Der Elefant im Porzellanladen (oder wie Pirro Vasen zerschlägt)
„Ich hasse es jetzt schon, können wir wieder gehen?"
„Klar."
„Das war nicht die Antwort, die ich von dir erwartet habe." Phillis sah Remus misstrauisch an.
Sie waren zusammen bei Slughorns Weihnachtsparty am Ende des Jahres. Der Lehrer für Zaubertränke gab für seinen kleinen Slug-Club jedes Jahr eine Weihnachtsparty, zu der die Schüler des Clubs eingeladen waren, aber auch andere Leute, mit denen Slughorn bekannt war – bekannte Quidditch-Spieler, wichtige Persönlichkeiten im Ministerium, Erfinder, Autoren und was auch immer sonst wichtig war oder sich für besonders wichtig hielt.
Sie alle waren in einem großen Ereignis (eigentlich eher klein, aber nachdem es in Hogwarts ansonsten an solchen Ereignissen mangelte, war es vergleichsweise groß) versammelt und Phillis fühlte sich sehr fehl am Platz.
Zu diesem Ereignis trug Phillis einen schicken Festumhang für Hexen – schwarz mit goldenen Akzenten – und sie fühlte sich darin viel wohler als in einem Kleid oder Röcken, aber trotzdem war die Welt von Glanz und Glimmer, von Tratsch und Smalltalk wohl einfach nicht die ihre, denn Phillis fühlte sich überhaupt nicht wie eine Gryffindor, als sie sich an Remus' Hand festklammerte und einfach wieder verschwinden wollte, während die Leute um sie herum sich alle herrlich zu amüsieren schienen.
Es gab Essen und Trinken im Übermaß, es spielte irgendwo Life-Musik und niemand schien feindselig zu sein, aber trotzdem hätte Phillis in diesem Moment eher ein Schlachtfeld bevorzugt, als diese Veranstaltung.
„Es ist dein Abend – du hast mich eingeladen", erinnerte Remus sie, „Ich werde dich sicher nicht zwingen, hier zu bleiben, während du keinen Spaß hast. Wir können auch zurück gehen, wenn du das willst oder woanders hin."
Phillis überdachte seine Worte einen Moment lang, schüttelte dann aber den Kopf. „Nah, jetzt sind wir auch schon hier", seufzte sie, etwas enttäuscht von ihrer eigenen Entscheidung, „Jetzt können wir auch gleich etwas bleiben..."
Remus lächelte sie aufmunternd an. „Dann wollen wir uns einfach einen schönen Abend machen – willst du tanzen?"
„Nein." Phillis schüttelte sehr eindeutig den Kopf. „Ich kann nicht tanzen, das haben wir schon einmal geklärt, oder nicht?"
„Aja, hab ich vergessen", grinste Remus, „Dann holen wir uns erst einmal etwas zum Trinken und suchen dann nach James und Lily?"
Nach diesem Date in Hogsmeade war sich keiner sicher, was nun zwischen Lily und James war – nur die beiden wussten wirklich, was passiert war und blieben überraschend kryptisch mit ihren Antworten. Sie hassten sich nicht, das sah man den beiden an, aber ob sie nun zusammen waren oder nicht – ein Geheimnis, das niemand beantworten konnte, außer James und Lily (und vielleicht nicht einmal die beiden).
Aber Lily hatte James zu Slughorns Party eingeladen, also musste wohl irgendetwas zwischen den beiden passiert sein.
„Klingt nach einem Plan", murmelte Phillis und ließ sich von Remus zu dem Buffet leiten.
„Bestimmt gibt es hier auch alkoholfreie Getränke – aha!" Remus hatte etwas gefunden, das Phillis auch trinken wollte und drückte er ihr stolz in die Hand, während er, mit weniger Einschränkung, ein Gläschen Champagner nahm.
Dann wanderten sie einfach etwas im Raum herum und Phillis wurde hin und wieder von anderen Mitgliedern des Slug-Clubs begrüßt (eigentlich eher aus Höflichkeit), aber von Lily und James fehlte jede Spur.
„Vielleicht sind sie da hinten", schlug Phillis vor und deutete zur Bühne, auf der eine Band spielte, „Sie könnten doch –"
„Penelope Durnham! Wenn das nicht genau die Person ist, nach der wir gesucht haben!"
Phillis ließ beinahe ihr Glas fallen, so erschrocken war sie, diese Stimme zu hören und sie drehte sich ungläubig um, aber sie hatte sich nicht verhört (und diese Stimme würde sie immer erkennen): Mr D!
Dort stand er mit Chiron (außerhalb seines Rollstuhles, sodass er die meisten andere Gäste überragte und Phillis fragte sich, wie sie ihn hatte übersehen können) und scheinbar ignorant gegenüber jeglichen Kleiderordnungen noch immer in einem Hawaiihemd mit Geparden-Muster und dem Aussehen eines Alkoholikers (was ganz typisch für Mr D war, obwohl er eigentlich schon seit Jahren trocken war).
„Mr D!", rief Phillis überrascht und sah sich hilfesuchend um, ob noch andere Gäste ihn sehen konnten und das taten sie wohl auch, aber es schien sie nicht zu kümmern. Vielleicht sah er durch den Nebel einfach anders aus oder die Gäste hatten schon schlimmere gesehen und Mr D passte eigentlich perfekt in diese Gesellschaft. „Was... machen Sie denn hier?"
„Die Party genieße ich jedenfalls nicht", schnaubte Mr D und sah sich angeekelt um, als wäre es schon allein eine Strafe, hier zu stehen, „Wisst ihr nicht, wie man eine ordentliche Party schmeißt oder denkt ihr wirklich, das hier wäre auch nur annähernd unterhaltsam?"
„Sterbliche können eben auch einer Feier genießen, ohne dass es zu einem blutigen Zweikampf kommt", erinnerte Chiron ihn leise.
Phillis sah schnell zu Remus, um sicher zu gehen, dass er das nicht gehört hatte, aber er schien im Moment sowieso zu beschäftigt damit zu sein, seine Erinnerungen zu durchforsten, wo der diesen Mann schon einmal gesehen hatte, bis es ihm einfiel.
Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit sie alle im Drei Besen gewesen waren und Phillis' Onkel dort gewesen war. Lily hatte sich große Sorgen um Phillis gemacht, weil dieser Onkel nicht sonderlich vertrauenserweckend wirkte und dann hatte er Andeutungen darüber gemacht, dass er wusste, dass Remus ein Werwolf war – einfach so mit einem Blick. Diese Tatsache brauchte Remus dazu, sich etwas hinter Phillis zu verstecken in der Hoffnung, dass er so nicht auffallen würde.
Leider funktionierte das nicht ganz.
Der Blick von Phillis' Onkel richtete sich direkt auf ihn und irgendetwas an diesem Blick war wirklich beunruhigend. Er mag vielleicht wie ein Alkoholiker aussehen und riechen, aber diese Augen sprachen von Intelligenz und vermutlich kaltblütiger Gleichgültigkeit, als wäre es ihm ein Leichtes, einfach mit den Fingern zu schnippen und Remus in einen Delfin zu verwandeln. Remus hatte keine Ahnung, woher dieser sehr spezifische Vergleich kam, aber er war ihm als erstes in den Kopf geschossen.
„Ihr beide seid jetzt also zusammen?", erkannte der Onkel und Remus hatte keine Ahnung, woher er das wusste, aber vielleicht hatte Phillis ihm davon erzählt. Gleichzeitig wirkten Phillis und dieser Onkel nicht wirklich so, als würden sie in ihrer Freizeit über Beziehungen sprechen, aber was wusste Remus schon von deren Beziehung, er kannte Phillis' Familie eigentlich kaum.
„Jepp", bestätigte Phillis und warf einen entschuldigenden Blick zu Remus.
„Dein Geschmack scheint ja noch schlechter zu sein, als der meines Vaters", sagte der Onkel nur.
„Ich bin noch nie in meinem Leben so beleidigt worden", bemerkte Phillis matt.
„Gut möglich, Patricia", winkte der Onkel ab, „Du! Junge!"
Remus war etwas erschrocken darüber, dass er direkt angesprochen wurde und sah Phillis' Onkel so verschreckt wie ein Reh im Scheinwerferlicht an.
„Mr D, seien Sie nett. Remus ist ein guter Junge", beschwichtigte Chiron ihn, klang aber nur halbherzig, als wüsste er selbst, dass solche Worte nicht viel bringen würden.
„Bring mir doch etwas zum Trinken – alkoholfrei, etwas anderes erlaubt der Alte Herr mir nicht! Ich muss mit Pherenike allein reden!" Er machte eine wegscheuchende Handbewegung und nachdem Remus ein letztes Mal zu Phillis blickte und diese ihm (leicht gequält, aber auch) ermutigend zulächelte, nickte er ihr zu und ging, um etwas zum Trinken für diesen seltsamen Mann zu holen, bei dem es Remus aber gleichzeitig nicht wirklich überraschte, dass er wohl zu Phillis' Familie gehörte.
„Also", wandte Mr D sich Phillis wieder zu, nachdem Remus außer Hörweite war, „Mein Vater schickt mich." Er klang unendlich genervt von dieser Tatsache, als wäre er im Moment sogar lieber im Camp als hier."
„Das ist selten eine gute Nachricht", murmelte Phillis leise, aber laut genug, dass Mr D es eindeutig selbst über die laute Musik hinweg gehört hatte.
„Jaah, da hast du wohl Recht", stimmte er ihr zu, „Er fragt nach Fortschritten."
„Ich bin hier Schülerin", erinnerte Phillis ihn leicht genervt, „Ich bekomme immer nur alle Informationen, aber das tut Chiron auch. Hier in Hogwarts kann ich überhaupt nichts anrichten, was erwartet er von mir?"
„Jetzt aber nicht frech werden, Photine!", warnte Mr D sie scharf und seine Augen glühten auf, „Es ist dein Traumgewesen, der uns gesagt hat, dass dieser Junge der Eris wohl ein Ritual plant – das wäre heute! Heute ist der 21. Dezember, die längste Nacht und der Tag, an dem er offenbar irgendetwas großes geplant hat, bis jetzt wissen wir aber weder, was, wo oder wie! Uns läuft die Zeit davon!"
„Das weiß ich auch selbst!", zischte Phillis aufgebracht. Seit sie von Pirro geträumt hatte, wie er mit Voldemort sprach, hatte sie jedem von ihrem Traum erzählt, der es hören wollte: Chiron, Birget und den anderen und selbst Dumbledore sowie auch Houdini. Keiner von ihnen hatte gewusst, worauf Pirro hatte hinauswollen und sie alle hatten seitdem dasselbe gemacht: Sie hatten eben nach Pirro gesucht, aber ohne Erfolg.
Während Birgets Team zuvor noch immer eine ungefähre Ahnung gehabt hatte, wo Pirro sich befunden hatte (er war ihnen immer nur einen Schritt voraus gewesen), war er plötzlich einfach verschwunden gewesen und offenbar hatten ihn selbst die Götter aus den Augen verloren, ansonsten wäre Mr D jetzt nicht hier.
„Wir wissen, was auch immer Pirro plant, es wird heute Nacht passieren", sagte Chiron ernst, „Die Sonne ist schon untergegangen, aber wir haben noch keine Störung mitbekommen, die uns verraten hätte, was genau Pirro gemacht hat, sollte er das Ritual schon durchgeführt haben."
„Er hat gesagt, dass er bei Sonnenuntergang pünktlich irgendwo sein musste, aber er hat nicht gesagt, wo", erinnerte sich Phillis, „Vielleicht braucht das Ritual mehrere Stunden?"
„Möglich", summte Chiron nachdenklich, „aber wir können es erst wissen, wenn die Mächte entfesselt worden sind, die Pirro zu befreien plant."
„Oder es hat nicht funktioniert", schlug Phillis hoffnungsvoll vor, „Voldemort und die Todesser scheinen beim Thema Götter ziemliche Idioten zu sein und nur dank Eris hat Pirro überhaupt einen Plan, was er machen muss. Vielleicht hat er einen Fehler gemacht oder jemand anderer und jetzt muss er wieder ein Jahr warten."
„Ich dachte, du wärst intelligenter als das!", schnaubte Mr D abwertend, „Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? So naiv kann nicht einmal ein Halbblut wie du sein!"
Phillis fiel ein wenig in sich zusammen. „Nein..."
„Ich habe Mr D schon gesagt, dass du darüber nicht mehr weißt und uns schon alles gesagt hast", verteidigte Chiron seine Schülerin, „Zeus –"
Phillis zuckte zusammen.
„– ist nur entfremdet von dieser ganzen Operation und kennt nur dich als Beteiligten, deswegen hat er Mr D wohl auch hergeschickt, obwohl du nichts weiter anrichten kannst."
„Wenn er Vorhersagen braucht, sollte er sich lieber an meinen Vater wenden, oder nicht?", schnaubte Phillis, „Ihr wisst schon? Den Gott der Weissagungen?"
„Ich werde es ihm beim Treffen heute nahelegen", versprach Chiron. Phillis hatte ganz verdrängt, dass sich die Götter immer zur Sonnenwende auf dem Olymp trafen – aber eigentlich betraf das sie selbst nicht wirklich. „Sollte dir noch etwas einfallen, erreichst du mich mit einer Iris-Nachricht."
„Du reist heute noch ab?", fragte Phillis leicht enttäuscht. Es war eigentlich der letzte Schultag und schon am nächsten Morgen würde sie selbst mit den anderen Schülern zurück nach London für die Ferien fahren, aber trotzdem würde sich Hogwarts gleich viel unsicherer anfühlen ohne ihren Mentor.
„Wir sehen uns nach den Ferien wieder", versprach Chiron und dieser Gedanke besänftigte Phillis etwas, „Ich werde zurück nach Amerika reisen und dem Treffen der Götter beiwohnen. Pass du auf dich auf, junge Heldin."
„Mit etwas Glück, stirbst du in naher Zukunft, dann muss ich mich nicht mehr mit dir befassen", schnaubte Mr D nur, „Viel Erfolg, Phenomena."
Das war wohl das freundlichste, das Mr D herausbrachte und mit einem Mal waren Chiron und er beide verschwunden und nur der Geruch von Weintrauben blieb zurück.
Remus kam zurück, ein weiteres Getränk für Mr D in der Hand, aber er blieb überrascht stehen, als er sah, dass Phillis alleine dort stand, wo er sie zurückgelassen hatte.
„Oh, sind sie weg?", fragte er sie.
„Jepp", bestätigte Phillis und sie verdrängte das ungute Gefühl, das in ihr aufstieg und nahm Remus verspielt das Getränk für Mr D aus der Hand, „Keine Sorge, ich trinke das!"
„Woher kennt Slughorn deinen Onkel?", fragte Remus ein wenig neugierig, „Ansonsten hätte er ihn wohl nicht eingeladen, oder?"
„Ich glaube nicht, dass Mr D eingeladen war", vermutete Phillis, „Er lädt sich gerne selbst ein."
„Oh", machte Remus, „Wie ist er dann ins Schloss gekommen?"
„Gut möglich, dass du das gar nicht wissen willst", antwortete Phillis ihm knapp, „Du hast noch viel zu lernen, Remmy."
„Ich glaube, eines der seltsamsten Dinge an dir ist deine Familie", vermutete Remus, „Und eines deiner Hobbys ist Bogenschießen!"
Phillis lachte leise und murmelte: „Du hast ja keine Ahnung..."
Es schneite in New York und obwohl die Sonne bald untergehen würde, waren noch viele Leute auf den Straßen unterwegs und erledigten kurz vor Weihnachten noch ein paar letzte Einkäufe.
Das Empire State Building ragte über Phillis auf wie ein schlechtes Omen und sie wusste, dass sie versagt hatte.
Sie befand sich in New York – es musste aber ein Traum sein, obwohl alles klar sichtbar war und sie Geräusche, Stimmen und alles klar hören konnte. Es war nicht wie die Szenen, die sie mit Voldemort und den Todessern sah – es war alles klar, wie ihre früheren Visionen.
Beinahe schon hoffte sie, sie würde eine andere Vorhersage treffen und dieser Traum hatte absolut nichts mit den derzeitigen Ereignissen zu tun, aber dann sah sie Pirro Navaja.
Er stand einfach so vor dem Empire State Building, als wäre er kein gesuchter Verbrecher und würde nicht von den Göttern gerade verhasst sein. Er stand einfach da, die Büchse der Eris in den Händen und er wartete wohl und Phillis wusste, dass er auf Sonnenuntergang wartete, der in New York ungefähr fünf Stunden später eintreffen würde als in Schottland.
„Wer wird mich jetzt noch aufhalten?", murmelte Pirro leise und blickte zum Himmel, wo in der Ferne der Olymp zu sehen war, der über New York immer wie eine dunkle Wolke schwebte, aber normalerweise vom Nebel versteckt wurde. Er sagte das so, als wüsste er ganz genau, dass sie da war und nachdem Eris auch in der Büchse wohl spürte, wenn jemand träumte, war das gut möglich.
Dann begann es.
Als hätte Pirro ein stummes Zeichen erhalten, begann er einen Sprechgesang, den Phillis nicht kannte und hätte sie genauer hingehört, hätte sie die altgriechischen Worte vielleicht verstanden, aber sie viel zu beschäftigt damit, einen Ausweg zu suchen.
Sie wollte aufwachen und Chiron warnen, der überhaupt nicht weit entfernt von all diesem Geschehen war. Er könnte einfach den Aufzug mit ein paar Göttern nach unten nehmen und Pirro aufhalten.
Aber Phillis wachte nicht auf und sie konnte auch keine Hilfe holen.
Stattdessen musste sie hilflos dabei zusehen, wie Pirro das Ritual durchführte, vor dem sich alle so gefürchtet hatten und er hob die Nestoris mit Eris hoch über seinen Kopf.
Und plötzlich wusste Phillis, worum es in diesem Ritual ging und obwohl sie sich in einem Traum befand, kroch ein kalter Schauer ihren Rücken hinunter. Er würde Eris befreien. Die Göttin der Zwietracht und des Streites – jene Göttin, die schon den Trojanischen Krieg ausgelöst hatte, die Katastrophe dieser Zeit!
Pirro schrie nun die Worte und die Vase in seinen Händen erzitterte, als wäre ein wildes Tier darin gefangen, das nicht erwarten konnte, befreit zu werden. Dann warf Pirro die Nestoris auf den Boden und sie zersprang in tausende, tiefschwarze Scherben, aus denen sich seltsam schwarzer Rauch erhob.
Der Rauch stieg hoch, formte sich und bildete eine Frau, die direkt vor Phillis' Augen real wurde – eine schöne Frau mit dunklen Haaren und den Augen einer wahnsinnigen Massenmörderin. Sie lächelte finster, als wüsste sie, dass nun eine neue Zeit der Schrecken angebrochen war.
Über ihnen formten sich dunkle Gewitterwolken, als hätte Zeus endlich auch mitbekommen, was gerade passiert war, aber Phillis wurde aus ihrem Traum gerissen und befand sich plötzlich wieder in ihrem Bett.
Mit einem Aufschrei schreckte sie hoch und weckte damit ihre Mitbewohnerinnen, die sich ebenfalls in ihren Betten aufsetzten und fragte, was passiert war, aber Phillis war noch zu neben der Spur, um ihnen zu antworten.
Was war passiert? Eris war befreit worden und Pirro war in New York! Wie hätten sie ihn finden sollen, wenn er gar nicht mehr in Europa gewesen war?
Phillis musste es jemanden sagen – Chiron!
Ohne sich auch nur ihre Schuhe anzuziehen, sprach Phillis aus ihrem Bett und eilte die Treppen hinunter in den Gemeinschaftsraum und dann durch das Porträtloch hinaus auf die dunklen, verlassenen Gänge von Hogwarts.
Alle waren schon in ihren Betten und es war schon lange nach Ausgangssperre, aber Phillis konnte nicht warten – sie musste sofort mit Chiron sprechen.
Sie ging in Richtung seines Büros und versuchte auf dem Weg ihre Gedanken zu ordnen, die im Moment so schnell durch die Gegend schossen, dass sie kaum einen von ihnen fassen und verstehen konnte. Sie war überwältigt von der Menge an Informationen, die sie mit ihrem Traum bekommen hatte und den vielen, vielen Plänen, die sie schon ausarbeitete für alle möglichen Szenarien, obwohl sie noch nicht einmal ganz verstanden hatte, was genau sich nun für sie verändert hatte.
Aber bevor Phillis Chirons Büro erreichen konnte, erwischte sie zu ihrem Pech eine andere Lehrperson.
„Miss Dolohow!", rief Professor McGonagall überrascht, als sie die Schülerin außerhalb ihres Bettes sah, „Wissen Sie, wie spät es ist? Sie sollten schon längst in ihrem Bett sein! Ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung, warum Sie sich nicht in ihrem Schlafsaal befinden!"
Phillis ging einfach mit der Wahrheit. „Ich muss unbedingt mit Chiron sprechen", keuchte sie, „Es ist dringend."
Professor McGonagall musterte sie besorgt. Die Schülerin wirkte etwas neben der Spur und die Verwandlungslehrerin konnte nicht anders, als sich an den Tag zu erinnern, an dem Phillis ihr gesagt hatte, dass ihre Schwester gestorben war. Damals hatte Phillis ähnlich gewirkt. „Professor Chiron ist für die Ferien schon abgereist", entschuldigte sich Professor McGonagall und musterte Phillis besorgt, „Kann ich Ihnen helfen oder vielleicht auch Professor Dumbledore?"
Chiron war schon weg – das hatte Phillis doch gewusst! Sie musste ihm eine Iris-Nachricht schicken!
„Danke Professor, aber ich komme schon zurecht", winkte sie also das Angebot der Professorin ab, „Noch eine Gute Nacht."
„Gehen Sie ins Bett, Miss Dolohow", riet McGonagall ihr streng, „Ich will Sie nicht mehr außerhalb ihres Turmes sehen!"
Phillis nickte nur, bevor sie sich umdrehte und schnell wieder die Treppen hochrannte. In ihrem Turm aber dachte sie nicht daran, sofort wieder schlafen zu gehen, sondern sie schnappte sich Zauberstab und einige Drachmen, bevor sie sich wieder auf den Weg nach draußen machte, aber dieses Mal führte sie ihr Weg zum Bad der Vertrauensschüler.
Als Kapitänin der Quidditchmannschaft hatte sie Zutritt dazu und nachdem sie das Passwort gesagt hatte und sich vergewissert hatte, dass sonst niemand drin war, konnte sie einfach die Tür versperren und fand die Privatsphäre, die sie gesucht hatte.
Sie zauberte einen Regenbogen, sprach die Worte und warf die Drachme in den Regenbogen.
Schon flackerte das Bild und zeigte Chiron in einer ihr unbekannten Umgebung, aber es musste er Olymp sein, so wunderschön sah dort alles aus, aber Phillis hatte nicht die Zeit, sich um die Architektur des Olymps Gedanken zu machen.
Bei Chiron war es laut und Leute riefen aufgeregt durcheinander – offenbar war etwas passiert, das sie alle in Aufruhr gebracht hatte. Chiron rief gerade einige Sachen zu jemanden außerhalb des Bildes und im Hintergrund sah Phillis ein paar Gestalten, die eilig irgendwo hingingen oder rannten, aber als er Phillis erblickte, konzentrierte er sich auf sie.
„Phillis", erkannte er sie, „Was hast du gesehen?"
„Es ist Pirro!", brachte Phillis heraus, „Er hat Eris befreit!"
Sofort wurde es bei Chiron leise, als hätte jeder ihre Worte gehört und Phillis fragte sich, ob das nicht auch so war. Wenn Chiron gerade auf dem Olymp war und sich dort alle Götter versammelt hatten, hörten vielleicht gerade alle Götter zu.
Dieser Gedanke machte Phillis ein wenig nervös, aber gleichzeitig musste sie alle Informationen an Chiron weitergeben, vielleicht konnten sie dann noch etwas verändern.
Sie erzählte Chiron eilig und sie sprach so schnell, jeder andere hätte vermutlich kein Wort verstanden, aber Chiron nickte nur und nahm jedes Wort auf.
„Frag sie, warum das niemand verhindert hat!", rief jemand im Hintergrund und Phillis erkannte die Stimme – es war Zeus selbst.
Normalerweise hätte sie sich auf die Zunge gebissen es sich einen Kommentar gekniffen, aber im Moment raste noch das Adrenalin nach dem Traum durch ihre Adern und sie war in Angriffs-Modus, also konnte sie noch nicht klar denken.
„Dasselbe könnte ich euch alle fragen! Es ist direkt vor dem Empire State Building passiert – gerade eben!"
Die Götter, die Phillis nicht hörten konnte, murrten und murmelten untereinander.
„Wir werden uns darum kümmern, Phillis", versprach Chiron, der wohl spürte, dass Phillis auf Streit aus war und Streit mit den Göttern für Sterbliche meist nicht gut ausging, „Ich werde mich bei dir melden. Fahr nach Hause und besprich das alles mit den anderen, Phillis. Wir werden hier die Lage klären."
Phillis nickte höflich und Chiron wischte durch die Iris-Nachricht.
Einen Moment lang blieb Phillis noch im Dunkeln stehen und sie fragte sich, ob das ihr Untergang gewesen war. Würden sie den Krieg nun verlieren?
Eris war auf der Seite von Voldemort – welche Chance hatten sie nun? Wenn eine Göttin Voldemort unterstützte und sie nur ein paar Halbblute waren... Der Kampf wirkte auf einmal überhaupt nicht mehr so ausgeglichen, wie Phillis gedacht hatte und der Stratege in ihr sah keine wirklich glänzende Zukunft voraus.
Dieses wundervolle, unglaubliche und einfach nur atemberaubende Werk oben ist von der ebenso wundervollen, unglaublichen und einfach nur atemberaubenden @MooonlightFlower! Ich liebe es und es ist einfach nur ein Meisterwerk! Danke dafür :) Es ist einfach wundervoll!
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