76.
Hallöchen, es geht weiter : ) Mal sehen wie Audrey mit Zlatans Kindern klarkommt... Viel Spaß! <3
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# Audrey #
„Kleines, aufstehen! Wir haben verschlafen!", dazu wird mir meine Decke förmlich weggerissen. So unsanft geweckt zu werden, kann ich auf den Tod nicht leiden. Wie angestochen hetzt Zlatan hin und her, ich reibe mir müde über die Augen, gähne. Wenn ich eins nicht mag, dann ist es Hektik am Morgen. Beim Blick auf die Uhr muss ich ihm leider Recht geben, wir sind spät dran. Vor allem er. „Scheiße!", höre ich ihn fluchen, dazu jammert einer seiner Jungs. Toll. Stöhnend drücke ich mein Gesicht wieder in mein Kissen. Nein, sie sind noch hier, das war also kein Albtraum. Genauso wenig wie die Tatsache, dass Zlatan und ich gestern Nacht keinen Sex hatten, alles zum Kotzen.
„Kannst du die beiden zur Schule fahren?", fragt er mich plötzlich, ich sitze sofort kerzengerade im Bett und gucke ihn verblüfft an. „Ich?", will ich perplex wissen, das kann nicht sein Ernst sein! „Bitte, Kleines! Ich komm jetzt schon fast zu spät und das geht nicht!", bettelt er, kommt auf mich zu, beugt sich vor, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und meint dann noch: „Abgeholt werden müssten die beiden heute Mittag auch, um 14 Uhr." Fassungslos schaue ich ihm hinterher, er zwinkert beim Hinausgehen und wirft noch ein lächerliches „Danke" in den Raum. Echt jetzt? Er verpisst sich und ich soll mich um seine Blagen kümmern? Ich weiß, dass in meinem Kopf grad alles sehr zynisch und böse klingt, aber ich bin aus dem Schlaf gerissen worden, hatte noch keinen Kaffee und mir wurden grad zwei Kinder aufs Auge gedrückt, von denen ich nur weiß, wie sie heißen. Klasse.
Vollkommen entnervt klettere ich aus dem Bett, stiefle ins Bad, mache mich frisch. Makeup fällt minimalistisch, ist mir egal. In der Küche erwartet mich schon die erste Katastrophe. „Was zum Henker?!", entfährt es mir, als ich den See aus Milch und Cornflakes auf dem Boden sehe. Die beiden kleinen Frechdachse deuten gegenseitig auf den anderen, ich seufze: „Egal, zieht euch endlich an, wir müssen los!" Während die beiden komischerweise sogar tun, was ich sage, wische ich das auf. Lecker. Ich bin trotzdem überrascht, dass bis jetzt alles reibungslos läuft. Max und Vinc ziehen sich an, wenn ich die Auswahl der Klamotten doch etwas fragwürdig finde, aber was soll's. Sind ja nicht meine Kinder. Das wird meine Ausrede Numero Uno – bei allem, was mit den beiden zu tun hat, ich merk das schon. Irgendwie schaffe ich es mit den beiden die Wohnung zu verlassen, ohne dass einer seinen zweiten Schuh oder seine Schultasche vergisst. Fast glaube ich daran, dass ich das schaffe, dass ich die beiden pünktlich in der Schule abliefern und selbst noch rechtzeitig bei der Visite erscheinen werde, obwohl die Zeit wirklich knapp wird.
Aber wie immer – das Glück ist mir nicht hold und so macht Max am Auto mit einem Mal einen auf bockig und weigert sich einzusteigen. Was soll das denn jetzt bitte?! „Steig ein!", fordere ich ihn ein drittes Mal auf, er schüttelt den Kopf, schiebt trotzig die Unterlippe nach vorn und traktiert mich mit einem grimmigen Blick, den hat er von seinem Vater. Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt, ich hab keine Zeit für solche Spielchen! „Max, steig bitte ein, ihr kommt zu spät zur Schule!", versuche ich es nett, vielleicht klappt das ja? Aber der Kleine rührt sich nicht, verschränkt nur die Arme vor der Brust und starrt mich. So viel zu, wir schaffen alles pünktlich. Mir reißt der Geduldsfaden, kurzentschlossen packe ich den Jungen unter den Armen und befördere ihn auf den Sitz, schnalle ihn an. Dass er dabei anfängt wie am Spieß zu schreien, ist wirklich herzallerliebst. Schnaufend knalle ich die Autotür zu, setze mich hinters Steuer und fahre los, während Max mich ununterbrochen anbrüllt. Eine Autofahrt wie diese habe ich auch noch nicht erlebt, hätte ich auch drauf verzichten können. Wenigstens verstehe ich nix von dem, was der kleine Rüpel mir da an den Kopf wirft, aber liebe Sachen sind das sicher nicht. Vinc hockt daneben und sagt keinen Ton. Interessante Mischung.
An der Schule angekommen, flüchten die beiden regelrecht. Allerdings dreht Max sich noch einmal um, sieht mich an und meint dann böse: „Du bist nicht meine Mutter, blöde Kuh!" In lupenreinem Französisch, damit ich es auch bloß verstehe, wie nett. Ehe ich mich aufregen kann, ist er schon in dem Strom Schülern verschwunden, der sich auf den Haupteingang zubewegt. Ja, wir werden dicke Freunde, das spürt man. Sich von so einem laufenden Meter beschimpfen zu lassen, ist wenig zuträglich für meine gereizte Stimmung. Mir fällt wieder ein, dass ich selbst zu spät dran bin und flitze wieder zum Wagen, rase anschließend ins Klinikum. Ich bin natürlich wirklich zu spät, zwar nur zehn Minuten, aber bestraft werde ich trotzdem. Mit anstrengenden Patienten und eine Pause kann ich auch nicht einlegen, weil Dr. Dardys sich ständig eine neue doofe Aufgabe für mich einfallen lässt. Dabei ist heute eigentlich mein chilliger Tag, ich habe nur eine kurze Schicht! Trotzdem bin ich vollkommen durch den Wind, als ich kurz vor 14 Uhr ernsthaft im Stau stehe. Hoffentlich kann ich die beiden Nervensägen einsacken und dann bloß ab auf die Couch. Keine Ahnung, was ich mit Zlatans Kindern mache. Ins Kinderzimmer sperren? Bei dem Gedanken muss ich kurz lachen, schön wär's. Als ob.
Dass ich wie der letzte Arsch vor der Schule parke, quer in zwei Lücken, interessiert mich null. Ich will nur die beiden Jungs abholen und dann weg hier. Zu meiner Überraschung warten die beiden brav vor der Schule. Da ist aber etwas anderes, was mich beunruhigt – die roten Flecken auf Max's Shirt, mein Gott, hat der Junge sich geprügelt? „Was hast du gemacht?", will ich wissen, als ich die beiden erreicht habe, drehe prüfend Max's Kinn hin und her. Er hat sich geprügelt, eindeutig. Aber Max schweigt mich an. „Was ist passiert?", frage ich wieder, aber ich bekomme immer noch keine Antwort. Mit einem Mal macht er zwei Schritte zur Seite, steht jetzt halb hinter mir. Irritiert schaue ich auf, uns dreien nähert sich eine Frau, die einen Jungen an der Hand mit sich zerrt. „Hast du dich mit dem da geprügelt?", hake ich bei Max nach, der wirkt plötzlich ganz kleinlaut, fast verängstigt. „Der hat mich gehauen!", jammert er da und ich bin verwirrt. „Wie? Der hat dich gehauen?" Nun sammeln sich tatsächlich Tränen in den Augen des kleinen Biests von heute früh und er schluchzt: „Weil ich ihm kein Trikot von Papa geben wollte!" Bitte?
Wenn ich erklären könnte, was mit mir geschieht, ich würde es aufschreiben, denn es ist äußerst kurios. Nach Max' Aussage richte ich mich auf, lasse meine Hand aber auf seiner Schulter und wappne mich innerlich schon vor dem, was gleich kommt, denn die Tante ist jetzt vor mir stehengeblieben und so wie die guckt, möchte die mich nicht fragen, welchen Kuchen ich beim Sommerfest backe. Sie legt auch sofort los: „Ihr Sohn hat meinen Luc geschlagen! Unerhört ist das! Man sollte ihren der Schule verweisen!" Ihre Tonlage bereitet mir instant Kopfschmerzen, aber diese Anfeindungen nehme ich komischerweise persönlich. Warum auch immer, aber ich glaube, was Max mir da aufgetischt hat. Und der Junge, den die Trulla mir da präsentiert, ist sicher ein paar Jahre älter als Max, der gerade mal acht ist. Entweder geht er in eine höhere Klasse oder der ist so dumm und schon dreimal sitzengeblieben. Würde mich bei der Mutter nicht wundern. „Also ich habe da aber was anderes gehört!", zische ich und schiebe die Augenbrauen zusammen. „Achja? Was denn bitte?! Gucken Sie sich doch mal meinen armen Luc an!", zetert die Kuh, deutet auf das schmutzige Shirt ihres Sohnes, der aber sonst keine Verletzungen zu haben scheint. „Nur weil der Kleine Ibrahimovic mit Nachnamen heißt, darf er sich hier nicht alles erlauben! Sind Sie nicht noch ein bisschen zu jung, um seine Mutter zu sein?", hakt sie nach und jetzt reicht's! „Ihr ach so friedfertiges Kind hat Max verprügelt, wegen eines Trikots, das Max ihm nicht geben wollte! Und mein Alter tut hier nix zur Sache! Erziehen Sie mal lieber ihr eigenes Kind, mischen Sie sich nicht woanders ein! Und wenn ich nochmal mitbekomme, dass sich ihr Luc an einem der Jungs vergreift, gibt es Ärger! Und zwar mit mir! Feige ist das, einen Jungen zu schlagen, der kleiner und jünger ist!" Kurz hole ich Luft, dann gehe ich einen Schritt auf Luc und seine Mutti zu, beide weichen zurück. „Mach das noch Mal und du lernst mich kennen!", fauche ich dem Übeltäter ins Gesicht, „Einen schönen Tag noch. So ein Trikot kann man übrigens auch kaufen, dafür muss man keine kleinen Jungs hauen!" Damit verabschiede ich mich, schnappe mir Vinc und Max und gehe, ohne mich noch einmal umzusehen, zurück zum Auto. Klar keift mir die Alte irgendwas hinterher, aber ich werde meine schöne Schimpftirade nicht zurücknehmen, soll die mal lieber ihrem Sohn die Ohren lang ziehen!
Mit quietschenden Reifen verdufte ich von der Schule, da sollte ich mich nicht so schnell wieder blicken lassen, aber egal. Erst jetzt wird mir klar, was ich da grad gemacht habe. Wie eine Furie bin ich abgegangen, ich habe Max verteidigt – wie eine Löwin. Komisch, als die Tante angefangen hatte und Max vorwarf, er würde sich nur wegen seines Vaters falsch verhalten, wurde ich echt sauer. Außerdem konnte ich es nicht mit mir vereinbaren, dass einer von Zlatans Söhnen verprügelt worden war. Es ging nicht, ich hatte das unüberwindbare Gefühl, dass ich das klarstellen muss und vor allem, musste ich Max verteidigen. Warum auch immer, aber ich musste das tun.
„Okay, wer hat Lust auf ein Eis?", rufe ich nach hinten. Der Jubelschrei, der folgt, sagt mir, dass ich wenigstens das kann – Kinder bestechen. Immerhin. Also bekommen die beiden kurz darauf beide ein Eis, ich gönne mir natürlich auch eins und danach geht es in den Park und auf den Spielplatz. Was soll ich denn sonst machen? Die beiden irgendwo einsperren, erscheint mir doch nicht die beste Lösung zu sein. Also sitze ich später an diesem warmen Frühlingstag zwischen echten Müttern auf der Bank am Rand des Spielplatzes, beobachte die Söhne des Mannes, an den ich mein Herz verloren habe und eigentlich läuft alles gut. Bis Vinc hinfällt und sich das Knie aufschlägt. Der heult so los, ich hab Angst, dass was gebrochen ist. Aber nachdem ich mir das angesehen habe, zücke ich nur das Desinfektionsspray und klebe dann ein Pflaster drauf. Es ist halb so wild. In diesem Augenblick bin ich heilfroh, dass bei der letzten Fortbildung die komischen Kinderpflaster mit Star Wars drauf habe mitgehen lassen, die wir eigentlich in der Kitteltasche haben sollen, falls ausnahmsweise doch mal ein Kind bei uns im Klinikum landet – was glücklicherweise selten vorkommt. Noch nerviger als kreischende Kinder sind nämlich die besorgten Eltern. So wirklich tauge ich nicht zur Ersatzmutti, wie mir scheint. Die abwertenden Blicke der anderen Frauen auf der Bank bleiben mir nicht verborgen, als ich Vinc jammern lasse und mich fachmännisch um sein Knie kümmere. Mein Gott, er wird nicht dran sterben und immerhin ist doch Zlatan sein Vater, da sollte er das doch wegstecken.
Tut er aber nicht. Er heult. In einer Lautstärke, dass ich es irgendwann nicht mehr aushalte, ihn hochhieve und mich mit ihm auf die Parkbank setze. Unter den Argusaugen der Profimütter. „So schlimm?", frage ich und lege vorsichtig meine Hand auf Vinc' lädiertes Knie. „Ja!", schluchzt er laut, ich schlinge meine Arme um ihn, drücke ihn kurz an mich und meine dann: „Das hört gleich auf, versprochen. Sag mal, wie viele Tore hat der Papa diese Saison schon geschossen?" Schlagartig hellt sich die Miene des Jungen auf und er gibt stolz die Zahl von sich, die mich ja selbst beeindruckt. „Willst du auch mal so ein guter Fußballer werden wie der Papa?", rede ich weiter, ich weiß, dass die doofen Tanten neben uns zuhören, aber was soll ich bitte sonst tun, außer Vincent von dem Schmerz ablenken? Und es funktioniert. Ich stelle Vinc noch ein paar solcher Fragen und schließlich sind die Tränen endgültig getrocknet und er stürmt wieder zu seinem Bruder, um weiter zu spielen. Puh.
„Ist bestimmt nicht leicht, wenn man so jung Mutter geworden ist", mischt sich eine Mutter ein und lächelt mir mitleidig zu. Was haben die denn alle immer mit meinem Alter? Ja, okay, wenn die beiden meine eigenen Söhne wären, dann wäre ich bei ihrer Geburt wie alt gewesen? 17, 18, irgendwas in dem Dreh. Weil mich diese Kommentare nerven, gebe ich übertrieben fröhlich zurück: „Ach naja, ihr Vater kümmert sich aber auch ganz toll und so hab ich mir wenigstens damals nach der Schule nicht alle Synapsen weggesoffen, ne? Hat auch was. Kinder sind doch so was Schönes! Wer braucht schon eine vernünftige Ausbildung oder ein Studium, geschweige denn einen Job, wenn man dafür zwei so tolle Jungs haben kann!" Betretenes Schweigen. Diese blöden Bitches. „Ach, Sie sind auch noch zu Hause?", brabbelt da ernsthaft die rechts neben mir weiter und ich möchte mir irgendwas in die Ohren stopfen, Wachsmalstifte beispielsweise, um diesen Schwachsinn nicht hören zu müssen. Ihre Tochter ist cirka im Alter von Max und Mutti scheint es immer noch nicht für nötig zu halten, wenigstens nen Halbtagsjob zu machen. Vielleicht muss sie es ja auch nicht, wer weiß, was ihr Macker beruflich macht. Trotzdem kann ich mir die Wahrheit nicht verkneifen: „Ähm, nein. Ich bin Ärztin. In Vollzeitanstellung." Die überraschten Blicke sind herrlich. Aber es wird Zeit zu gehen, bevor ich noch gemeine Sachen zu den Schnepfen sage. Deren Leben dreht sich ja offensichtlich nur um vollgeschissene Windeln, lose Milchzähne und Bioessen. Die haben kein eigenes Leben, obwohl die Kinder alle alleine laufen und sprechen können und in die Schule gehen, also bitte.
„Los Jungs, der Papa kommt bald nach Hause, ihr müsst noch Hausaufgaben machen!" So sammle ich Vinc und Max ein und bin erleichtert, die neugierigen Weiber los zu sein. Die Eingabe mit den Hausaufgaben kam mir spontan, aber wahrscheinlich ist dem wirklich so. Dementsprechend sitze ich eine halbe Stunde später am Esstisch, quäle mich mit Max durch Mathe und mit Vinc übe ich das Schreiben. Auch wenn ich vorhin gemeckert habe, aber Mutter sein ist anstrengend. Vor allem weil Kinder ständig abgelenkt, unberechenbar sind und permanent Blödsinn machen. Weil die beiden rumjammern, dass sie Hunger hätten, koche ich was und erlaube ihnen dann später mit mir auf der Couch beim Fernsehen auf Zlatan zu warten, der bald nach Hause kommen sollte. Ich bin todmüde, aber froh, dass ich keins von seinen Kindern aus Versehen umgebracht habe.
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Naa, wie hat sich Audrey denn als Ersatzmutti gemacht? Eigentlich gar nicht so schlecht oder? Dafür, dass der Start eher katastrophal war, lief es am Ende doch ganz gut.
An der Schule sollte sie sich aber wohl erstmal nicht mehr blicken lassen oder? ^^
Hat euch das Kapitel gefallen?
Habt einen schönen Sonntag,
eure Floraly <3
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