil – alles wird gut."

Phillis antwortete nicht, sondern umarmte Remus zurück und schluchzte in seine Schulter. Remus sah über Phillis' Schulter hinweg seine Freunde vorwurfsvoll an – sie hätten sie nicht so bedrängen sollen – und strich ihr mit federleichten Berührungen über den Rücken.

„Komm, Phil – gehen wir etwas nach draußen", schlug Remus vorsichtig vor und half Phillis auf die Beine.

Die Rumtreiber sahen ihnen schuldbewusst hinterher, aber gleichzeitig stellten sie sich natürlich die Frage, was passiert war. Wenn Phillis Dolohow deswegen weinen musste, musste es schlimm sein, denn jemand wie Phillis ließ sich nicht so schnell unterkriegen.

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