64.

Huhu, da bin ich wieder und ich habe ein neues Kapitel im Gepäck! Viel Spaß dabei <3

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# Zlatan #

Lange sehen wir uns in die Augen, die Zeit scheint still zu stehen. Ich weiß, was sie meint und kurz muss ich mich fragen, ob ich nicht träume, so wie sie vorhin. „Ich bereue es", sagt sie da mit fester Stimme, bevor ich mich wundern kann, setzt sie hinzu: „Ich bereue es, den einzigen Menschen, der nach all den Jahren mein Herz berührt hat, so behandelt zu haben, in dem Glauben, es wäre für uns beide das Beste. Das war es nicht." „Ich hätte es nicht zulassen dürfen", gebe ich zurück und versuche die Erinnerung zu verdrängen, die sich mir aufdrängt – Audrey in dieser Blutlache, der Cut und mein beschissenes Leben danach. Meine Suche, meine vergebliche Suche. „Ich habe dir schon geschrieben, dass ich dir so viel Zeit geben werde, wie du brauchst. Ich meine das immer noch so", raune ich ihr zu, wobei ihre braunen Haare in meinem Gesicht kitzeln. Sie schaut mich nicht an, als sie mir antwortet: „Ich brauche keine Zeit mehr. Ich will mich nicht mehr hinter irgendwelchen Ausflüchten verstecken. Ich bin ein Psycho, ich hab ne Macke und bin sie noch immer nicht los, aber ich kann nicht ohne dich. Vermutlich werde ich wieder ausflippen, werde wieder zusammenbrechen, aber ich will bei dir sein und mein Herz spüren. Ich will nicht mehr nur von dir träumen müssen." Es dauert, bis ich ihre Worte vollständig begreife, bis ich kapiere, was sie mir sagen will. Es haut mich fast um, weil Audrey nie zu den Menschen zählte, die sich so in ihr Innerstes schauen lassen, doch dieses Mal tut sie es. Sie offenbart mir, was in ihr vorgeht und wie wichtig ich ihr bin. Schweigend drücke ich ihr einen Kuss auf den Scheitel, während ich nachdenke. „Du bist kein Psycho", meine ich dann beschwichtigend, weil ich es nicht leiden kann, wenn sie sich selbst so nennt. Wer bei dem, was sie durchgemacht hat, entspannt bleiben würde – der wäre wirklich psycho.

„Doch, aber ich will trotzdem leben und ich will auch versuchen glücklich zu sein", widerspricht sie mir, „mit dir." Dabei blicken mich ihre grünblauen Augen an, die funkeln und ich würde sie zu gerne jetzt küssen, aber ich weiß – dafür ist es noch zu früh. „Wenn du mich noch willst", fügt sie kleinlaut hinzu, worüber ich lachen muss. „Nee, weißt du, ich dachte mir gestern einfach nur, dass es doch nett wäre, wenn ich dich mal verarzte, dir die Haare beim Kotzen halte und dann neben dir einschlafe. Nur um zu testen, ob du mir wirklich so egal bist, wie ich es mir eh schon dachte. Also nein, ich will dich nicht mehr", gluckse ich, tippe ihr an die Stirn, „Mann Audrey, ich bin fast verrückt geworden in den letzten Monaten, als du weg warst. Ich weiß, dass du immer alles mit dir alleine ausmachen willst, aber das musst du nicht. Das hättest du damals nicht und auch jetzt nicht. Wenn du noch nicht die Schnauze von mir voll hast, dann würde ich am liebsten sofort dein Zeug packen, dich gleich dazu, zu mir fahren und endlich wieder das Gefühl haben, dass der Mensch wieder in meiner Nähe ist, den ich seit Monaten so vermisse. Wie kannst du nur annehmen, dass ich dich nicht mehr bei mir haben will? Du solltest dir endlich hinter die Ohren schreiben, dass ich es ernst mit dir meine!" Audrey ist bei meiner kleinen Ansprache rot angelaufen, ob vor Scham oder Freude, kann ich noch nicht genau sagen. „Dann hab ich mich wirklich übergeben? Oh nee, ich hatte gehofft, dass ich wenigstens das geträumt habe!", quiekt sie peinlich berührt. Doch ich will etwas ganz anderes wissen: „Kommst du bitte wieder nach Hause?" Leicht verwundert schaut sie zu mir auf. „Nach Hause?", wiederholt sie etwas ungläubig, ich nicke. Ihre vollen Lippen umspielt ein leichtes Lächeln, ehe sie meint: „Ja, ich will wieder nach Hause kommen."

Sie schlingt ihre Arme um meinen Nacken und auch ich halte sie ganz fest. Unsere Versöhnung könnte einer Vorabendserie entsprungen sein, aber mir ist das egal. Ich habe die Frau in meinen Armen, die ich nie wieder gehen lassen will, auf die ich immer gewartet habe und bin glücklich. „Woher wusstest du eigentlich gestern, dass was passiert ist? Oder war es reiner Zufall, dass du hergekommen bist?", fragt sie da und ich schüttle den Kopf. „Es war kein Zufall. Du hast mich gestern fast über den Haufen gerannt. Ich habe einiges von dem, was diese Cynthia gesagt hat gehört. Als ich dich gesehen habe, wusste ich, dass es dir nicht gut geht. Deshalb bin ich hergekommen", antworte ich frei heraus und ihre Reaktion überrascht mich dann doch. Das aufrichtige „Danke", dass ihre Lippen verlässt, fällt ihr nicht schwer. Sie muss sich nicht überwinden, es kommt von Herzen. Dabei schmiegt sie ihr Gesicht an meine Brust und atmet tief durch. „Wo sind eigentlich deine Krücken?" „Im Wagen", meine ich gedankenverloren, streiche ihr übers Haar.

„Wie wäre es, wenn du zusammenpackst, wir zu mir fahren und anschließend frühstücken gehen?" Ich weiß nicht, ob ich damit zu voreilig bin, ob ich sie damit überfordere, aber es ist das, was ich eigentlich gerade will. Das, was ich mir wünsche. „Ja, gern", gibt sie zurück und erhebt sich kurz darauf und sucht ihre Sachen zusammen. Ich kann es noch immer nicht begreifen. Nach dieser langen Zeit, ist es, als wäre nie etwas gewesen, als wäre sie nie weg gewesen. Ich hatte damit gerechnet, dass Audrey sich weigert wieder mit mir zu sprechen, dass sie mich anschreit, ich solle verschwinden, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will. Doch das Gegenteil ist der Fall. Sie ist anhänglicher und zahmer als je zuvor. Als würde sie mir zu verstehen geben wollen, dass ihre Worte gestern Nacht der Wahrheit entsprachen und sie bei mir bleiben will. Während sie langsam ein Kleidungsstück nach dem anderen in einem ihrer Koffer verstaut, versuche ich mich nicht zu intensiv mit dem Gedanken zu beschäftigen, wie unfassbar widerlich diese Cynthia sich gestern aufgeführt hat. Wie grausam das für Audrey gewesen sein muss. Ich weiß, wie sehr ihr der Verlust ihrer Familie zu schaffen macht, wie sehr die Schuldgefühle sie quälen und wie sehr sie sich immer wieder gewünscht hat, dass sie nicht mehr auf dieser Welt wäre – wenn dafür ihre Schwester noch ein schlagendes Herz besäße. Ich weiß das. Aber ich bin einer der wenigen, den sie das jemals wirklich hat erahnen lassen, den sie daran jemals wirklich teilhaben ließ. Ich werde dafür sorgen, dass dieses Scheusal namens Cynthia Buße tun wird für das, was sie meiner Audrey angetan hat. Wer ihr zu nahe kommt, wer sie verletzt, muss von nun an wieder mit meinem Zorn rechnen, mit meiner geballten Wut.

Ich erwische Audrey später, wie sie in ihrer Küche steht und mit geschlossenen Augen an ihrem Kaffee nippt, den ich vorhin aufgesetzt habe. „Bist du fertig?", möchte ich wissen, da ich sehe, dass sie sich bereits umgezogen hat. Sie nickt nur, dreht sich zu mir um und lächelt. „Ja, wir können los." So nehme ich ihren Koffer, die anderen stehen noch immer bei mir in der Wohnung, sie hat sie, genauso wenig wie ihre anderen Sachen, nie bei mir abgeholt. Während der Fahrt zu meinem Apartment reden wir nicht viel, doch sie nimmt meine Hand, was wertvoller ist als jedes Wort. Zufrieden strecke ich mich dann nach einer knappen halben Stunde Fahrt auf meiner Couch aus, lege mein Bein hoch, während Audrey ihre Sachen einräumt. Dann legt sie sich neben mich, kuschelt sich an meine Schulter und es dauert nicht, bis sie eingeschlafen ist.

Während Audreys Mittagsschlaf, vibriert ihr Handy mehrere Male. Sie bekommt etliche Nachrichten. Da es direkt neben mir liegt, kann ich erkennen, dass es ihre beste Freundin ist, die sie da so bombardiert. Ich lese natürlich nicht, was sie schreibt, aber aus den Satzfetzen, die immer vom Anfang jeder Nachricht auf dem Display eingeblendet werden, kann ich mir zusammenreimen, dass es um mich geht. Neugierig warte ich auf die nächste Nachricht, auch wenn ich ja eigentlich keine Ahnung, was Lu da eigentlich schreibt. Als dann doch noch etwas kommt, muss ich lächeln. Das Herz und die Worte „Du gehörst zu ihm.", lassen mein eigenes Herz höher schlagen. Ich sehe Lu vor mir, ihre stechend blauen Augen, ihr Versuch keinerlei Emotion zu zeigen, als sie mich im Namen vom Audrey ‚abservierte'. Sie würde alles für ihre beste Freundin tun, das habe ich damals verstanden. Egal wie absurd es auch sein mag, die beiden würden es füreinander tun, nur um die andere zu beschützen, um der anderen zu helfen.

Audrey regt sich an meiner Schulter, schlägt verschlafen die Augen auf. „Hey", murmelt sie und lächelt leicht. „Hey. Ausgeschlafen?" Sie nickt, hat aber Mühe die Augen offen zu halten. „Soll ich uns was kochen?" Mein Magen knurrt nämlich seit einer Weile und ich sterbe bald vor Hunger. „Von mir aus", schnurrt meine Kleine nur und macht es sich wieder in meinem Arm bequem. „Dann müsste ich aber aufstehen", stelle ich schmunzelnd fest, woraufhin sie nur erwidert: „Dann hab ich lieber Hunger." Grinsend betrachte ich sie, bis ich dann doch aufstehe, wenn auch von lautstarkem Protest ihrerseits begleitet. Neugierig wie sie ist, beobachtet sie mich dann aber, über die Rückenlehne der Couch hinweg und tippt parallel immer wieder etwas auf ihrem Handy. Als ich ihr den Teller in die Hand drücke, bin ich überrascht, mit welchem Appetit sie mein Mittagessen vernichtet. Aber es freut mich. Hoffentlich sind die Zeiten vorbei, in denen ich sie zwingen musste, etwas zu sich zu nehmen. „Und, was schreibt Lu so?", ärgere ich sie nach dem Essen ein wenig. Sie läuft tiefrot an und guckt erschrocken. „Woher weißt du?", stammelt sie irritiert und ich muss lachen. „Dein Handy lag neben mir und Lu hat die gefühlt zwanzig Nachrichten geschrieben. Muss ja sehr wichtig gewesen sein", grinse ich sie an und ihre Gesichtsfarbe wirkt mittlerweile etwas ungesund. „Naja, ähm... Sie, sie freut sich." Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch, auch wenn ich es mir fast denken kann, worüber Lu sich so gefreut hat. „Mann Zlatan! Sie freut sich, dass ich dich wiedergesehen habe, dass ich wieder hier wohne, dass du dich um mich gekümmert hast. Sie macht sich dann weniger Sorgen um mich. Weil sie weiß, dass ich in guten Händen bin." Den letzten Teil des Satzes verschluckt sie fast, doch ich verstehe sie trotzdem. „Ist das so?", ziehe ich sie auf, nehme ihr den Teller aus der Hand und beuge mich zu ihr hinüber. Sie versucht mir erst auszuweichen, rutscht nach hinten an die Lehne der Couch, fixiert mich dabei unentwegt. „Ist das so, ja?", wiederhole ich und muss einen Lachanfall unterdrücken, weil Audreys Gesichtsausdruck so herrlich ist. Es scheint ihr schrecklich unangenehm zu sein, das zuzugeben. Da habe ich sie auch schon erreicht, bevor sie sich wehren kann, wird sie durchgekitzelt. Schreiend, quietschend und lachend windet sie sich in meinen Armen. „Jahaa!", japst sie irgendwann, krallt sich an mein Shirt und versucht meiner nächsten Attacke zu entgehen. Ich amüsiere mich köstlich, über ihre vergeblichen Versuche mich davon abzuhalten sie weiter zu piesacken und kann selber kaum noch vor Lachen. „Zlatan, bitte!", fleht sie mich mit Tränen in den Augen an, weil sie so kichern muss. „Was denn?", raune ich ihr ins Ohr. Sie hat den Kampf mittlerweile eher aufgegeben, weshalb ich auf ihr liege und sie mir nicht entkommen kann. Was sie scheinbar nicht wirklich zu stören scheint, außer die Lachanfälle, die meine Kitzelattacken bei ihr auslösen. Fast zögerlich legt sie ihre Hände in meinen Nacken, ich stütze mich mit den Ellenbogen ab und schaue ihr in die Augen. Ihre Hände sind warm, nicht mehr so kalt wie gestern. Ihr halbgeöffneter Mund, ihr Brustkorb, der sich schneller als üblich hebt und senkt, ihre rosigen Wangen machen mich unruhig. Wir wissen beide, was ich will, was sie vielleicht auch will – doch ich habe ihr versprochen, ihr Zeit zu geben und werde meine körperliche Überlegenheit nicht ausnutzen, nicht so.

Als wir uns beide wieder etwas beruhigt haben, Arm in Arm auf der Couch liegen und durch das Fernsehprogramm zappen, frage ich sie das, was mich seit unserer ersten Begegnung im Klinikum beschäftigt. „Wirst du meine Reha betreuen?" Überrascht blickt sie mich an. Als hätte sie mit dieser Frage nicht gerechnet.

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Oh Gott, ich hatte beim Durchlesen selbst so ein debiles Grinsen im Gesicht... Zlatan macht ernst und packt Audrey einfach ein ^^ Der Kerl will es wohl auf keinen Fall wieder vermasseln und auf sie aufpassen <3

Wer aufmerksam genug gelesen hat, wird etwas bemerkt haben, bei ihrem Gespräch. Na? Was meine ich wohl?

Ich hoffe, euch wird es noch nicht zu kitschig ^^

Habt einen schönen Abend,

eure Floraly <3

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