63.
Hallöchen, es geht weiter! Mal sehen, ob Audrey nüchtern auch noch so handzahm ist...
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# Audrey #
Schwerfällig öffne ich die Augen. Sie tun weh, wie mein Kopf und mein Arm. Es dauert eine ganze Weile, bis ich sortiert habe was gestern passiert ist. Traurig blicke ich aus dem Fenster. Und es war doch ein schöner Traum, denn Zlatan ist nicht hier. Seufzend schließe ich wieder die Augen, es wäre auch zu schön gewesen. Wie sehr sich alles in mir diesen Mann wünscht, kann ich an meinem Traum erahnen. Seitdem ich ihn wiedergesehen habe, komme ich nicht davon los. Ich sehne mich nach ihm. Nach meinem starken Schweden. Die aufkommenden Tränen dränge ich mit Mühe zurück. Ich fühle mich elend, zerbrechlich und erschöpft. Mir eingestehen zu müssen, dass ich ein ernsthaftes Problem mit diesen Tabletten habe, erhellt meinen Gemütszustand nicht. Mit geschürzten Lippen schaue ich wieder zum Fenster. Die Sonne ist bereits hoch an den Himmel geklettert, also habe ich schon viele Stunden meines freien Tages verschlafen. Da höre ich ein Klappern aus der Küche. Erschrocken setze ich mich ruckartig auf, spitze die Ohren. Wieder pocht mein Herz schmerzhaft schnell, weil ich nicht weiß, ob mein träger Körper schon wieder in einer Illusion gefangen ist, oder sich dort tatsächlich jemand in meiner Küche zu schaffen macht. Ängstlich schwinge ich meine Beine aus dem Bett, in der Hoffnung, dass sie mich tragen mögen und streife schnell ein Shirt über, weil ich ja nur Unterwäsche anhabe. Dann tapse ich auf nackten Füßen durch den Flur in die Küche. Ich besitze nichts, womit ich mich gegen einen möglichen Eindringling verteidigen könnte, was mich halb wahnsinnig macht. Vorsichtig luge ich um die Ecke und bleibe dann wie erstarrt dort stehen. Mit offenem Mund, weil ich nicht fassen kann, wie real meine Wachträume nun schon sind.
„Guten Morgen, Kleines. Kaffee?" Zlatans tiefe Stimme dringt zu mir durch und ich kann mich nicht rühren, das ist nicht echt, rede ich mir unentwegt ein und zweifle stärker als je zuvor an meinem Geisteszustand. „Oder lieber erst was gegen Kopfschmerzen?", meint er schmunzelnd und kommt auf mich zu. Wie vom Donner gerührt, verharre ich und staune über die Details, die mein Hirn von ihm gespeichert hat, um das alles so real aussehen zu lassen. „Sessa, was hast du denn? Ist alles in Ordnung?", fragt er mich, als er dicht vor mir steht. Er streckt seine Hand nach mir aus, als diese meine Wange berührt, zucke ich zusammen. Sie ist warm. So wie ich es immer wahrgenommen habe wenn er mich damals berührte. Mit großen Augen schaue ich zu ihm auf, kriege kein Wort heraus. Schade, dass ich nicht einmal in meinem eigenen Traum ehrlich sein kann und ihm einfach in die Arme falle, mich an ihn pressen und ihm sagen kann, dass ich noch verrückt werde – ohne ihn. Was auch immer es ist, aber irgendetwas hält mich zurück. „Ich hab mir gestern wirklich Sorgen gemacht", murmelt Zlatan leise und schon schließt er mich in seine starken Arme. Ein unverständlicher Laut verlässt meine Kehle, während ich mich an ihn drücke, meine Hände in seinem Shirt vergrabe und mein Gesicht so fest wie es nur irgend möglich ist gegen seine Brust presse. Tief atme ich seinen Geruch ein, der mir so gefehlt hat. Seine Körperwärme kriecht durch mein Top und ich schließe wieder die Augen. So echt, so wirklich fühlt sich das hier an. Mittlerweile ist es mir egal, ob meine Fantasie außer Kontrolle geraten ist – wenn das das Ergebnis ist, darf sie das gerne für immer. Denn in diesem Augenblick bin ich frei, frei von Schmerz, Schuldgefühlen oder sonstigem Ballast. Mein Herz schlägt ruhig, ohne Eile, ich fühle mich geborgen und wohlbehütet.
„Musst du heute nicht arbeiten?", will Ibra leise wissen, ich schüttle den Kopf. Ich fürchte mich davor, ihm zu antworten – vielleicht verschwindet er dann wieder und ich muss mir darüber bewusst werden, dass ich mir diesen einmalig schönen Moment doch wieder nur zusammengesponnen habe. „Hat es dir die Sprache verschlagen oder wieso sprichst du nicht mehr mit mir?", neckt Zlatan mich jetzt und ich kann an seiner Stimme hören, wie er lächelt. „Nein", entgegne ich kaum hörbar, „ich will nur, dass das hier nicht aufhört. Dass du nicht wieder verschwindest." Eng zieht er mich an sich und flüstert mir ins Ohr: „Das lass dir gesagt sein, das werde ich nie wieder tun. Verschwinden. Okay?" Verwundert sehe ich auf, unsere Blicke treffen sich und ich hänge wieder wie früher an diesem warmen Braun seiner Augen, dass mir eine Gänsehaut bereitet. „Dieses Mal passe ich auf dich auf", fügt er hinzu und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Meine Hände verkrampfen kurz weil mein Herz einige Male stolpert, da ich nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden kann. Ist er hier? Hält er mich tatsächlich im Arm und sagt mir, dass er mich beschützen will? Geschieht das hier in diesem Augenblick? Ist es keine Einbildung, kein Traum?
Zögernd strecke ich meine rechte Hand nach Zlatans Wange aus. Sanft streichen meine Fingerspitzen über diese, gleiten zu seinen Lippen, dann hinab zu seinem Hals. Auf seiner Brust, direkt über seinem Herzen ruht sie dann, nimmt jeden Herzschlag auf. „Du bist hier", flüstere ich, als ich mir gewahr werde, dass ich nicht träume, sondern Zlatan wahrhaftig hier steht und bei mir ist. „Du bist hier", wiederhole ich entgeistert und hebe wieder den Blick, nachdem ich die ganze Zeit meine Hand angesehen habe, die durch Zlatans kräftiges Herz leicht bebt. „Das habe ich dir doch gestern versprochen", entgegnet er lächelnd, doch ich bin zu überfordert, um ihn zu verstehen. „Du ist wirklich hier", gebe ich wir zurück und versuche mich zu sammeln, mich zusammenzureißen. Doch das hier ist ein bisschen viel auf einmal. „Na komm, setz dich erstmal auf die Couch." Mit diesen Worten schiebt er mich in mein Wohnzimmer. Wie festgeklebt hänge ich an ihm, lasse ihn nicht los. Ich kann nicht. Sanft drückt er mich in die Kissen meines Sofas, ich wundere mich über mich selbst, weil ich wenig später wie von selbst halb auf seinen Schoß krabble und mein Gesicht wieder in den Stoff seines Shirts drücke. Es scheint keine Distanz, keine Barriere zwischen uns zu geben, obwohl wir uns so lange nicht gesehen haben und doch eigentlich so viel zwischen uns steht. Vielleicht ist es mein Wunschdenken, dass ich bei ihm meinen so ersehnten Frieden finde, dass ich darauf nicht achte und ihm nur nah sein will.
„Kannst du mir erzählen, was gestern Abend los war?", fragt er, während er mir eine Haarsträhne aus meiner Stirn streicht – so wie gestern Nacht, denke ich und greife nach seiner Hand. Ihre Wärme verleiht mir den Mut etwas zu sagen. „Diese Cynthia... Die hat es auf mich abgesehen. Sie hat alles wieder hochgeholt und dann hatte ich keine Tabletten mehr. Ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich habe sie wieder und wieder gesehen, meinen Vater und Ari. Ich war am Durchdrehen, ich wollte das alles nicht", wimmere ich eher, als dass ich es ihm vernünftig erklären kann. Kurz spüre ich, wie sich seine Hand in meiner verkrampft, doch er hat sich schnell wieder im Griff. „Das darfst du dir nicht gefallen lassen, Kleines. Und was für Tabletten meinst du?" Müde blicke ich ihn an. Selten war ich ihm gegenüber bereitwillig so ehrlich, aber es fühlt sich richtig an. „Die gegen meine Panikattacken und gegen die Albträume. Ich habe sie nach meinem Selbstmordversuch nehmen müssen und kann jetzt kaum noch ohne diese scheiß Dinger!", jammere ich und merke, wie erbärmlich das klingt, weshalb ich mein Gesicht beschämt abwende. „Gibt es einen Arzt, der dich hier betreut?", hakt er nach, ohne mir Vorwürfe zu machen, ohne auf die Aussage, dass ich scheinbar süchtig bin, ernsthaft einzugehen. „Ja", nicke ich, traue mich aber nicht, ihn anzusehen. „Dann musst du das mit dem besprechen, es muss doch eine Möglichkeit geben, dass du davon wieder wegkommst. Und diese Cynthia verdient eine Strafe"; knurrt er. Ich weiß, auch ohne ihn dabei zu beobachten, dass es in seinen Augen jetzt gefährlich blitzt, er ist wütend. „Es tut mir leid", flüstere ich, lehne mich wieder an ihn und schließe die Augen. Es ist mir so egal, wie wankelmütig ich auf ihn, auf den Rest der Welt wirken mag – ich glaube zu wissen, dass nur er es immer gewesen ist, der mir wirklich helfen kann, bei dem ich die Chance hatte, meine zerrissene Seele zu heilen. Ich hatte es nicht wahrhaben wollen, wollte ihn vor mir schützen, doch sein Brief hat mir gezeigt, dass ich ihn damit nur noch schlimmer getroffen habe. Ich muss ihn nicht beschützen, muss nicht dieses Opfer bringen und mich von ihm fernhalten, denn auch er scheint mich zu brauchen, egal ob
ich emotional und psychisch stabil bin oder nicht. Es scheint ihn nicht zu kümmern, er scheint mich so zu wollen, wie ich bin – mit all meinen Macken, meinen Wutausbrüchen, meinen Panikattacken, meiner Herzlichkeit und meiner Leidenschaft.
„Ich wünsche ihr die Pest an den Hals", nörgle ich bitter und höre, wie Zlatan darüber lacht. „Ach sessa, ich meinte zwar etwas anderes, aber ja okay, das ist ein Anfang." Kichernd sehe ich ihn an, er legt seine Hand wieder auf meine Wange und in mir keimt dieses Glücksgefühl auf, das ich nicht mehr verspürte, seit ich ihn ‚verlassen habe'. „Hast du meinen Brief bekommen?" Meine Wange wird heiß, weil ich erröte, was Antwort genug ist. „Und?", bohrt Zlatan weiter, aber ohne zu viel Nachdruck. „Wenn ich das gestern nicht geträumt habe, dann solltest du die Antwort kennen", gebe ich verschwörerisch zurück und erkenne sofort, wie sich seine Miene aufhellt. Ich bin nicht in der Lage, diese Worte jetzt noch einmal zu wiederholen, aber ich meine es genauso, wie ich es ihm gestern gesagt habe – er ist das Einzige in meinem Leben, was jemals gut war, seit ich alles verloren habe. Und, dass ich ihn vermisse. Sehr.
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Awww... Die Zwei ey... Na wenn man Audreys Gedanken so liest - sie kann aben nicht ohne den Mann... Es bleibt abzuwarten, ob die beiden sich zusammenraufen, aber eigentlich stehen die Zeichen ja ganz gut oder?
Hat euch das Pitel gefallen?
Habt einen schönen Tag,
eure Floraly <3
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