84.
Hey meine Lieben, wird Audrey David eine Ohrfeigen geben oder doch einen großen Fehler begehen? Viel Spaß beim Lesen ❤
------
# Audrey #
Bis mein Hirn den Betrieb wieder aufnimmt, vergeht eine Ewigkeit. Währenddessen stehe ich da, lasse David mich küssen, meine Finger vergraben sich wie von selbst in seinem Shirt, er zieht mich an der Taille noch näher an sich und es fühlt sich gut an. Davids Körperwärme kriecht durch den Stoff meines Kassacks und breitet sich auf meiner Haut aus, unaufhaltsam dringt ein warmes, seltsam vertrautes Gefühl tief bis in mein Herz. Seine Lippen sind weich, er ist sehr zärtlich und ich habe das Gefühl, als wäre nie etwas einfacher und leichter gewesen, als das, was ich tue – diesen charmanten Kerl küssen, der sich wirklich ins Zeug legt, um mir zu gefallen, um mich zu erobern. David weiß nichts von meiner schrecklichen, traumatischen Vergangenheit, er will nur das, was ich ihm bisher von mir gezeigt habe, und er will mich dennoch. Obwohl ich manchmal mies gelaunt war, nicht immer die Allerfreundlichste. Die Tatsache, dass dieser Kuss vollkommen unbelastet, vollkommen frei von dem Schatten meiner Vorgeschichte ist, ich mich nicht um zwei Kinder im Grundschulalter kümmern muss und David auch immer so fröhlich und positiv wirkt, öffnet sich mein Herz in diesem Augenblick, ich genieße jede Sekunde und blende aus, dass ich einen riesengroßen Fehler begehe.
Wir wissen es beide, wir sind uns bewusst, dass wir das nicht tun sollten, dass wir das nicht dürfen – und dennoch vergehen die Sekunden, ohne dass wir uns voneinander lösen, ohne dass ich ihn von mir wegstoße und ihm eine Ohrfeige verpasse. Mein Herz verbietet es mir, es will das hier. Jetzt. Meine geschundene Seele, die selbst in Zlatans Nähe immer wieder zu kämpfen hat, scheint sich in diesem Moment in das zu verwandeln, was sie vor der dramatischen Wendung in meinem Leben war – stark, gefühlvoll, empathisch und vor allem eins, sorgenfrei. Mein zuvor wie verrückt pochendes Herz verlangsamt sein Tempo, lässt mir so die Möglichkeit wieder zu atmen und auch wenn ich ahne, was dieser einzige Kuss in meinem Leben verändern könnte, will ich David nicht loslassen, will dieses Gefühl der Vollständigkeit, welches meine Seele durchfließt nicht hergeben.
Von einem Geräusch im Gang hinter uns schrecken wir auf, schauen beide ertappt in die Richtung, aus der das Klicken kam. Doch dort ist niemand, wir sind allein. Noch immer hält David mich umschlungen, mit einem Schlag beginnt mein Hirn zu arbeiten und ich schlage beschämt die Augen nieder, schiebe ihn beinah widerwillig von mir weg. „Wir, wir sollten das nicht tun", murmle ich betreten, mir ist das plötzlich schrecklich unangenehm. In meinem Kopf jagen die aufkommenden Schuldgefühle Zlatan gegenüber meine emotionale Verwirrung. „Ich weiß", entgegnet David leise, „Aber ich konnte nicht anders." Mit seinem Zeigefinger hebt er mein Kinn ein wenig an, sodass wir uns doch wieder ansehen. „Ich wollte es nicht den Rest meines Leben bereuen, es nicht versucht zu haben", sagt er sanft und ich bekomme wieder diese Gänsehaut im Nacken und wehre mich nicht einmal, als er mir einen weiteren kurzen Kuss auf den Mund zum Abschied gibt. „Wir sehen uns, Audrey", vernehme ich wie in Trance, er streichelt mir einmal sacht über die Wange, drückt mir einen liebevollen Kuss auf die Schläfe, dann geht er tatsächlich.
Mit geschlossenen Augen lehne ich mit dem Rücken an der Wand des Ganges, in dem ich gerade vermutlich einen der größten moralischen Fehltritte meines Lebens begangen habe. Es ist nicht zu erklären. Für einen Ausrutscher, oder eine ungewollte Annäherung Davids ließ ich ihn viel zu lange gewähren. Sprachlos tasten meine Fingerspitzen über meine Lippen, warum habe ich das getan? Weil es sich so leicht und frei anfühlte. Weil er es mir so leicht gemacht hat und keine Fragen gestellt hat. Dass ich mich jemals dazu hinreißen lassen würde und David so nah kommen würde, hätte ich nie für möglich gehalten. Eigentlich weiß mein Herz, wo es hingehört, wer mich in den dunklen Momenten auffängt und mich im Arm hält, bis ich wieder atmen kann, bis ich der Ohnmacht entkommen bin und trotzdem habe ich zugelassen, dass das geschieht, dass David Luiz mich küsst.
Seufzend vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen, versuche mir klar zu werden, was das bedeutet, was ich jetzt tun werde. Eins weiß ich, ohne darüber nachzudenken – Zlatan darf das niemals erfahren. Er würde es nicht verstehen, würde mich verlassen und ich hätte endgültig alles zerstört. Nur dieses Mal dann wirklich für immer. Er darf niemals davon erfahren. Egal, ob es sich so vertraut, so gut angefühlt hat, es wird keine Wiederholung geben. Ich will keine Geheimnisse vor Zlatan haben, aber in diesem Fall habe ich keine andere Wahl. Ich wäre nicht einmal in der Lage ihm begreiflich zu machen, wieso ich mich so verhalten habe, wieso ich das getan habe. Wie könnte ich dann erwarten, dass er es versteht und mir vergibt? Ich würde ihm die Hölle heiß machen, würde er fremdknutschen, er würde ähnlich reagieren – das ist keine Option, überhaupt keine.
Erneut wird mein Name ausgerufen, dieses Mal muss ich zur Notaufnahme. Irgendwie gelingt es mir dort, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich vollkommen durch den Wind bin und nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Anschließend setze ich mich kurz in den Aufenthaltsraum, trinke einen Tasse starken Kaffee und versuche runter zu kommen, versuche mich zu sammeln. Meine Hände zittern noch immer dezent und ich bin selbst noch so geflasht von dem, was David in mir ausgelöst hat, während des Kusses. Als Tessa mit einem breiten Grinsen zur Tür hereinmarschiert, vergeht mir irgendwie alles. Was will die denn hier?
„Hey, na?", lacht sie und setzt sich mir gegenüber. Skeptisch mustere ich sie. „Ich dachte du hast morgen Dienst?", entgegne ich, ohne auf ihre überflüssige Frage einzugehen. „Ja, hätte ich auch, aber uns fehlen ja Leute im Nachtdienst und ich dachte, du hättest vielleicht ganz gern ein bisschen Gesellschaft. Deshalb hab ich mich bereit erklärt, die nächsten beiden Nächte die Nachtschicht zu machen!" „Ach wie nett", behaupte ich mit einem stechenden Blick, ich traue ihr nicht. Seit sie im Betreuerteam beim PSG ist, macht sie sich in einer Tour an die Spieler ran, das aber so subtil und unauffällig, dass diese Idioten das gar nicht raffen. Zlatan gehört ja scheinbar auch zu ihren Zielen, was mir nicht passt. „Schade, dass du gestern nicht dabei warst. Das Spiel war wirklich spannend und Zlatan hat sogar das entscheidende Tor geschossen! Aber das weißt du ja bestimmt schon", brabbelt sie weiter und ich werde hellhörig. Er hat was? Zlatan hat ein Tor geschossen und mir nichts davon erzählt? Ist der krank? „Ähm, ja natürlich", lüge ich trotzdem, es geht Tessa nichts an, wenn Zlatan es nicht für nötig hält mir so was zu sagen. Blödmann. „Ja, es war echt lustig im Flieger. Ich könnte das echt den ganzen Tag machen, mit den Jungs rumhängen. Die sind alle so nett! Hat Zlatan dir das Foto geschickt, was wir gemacht haben? Gott, seine Söhne sind ja sooo niedlich!" Ich glaube wirklich, ich bekomme gleich Ausschlag von dem Stuss, den die redet. Klar sind Max und Vinc niedlich, aber sie soll sich gefälligst von den beiden fernhalten! Ich antworte gar nicht erst und blättere in einer Zeitschrift, die vor mir liegt. „Ich konnte ja echt nicht glauben, dass Zlatan so viel Kraft hat! Der hebt seine Jungs ja hoch wie nix", säuselt sie weiter und ich werfe ihr einen giftigen Blick zu. „Ja und?", meine ich mürrisch, sie setzt einen freundlichen Gesichtsausdruck auf und entgegnet: „Wieso macht ihr eigentlich so ein Geheimnis draus? Also du und er?" Entschuldigung? Wieso stellt sie mir so private Fragen? „Wieso interessiert dich das so brennend?", platzt es aus mir heraus, mich nervt ihr Gelaber und vor allem auch ihre Affinität zu meinem Schweden. „Naja ich mein ja nur. Irgendwie wissen es einige Leute, aber so richtig offiziell ist das nicht oder?", bohrt sie weiter und ich habe genug, stehe auf und antworte ihr im Gehen: „Ich wüsste nicht, inwiefern dich da betrifft. Ich muss arbeiten." Damit ist das Thema für mich erledigt.
Mit Tessa an meiner Seite zieht sich die verdammte Nacht wirklich wie Kaugummi in die Länge. Ich weiß nicht, was sie nicht kapiert, aber sie versucht immer wieder mir ein Gespräch aufzuzwingen, stellt komische Fragen und geht mir extrem auf die Nerven. Permanent bin ich damit beschäftigt ihr aus dem Weg zu gehen und verstecke mich fast vor ihr, allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Sie findet mich echt überall, es ist fürchterlich. Der einzige Vorteil ist, ich denke nicht mehr so viel über den Kuss mit David nach. Doch Tessa hat wirklich ein Talent unangenehme Fragen zu stellen. Frühmorgens, gegen Vier Uhr, wir sitzen im Innenhof, ich habe mir eine Zigarette angezündet und dulde ihre Anwesenheit, als sie zu mir sagt: „Wie machst du das eigentlich? Alle lieben dich. Hier in der Klinik, aber auch beim PSG. Noah vergöttert dich regelrecht und bei den Jungs im Team ist es ja auch offensichtlich, dass nicht nur Zlatan Interesse an dir hat!" Entgeistert wende ich mir ihr zu. „Bitte was?" Dabei blase ich ihr den Rauch unabsichtlich direkt in ihr Gesicht, weshalb sie erst hustet, bevor sie mir antwortet: „Täusche ich mich etwa? Erzähl doch nicht! Das sieht ein Blinder, dass Noah auf dich steht und bei Saint Germain fallen mir auch etliche ein, die dich gern mal einen Augenblick zu lange ansehen. Und die sind immer so cool mit dir. Wie stellst du das an?" „Ich weiß nicht, was du meinst", behaupte ich und befinde mich emotional aber genau wieder in diesem Moment von vorhin – der Kuss. Dieser Kuss, den es nie hätte geben dürfen. „Kann es sein, dass du sauer auf mich bist, wegen irgendwas?", mischt sich Tessa in meine Gedanken ein und ich ziehe die Augenbrauen hoch. Erwartet sie jetzt wirklich eine ehrliche Antwort? Die kann sie gerne haben, aber dann redet sie vermutlich nie wieder ein Wort mit mir. Eigentlich eine ganz nette Vorstellung, wenn ich ehrlich bin. „Audrey? Ohne Witz jetzt, wenn ich irgendwas getan haben sollte, weshalb du wütend bist, würde ich das gerne aus der Welt schaffen", drängelt Tessa weiter und ich gebe nach, irgendwie ist es mir jetzt egal, soll sie halt denken, dass ich eine eifersüchtige, neidische Ziege bin. „Es gefällt mir nicht, wie du Zlatan auf die Pelle rückst", presse ich hervor, ziehe intensiv an meiner Zigarette und wende meinen Blick ab. „Oh", kommt es von ihr, „d-das wusste ich nicht, ich wollte nicht, dass das so rüberkommt! Entschuldige! Ich finde ihn nett, mehr aber auch nicht. Ich weiß ja, dass ihr zusammen seid und selbst wenn ich es nicht wüsste, würde ich nie auf die Idee kommen, ihn anzubaggern oder so! Bitte glaub mir!" Mir kann sie viel erzählen. Ich glaub der kein einziges Wort mehr!
------
Tja... So schlecht war der Kuss wohl nicht🙈
Ob es eine gute Idee ist das vor Zlatan zu verheimlichen? Könnte es nicht eh rauskommen?
Und was soll die Fragerei von Tessa? Dezent nervtötend oder?
Ich bin unzufrieden mit dem Cut, aber ich hab's einfach nicht gebacken gekriegt, es besser zu machen... sorry.
Hoffe, ihr mochtet das Kapitel trotzdem?
Alles Liebe,
eure Floraly ❤
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top