Apollo ist ein Traum-Vater (und traumatisiert seine Tochter nur ein wenig)

Auch in den nächsten Wochen ging es Phillis mit dem Apparieren nicht wirklich besser. Ihre Mitschüler schafften es vereinzelt schon, aber sie selbst blieb meist an Ort und Stelle stehen oder, wenn sie es überhaupt schaffte, sich ein wenig fortzubewegen, dann nur mit zersplintern.

Wenigstens waren es nicht mehr so große Körperteile wie ihr Bein, aber normalerweise verlor sie beim Apparieren einen Finger oder Zeh oder auch ihre Augenbraue. Noch kein einziges Mal war sie appariert, ohne sich zu zersplintern.

In Quidditch trainierten sie für das letzte Spiel gegen Slytherin und nebenbei organisierte Phillis den Krieg von ihrem sicheren Standpunkt in Hogwarts aus. Noch immer träumte sie regelmäßig von Voldemort und seinen Plänen und wie sie denken, dass es Lily war, die die Halbblut-Hexe war, aber für diese bestand im Moment keine Gefahr.

Eigentlich wunderten sie sich eher darüber, dass Lily sich nicht schon lange bei ihnen gemeldet hatte, nachdem Voldemort ihre Eltern umgebracht hatte, aber sie gingen einfach davon aus, dass Lily eine Person war, die keinen so ausgeprägten Helden-Komplex besaß und sie hatten ihre Strategie wohl verändert.

Die Demigötter, die in Irland und Großbritannien stationiert waren, beschützten trotzdem Lilys Schwester und Phillis hörte mehrmals Beschwerden darüber, dass das der langweiligste Job überhaupt war, aber sie alle kannten die Wichtigkeit dieser Arbeit. Es durften nicht noch mehr Unschuldige wegen ihnen sterben.

Im Unterricht war Phillis so unkonzentriert, wie schon lange nicht mehr und meist glänzte sie unter anderem durch ihre Abwesenheit, aber nachdem sie so wenig Stunden hatte, beschwerte Professor McGonagall sich nicht bei ihr, als hätte sie akzeptiert, dass Phillis niemals eine Parade-Schülerin werden würde.

Der einzige „Unterricht", den Phillis niemals verpasste, war der Club, den Chiron gegründet hatte. Da war sie immer mit Leib und Seele dabei und voller Begeisterung half sie Chiron dabei, die Sachen weiterzugeben, die sie selbst in den letzten Jahren gelernt hatte. Sie fand es irgendwie schön, etwas zu können, das für andere neu war.

An einem Tag dieser Treffen führte Chiron sie in ein altes Klassenzimmer im Schloss, das schon so lange nicht mehr betreten worden war, dass sich überall Staub gebildet hatte.

Ein paar Tische, die krakelig bemalt und beschrieben worden waren, standen noch an die Wände geschoben herum und wenige kaputte Stühle waren im Raum verteilt. Auffällig war ein großer Schrank am Kopfende des Klassenzimmers, der, als die Schüler den Raum betraten, leicht wackelte.

„Ein Irrwicht!", erkannte Remus sofort, während Phillis noch nicht einmal eine Ahnung gehabt hatte, womit sie es zu tun haben könnten. Als Remus bemerkte, dass sich alle Blicke auf ihn richteten, wurde er etwas rot. „Also... äh... oder?"

„Ganz genau, Remus", lobte Chiron ihn, „Das ist in der Tat ein Irrwicht – kannst du uns vielleicht auch gleich erklären, was so ein Irrwicht ist?"

„Eine Art Gestaltwandler", erzählte Remus sofort und man merkte ihm an, dass das genau sein Gebiet war, denn, wie Phillis wusste, sein Vater war ein Experte für Geister und derartige Wesen und damit auch unter anderem für Irrwichte und bestimmt hatte er ein paar Informationen an seinen Sohn weitergegeben, „aber er kann nicht frei entscheiden, welche Gestalt er annehmen will. Ein Irrwicht verwandelt sich immer in jene Gestalt, die sein Gegenüber am meisten fürchtet."

„Ausgezeichnet, Remus!", lobte Chiron ihn, „Fünf Punkte für Gryffindor! Weitere fünf, wenn du weißt, wie man so einen Irrwicht am besten besiegt?"

„Mit dem Riddikulus-Zauber", schoss es aus Remus sofort heraus, „Dabei ist es notwendig, sich den Irrwicht in einer lächerlichen Situation vorzustellen. Mit dem Zauber zwing man ihn dazu, sich in etwas Lustiges zu verwandeln, denn die einzige Schwäche eines Irrwichtes ist es, wenn man sich nicht mehr vor ihm fürchtet, sondern ihn auslacht."

„Der Gefahr ins Auge lachen", nickte Chiron bedächtig, „Eine wichtige Metapher fürs Leben, denn nicht nur Irrwichte werden verunsichert, wenn man vor ihnen keine Angst zeigt. Auch andere Gegner reagieren gemeinhin allergisch auf jegliche lächerliche Situation, die sie aus dem Konzept bringt. Befindet ihr euch zum Beispiel in einer heiklen Situation und ihr wisst auf die Schnelle keinen Ausweg, welche Weg würdet ihr wählen? Phillis?"

„Einfach reden", sagte Phillis schulternzuckend, „Reden, reden, reden. Und während man redet, erkauft man sich Zeit, um sich einen Plan zu überlegen. Die Meister-Disziplin ist natürlich, den Gegner reden zu lassen, damit man selbst mehr Kapazitäten hat, sich einen Fluchtplan zu überlegen, aber nicht jeder geht darauf ein. Außerdem hilft es, dem Gegner immer das Gefühl zu geben, überlegen zu sein. Selbst, wenn ihr mit dem Rücken zu einer Klippe steht und vor euch eine ganze Horde Monster sein sollte, dann ist es eure Pflicht, ihnen voller Selbstvertrauen in die Augen zu sehen und ihnen keinen Moment lang die Genugtuung zu geben, Angst zu haben."

Chiron nickte. „Das ist natürlich sehr schwierig – besonders, wenn man solche Situationen nicht gewohnt ist. Aber das schlimmste, das ihr tun könnt, ist es, Panik zu bekommen. Sobald ihr Panik bekommt, werdet ihr unkonzentiert und wenn ihr auch nur einen Moment lang Panik zeigt, wird euer Gegner diese Schwäche nutzen."

Die Schüler lauschten ganz gespannt und schienen schon beinahe jedes Wort in sich aufzusaugen.

„Wenden wir uns also diesem Irrwicht zu, der selbstbewusster – und damit auch gefährlicher – wird, wenn man Angst zeigt und schwächer wird, wenn man ihn auslacht. Wir sind eine Gruppe, also wird der Irrwicht sich vielleicht gar nicht entscheiden können, wessen Angst er darstellen will und Irrwichte sind grundsätzlich sehr unberechenbar, aber wir wollen es trotzdem versuchen: Jene, die den Zauber schon kennen, stellen sich in die vorderste Reihe. Unerfahrene bitte hinter ihnen – vielleicht bekommt ihr auch die Chance, euch an dem Irrwicht zu versuchen, aber vorerst solltet ihr erst zusehen. Jene, die nicht wollen, dass die anderen eventuell von der größten Angst erfahren, euch ist es gestattet zu gehen. Ich verstehe, dass manche Ängste sehr privat sind und solltet ihr Interesse daran haben, diesen Ängsten später gegenüberzustehen, so könnt ihr euch in einer Privatstunde mit einem Irrwicht messen, wenn ihr das wollt."

Alysha Cortes aus Ravenclaw verließ mit hochrotem Kopf den Raum und ihr folgte auch noch Emmeline Vance. Zu Phillis' Überraschung verzog sich auch Mulciber und obwohl er versuchte, seinen Kopf hoch erhoben zu halten, so war er doch ziemlich bleich geworden, als die Ängste anderer erwähnt wurden.

„Nun gut", Chiron sah sich um und sah jedem von ihnen direkt in die Augen, um zu sehen, ob nun alle bereit waren, „wenn alle anderen bereit sind, dann geht in Stellung und bereitet euch vor!"

Phillis hatte noch nie gegen einen Irrwicht gekämpft, also stellte sie sich in die zweite Reihe, wie auch die meisten anderen. Nur die Siebtklässler hatten Irrwichte schon einmal im Unterricht besprochen und den Zauber geübt, aber nur in der Theorie. Praktisch war noch keiner von ihnen einem Irrwicht begegnet.

„Ich werde bereitstehen, sollte etwas schiefgehen", versprach Chiron und zog seinen Bogen, „Ich besitze Pfeile aus einem besonderen Metall, mit dem man Irrwichte ebenfalls besiegen kann, aber es ist ein seltenes Metall. Verlasst euch also lieber auf diesen Zauber."

Es war Himmlische Bronze, von der Chiron sprach, wie Phillis an der Farbe der Pfeilspitzen erkannte.

„Alle bereit?" Alle nickten. „Dann los!"

Chiron öffnete den Schrank und heraus schwirrte ein Schwarm von Insekten, die, wie Phillis erkannte, ein Haufen wütender Wespen waren.

Branden Wenlock aus Hufflepuff wimmerte, hob aber mutig seinen Zauberstab und sagte mit fester Stimme: „Riddikulus!"

Mitten in der Luft erschien eine Glasscheibe und die vielen Wespen flogen mit leisen „Popp"s dagegen. Branden lachte auf, so dämlich klang es und der Irrwicht veränderte seine Form.

Die Wespen fielen zu Boden und formten dort einen neuen Körper – ein länglicher Körper mit einem Kopf.

Phillis wich ebenfalls bleich einen Schritt zurück, als sich direkt vor ihnen eine Schlange formte. Es war nicht ihre größte Angst, wie sie vermutete, aber jedes Kind des Apollo hatte eine natürliche Abneigung gegen Schlangen und keiner von ihnen war besonders heiß darauf, in der Nähe von so einem Vieh zu sein.

So dachte wohl auch Marlene, denn sie streckte zitternd ihre Hand aus, als die riesige Schlange auf sie zu schlängelte – es war wohl ihre größte Angst.

Ri-Riddikulus", stammelte sie, aber nichts geschah.

Die Schlange näherte sich ihnen und Phillis trat sicherheitshalber noch einen Schritt zurück. Sie hatte das Bedürfnis, aus dem Raum zu fliehen.

„Du schaffst das, Marlene", redete Chiron auf sie ein, „Bleib ruhig, wie wir es besprochen haben. Dir wird nichts geschehen."

Marlene atmete tief durch und nickte, bevor sie ihren Zauberstab abermals gegen die Schlange erhob. „Riddikulus", wiederholte sie mit festerer Stimme und dieses Mal wickelte sich plötzlich eine Chinesische Fingerfalle um die Schlange herum und als sie versuchte, weiter zu schlängeln, blieb sie stecken. Sie sah so verdutzt aus, Marlene lachte auf und der Irrwicht wechselte abermals seine Gestalt.

Die Schlange formte sich um und plötzlich lag dort direkt vor ihnen Sirius Black, grausam verstümmelt mit blutigen Krallenspuren und Wunden, die so aussahen, als wären sie von einem Wesen mit riesigen Zähnen.

Marlene sog scharf Luft ein und auch andere wirkten von dem Anblick verstört, besonders Sirius, der perplex auf den Anblick seines eigenen, toten Körpers blickte. Aber niemand war so verstört, wie Remus, der mit großen Augen auf seinen Freund vor sich blickte.

Riddikulus", sagte er mit zitternder Stimme, aber anstatt sich in etwas lustiges zu verwandeln, verwandelte sich der Irrwicht nun in James, ebenso verstümmelt und aufgeschlitzt von einem Wesen und Phillis erkannte, dass es Wunden waren, die zu einem Werwolfangriff stammten.

Remus hatte nicht nur Angst davor, dass seine Freunde starben – Remus hatte Angst davor, dass er der Grund war, warum seine Freunde starben.

Remus versuchte es wieder „Riddikulus", und wieder „Riddikulus", aber der Irrwicht verwandelte sich in Peter und dann in Phillis – tot, aufgeschlitzt und blutig.

„Du schaffst es, Remus", ermutigte Chiron ihn, „Sieh dich um – deine Freunde sind unversehrt bei dir."

„Ich... ich...", stammelte Remus, leichblass, als wäre er selbst einer der Leichen, die vor ihm auftauchten.

Und da konnte Phillis nicht mehr zusehen. Sie trat einen Schritt vor und nahm Remus' Hand. Dieser blickte zu ihr und einen Moment lang sah er so aus, als würde er stur bleiben wollen, aber dann nickte er geschlagen und ließ zu, dass sich Phillis vor ihn stellte, um ihrer Angst entgegenzutreten.

Ihre eigene Leiche verschwand. Scheinbar verschwand der Irrwicht komplett und die Schüler sahen sich verwirrt um, aber Phillis blieb wachsam. Sie war sich selbst nicht sicher, in was sich der Irrwicht verwandeln würde – vielleicht Lykaon? Vielleicht auch in den toten Körper von ihrer Mutter oder ihrer Freunde? Vielleicht in Ruth? Oder doch eher in ein anderes Monster?

Phillis drehte sich sicherheitshalber um, um zu sehen, ob Pirro vielleicht hinter ihr stand, aber da war niemand.

„So sieht Hogwarts also von innen aus", sagte plötzlich jemand und alle Blicke richteten sich auf den Mann, der aus dem Nichts in dem Raum erschienen war, „Ich habe es mir genau so vorgestellt."

Der Mann hatte blondes Haar, wie das von Phillis und seine Augen waren ebenso blau. Allgemein konnte man viele Ähnlichkeiten zwischen den beiden finden und man hätte sie wohl für Geschwister halten können, nachdem dieser Mann niemals älter als zwanzig sein konnte.

Vater!", rief Phillis aus und sie hatte komplett vergessen, dass sie umgeben von Schülern aus Hogwarts war und sie sich eigentlich ihrem Irrwicht stellen wollte. Sie sank auf ein Knie und ignorierte die überraschten und erschrockenen Blicke ihrer Mitschüler, als sie so auf diesen Mann reagierte.

Remus blickte zwischen Phillis und diesem jungen Mann hin und her und er sah die Ähnlichkeiten ganz genau, konnte sich aber nicht vorstellen, dass dieser junge Mann wirklich Phillis' Vater war. Vielleicht hatte er aber auch nur die Form einer jüngeren Version angenommen.

„Phillis." Apollo spuckte Phillis' Namen schon beinahe angeekelt aus, als wäre es eine Beleidigung, „Wegen dir bin ich hier."

„Warum?", fragte Phillis und blickte zu ihm auf.

„Du hast uns natürlich alle enttäuscht", sagte Apollo kühl und blickte voller Abscheu auf Phillis hinab, „Ich meine... du bist schon immer eine ziemliche Enttäuschung gewesen, oder nicht? Ich bin überrascht gewesen, dass du überhaupt so lange überlebt hast."

Lily stieß einen erstickten Laut aus und Remus funkelte den Mann böse an, der im Moment vorgab, Phillis' Vater zu sein.

„Vater?", fragte Phillis überrascht, „Aber ich... ich habe immer getan, was du von mir verlangt hast! Ich habe für dich mein Leben riskiert! Ich bin für dich gestorben!"

„Ja, ja", winkte Apollo gelangweilt ab, „Und ich habe dich retten müssen. Seitdem frage ich mich jeden Tag, warum ich dich überhaupt gerettet habe. Du bist eigentlich schon immer eher ein Hindernis gewesen mit deiner... deiner Art und all deinen Problemchen! Und ich frage mich jeden Tag: Warum hast du Phillis gerettet? Warum hast du nicht lieber Ruth retten können? Ruth hat mich niemals enttäuscht."

„Konzentriere dich, Phillis", sagte Chiron ruhig zu ihr und er beobachtete die Szene voller Interesse, den Bogen schon gespannt, sollte Phillis es nicht schaffen.

Und da erinnerte sich Phillis daran, dass sie gerade gegen einen Irrwicht kämpfte und das, was Apollo in diesem Moment sagte, niemals wirklich so passieren würde.

Also stand sie auf und sah ihrer größten Angst ins Gesicht. Sie hob ihren Zauberstab und sagte: „Riddikulus!"

Nichts passierte.

„Siehst du?", verhöhnte Apollo sie schadenfreudig, „Nicht einmal das schaffst du! Als Tochter hast du eindeutig versagt. Wie hat eine so wundervolle Frau wie Sara überhaupt so eine Tochter bekommen können? Bist du sicher, dass ihr verwandt seid?"

Riddikulus!"

„Wann hast du in deinem Leben eigentlich schon etwas erreicht, Phillis?", fragte Apollo sie spöttisch, „Ruth ist wegen dir gestorben, das wissen wir beide. Dann hast du natürlich nicht erkannt, dass dein bester Freund dich ermorden will und im nächsten Moment bist du die Lachnummer der Familie! Du bist eine ziemliche Versagerin, oder nicht? Nicht einmal in der Schule bist du gut und jetzt schaffst du es nicht einmal, einen einfachen Irrwicht zu besiegen!"

„Phillis, konzentriere dich", verlangte Chiron von ihr, „Ich weiß, dass du das schaffst."

„Ich kann nicht", jammerte Phillis, „Ich... ich kann ihn nicht lächerlich machen! Er wird mich– Ich –"

„Ich verspreche dir, Phillis, dir wird nichts passieren", versprach Chiron.

„Wann hat Chiron euch schon vor unserem Zorn retten können?", spottete Apollo, „Du bist zwar ziemlich dumm, Phillis, aber selbst du weißt, was mit meinen Kindern passiert, wenn sie meinen Regeln nicht gehorchen."

Die Augen von Apollo glühten wie grelle Sonnen. Phillis schluckte nervös, aber sie richtete wieder ihren Zauberstab gegen ihren Vater.

Riddikulus!", sagte sie mit fester Stimme und wieder wirkte es so, als wäre nichts passiert, aber im dann wurde der Blick von Apollo weicher und er grinste Phillis schelmisch an.

„Ich glaube, das ist der richtige Moment für einen Limerick, oder nicht?", Apollo tänzelte zu Sirius und legte einen Arm um ihn. Sirius wirkte so, als wäre er sich nicht sicher, ob er angeekelt sein sollte (nach allem, was dieser Mann gerade zu Phillis gesagt hatte) oder doch eher leicht erregt (denn wer sah denn schon so gut aus? Das war doch nicht mehr irdisch!).

Es war ein junger Mann mit rotem Gesicht; aber beschämt war er nicht. Mein gutes Aussehen verwirrte ihn sexuell; vielleicht aber auch mein Auftreten generell. Diesen jungen Mann mit rotem Gesicht."

Nicht nur Phillis lachte über dieses dämliche Gedicht, sondern auch die anderen – besonders, als Sirius tatsächlich knallrot wurde, aber trotzdem ganz cool sagte: „Sorry, Alter – ich bin nicht interessiert."

Der Irrwicht vertrug das gar nicht und er sich eilig ein anderes Opfer suchte.

Nun fanden auch die anderen Schüler das Selbstvertrauen, gegen den Irrwicht anzutreten und er verwandelte sich in ihre Ängste.

Für Lily war es Voldemort; bei James wurden es die toten Körper seiner Freunde; bei Peter wandte sich alle von ihm ab und bei Silas lachten ihn alle aus.

Schließlich, als er schon so verwirrt war, dass er sich immer wieder zwischen Voldemort, Apollo und einem toten Peter verwandelte, trat er gegen Chiron an und verwandelte sich in die Person, die Phillis nur aus ihren Träumen kannte: Zeus.

„Wir brauchen dich nicht mehr, Chiron", sagte Zeus ernst, aber mit gelangweilter Stimme, „Deine Dienste werden nicht mehr benötigt."

Chiron aber war überhaupt nicht beeindruckt davon. Er hob nur seinen Bogen und schoss einen Pfeil direkt auf die Stirn von Zeus und sobald ihn die Spitze berührte, löste er sich in grauen Rauch auf und war verschwunden.

„Sehr schön!", lobte Chiron sie alle, „Ihr alle – für euren Mut, überhaupt hiergeblieben zu sein, bekommt jeder von euch fünf Hauspunkte. Das habt ihr alle sehr gut gemacht, ihr seid jetzt entlassen. Sollte noch jemand reden wollen, mein Büro steht euch allen offen – auch in der Nacht, solltet ihr wegen dem Irrwicht Albträume bekommen. Das gilt auch für dich, Sirius! Macht euch noch einen schönen Abend!"

Die Schüler gingen aufgeregt schwatzend nach draußen, aber Phillis blieb noch einen Moment zurück.

„Geht es dir gut, Chiron?", fragte sie ihn unsicher.

„Hm?", Chiron blickte auf, als hätte er die Frage nicht erwartet und lächelte dann gutmütig, „Aber natürlich, Phillis. Es ist eine Angst von mir, dass ich irgendwann euch verlassen muss, weil er denkt, meine Dienste werden nicht mehr gebraucht, aber dann denke ich daran, dass nicht einmal Zeus sich so von seinem Stolz blenden lassen würde. Wer sonst sollte sich um euch kümmern, wenn ich nicht mehr da sein sollte? Ich denke dann immer an die jungen Marty, Ruth und Birget, die immer so viel Energie gehabt haben, dass ich mit ihnen dreien immer drei Stunden wandern gewesen bin, bevor sie schlafen konnten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand anderer diesen Job übernehmen würde – nicht einmal Mr D."

Phillis lachte bei dem Gedanken an dieses Bild von drei hyperaktiven, kleinen Kindern, die nicht einmal zehn Jahre alt waren. „Da hast du wohl Recht."

„Geht es dir gut?", fragte Chiron.

Phillis schien von der Frage ebenso überrascht. „Oh, ja", bestätigte sich, „Ich... habe nur etwas Schwierigkeiten gehabt, ihn... lächerlich zu machen... da gibt es wohl eine Blockade in meinem Kopf, die verhindert, dass ich einfach so respektlos zu ihnen bin..."

„Aber du hast dich gut geschlagen", lobte Chiron sie, „Nicht jeder könnte seinem Vater so gegenübertreten."

„Um ehrlich zu sein, wiederholen will ich das lieber nicht", gestand Phillis und lachte nervös.

„Wir wissen beide, dass genau dieses Szenario nur in deinem Kopf existiert", sagte Chiron ernst.

Phillis nickte und wich seinem Blick aus. „Ich... sollte jetzt gehen. Wir sehen uns, Chiron."

„Komm gerne zu mir, wenn du nicht schlafen kannst", bot Chiron an, „Meine Tür steht dir offen."

Als Phillis das Klassenzimmer verließ, bemerkte sie, dass ihre Freunde auf sie gewartet hatten. Nicht nur Remus, sondern auch James, Sirius, Peter, Marlene und sogar Lily waren noch geblieben, um auf sie zu warten.

„Da ist sie ja!", rief Sirius grinsend.

„Geht es dir gut?", fragte Remus besorgt.

„Ja, warum?" Phillis war von diesem Aufstand verwirrt.

„Das war ziemlich hart, was da... dieser Typ zu dir gesagt hat", gestand Marlene, „Du solltest wissen, dass das alles nicht wahr ist."

„Ich bitte euch, ich komme damit zurecht", winkte Phillis ab, „Da hat mich deine Schlange eher verstört – ich hasseSchlangen."

„Das hat man dir auch angesehen", lachte Lily, „Ich habe wirklich gedacht, sie würde sich bei dir wieder in eine Schlange verwandeln, aber dann..."

„Stattdessen seid ihr mit der Anwesenheit meines Vaters bestraft worden", scherzte Phillis.

„Das war also wirklich dein Vater?", fragte Peter mit großen Augen nach.

„Wo ist denn das gute Aussehen in deiner Familie hin?", fragte Sirius neckisch, „Deine Mutter ist heiß; dein Dad auch – was ist bei dir passiert?"

„Ich bitte dich, Sirius", schnaubte Remus, bevor Phillis auch nur den Mund öffnen konnte, um sich zu verteidigen, „Wenn jemand von uns attraktiv ist, dann Phil!"

„Sag er aber diese Dinge... wirklich zu dir?", fragte James nach, „Du... du musst dir das doch nicht jeden Sommer anhören, oder? Ansonsten kannst du auch bei mir wohnen – bei uns zu Hause haben wir immer einen Platz für Freunde!"

„Ich sehe meinen Dad kaum", gestand Phillis, „Eigentlich habe ich ihn letzten Sommer das erste Mal seit Jahren gesehen und da ist er ganz anders gewesen. Er ist nur eine Marionette gewesen, um mir diese Dinge zu sagen. Aber es war gar nicht so schlimm – er hat nichts gesagt, das ich mir selbst noch nicht gedacht habe. Und selbst, wenn er so von mir denken würde – ich bezweifle, dass er sich die Zeit nehmen würde, um zu mir zu kommen, um es mir ins Gesicht zu sagen."

Es wurde unangenehm still. Keiner von ihnen wusste, was sie dazu sagen sollten.

„Aber ich habe ja noch meine Mum", beruhigte Phillis sie, „und wenn ich im Sommer in Amerika bin, verbringe ich meine Zeit mit meinen Geschwistern – und die kann ich sehr gut leiden. Die sind meine Familie und wir sind füreinander da."

„Wir sind auch für dich da, Phil", versprach Remus und legte einen Arm um ihre Schultern, „Auf uns kannst du dich auch verlassen. Wer braucht da schon einen abwesenden Vater?"

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