120.
Hey meine Lieben, etwas spät, aber hier ist das neue Kapitel! Viel Spaß! <3
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# Zlatan #
Eigentlich will ich mich zu meinen beiden Rackern setzen und ihnen helfen, falls es nötig ist, als mein Handy klingelt. Es ist meine Mutter. Seufzend nehme ich ab – das kann dauern. Und ich habe Recht, es zieht sich. Sie stellt mir so viele Fragen, da wird mir fast schwindelig von. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es dann doch noch, das Gespräch zu beenden.
Verwundert stelle dann fest, als ich mich im Wohnzimmer umsehe, dass Max und Vinc nicht mehr da sind. Die saßen doch am Esstisch und hatten über ihren Hausaufgaben gebrütet? Sofort macht sich Unruhe in mir breit, wie immer, wenn ich nicht weiß, wo meine Jungs sich aufhalten. Dennoch zwinge ich mich zur Ruhe, stehe auf und sehe in ihrem Kinderzimmer nach. Es ist verwaist. Mein Puls beschleunigt sich, ich rufe nach ihnen.
„Ssshhhtt!", höre ich aus meinem Schlafzimmer. Verdattert gehe ich dorthin und sehe dann, dass Vinc neben Audrey im Bett liegt, seine Ärmchen um sie gelegt hat, die Augen geschlossen hat und ebenso regelmäßig atmet wie sie. Er schläft. Max hockt auf der anderen Seite, ebenfalls dicht neben Audrey und so müde, wie er mich anschaut, hat er auch geschlummert. „Nicht so laut, Papa", flüstert er und nickt zu Audrey hinüber, „Sie ist gerade wieder eingeschlafen." Mit hochgezogenen Augenbrauen setze ich mich auf die Bettkante und frage ihn leise: „Was macht ihr denn hier?" Mir ist das wirklich ein Rätsel. Alle sind hier, auch der Hund. Der liegt wie immer vor Audreys Bettseite und schnarcht leise.
„Audrey war so traurig", erklärt mir mein Sohn, „Da haben wir uns gedacht, dass wir sie trösten müssen. Deshalb haben wir uns hierhergesetzt. Und sind wohl auch eingeschlafen." Beinahe sprachlos habe ich ihm zugehört. Sie haben was? Audrey getröstet? Die Güte meiner Jungs überfordert mich ein bisschen, sie sind doch noch so jung. „Was war denn mit Audrey?", will ich vorsichtig wissen, obwohl ich es mir fast schon denken kann. „Sie hat geweint", murmelt mein Sohn und wirkt dabei bedrückt. Liebevoll streichle ich ihm einmal über die Wange und sage: „Das ist wirklich lieb von euch, dass ihr sie getröstet habt." Ich will noch etwas hinzufügen, da unterbricht er mich: „Papa, wieso ist Audrey so traurig?"
Stirnrunzelnd schaue ich ihn an, lasse meinen Blick dann über die schlafende Audrey und Vinc schweifen, der sich an sie gekuschelt hat. Bisher habe ich es vermieden, meinen Söhnen irgendetwas zu erzählen, was mit Audreys schlimmer Vergangenheit zu tun hat Sie sind dafür in meinen Augen viel zu jung, um das auch nur ansatzweise zu begreifen oder viel eher noch – zu verarbeiten. Eine solche Last kann ich ihren jungen Seelen nicht zumuten. Anlügen will ich meinen Sohn dennoch nicht, das ist Bestandteil meiner Erziehung. Nun fragt er so direkt, irgendetwas muss ich ihm sagen.
„Weißt du, Max", ich zögere, weil ich mir nicht sicher, bin, ob ich das richtige tue, „Audrey vermisst ihre Schwester und ihren Vater sehr. Deshalb ist sie sehr traurig. Nicht immer, nur manchmal. Versteht du?" Mein Herz klopft wie wild, ich fühle mich unwohl in diesem Moment. „Aber dann rufen wir sie an. Dann kommen sie hierher, dann muss sie sie nicht mehr vermissen!", schlägt er lächelnd vor und ich muss über seine Unbedarftheit und seine positive Herangehensweise schmunzeln. Es ist gut, dass meine Kinder so eingestellt sind, so positiv und aufgeschlossen. Dennoch muss ich mit dem Kopf schütteln. Mir ist klar, dass ich ihm auf irgendeine Art und Weise die Wahrheit sagen muss, zumindest einen Teil davon, damit er es versteht. Meine Jungs wissen, was es bedeutet, wenn jemand stirbt – leider wissen sie das, aber dennoch will ich sie nicht unnötig belasten. „Max, das geht leider nicht." Wieder mischt er sich ein: „Wieso denn nicht?" Er klingt regelrecht enttäuscht. Seufzend fahre ich ihm durch seine blonden Haare und erkläre ihm dann: „Weil sie nicht mehr leben, mein Kleiner. Sie sind tot. Du weiß, was das bedeutet oder?" Mit großen Augen, der Ausdruck darin bricht mir beinah mein Herz, schaut er mich an. „Sie sind im Himmel?", gibt er unsicher zurück, „Sie kommen nie wieder."
Wie gesagt, er weiß schon, was das bedeutet und sein Gesichtsausdruck verändert sich, er wirkt ernst. Dann dreht er sich zu Audrey um, die mit dem Rücken zu ihm liegt, streicht vorsichtig über ihren Arm und meint: „Deshalb ist sie so traurig. Das tut mir so leid." Mir wird wieder bewusst, wie eng auch die Bindung zwischen Audrey und meinen Jungs mittlerweile schon geworden ist, ohne dass ich irgendetwas dafür tun musste – es ist von ganz allein geschehen. Seine Empathie macht mich rührselig, ich weiß nicht wieso.
„Aber Papa", wendet er sich nun wieder mir zu, seine Miene hellt sich etwas auf, „sie muss nicht traurig sein. Jetzt hat sie doch uns. Du hast sie doch so lieb, dass du immer bei ihr sein wirst. Und wir auch. Dann fühlt sie sich nicht mehr allein und ist wieder fröhlich, ja? Papa, du bleibst bei ihr, ja?" Mit seinen großen Augen blickt er mich an, ich halte den Atem an, um nicht in Tränen auszubrechen, das hier ist zu viel. Mein Achtjähriger sitzt hier vor mir und erklärt mir, wie die Welt zu funktionieren hat, weil es für ihn so einfach ist. Und vielleicht ist es das sogar. Möglicherweise kann es so einfach sein. Wortlos nehme ich ihn in den Arm, drücke ihn fest an mich und entgegne dann leise: „Ja mein Junge, ich möchte bei ihr bleiben und ich finde es ganz toll von euch, dass ihr Audrey helfen möchtet. Ihr müsst das nicht, aber sie freut sich sehr darüber. Es tut ihr gut. Ich bin sehr stolz auf euch, Großer." Grinsend kuschelt er sich an meine Brust und murmelt dann schläfrig: „Wir sind doch eine Familie, Papa. Wir sind doch alle eine Familie."
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Ich lasse das Kapitel einfach mal für sich sprechen.
Bin sehr gespannt, wie ihr es findet.. Lasst es mich wissen <3
Alles Liebe,
eure Mercy aka Floraly <3
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