92.
Hey meine Lieben, es geht weiter - wird Audrey durchhalten und werden Zlatan und sie sich aussprechen oder wird sie ihm weiter aus dem Weg gehen? Viel Spaß! <3
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# Audrey #
72 Stunden sind lang. Vor allem wenn man sich selbst davon abhalten muss länger als 15 Minuten am Stück zu schlafen, selbst wenn es ab und zu möglich gewesen wäre. Zlatan hat noch mehrere Male versucht mich im Klinikum zu erreichen, wie mir die Schwestern berichteten. Doch sie hielten sich an meine Anweisung und wimmelten ihn ab. Wenigstens war er so klug nicht seinen richtigen Namen zu nennen, sonst würde ich mich jetzt nicht auf dem Weg zum Audi, sondern in Dr. Dardys Büro befinden, der mir die Standpauke meines Lebens gehalten und mich eventuell sogar rausgeworfen hätte. Wenn er es nicht eh schon weiß, Zlatans Küssen im Klinikum sei Dank.
Vielleicht liegt es am Schlafmangel, vielleicht an der permanenten Kopfarbeit, die mein Job mir abverlangt, vielleicht aber auch an meinem Phönix, der in den letzten Monaten wieder vollends aus der Asche stieg und wieder in der Lage ist zu fliegen – aber bisher blieb es bei den zwei schlimmen Weinkrämpfen, direkt nachdem Zlatan zu seinem Flieger ging und dann als David mich besuchte. Seitdem bin ich zwar traurig, enttäuscht und auch sicher, dass ich einen großen Fehler gemacht habe und es doch keine gemeinsame Zukunft für uns geben wird, aber es frisst mich nicht so sehr auf, wie ich es eigentlich erwartet habe. Davids Worte verbanne ich aus meinem Kopf – es ist eine Lüge; Zlatan liebt mich nicht. Bevor ich mit dem Audi zu Zlatans Wohnung fahre, mache ich mein Handy wieder an. Möglicherweise hat Lu mich zurückgerufen.
Allerdings nicht Lu hat versucht mich zu erreichen, sondern Zlatan. Unzählige Male. Etwas erschrocken starre ich auf das Display. Er hat mir so viele Nachrichten geschrieben, mich so oft versucht anzurufen, das passt eigentlich nicht zu seiner unausgesprochenen Zurückweisung vor drei Tagen. Vom Schlafentzug benebelt steige ich in den R8 und fahre zu seinem Apartment. Sein Flieger landet erst in drei Stunden, also habe ich noch genügend Zeit. Eilig haste ich in dem großen, protzigen Mietshaus zum Fahrstuhl und betrete kurz darauf die geräumige Wohnung, die wie ausgestorben erscheint. Gerne würde ich mich auf die Terrasse setzen und entspannen, aber das ist jetzt vorbei. Seufzend beginne ich ohne Umschweife meine Sachen zusammen zu suchen und in meinen Koffer zu werfen. Dabei laufen mir dann doch wieder etliche Tränen über die Wangen, tropfen zu Boden und erinnern mich daran, dass es den Phönix zwar gibt, mein Herz das aber nicht ohne weiteres wegstecken wird. Vollkommen in Gedanken stopfe ich gerade den Hoodie von ihm in meinen Koffer, da ertönt eine Stimme hinter mir:
„Audrey, was genau machst du da?" Entsetzt fahre ich herum, mein Herz setzt kurz aus und ich starre entgeistert in Zlatans Gesicht, der mich misstrauisch begutachtet. „Was machst du hier?", stoße ich hervor und versuche mich zu sammeln. Ich wollte ihm auf keinen Fall über den Weg laufen, um mich nicht wieder einlullen zu lassen, um mich vor ihm und weiteren Schmerzen zu schützen. Wie blöd hämmert mein Herz wieder in meiner Brust, will, dass ich ihn endlich frage, weshalb er mir nichts geantwortet hat, doch ich bleibe stumm. Ich bringe es nicht über die Lippen. Es schmerzt zu sehr. „Wieso packst du deine Koffer?", fragt er mich, an seiner Tonlage kann ich hören, wie er sich zusammenreißt. Wieso fragt er überhaupt noch so blöd?! Es sollte ja wohl klar sein! Ich lasse mir ja viel gefallen, aber das war eindeutig zu viel! „Das solltest du ja wohl wissen", knurre ich grimmig und fahre unbeirrt fort meine Klamotten im Koffer zu verstauen, auch wenn dieser jetzt schon fast platzt. „Entschuldige mal, was soll das bitte wieder heißen?! Am Flughafen war noch alles in Ordnung, dann bist du plötzlich nicht mehr erreichbar, lässt dich in der Klinik am Telefon verleugnen! Sag mir jetzt, was das soll!", keift er nun und kommt näher. Seine Halsschlagader tritt deutlich hervor, der böse Gesichtsausdruck ist mir wohlbekannt, macht mir aber keine Angst. Wütend funkle ich ihn an, atme tief ein, weil der brennende Schmerz sich durch mein Herz frisst, mein Puls in die Höhe schnellt und ich kaum noch klar denken kann. Erst jetzt verstehe ich, weshalb ich nicht tatsächlich wimmernd zu Boden gegangen bin, vollkommen dem Schmerz und der Enttäuschung erlag, wie ich es nach dem zweiten Weinkrampf in Davids Armen erwartet hatte.
Das, was in meinem Herzen Flammen schlägt, ist rasende Wut. Nur diese Wut auf ihn, dass er es geschafft hat, mich so sehr an ihn zu binden, mich wirklich dazu zu bringen ihn zu lieben und es dann nicht zu erwidern, hat mich die letzten drei Tage überleben lassen und nicht zugelassen, dass ich sofort daran zerbreche, trotz der Enttäuschung. All die Wut scheint mit einem Mal in meinem Herzen zu explodieren und ich schreie ihm haltlos entgegen: „Willst du mich eigentlich verarschen?! Ich überwinde mich, sage dir, dass ich dich liebe und du!", wutentbrannt zerre ich seinen Hoodie wieder aus dem Koffer und schleudere ihm das Stück Stoff mit aller Wucht entgegen; „Du grinst einfach nur blöd und lässt mich da wie den letzten Idioten stehen! Ich habe es satt! Ich habe es so satt immer zu kuschen, so zu tun als würde ich nicht existieren, nur weil du zu feige bist, deiner Familie und der Welt da draußen zu sagen, dass es mich gibt! Aber vielleicht ist es gar nicht das Problem! Vielleicht reicht es dir ja jede Nacht über mich drüber zu rutschen, ohne Gefühle! Mir reicht das nicht! Ich hab die Schnauze voll von dir und deinen Spielchen! Spiel die mit jemand anders!" Atemlos, mit einem stechenden Schmerz in der Brust feuere ich eins meiner Tops in den Koffer und stiere ihn dann bitterböse an. Selbst jetzt sagt er nichts dazu. Er klappt den Mund auf und dann wieder zu. Nur den Ausdruck in seinen Augen kann ich nicht deuten. Zitternd vor Wut donnere ich meine restlichen Sachen in den Koffer und fauche ihm dann entgegen: „Siehst du! Dir fällt nicht mal eine Ausrede ein! Wusste ich's doch! Wäre ich doch gegangen, als ich noch die Chance dazu hatte, es ohne ein endgültig gebrochenes Herz zu tun! Ich hasse dich dafür!" Wieder starrt er nur zurück, ohne ein Wort zu sagen. Schade eigentlich. Er hätte wenigstens irgendetwas erwidern können. Eine Ausrede erfinden, irgendwas. Aber es kommt nichts. Überhaupt nichts. Ich wusste es.
Schnaubend starre ich ihn an, versuche mich zusammenzureißen und ihm nicht einfach in die Eier zu treten und dann zu flüchten. Käme vielleicht doch zu kindisch. Obwohl es verführerisch klingt. „Was?", flüstert Zlatan und kommt noch näher. „Komm nicht näher!", presse ich hervor und hebe abwehrend die Hände. Doch er hört nicht zu, steigt über meinen Koffer und drängt mich so langsam zum Fenster hinter mir. „Was hast du gesagt?", wiederholt er leise, sieht mir dabei unentwegt in die Augen. Ich ertrage seinen Blick nicht und schaue zu Boden. Mittlerweile bin ich so weit zurückgewichen, dass ich gegen die Fensterbank hinter mir stoße und mich wieder so schrecklich in die Ecke gedrängt fühle. Verzweifelt schlägt mein Phönix mit seinen gewaltigen Schwingen, versucht sich loszureißen und mir so den Mut zu verschaffen, Zlatan die Stirn zu bieten. Doch alle Anstrengung ist vergebens. Mein Herz schmerzt so heftig, seine Worte machen es nur noch schlimmer. Wieso lügt er mich jetzt auch noch an und fragt, was ich meine! Er soll doch wenigstens so ehrlich sein und es mir ins Gesicht sagen!
Wie erstarrt fixiere ich den Dielenboden, versuche zu ignorieren, dass er direkt vor mir steht, mich beinahe berührt. „Kleines, was hast du da gerade gesagt?", hakt er noch einmal nach und legt seine Hand auf meine Wange. Die Hitze in meinem Gesicht brennt und ich drehe den Kopf weg. Was soll diese Fragerei?! „Hast du was an den Ohren?!", zetere ich und schlage seine Hand hart weg, mit der er versucht mein Kinn zu sich zu drehen. Schmerzhaft pocht mein Herz, es will mich immer noch davon überzeugen, diese Liebe nicht schon abzuschreiben. „Nein, aber was...?" Zornig sehe ich ihm direkt in die Augen und hoffe, dass er einfach umfällt von meinem bösen Blick. „Dass du die Nerven hast, dich selbst jetzt noch über mich lustig zu machen!", gifte ich ihn voller Frust an und bin angespannt bis in die Haarspitzen. „Ich mache mich nicht lustig über dich! Was redest du denn da?!", rechtfertig er sich auf einmal und wird unerwartet laut. Wieder starre ich meine Füße an, als gäbe es nichts Interessanteres. Dabei streift mein Blick die Innenseite seines linken Handgelenks und bleibt daran hängen. Ein schmaler Verband ist darum gewickelt und mit hochgezogenen Augenbrauen meine ich misstrauisch: „Was genau hast du da angestellt?"
Zlatan folgt meinem Blick und versteckt seine Hand schnell hinter seinem Rücken. „Nichts." So schnell und hart wie mein Herz nun schlägt, es tut wirklich weh. Mit heißen Wangen fixiere ich ihn und erwidere: „Hör doch endlich auf mich anzulügen!" Mein Tonfall ist so verbittert, trieft regelrecht vor purem Zorn, dass Zlatan sich verunsichert auf die Unterlippe beißt. „Audrey, ich habe es nicht gehört", sagt er leise und mein Herz scheint erneut stehen zu bleiben. „WAS?", quittiere ich seine Aussage mit einem überhöhten Quietschen und muss mich an der Fensterbank hinter mir festklammern. Was hat er da gesagt?! Überfordert schließe ich kurz die Augen und versuche mich zu sammeln. Noch immer will ich eigentlich weglaufen und vor dieser Situation flüchten, aber irgendetwas hält mich zurück. „Wann hast du es mir gesagt, Kleines?", redet er weiter auf mich ein, nimmt mein Gesicht in seine Hände und ich kneife fest mit bebendem Körper die Augen zusammen, ich will ihm nicht in die Augen sehen. „Audrey, sieh mich an", flüstert er mir ins Ohr und küsst mich direkt unter dem rechten Ohr.
Auch wenn ich alles dafür tun würde, aber die Gänsehaut, die dadurch entsteht, kann ich nicht verhindern. Mit letzter Kraft schiebe ich ihn von mir weg und schüttle den Kopf. „Tu doch nicht so. Das Spiel ist vorbei, Zlatan. Du kannst damit aufhören", zische ich angespannt und will wieder an ihm vorbei. Jetzt will ich doch flüchten, ich will den Widerstand brechen und mich hier nicht wieder besänftigen lassen. Nicht schon wieder! „Wann?" Ruckartig hebe ich wieder den Kopf. „Wann?! Am Flughafen! Im Parkhaus! Als ob du es nicht gehört hättest! Du hast doch so blöd gegrinst dabei!", platzt es aus mir heraus und ich versuche mich auf Zlatans weißes Shirt zu konzentrieren. Ihn anzusehen kostet mich einfach zu viel Kraft. „Gott, sessa! Es war nicht unbedingt leise da! Ich habe wirklich nichts gehört! Deshalb willst du abhauen? Deshalb warst du nicht erreichbar?" In meinen Ohren klingen seine Fragen amüsiert, so als würde er das alles total lächerlich finden. Mich überrollt eine neue Welle dieser rasenden Wut, die mein Herz zerfrisst und werfe das Shirt, welches ich die ganze Zeit in der Hand gehalten habe ohne Vorwarnung, direkt in sein Gesicht und schreie auf: „Ja und?! Findest du sicher wieder total albern! Ist mir egal!", brülle ich noch hinterher und will mich an ihm vorbei quetschen, doch er streckt nur den Arm aus und hält mich so zurück. Fest umfasst seine rechte Hand meine Schulter, dreht mich, sodass ich schließlich mit dem Rücken an ihn gepresst werde und mich nicht rühren kann. „Lass das! Lass mich sofort los oder es kracht!", jaule ich auf, denn die ungeliebten Tränen kullern schon wieder und ich will nicht, dass er das sieht. „Du bist jetzt mal still!", befiehlt er mir streng und ich zucke zusammen von der Bestimmtheit seines Tonfalls. Halbherzig wehre ich mich, winde mich in seinem Griff, der einem Schraubstock gleicht.
Unnachgiebig schleift er mich ins Badezimmer, schiebt mich in die große Dusche, in der ich zu zappeln und zu schreien beginne. „Lass mich endlich los! Du Arschloch!", kreische ich so laut wie ich kann und strample wie blöd, um mich zu befreien. „Halt die Klappe! Reg dich endlich ab!", donnert Zlatans tiefe Stimme durch das Badezimmer, während er mich noch immer nicht loslässt. „Lass mich!", heule ich mit nassen Wangen, schließe die Augen und versuche nach ihm zu treten.
Das eiskalte Wasser prasselt so unerwartet auf mich nieder, dass ich vor lauter Schreck quieke und versuche zur Seite zu springen. Leider presst Zlatan mich immer noch an sich, sodass ich schreiend unter dem eisigen Wasserfall ausharren muss, bis mir die Kraft fehlt, um noch weiter zu brüllen, um mich zu schlagen. Endlich stellt er das Wasser wieder ab. Wir sind beide klitschnass, tropfen und mir ist kalt. „Hast du dich wieder eingekriegt?", herrscht er mich nun an und wirbelt mich herum und drückt mich an den Schultern gegen die Fliesen. „Nein", gebe ich patzig zurück und verschränke die Arme vor der Brust. Ein wenig komisch sieht das ja schon aus, Zlatans weißes Shirt ist so durchsichtig geworden, man könnte meinen, er will bei einem Wet-T-Shirt-Contest mitmachen. Ein Blick auf meine Top reicht und ich weiß, um mich steht es nicht sehr viel besser. Grummelnd warte ich darauf, dass er endlich verschwindet und ich mich aus dem Staub machen kann. Zlatans Brustkorb hebt und senkt sich schnell, er beobachtet jede meiner noch so kleinsten Bewegungen. Sein ernster Gesichtsausdruck verrät mir, dass er mit dem Ergebnis seines Überfalls nicht zufrieden ist. Bevor ich etwas dagegen tun kann, dreht er das Wasser wieder auf und ich brülle nur noch verzweifelt, weil ich hier nicht wegkomme. Das Wasser ist einfach schweinekalt, ich hasse ihn dafür und mein Kreislauf macht gleich schlapp, weil ich so unter dem Schlafmangel leide.
Blind schlage ich nach ihm, treffe ihn nie richtig und sinke erleichtert an den Fliesen herunter, als das Wasser versiegt. „Aufstehen!" Er klingt knallhart, gnadenlos und so als würde er keinen weiteren Widerspruch erdulden. Trotzig schüttle ich den Kopf, er wartet nicht länger, packt mich ziemlich grob am Handgelenk und zerrt mich auf die Füße. „Aua!", jammere ich weinerlich und merke, ich habe ihm nicht mehr viel entgegenzusetzen in meinem aktuellen Zustand. Ich bin körperlich am Limit. „Schluss jetzt mit dem Rumgemaule!", warnt er mich und zieht mich mit sich ins Wohnzimmer. Unsere durchnässten Kleider hinterlassen unzählige Tropfen auf den teuren Dielen. „Du bleibst jetzt da stehen! Und du wirst nicht wieder rumkrakeelen!", erklärt er streng und ich starre ihn ungläubig mit weit aufgerissenen Augen an. Er denkt auch, ich bin komplett blöd oder? Sobald er mich loslässt, setze ich an und versuche ins Schlafzimmer zu sprinten, aber ich komme nicht weit. So schnell wie er mich wieder in der Mangel hat, kann ich gar nicht gucken. Jaulend kämpfe ich erneut gegen ihn an bis er böse sagt: „Du bleibst hier! Es reicht!" Genau wie vorhin wird mein Körper gegen seinen gedrückt und ich muss auf einen weiteren Moment hoffen, in dem ich doch flüchten kann. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig, ich habe keine Kraft mehr.
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Sich einfach entschuldigen und sich vertragen - das können die Zwei nicht. Bescheuert...
Aber Zlatan hat es tatsächlich nicht gehört! Zumindest behauptet er das. Auch wenn Audrey ihm kein Wort glaubt...
Wenn sie ihm wirklich so egal wäre, könnte er sie doch einfach ziehen lassen oder?
Was denkt ihr?
Wie fandet ihr das Kapitel? Bin gespannt auf eure Meinungen!
Fühlt euch umarmt,
eure Mercy aka Floraly <3
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