Die Pflicht eines Helden

„Schon wieder ein Angriff auf Muggel", murmelte Remus besorgt und tippte mit dem Finger auf den Artikel im Tagespropheten, den er gerade las, um Phillis zu zeigen, was er meinte, „Fünf Tote – keine Überlebenden. Eine ganze Familie einfach so ausgelöscht – Eltern und ihre Kinder. Und das Ministerium macht gefühlt gar nichts dagegen!"

Phillis hatte von diesem Vorfall schon gehört – aber nicht vom Tagespropheten, sondern von Chiron, der einen Bericht von Birget bekommen hatte, die leider zu spät eingetroffen waren, um etwas zu verhindern.

„Was sollten sie schon tun?", fragte Phillis ihn sanft, „Sie sind überfordert mit einem so Dunklen Zauberer und den Todessern. Die meisten kennen sie nicht einmal beim Namen – sie verstecken sich hinter Masken und Mänteln – anonyme Kämpfer, die im realen Leben vielleicht unsere Freunde sind. Nur die wenigsten sind bis jetzt überhaupt namentlich bekannt und können steckbrieflich gesucht werden. Alle anderen haben umso mehr die Möglichkeit, geheim zu agieren."

Remus blickte von der Zeitung auf und sah Phillis an. Er vergaß nicht direkt, wie intelligent Phillis eigentlich war, aber er war trotzdem immer wieder überrascht, wie weise sie klingen konnte (jeder wäre überrascht, Phillis zu sehen, während sie etwas so weises sagte, wenn man sie nur Tage zuvor dabei gesehen hatte, wie sie sich siebenunddreißig Käsecracker in den Mund gestopft hatte – gleichzeitig).

„Wie soll man ihn dann jemals besiegen?", seufzte Remus müde und legte seinen Kopf auf Phillis' Brust. Er konnte ihr Herz hören.

Sie beide waren im Moment allein im Krankenflügel. Die anderen Rumtreiber hatten Remus nach der Vollmondnacht noch hierhergebracht und waren kurz bei ihm geblieben, aber nachdem Phillis aufgewacht war und direkt zu Remus gekommen war (Remus hatte nicht einmal hinterfragt, woher sie wusste, dass er dort sein würde), waren die drei ebenfalls erst einmal noch einmal eine Runde schlafen gegangen, bevor die Stunden anfingen.

Phillis und Remus hatten sich zusammen auf sein Bett gequetscht und Phillis hatte einen Arm um ihn gelegt. Davor hatten sie miteinander gesprochen, aber irgendwann waren sie in angenehme Stille verfallen und während Remus seine Zeitung las, hatte Phillis einige Briefe von sich mitgenommen, die sie nun in Ruhe lesen konnte.

Remus vermied es absichtlich, in ihre Briefe zu sehen, nachdem Phillis ihre Privatsphäre verdient hatte und er sah ganz absichtlich nicht darauf.

„Es ist sicherlich nicht unmöglich", versprach Phillis und sie fuhr mit der Hand durch Remus' Haare, „Solange es Leute gibt, die gegen ihn kämpfen, ist noch nichts verloren."

„Ich würde auch gerne helfen", sagte Remus ernst, „Ich will mich auch gegen ihn stellen und gegen ihn kämpfen! Aber... das Ministerium wird jemanden wie mich –"

Remus bremste sich selbst. Beinahe hätte er ausgeplappert, dass er ein Werwolf war. Natürlich würde das Ministerium niemals einen Werwolf anstellen – schon gar nicht als Auror. Aber wie sonst sollte Remus Voldemort und seine Todesser bekämpfen? Wie häufig in seinem Leben verfluchte er die Tatsache, dass er von Greyback vor all diesen Jahren gebissen worden war und er wünschte sich ein normales Leben, damit er die Freiheit hatte, gegen jene zu kämpfen, die Unrecht taten. Stattdessen würde er vermutlich daneben stehen und zusehen müssen, während seine Freunde auszogen, um zu kämpfen (wie es James und Sirius schon lange planten).

„Warum willst du kämpfen?", fragte Phillis und ihre Stimme klang seltsam hohl. „Kämpfen um zu sterben? Hinausziehen und zu wissen, dass jeder Tag vielleicht der letzte ist? Gejagt und verfolgt werden? Willst du das wirklich?"

Remus sagte einen Moment lang nichts dazu und wie so häufig fragte er sich, was Phillis eigentlich wirklich alles erlebt hatte. Er wusste, dass ein Freund sie von hinten erstochen hatte und sie war beinahe gestorben. Er wusste auch, dass sie irgendeinen Auftrag für ihren Vater im Sommer ausgeführt hatte und er wusste, dass Phillis überraschender Weise nicht nur Kampftechniken beherrschte, sondern auch Bogenschießen konnte. Phillis wirkte eigentlich wie eine Kämpferin und doch klang sie im Moment so, als wäre kämpfen keineswegs das, was sie sich wünschte, obwohl sie Quidditch so behandelte, als wäre es eine Schlacht.

Phillis war eben ein Mysterium, das Remus selbst nach über einem Jahr noch nicht entschlüsselt hatte und er fragte sich, ob er das überhaupt jemals schaffen würde. Vielleicht wollte er das auch gar nicht und einfach jeden Tag etwas Neues über sie erfahren und jedes Mal wieder überrascht werden.

„Ich weiß nicht...", gestand Remus leise, „Ich glaube, ich würde auch gerne einmal heldenhaft sein – nur ein einziges Mal, verstehst du? James und Sirius – sie haben einfach ein Händchen dafür und selbst du! Aber ich... ich verschwinde bei solchen Sachen immer in Hintergrund und bleibe zurück. Ich habe immer das Gefühl, als würde ich mich immer hundert Mal mehr beweisen müssen, als alle anderen, weil ich –" Wieder stockte Remus. „Ich... ich will mich nur beweisen und anderen zeigen, dass auch ich kämpfen kann und dass auch ich mutig bin."

„So funktioniert das aber nicht", sagte Phillis ehrlich und klang verbittert, „Man wird nicht automatisch ein Held, wenn man sich einfach ihre jede Gefahr stürzt und sein Leben im Kampf riskiert – daran ist nichts wirklich heldenhaft. Man ist..." Nun stockte Phillis und seufzte, als sie bemerkte, dass sie gerade dabei war, Apollo zu zitieren. „Man ist heldenhaft, damit es sonst niemand sein muss. Man übersteht das Leid, damit alle anderen leben können..."

„Das war gerade sehr poetisch von dir", grinste Remus amüsiert.

„Stammt auch von meinem Dad – er hat das zu mir gesagt, bevor er mich in meinen fast-Tod geschickt hat."

„Oh."

„Was ich eigentlich damit sagen will, Remus, ist, dass du kein Held sein musst", redete Phillis auf ihn ein. Sie wollte eigentlich gar nicht, dass Remus Teil von diesem Krieg wurde. Sie wünschte sich für ihn ein ruhiges Leben ohne Kampf, Tod und Schmerzen. Sie mochte Remus wirklich und wenn sie irgendwie die Möglichkeit hatte, ihn von diesem Leben fernzuhalten, dann würde sie diese Möglichkeit auch ergreifen. Demigötter waren zu einem Leben aus Schmerz und Leid bestimmt, aber Remus war kein Demigott – Remus war einfach nur ein Zauberer, der jetzt schon genug Leid erfahren hatte und eine Pause verdient hatte. Eine friedliche und ruhige Pause ohne Tod.

Und tief im Inneren wusste Phillis, dass ihre bloße Anwesenheit und ihre Nähe Remus schon in Gefahr brachte, aber sie war eben etwas selbstsüchtig (das hatte sie von ihrem Vater) und solange sie sich noch daran festklammern konnte, würde sie Remus nicht loslassen, obwohl das wohl besser für ihn wäre... „Warum willst du Gefahren hinterherjagen, Remus?", fragte sie ihn sanft, „Wenn dein Schicksal will, dass du Teil dieses Krieges wirst, dann sei heldenhaft, aber wenn nicht, dann erzwinge deine Rolle nicht hinein."

„Woher soll ich denn wissen, was das Schicksal will?", fragte Remus.

„Wahrscheinlich wirst du es spüren", vermutete Phillis, „Du wirst wissen, dass sonst niemand da sein würde, der kämpfen kann. Und dann ist es deine Pflicht, heldenhaft zu sein. Wenn du weißt, dass sonst niemand Schutz bietet, dann ist es Zeit, aufzustehen und zu kämpfen."

„Warum bist du damals gegangen?", fragte Remus, „Warum hast du diesen Auftrag angenommen? Warum hast du heldenhaft sein müssen?"

Phillis zögerte einen Moment lang. „Entweder ich", antwortete sie schließlich leise, „oder meine Schwestern – sie sind beide jünger als ich und als die Älteste ist es meine Pflicht gewesen, sie zu schützen. Und es hat eine Tochter des –" Phillis stockte. Beinahe hätte sie Remus verraten, dass sie eine Demigöttin war. „Es hat eine Tochter meines Vaters sein müssen", verbesserte sie sich.

„Das klingt nicht fair", murmelte Remus leise.

„Es war auch nicht fair", stimmte Phillis ihm zu, „aber wann ist das Leben schon fair?"

Remus hatte darauf auch keine Antwort.



Das letzte Hogsmeade-Wochenende vor den Weihnachtsferien stand an und neben Kofferpacken und an Geschenke für Freunde und Verwandte zu denken, hatte sich an einem Dezembermorgen etwas vollkommen Unglaubliches ereignet, als Lily Evans James Potter tatsächlich gefragt hatte, ob sie zusammen in Hogsmeade ein Butterbier trinken wollten. James hatte zugesagt, Lily hatte sich gefreut und die ganze Schule sprach seit damals von nichts anderem mehr.

Das Schulsprecherpärchen wurde nun vielleicht ein Pärchen – nicht sonderlich außergewöhnlich, aber schon, wenn es sich dabei um Lily und James handelte, die eigentlich jahrelang eher Feinde gewesen waren (jedenfalls aus Lilys Sicht), wurde es gleich zu einer Sensation.

Für Phillis war es keine Überraschung gewesen.

Sie hatte Lily mehr oder weniger immer wieder dazu angestiftet und sie ermutigt, James zu fragen und außerdem hatte sie es in den Karten gesehen (das Thema, das sie gerade in Wahrsagen durchnahmen) und da hatte sie gesehen, dass es wirklich glänzend in Lilys Liebesleben aussah.

James hingegen war sehr überrascht gewesen, als Lily tatsächlich zu ihm gekommen war und ihn nach einem Date gefragt hatte (sie hatte sogar zugesagt, dass sie es als Date sehen würde).

James war natürlich ganz cool geblieben, als er zugesagt hatte (jedenfalls behauptete er das – eigentlich war er knallrot geworden und seine Stimme war ganz hoch gewesen, als er gerade so nicken konnte und ein leises, quickendes „Ja" verlauten ließ), aber danach hatte er ganz begeistert und wie ein kleines Kind zu Weihnachten grinsend seinen Freunden davon erzählt. Es war niedlich gewesen – wirklich.

Phillis' Pläne für das Wochenende waren auch ziemlich vollgepackt.

Birget, Laertes, Marty und Wesley würden Weihnachten im Dolohow-Haushalt verbringen und außerdem auch noch Houdini. Zudem hatte Phillis sich vorgenommen, auch für ihre Freunde in Hogwarts Geschenke zu besorgen und das Quidditch-Team, das sie besonders dieses Jahr auch psychisch sehr unterstützte. Nachdem sie vermutlich vor den Ferien keine Möglichkeit mehr haben würde, um in der Winkelgasse oder auch in der Muggelwelt nach Geschenken zu suchen, musste sie an diesem Tag alles erledigen und Phillis war nicht wirklich dafür bekannt, dass sie einen ganzen Tag einer einzigen Tätigkeit widmen konnte.

Zum Glück gab es auch noch Remus, Sirius und Peter sowie auch Marlene, die alle ungefähr dieselben Pläne hatten und sie deswegen begleiten würden. Ob eine große Gruppe Phillis dazu bringen würde, schneller eine Wahl zu treffen oder beim Thema zu blieben, während sie einkaufte, das stand noch offen, aber es war trotzdem nett von ihnen gewesen, Phillis in ihrer Gruppe einzuladen.

Am Samstag packte Remus Phillis also in ein paar warme Schichten Kleidung ein und sie zogen alle zusammen los, während James und Lily irgendwo allein waren.

Phillis und Remus hielten auf dem Weg zum Dorf Händchen (Sirius machte sich lautstark darüber lustig) und während Phillis Handschuhe trug, kam Remus auch ohne aus, denn Phillis' natürliche Körperwärme kam selbst durch die Stoffschichten.

„Mir ist so kalt", jammerte Marlene und vergrub ihr Gesicht in ihren dicken Schal, sodass man ihre Stimme nur noch gedämpft hörte, „Wollen wir nicht zuerst ein Butterbier trinken? Zum Aufwärmen?"

Phillis' Augen begannen vor Begeisterung zu glänzen und sie öffnete schon den Mund, um zuzustimmen, aber Remus kam ihr zuvor: „Nope! Du hast es selbst gesagt, Phil! Belohnung gibt es erst, wenn die Arbeit erledigt ist."

Phillis fiel in sich zusammen wie ein luftloser Luftballon und schaute ganz enttäuscht, während sie grummelnd Remus und sein Pflichtbewusstsein verfluchte.

„Wohin wollt ihr dann als erstes?", fragte Sirius, „Hauptsache wir gehen irgendwo rein – ich erfriere hier draußen."

„Wie wäre es mit Saba's Buchladen", schlug Phillis vor und die anderen sahen sie sofort überrascht an.

„Geht es dir gut?", fragte Marlene besorgt, „Was hast du mit Phillis gemacht?"

„Warum?" Phillis sah sie verständnislos an. „Was ist falsch mit diesem Laden?"

„Seit wann will Phillis Dolohow in einen Buchladen?", fragte Sirius verstört und nun verstand Phillis auch, worauf sie hinauswollten.

„Oh!", machte sie, „Ich brauchte nur ein Weihnachtsgeschenk für Houdini und ich habe mir gedacht, ich könnte ihm ein paar Bücher kaufen."

„Und ihr habt wirklich gedacht, Phillis würde auf wundersame zu lesen beginnen!", schnaubte Remus amüsiert.

Phillis hasste Buchläden. Das war nicht wirklich ein Geheimnis und obwohl eigentlich die wenigsten wussten, dass sie Legasthenie hatte, so hatten sie sie alle schon einmal im Gemeinschaftsraum sitzen sehen, fluchend, weil sie etwas in einem Buch nachlesen musste. Es war allgemein bekannt, dass Phillis andere Stärken hatte und ein Buch zu lesen war nicht wirklich etwas, das Phillis häufig tat.

Buchläden hatten einfach diese eine Ausstrahlung, die manche beruhigte, aber Leute wie Phillis in einen Zustand der absoluten Panik versetzte. Man musste so leise sein, als wäre es eine Bibliothek, war von Büchern umringt und es roch immer irgendwie leicht staubig in der Luft und – was wahrscheinlich am schlimmsten war – alles war voller Buchstaben!

Phillis war voller Zuversicht hinein gegangen, aber nun zögerte sie doch beim Anblick dieser Menge an Wissen, die ihr Kopfschmerzen bereiten würde.

„Remus", murmelte sie leise und klammerte sich noch fester an seiner Hand fest, als würde sie ihrem schlimmsten Albtraum gegenüberstehen, „Du hilfst mir doch dabei, oder?"

„Aber sicher doch", beruhigte Remus sie amüsiert und tätschelte ihr beruhigend den Rücken, „Jetzt komm, Phil, wir schaffen das gemeinsam!"

Phillis hatte wenig Ahnung davon, was Houdini eigentlich mochte, beziehungsweise hatte sie keine Ahnung davon, was Houdini nicht mochte, also war sie etwas überfordert, als Remus sie fragte, wonach sie suchten.

„Also...", stammelte sie, „Er ist gut in Mathe –"

„Was für Matten?", fragte Sirius, der sie gehört hatte. Remus und Phillis ignorierten ihn gekonnt.

„– aber dann hat er auch einmal einfach alles über Gifte herausgefunden, das es vermutlich zum Herausfinden gab, also... ich habe keine Ahnung. Vermutlich ist er mit allem zufrieden. Ich habe an ein Grundlagen-Buch über Magie gedacht. Vielleicht die Geschichte oder wie sie funktioniert?"

„Bist du sicher, das hat er noch nicht gelesen?", fragte Remus. Irgendwie hatte er gedacht, Houdini wäre ein Muggel, aber nun, da Phillis ihm ein magisches Buch schenken wollte, musste er wohl ein Zauberer sein oder zumindest mit Zauberern verwandt. Ansonsten würde das Geheimhaltungsgesetz nicht erlauben, dass Phillis ihm solche Bücher schenkte und als Kind einer reinblütigen Familie wusste Phillis ganz sicher davon.

Phillis wiederum konnte Remus nicht sagen, dass Houdini bis vor ein paar Monaten noch nichts von der Welt der Zauberer gewusst hatte und deswegen stammelte sie: „Äh... ja... ich bin mir sicher..."

„Hm...", machte Remus, „Ich meine... es gibt umfangreiche Werke von der Geschichte der Zauberei – welche, die interessanter geschrieben sind, als das Buch von Bathilda Bagshot. Wie wäre es damit?"

„Perfekt!", bestimmte Phillis. Sie wusste zwar nicht, ob Houdini sich sonderlich für Geschichte interessierte, aber wenn es um Geschichte aus dem Blickwinkel von Zauberern ging, dann war es vielleicht etwas für ihn."

„Dann suchen wir so eines", schlug Remus vor und führte Phillis in die Geschichte-Abteilung und während Phillis absolut verloren war, suchte Remus das richtige Buch heraus. Er kannte Houdini nicht persönlich, aber so, wie Phillis von ihm sprach, traute Remus ihm schon höhere Literatur zu und er suchte ein Buch aus, das die Geschichte der Zauberei etwas komplex, dafür aber umfangreich und genau erklärte.

Es war beinahe schon Zufall oder Schicksal, dass Phillis etwas durch die Gegend wanderte, während sie wartete und in eine Fremdsprachen-Abteilung kam und dort etwas entdeckte, das ihre komplette Welt auf den Kopf stellte: Bücher auf Altgriechisch.

Zugegeben, es waren nicht viele und Phillis war trotzdem nicht wirklich heiß darauf, diese zu lesen, aber es war eindeutig eine Überraschung, als sie plötzlich etwas klar lesen konnte.

Die Antike. Ein Werk über die Zauberei der Alten Griechen und ihre Wirkung im Vergleich zu Moderner Magie von Kajetan Via.

Phillis zog es heraus und blätterte ein wenig darin herum. Die Schrift war wirklich durchgehend Altgriechisch und nach einem Datum vorne nach wurde es schon vor gut fünfzig Jahren geschrieben, also war diese „Moderte Magie" überhaupt nicht mehr so modern. Trotzdem klang es interessant für Houdini, der ja auch von einer Gottheit aus dem antiken Griechenland abstammte. Vielleicht fanden sie ja Dinge, die Zauberer mit Demigöttern verband.

„Da bist du ja, Phil!", rief Remus. Er hatte sie gesucht, nachdem er das perfekte Buch gefunden hatte. „Ich habe etwas gefunden – willst du noch ein zweites oder reicht das eine? Vielleicht über ein anderes Thema?", da bemerkte Remus, dass Phillis ein Buch selbst in der Hand hielt, „Was ist das für eins?"

Die Antike. Ein Werk über die Zauberei der Alten Griechen und ihre Wirkung im Vergleich zu Moderner Magie", las Phillis problemlos vor, „Ich glaube, das könnte ihn auch interessieren."

Sie hielt es hirnlos Remus hin und dieser runzelte verwirrt die Stirn, als er die fremden Buchstaben sah.

„Ist das Russisch?", fragte er perplex.

Sofort erkannte Phillis ihren Fehler, aber sich nun herauszureden wäre verdächtiger, als es einfach zuzugeben.

„Nein...", verbesserte sie ihn deswegen, „Altgriechisch."

„Kannst du das lesen?", fragte Remus überrascht.

„Chiron hat es mir – und anderen – beigebracht", sagte Phillis gleichgültig und zuckte mit den Schultern, „Es ist nicht so schwer, wenn man den Dreh erst einmal heraus hat. Houdini kann es auch – ich glaube, das nehme ich mit."

Remus verdrängte die leichten Zweifel, die aufkamen und war eher beeindruckt von dieser Neuigkeit. „Du hast mir nie erzählt, dass du Altgriechisch kann!"

„Wie baut man das in eine Unterhaltung ein?", scherzte Phillis, „Oh, hey! Ich kann zufällig eine ausgestorbene Sprache sprechen! Nah – so beeindruckend ist das nicht."

„Denkst du!", schnaubte Remus.

„Hm", machte Phillis nur und zuckte wieder mit den Schultern, „Brauchst du auch noch etwas, sonst würde ich jetzt diese beiden hier zahlen!" Sie nahm Remus sanft das Geschichte-Buch aus der Hand und nachdem sie erfolgreich das altgriechische Buch gelesen hatte, hatte sie beinahe schon erwartet, dass sie dieses auch lesen könnte, aber stattdessen sprangen die Buchstaben schon frech über den Bucheinband und Phillis spürte schon, wie die Kopfschmerzen begannen. Sie würde Remus einfach vertrauen, dass dieses hier gut war.

„Nein, ich bin fertig", sagte Remus und Phillis nickte, bevor sie zum Verkäufer ging. Remus starrte ihr hinterher und er hatte das Gefühl, als hätte er gerade einen wichtigen Hinweis erfahren – ein Geheimnis, das der Schlüssel war, um ein noch größeres Geheimnis von Phillis zu lüften. Aber ihm wollte es einfach nicht einfallen. Vielleicht sollte er aber auch gar nicht in Phillis' Leben herumstochern. Phillis erzählte ihm sowieso eine Menge – auf jeden Fall mehr, als anderen in Hogwarts. Er wusste viel über sie und sie wusste wahrscheinlich vergleichsweise gar nichts über ihn.

Sie wusste noch nicht einmal, dass er ein Werwolf war und das war nun ein Geheimnis, das man seiner (vielleicht, eventuell, unter Umständen) Freundin sagen sollte. Aber Remus traute sich nicht und innerlich hoffte er, Phillis würde das Geheimnis auch nie erraten.

Deswegen sollte er ihr wohl denselben Gefallen erweisen und nicht nachstochern oder ihr nachspionieren. Lieber blieben sie in dieser kleinen, unschuldigen Blase und sie ignorierten weiterhin, dass mit dem jeweils anderen irgendetwas nicht stimmte.

Obwohl Remus schon ziemlich interessiert daran war, was Phillis' großes Geheimnis war, falls es dieses überhaupt gab...

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