73.
Huhu meine Lieben, wird Zlatan endlich eingreifen und werden die beiden wieder einen Schritt aufeinander zu machen?! Erfahrt es selbst! Viel Spaß! <3
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# Zlatan #
Audreys schwere Atemzüge schrecken mich auf, doch bevor ich mich überhaupt aufsetzen kann, erklingt dieser markdurchdringende, schmerzerfüllte Schrei, der mein Herz fast aussetzen lässt. Hastig fahre ich herum, kann im Halbdunkel unseres Schlafzimmers erkennen, wie sie da hockt, in sich zusammengesunken, wie ihr Körper jedes Mal stärker kämpfen muss, damit sich ihre Brust noch hebt. Sekundenlang bin ich wie paralysiert, weil diese Panikattacke so vollkommen unerwartet kommt – es gab länger keine mehr, die so ausgeprägt war. Dann reiße ich mich zusammen, packe sie an den Schultern, richte ihren Oberkörper auf, ziehe sie an mich. Wie von Sinnen schnappt sie verzweifelt nach Luft, ihre Haut ist wieder so kalt, ihre Augen sind starr geradeaus gerichtet, sie ist nicht mehr wirklich hier, sie ist dabei diesen Krieg mit ihrem eigenen Körper, mit ihren Gefühlen zu verlieren, was nicht geschehen darf.
„Kleines, ich bin hier. Beruhige dich", rede ich auf sie ein, halte sie fest im Arm, versuche irgendwie zu ihr durchzudringen, durch diesen scheinbar unüberwindbaren Mantel aus Angst, Panik und Qual. Ihre klammen Finger vergraben sich in meinen Oberarmen, ich weiß, dass das sie das nicht steuern kann momentan. Die großen Tränen, die über ihre Wangen fließen, erinnern mich daran, wie schwer die Zeiten waren, die bereits hinter uns liegen und wie viel Kraft sie gekostet haben. Was auch immer dies hier ausgelöst hat, es bestätigt mich in meinem Entschluss, Audrey mehr Zeit zu geben, sie kann sich nicht mir hingeben, wenn sie noch so gefangen ist in diesem Schmerz. Es könnte nur noch alles schlimmer werden.
„Audrey, bitte, beruhige dich", versuche ich es ununterbrochen, endlich spüre ich, wie ihr Körper sich ein wenig entspannt, wie ihre angespannten Muskeln allmählich erschlaffen, sie beginnt ein wenig ruhiger zu atmen und wieder besser Luft bekommt. Erleichtert drücke ich ihr Gesicht an meine Brust, gebe ihr einen Kuss auf den Scheitel, als sie mit kratziger Stimme wimmert: „Verlass mich nicht, bitte!" Mit letzter Kraft schlingt sie ihre Arme um mich, versucht mich so fest an sich zu ziehen, wie es ihr möglich ist. Ratlos halte ich sie, verstehe nicht, weshalb sie das sagt. „Ich verlasse dich nicht", flüstere ich ihr ins Ohr, obwohl ich bezweifle, dass sie das wirklich hört, sie ist noch immer nicht vollkommen wieder bei sich. Bis ihr Schluchzen abebbt, sie sich endgültig beruhigt, vergeht eine ganze Weile. Ihre Aussage ist tief in mein Herz vorgedrungen, hat sich dort eingebrannt und lässt mich mit vielen Fragen zurück. Wie kommt sie darauf? Was habe ich getan, dass sie das denken könnte? Sie bedeutet mir alles, ohne sie funktioniere ich nicht, kann nicht vernünftig schlafen, essen, atmen, existieren. Weshalb sollte ich so dumm sein und sie gehen lassen, sie verlassen? Was veranlasst sie sich darüber zu sorgen?
Stumm wiege ich sie sanft in meinen Armen, schließe dabei selbst die Augen, inhaliere den Duft ihrer Haare und genieße, wie Audrey zurückkehrt, wie sie wieder die Kontrolle über ihren eigenen Körper zurückgewinnt. Trotzdem lasse ich sie nicht los, sie macht auch keinerlei Anstalten, presst sich eher an mich und schweigt. Es ist jedes Mal unendlich schwer, das mit zu erleben, jedes Mal aufs Neue. Mit anzusehen, wie sie von dieser Welle überrascht, mitgerissen und niedergewalzt wird. Ich weiß mittlerweile, dass ich nur das tun kann, sie im Arm halten, in der Hoffnung, dass sie es schafft und genug Kraft hat, um sich zu wehren und nicht das Bewusstsein zu verlieren. Diese Minuten bringen mich immer wieder beinahe um den Verstand. Sie so leiden sehen zu müssen, zerreißt mir das Herz. Sie verdient es nicht, sie ist ein guter Mensch. Kein Mensch sollte das ertragen müssen, was sie schon erleben musste.
Schließlich lehne ich mich leicht zurück, um sie ansehen zu können. Trotz der Dunkelheit sehe ich, dass ihre Wangen noch feucht sind, ihre Lippen zu beben scheinen und ihre Augen sich weiten, als sich unsere Blicke treffen. Sanft lege ich meine Hand auf ihre Wange und wiederhole das, was ich gerade eben schon gesagt habe: „Ich werde dich nicht verlassen." Sie wirkt nicht so, als würde sie mir auch nur ein Wort glauben. Wo kommt denn bloß dieses Misstrauen her? „Audrey, hörst du? Ich verlasse dich nicht!" Dieses Mal sage ich es etwas lauter, sie hebt leicht den Blick, presst die Lippen aufeinander und ich glaube zu verstehen, was hier gerade geschehen ist. „Hast du deshalb Panik bekommen, Kleines?", will ich vorsichtig wissen, urplötzlich schießt die Anspannung zurück in ihren Körper, sie will sich aus meinen Armen befreien und flüchten, doch ich halte sie fest am Arm und ziehe sie zurück. „Sprich mit mir, was ist hier gerade passiert und vor allem wieso?", frage ich erneut, sie wendet ihr Gesicht ab, zerrt, bemüht sich weiterhin zu entkommen. Aber das geht nicht, wir müssen das bereden. „Audrey, sieh mich an!", befehle ich ihr streng, packe sie am Kinn, wir liefern uns ein verbittertes Blickduell, welches sie verliert. „Sieh mich an und sag mir, was los ist. Mach nicht schon wieder zu!" Ich weiß mir nicht anders zu helfen, als so mit ihr zu sprechen – so hart. Lasse ich sie gehen, könnte sie wieder Dummheiten begehen. „Nein!", widerspricht sie mir da fest, schaut mir wieder direkt in die Augen, hört auf sich zu winden, widersteht dem Drang meine Hand von ihrem Kinn loszuwerden. In der Dunkelheit kann ich ihren Blick nicht deuten, aber so starr, wie sie mich ansieht, überlege ich kurz, ob das schon die nächste Attacke ist. Aber da spricht sie wieder: „Nein, das werde ich nicht tun, weil du einfach nichts begreifst."
Verachtung und Enttäuschung schwingen in ihrer Aussage mit, mein Herz wird schwer, weil wir uns in dieser Nacht mit einem Schlag so massiv zurückentwickelt haben, wie ich es nicht mehr für möglich gehalten habe. Audrey verweigert sich, ist stur und macht komplett dicht, obwohl sie ganz eindeutig etwas so sehr bedrückt, dass sie gerade so leiden musste. „Ich verlasse dich nicht, begreif das doch!", presse ich hervor, weil mein eigenes Herz schmerzhaft in meiner Brust donnert, es spürt, dass Audrey mir entgleitet, dass das Band zu zerreißen droht, was uns so eng miteinander verbindet. Ohne zu blinzeln stiert sie mich an, presst wieder die Lippen fest aufeinander, sie gibt nicht nach. Hoffnungslos lockere ich meinen Griff, sie rutscht sofort nach hinten, um sich von mir zu entfernen. „Was ist los mit dir?", will ich wissen, schalte die Nachttischlampe ein. „Es würde mich umbringen, weißt du das? Dabei bist du schon längst dabei mich verrecken zu lassen", erwidert sie mit rauer Stimme, fragend sehe ich sie an. „Was würde dich umbringen, Kleines? Wovon sprichst du da?" Ihre Worte ergeben überhaupt keinen Sinn für mich, sie schaut mich nicht mehr an, murmelt nur: „Weil du es nicht begreifst. Es hat keinen Zweck dir das zu erklären. Du wirst eh irgendwann genug von mir haben. Oder hast es schon, was weiß ich. Vielleicht sollte es mir auch egal sein, es wird mich ja doch treffen."
So schnell, wie ich auf sie zuhechte, sie an den Handgelenken packe, kann sie nicht reagieren. Ängstlich blickt sie mich an, sie kann nirgendwohin, weil ich mich mit meinem ganzen Körper auf sie gelegt habe, um hier endlich mal wieder die Kontrolle zu übernehmen. „Du hörst mir jetzt zu", knurre ich böse, in mir tobt ein solcher Sturm, mein Zorn überfiel mich so überraschend und hat mich jetzt voll im Griff. „Wenn du nicht damit aufhörst, zu hinterfragen, was das mit uns ist, werde ich wirklich wütend! Lass das endlich! Ich verlasse dich nicht, ich habe nicht genug von dir! Ich will, dass es dir gut geht! Nur weil ich noch nicht wieder mit dir geschlafen habe, denkst du, du wärst mir egal?!", herrsche ich sie laut an, sie dreht den Kopf weg, schließt die Augen. „Nein! Du sollst mich gefälligst ansehen!", lege ich nach, lasse eins ihrer Handgelenke los, drehe ihr Kinn unsanft zu mir, „Was würde dich umbringen? Beantworte mir meine Frage!" Wieder Tränen, die nun über ihre Schläfen laufen. Dieses Mal stumm, begleitet von dem Ausdruck in ihren Augen, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe – sie ist vollkommen verzweifelt, nah am Abgrund. Es ist wie Nietzsche sagte –Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein. „Sag es mir!", fordere ich sie wieder auf, sie kämpft mit sich, beißt sich auf die Unterlippe und stößt schließlich hervor: „Wenn du mich verlässt."
Lange sehe ich sie an, mein Herz beruhigt sich ganz allmählich von der Aufregung, der Zorn verflüchtigt sich, denn ich weiß – das wird nicht passieren. „Wieso sollte ich?", entgegne ich, auf meine Lippen schleicht sich ein angedeutetes Lächeln. „Jetzt lach mich nicht schon wieder aus!", jammert sie allerdings, ich kann nicht anders, gebe ihr einen Kuss auf den Mund, wische die Tränen von ihren Wangen und meine: „Audrey, hör auf zu weinen. Wieso denkst du, dass ich dich verlasse?" Trotzig schiebt sie die Unterlippe nach vorn und mault dann beleidigt: „Du solltest zu mir stehen! Kann dir doch egal sein, wieso ich Tessa grad doof finde! Aber du hälst mir noch Vorträge! Es ist anstrengend genug, dass sie dich scheinbar geil findet!" Lachend rutsche ich von ihr herunter, löse meinen Griff um ihre Handgelenke und verschränke stattdessen die Finger meiner rechten Hand mit ihrer linken. „Selbst wenn, was interessiert mich das?", gluckse ich, Audrey setzt sich auf, ihre hochgezogenen Augenbrauen sind pure Skepsis. „Wie würdest du es finden, wenn jemand Interesse an mir hätte?", gibt sie zurück, in ihren Augen funkelt es plötzlich und ich werde ernst. „Wie meinst du das bitte? Wer hat an dir rumgebaggert?!", entfährt es mir eine Spur zu laut, mein Herzschlag beschleunigt sich und ich fixiere sie streng. „Ach? Das findest du nicht mehr lustig? Komisch, nicht wahr? Wenn ich mich aufrege und es nicht so hinnehme, wenn sie sich an dich ranschmeißt, sagst du, ich reagiere über. Interessant, wie unterschiedlich du da die Maßstäbe setzt", lächelt sie mich überheblich an und ich werde unruhig. Wenn es wirklich jemanden geben sollte, der versucht ihr Herz zu gewinnen, ich finde ihn und der wird seines Lebens nicht mehr froh! „Nein, das ist nicht lustig! Wer ist es?", brumme ich, sie schüttelt den Kopf. „Vergiss das, aber verstehst du mich jetzt vielleicht endlich mal? Ihr habt mich heute alle abgeschoben und Tessa war die Nummer Eins. Es ist mir schnurz, ob der Doc das macht, aber du", sie beugt sich vor, tippt mir gegen die Brust, „du musst mich in Schutz nehmen, musst mir sagen, dass du das auch unmöglich findest. Du solltest dich gefälligst bei mir entschuldigen, dass du mich wie den letzten Idioten heute Morgen hast aussehen lassen und vor allem, will ich nicht hören, wie begabt Tessa ist! Das will ich hier nicht hören, wenn du nicht willst, dass ich wieder richtig sauer werde!", wirft sie mir an den Kopf, zieht ihre Hand weg und verschränkt die Arme vor der Brust. Grinsend rutsche ich an sie heran, dicht vor ihrem Gesicht verharre ich. „Bist du wirklich so eifersüchtig? Dass du denkst, so eine kleine Brünette könnte dir Konkurrenz machen? Wirklich?" „Mach dich nicht über mich lustig!", mahnt sie mich, legt ihren Zeigefinger auf meine Lippen, doch ich ziehe ihre Hand weg, lächle und setze hinterher: „Dir, Kleines, kann keine Frau das Wasser reichen. Keine Ahnung, warum ich dir das immer wieder sagen muss. Obwohl es irgendwie auch süß ist, aber hab doch nicht solche Angst. Guck, was passiert ist, das darf nicht sein. Vergiss Tessa, ich will sowieso nur dich." Anschließend küsse ich sie, liebevoll, zärtlich und mit Hingabe, weil sie das verdient. Weil ich ein Blödmann war und tatsächlich nichts begriffen habe.
„Ich stelle dir ein Ultimatum", nuschelt Audrey zwischen unseren Küssen, die immer leidenschaftlicher und stürmischer werden, „ diese Woche. Wehe, du schläfst nicht mit mir!" Schmunzelnd halte ich kurz inne, werfe ihr einen amüsierten Blick zu. „Mit Ansage?" Sie beginnt zu grinsen. „Von mir aus, Hauptsache, es passiert endlich", seufzt sie, schlingt ihre Arme wieder um meinen Nacken und verwickelt mich in einen weiteren langen Kuss, der dasselbe meint wie ihre Worte. Dieser Kuss ist ungeduldig, dabei aber voller Feuer, Sehnsucht und Gefühl. So wie Audrey. Beim Blick auf die Uhr muss ich mir eingestehen, dass ich dieses Ultimatum nicht mehr heute Nacht erfüllen kann, weil ich sonst wie ein Geist über den Platz kriechen werde, was nach meiner langen Pause nicht gut wäre. Widerwillig lasse ich unsere Knutscherei ausklingen, nehme Audrey in den Arm, sie kuschelt sich an mich und krault meinen Bauch. Es herrscht wieder Frieden zwischen uns. Und eins habe ich verstanden, ich helfe Audrey nicht damit, wenn ich verzichte, wenn ich uns die körperliche Nähe verwehre. Wir brauchen das. Das tut jedes andere Paar zwar auch, aber bei uns brennt ja sonst so sehr die Luft, dass sie mir an die Gurgel geht, da komme ich ihrer ‚Bitte' doch gerne nach. Außerdem will ich ihr ja überhaupt nicht das Gefühl geben, dass ich mich von ihr abwende oder das Interesse an ihr verloren habe. Denn so ist es nicht. Davon abgesehen kann ich selbst kaum noch an etwas anderes denken.
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Na bitte, sie reden mal. Und Zlatan kapiert, dass er einen Fehler nach dem anderen gemacht hat. Hoffentlich hält der Frieden an... Und Zlatan sollte sich lieber an Audreys Ultimatum halten, ne? xD
Wie fandet ihr das Kapitel?
Was denkt ihr, wie es weitergehen wird? Es gibt da ja noch den brasilianischen Unruhestifter...
Alles Liebe, eure Floraly <3
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