112.
Huhu meine Lieben, weiter geht es! Was ist passiert? Hat Audrey wieder die Kontrolle verloren und sich etwas angetan? Lest selbst! <3
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# Zlatan #
Audrey hockt zusammengekauert am Boden, die Verbände sind abgewickelt und liegen zerstreut um sie herum. Überall sind Blutflecken, auch vor ihr auf den Fliesen. Mit geschlossenen Augen rührt sie sich nicht, als ich neben ihr auf die Knie sinke, sie anspreche, an ihrer Schulter rüttle. Sie ist blass, ihr Gesicht schweißnass. Atemlos prüfe ich ihren Puls am Hals, er ist kräftig, aber zu schnell. „Audrey! Was ist los?", will ich wieder wissen, drehe ihr Gesicht an ihrem Kinn in meine Richtung. Ächzend stöhnt sie auf, öffnet einen Spalt die Augen und wimmert leise: „Es hat so weh getan!" Diesen Satz wiederholt sie immer wieder, bis er schließlich in einer Art Murmeln untergeht.
Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken, als ich sie so sehe, so gebrochen und am Ende. Was ist hier passiert? Was hat sie getan? Ich kann es mir nicht erklären. Für einen weiteren Selbstmordversuch, eine Selbstverletzung ist hier zu wenig Blut. Aber irgendetwas stimmt hier nicht. Bereits die Haut an ihrem Hals erscheint mir heiß. Als ich meinen Handrücken an ihre Stirn halte, bemerke ich sofort, sie glüht regelrecht. Fieber. Audrey hat Fieber? Ihr blasses Gesicht heute Morgen schob ich auf die Nervosität. Die verschwitzte Stirn nach dem Aufwachen auf eine unruhige Nacht. Doch das kann es nicht gewesen sein, wenn es ihr jetzt so schlecht geht!
So behutsam wie möglich nehme ich eine ihrer Hände, betrachte sie und dann wird mir klar, was sie mit: „Es hat so weh getan", meinte. Viele ihrer Wunden, ihrer tiefen Schnittverletzungen haben sich entzündet. Gerötet, heiß und feucht stellt sich das teils zerklüftete, wunde Fleisch ihrer sonst so zarten Hände dar. Schlagartig überkommt mich eine widerliche Übelkeit, ich muss tief durchatmen, um das zu ertragen. Eine Infektion? Hat sie deshalb die Verbände heruntergerissen? Weil sie so starke Schmerzen hatte? Einige der Nähte konnten sich aufgrund der Infektion nicht halten, haben sich gelöst, was dazu führt, dass die Wunden wieder aufklaffen und bluten. Entgegen meiner ersten Vermutung hat Audrey sich nicht selbst verletzt, aber sie leidet.
Das, was ich jetzt weiß – sie braucht Hilfe. Von einem Arzt, am besten einem Chirurgen. Mir fällt nur einer ein, dem ich Audrey anvertrauen würde, deshalb überlege ich nicht lange, ignoriere mein vor Sorge sich krümmendes Herz, was dabei schrecklich zieht, greife ihr unter Knie und Rücken, hebe sie hoch. Schlaff, ohne jegliche Anspannung ihrer Muskeln hängt sie in meinen Armen, mir kommen beinah die Tränen, weil ich es nicht aushalte, sie so zu sehen. Wieso meine Kleine? Was hat sie der Welt getan, dass immer sie diejenige ist, die so etwas durchmachen muss? Dennoch schafft es mein Körper sich nicht von diesen Gedanken gefangen zu nehmen, sich ihnen zu ergeben – so trage ich Audrey zum Auto, bette sie vorsichtig in einer Decke auf der Rückbank und fahre dann zum Klinikum.
Ebenso, wie ich sie zum Auto trug, bringe ich sie dorthin. Sie hängt in meinen Armen, hat die Fahrt über kein Wort gesagt, nur als ich sie wieder hochhob, stöhnte sie leise vor Schmerz. Oder Fieber. Ich weiß es nicht. „Rufen Sie Dr. Dardys!", befehle ich der jungen Schwester, die mich entgeistert anstarrt, als ich mit Audrey im Arm hereinkomme, gehetzt und mittlerweile selbst leicht verschwitzt von der Aufregung und der Angst um die Frau, die ich liebe. Irgendjemand will mich dazu bringen, sie auf einer Liege abzulegen, was ich abwehre. Solange sie spürt, dass ich bei ihr bin, wird sie nicht aufgeben. Ich erinnere mich daran, wie sie mir eines Nachts ins Ohr flüsterte: „Wenn ich dein Herz schlagen höre, weiß ich, mir kann nichts mehr passieren. Es ist der schönste Klang auf der ganzen Welt für mich."
Nur zwei Minuten später eilt der Doc mir entgegen, er fragt nicht viel, sondern lotst mich direkt in einen der Behandlungsräume. Nachdem die Tür sich hinter uns geschlossen hat, muss ich ihm berichten, was passiert ist. So gut es geht, versuche ich ihm zu schildern, was ich weiß. Viel ist es nicht. Während er Audreys zerschundene Hände untersucht, schlägt sie plötzlich wieder die Augen auf und jammert. In ihre Schmerzäußerungen mischen sich Worte. Irgendwann gelingt es ihr einen Satz hervorzubringen: „Monsieur, bitte – bitte glauben Sie nicht, was über mich geschrieben wird. Ich will leben." Den Atem anhaltend beiße ich mir auf die Zunge, um einen Aufschrei zurückzuhalten. Das alles belastet Audrey zusätzlich, der Schund aus der Presse. Ihre Aussage, sie wolle leben, reißt an meinen Nerven, bringt mich beinah um den Verstand. Denn das hier – dieses Szenario hat sich nicht selbst heraufbeschworen, sie wollte sich nichts antun.
„Das sieht schlimm aus, Zlatan", sagt der Doc mit gerunzelter Stirn zu mir. „Was passiert jetzt? Sagen Sie mir, dass Sie ihr helfen können!", bitte ich ihn eindringlich, er lächelt leicht, klopft mir auf den Oberarm und entgegnet: „Natürlich helfen wir ihr. Aber sie muss hierbleiben. Wir werden eine Wundauffrischung vornehmen, alles säubern, neu vernähen. Sie bekommt Infusionen, Medikamente. Wir kriegen das wieder hin, aber sie muss bei uns bleiben. Ambulant geht das nicht. Wir müssen herausfinden, weshalb sie so hohes Fieber hat." Trotz meiner inneren Gegenwehr, weil ich Audrey nicht allein hier zurücklassen will, breitet sich eine Woge der Erleichterung in mir aus. Sie werden ihr helfen, sie wird wieder gesund. „Ich kümmere mich um sie, Zlatan. Versprochen", fügt er noch hinzu, vermutlich ist ihm mein besorgter Gesichtsausdruck nicht entgangen. „Danke", murmle ich tonlos, mir ist schlecht, ich muss mich einen Augenblick an der Wand hinter mir abstützen, um mich zu sammeln. Einige Schwestern eilen an mir vorbei, sind hektisch am Machen und Tun. Audrey soll woanders hingebracht werden. „Kann ich bitte noch einen Augenblick bleiben? Nur kurz?", frage ich, Dr. Dardys nickt, gibt seinen Angestellten ein Zeichen, die wieder hinausgehen, sodass ich wieder mit Audrey alleine bin.
Schweigend sehe ich sie an. Dieser Anblick brennt sich in mein Herz, hinterlässt ein Loch, das sich mit Sorgen und unguten Gefühlen anfüllt. „Sei tapfer", flüstere ich, streiche ihr sanft über die Wange, beuge mich vor und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich, sessa", bringe ich mühsam hervor, meine Kehle wird von den aufsteigenden Tränen zugeschnürt. Mit einem letzten sorgenvollen Blick verlasse ich den Behandlungsraum. Ich will dich nicht alleine lassen, denke ich mit schmerzendem Herzen und kalten Fingern, als ich mitansehe, wie die Schwestern Audrey auf der Liege auf den Gang hinausrollen und dann um eine Ecke verschwinden. „Komm in ein paar Stunden wieder, Zlatan. Es wird ein bisschen dauern, bis wir so weit sind. Okay?", meint der Doc zu mir, lächelt mir ein weiteres Mal aufmunternd zu. Ich nicke zwar, gehe aber nicht. Ich kann nicht.
Seufzend fahre ich mir durch die Haare, lasse mich auf einen der Stühle im Gang sinken. So lange wie ich kann, werde ich warten. Auch wenn ich mich in solchen Situationen in Krankenhäusern so unwohl fühle. Ich will bei ihr sein, wenn sie die Augen wieder aufschlägt. Nach etlichen Telefonaten habe ich endlich eine Lösung gefunden, wo meine beiden Jungs heute unterkommen können. Helenas Eltern gehen nämlich partout nicht ans Telefon. Sie werden bei David übernachten. Er kennt die beiden, sie mögen ihn sehr und außerdem ist seine Mutter ganz vernarrt in die beiden – es wird ihnen gut gehen. Meine Gedanken kreisen unablässig um Audrey, ich gehe beinah daran kaputt.
Es vergehen über zwei Stunden, bis der Doc wieder auftaucht und mir mitteilt, dass Audrey alles gut überstanden hat, sie versorgt wurde und nun in ihrem Zimmer liegt. Ich erfrage die Zimmernummer und mache mich dann auch direkt auf den Weg dorthin, obwohl er mir sagt, dass sie wahrscheinlich noch schlafen würde – von der leichten Narkose, die er ihr doch hatte geben müssen. Ich biege gerade um die Ecke in den Flur, der zu Audreys Zimmer führt, als ich einen markerschütternden Schrei vernehme, von dem sich meine Nackenhaare aufstellen, mein Herz sofort zu rasen beginnt. Audrey.
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Arme Audrey :( Ihr geht es schlecht, da hat sie mal wieder verschwiegen, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Zlatan sorgt sich ganz fürchterlich um sie, dreht ja beinah durch. Die beiden sind mittlerweile sehr eng miteinander verbunden.
Der Cliffhanger ist gemein, ich weiß... Was könnte sein? Warum schreit das arme Ding?
Wie fandet ihr das Pitel? Kann man Zlatans Gefühle nachvollziehen?
Ist es okay, dass mehrere Kapitel aus Zlatans Sicht kommen oder wollt ihr lieber wieder dir von Audrey? Also die ganze Zeit?
Bis morgen meine Süßen,
eure Mercy aka Floraly <3
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