Apollo 101 (Heilen)
Es war kurz nach Sonnenaufgang, als die Rumtreiber sich zurück ins Schloss schlichen.
Sirius und James stützten Remus, der nach der nächtlichen Verwandlung in einen Werwolf noch sehr angeschlagen war und sie alle waren müde und erschöpft, bemühten sich aber trotzdem, leise zu sein.
Zuerst hatten sie versucht, sich unter James' Unsichtbarkeitsmantel zu verstecken, aber sie waren mittlerweile schon zu groß, um zu viert darunter zu passen und besonders, wenn sie Remus halb tragen mussten, also beließen sie es lieber bei der guten, alten Schleich-Methode und sie hofften einfach, dass sowieso niemand wach war.
Natürlich hatten sie kein Glück.
Sie hörten die leichten Schritte zu spät und Sirius und James tauschten panische Blicke aus und warfen dann noch einen Blick auf den eindeutig verletzten Remus (trotz allem überstand er die Verwandlung selten ohne neue Verletzungen und Narben), bevor sie Peter schnell vor sich schoben, damit dieser sie wenigstens ein bisschen verdeckte.
Gerade noch rechtzeitig, denn in diesem Moment kam niemand anderer als Phillis Dolohow um die Ecke und im ersten Moment wirkte sie... überrascht... die vier zu sehen.
Die Rumtreiber erstarrten wie ein Reh im Scheinwerferlicht und starrten Phillis mit großen Augen an, die sie nur zweifelnd ansah, aber dann schien sie wohl einen Entschluss zu fassen.
„Potter", rief sie, „Ich habe dich schon gesucht!"
„Ta-tatsächlich?", stammelte James und er blickte hilfesuchend zu seinen Freunden, die aber einfach nur geradeaus starren konnten und so starr dastanden, als wären sie Steinstatuen.
Phillis' Hirn war darauf eingestellt, selbst Kleinigkeiten aufzunehmen. Das war das Problem – sie sah immer alles und das konnte sie manchmal überfordern, sodass sie sich manchmal einfach ausblenden musste, um alle Eindrücke zu verarbeiten, aber in Kampfsituationen war das hilfreich, wenn man überleben wollte.
Aber in diesem Moment realisierte Phillis, dass sie vor den vier Rumtreibern stand und Remus Lupin war offenbar verletzt. Es waren keine tödlichen Wunden, aber trotzdem blutete er an einigen Stellen durch die Kleidung durch, die nicht zerrissen war, also musste er sie frisch angezogen haben. Aber Lupins Freunde schienen das wohl verstecken zu wollen – sie hatten etwas zu verbergen.
Aber das ging Phillis nichts an. Wenn sie niemanden hinterher spionierte, dass würden die anderen ihr hoffentlich denselben Gefallen tun. Es musste nicht unbedingt jeder wissen, dass sie eine Demigöttin war...
„Ja, Potter", schnauzte Phillis deswegen so kratzbürstig, wie sie konnte (Birget wäre stolz auf sie gewesen) und stapfte zu den vier, schob Peter zur Seite und legte eine Hand auf James' Schulter, genau dort, wo zufällig auch noch Lupins Hand war und er zuckte zwar zurück, aber hätte er James losgelassen, wäre er vielleicht umgekippt, „Potter, wenn du das Team nicht ernst nimmst, kannst du auch –"
„Nein, nein!", rief James eilig und kümmerte sich nicht um Phillis' Hand auf seiner Schulter (oder auf Remus' Hand), „Ich will im Team bleiben! Ich... ich habe nicht gewusst –"
Phillis hatte begonnen, einen Ton zu summen und James verstummte, aber sie sah ihn warnend an, also stammelte er weiter: „Hör mal, Dolohow – ich... ich weiß nicht, was ich jetzt schon wieder falsch gemacht habe, aber ich weiß es nicht und wenn ich es nicht weiß, dann... dann kann ich auch nicht daran ändern, aber gib mir diese Chance! Quidditch bedeutet mir viel und ich –"
Remus fühlte sich besser. Er starrte Phillis noch immer ebenso erschrocken an, wie Sirius und Peter und auch James (der so aussah, als würde er beinahe weinen) und fand es seltsam, ihre (warme) Hand auf der seinen zu spüren, aber je länger sie ihn berührte, desto weniger Schmerzen hatte er und desto wacher fühlte er sich. Sie summte leise vor sich hin und als Remus ein bisschen zur Seite blickte, sah er, dass ihre Hand zu leuchten schien.
In diesem Moment zog Phillis ihre Hand weg. „Klar doch, Potter", unterbrach sie ihn, „Wir treffen uns in einer Viertelstunde beim Feld! Zieh dir etwas Robustes an!"
„Ja, Dolohow!", rief James eilig, „Sofort, Dolohow! Ich eile! Peter, kannst du –"
„Schon in Ordnung, Krone", sagte Remus und klang dabei so, als wäre er selbst überrascht von dieser Tatsache, „Es geht mir schon wieder besser – ich kann alleine gehen... hey... Dolohow, hast du –"
„Hopp! Hopp! Potter! Los jetzt! Die Zeit läuft!", warnte Phillis ihn und James zögerte keinen Moment und rannte schon in Richtung Gryffindorturm, während Phillis ihm zufrieden hinterher sah.
„Du bist am Nachmittag an der Reihe, Black", warnte sie ihn und Sirius schluckte nervös, aber Phillis verschwand selbst schon in Richtung Ausgang.
„Das ist seltsam gewesen", bemerkte Remus und griff sich an den Oberarm, wo er wusste, dass dort gerade eben noch eine Wunde gewesen war (das bewies auch das Blut, das durch den Stoff seines Oberteils gesickert war), aber er hatte dort keine Schmerzen mehr.
„Das kannst du laut sagen, Moony", stimmte Sirius ihm nickend zu, „Ich glaube, ich habe Angst vor Dolohow..."
„Nein, ich –", Remus seufzte, „Ich glaube, sie hat mich geheilt."
Peter grunzte amüsiert und Sirius kicherte. Remus sah die beiden verständnislos an.
„Was habe ich jetzt schon wieder gesagt, das so lustig ist?", fragte Remus etwas beleidigt.
„Dolohows bloße Anwesenheit hat dich geheilt", kicherte Sirius, „Moony, mein Freund – bist du verliebt?"
Remus spürte, wie er rot wurde und er räusperte sich, obwohl er selbst wusste, dass das absolut nicht funktionierte. „Nein, sieh her!", rief er frustriert und krempelte seinen Ärmel hoch und tatsächlich – an der Stelle, an der gerade noch eine ziemlich tiefe Wunde gewesen war, war nur noch eine Narbe.
„Hm, es muss weniger tief gewesen sein, als gedacht", bemerkte Sirius nur und Remus seufzte frustriert – seine Freunde verstanden wirklich nicht.
„Ich glaube, Dolohow hat mich geheilt, ich... sie hat meine Hand berührt und...", Remus wusste selbst nicht, was er da redete.
„Moony, es ist eine lange Nacht gewesen", Peter klopfte ihm auf die Schulter, „Leg dich etwas hin – du redest schon wieder Unsinn."
Sirius kicherte noch immer. „Stellt euch einmal vor – Dolohow! Die eine Schülerin, die so schlecht in der Schule ist, dass McGonagall sie aus dem Team werfen will! Du redest da von zauberstabloser, hoher Magie, Moony."
Sirius hatte Recht und Remus wusste das auch. Es war wirklich eine lange Nacht gewesen. „Klar, ich... gehe in den Krankenflügel", sagte er, „Keine Sorge, ich komme da schon alleine hin..."
„Unsinn, wir begleiten dich natürlich", wiedersprach Sirius und warf einen Arm um Remus' Schultern.
Remus wäre es aber lieber gewesen, wenn er etwas Zeit für sich zum Nachdenken gehabt hätte, denn er wusste, was er gesehen hatte und es konnte kein Zufall sein, dass das alles in Dolohows Nähe passierte. Er sollte sie lieber im Auge behalten, denn in ihr schien mehr zu stecken, als erwartet.
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