Kapitel 7

Sicht Julia

Durch wildes im Bett hin und her gespringe, erwache ich unsanft aus einem traumlosen Schlaf. Müde irgendetwas vor mich hin grummelnd und brummend drehe ich mich auf die Seite, weg von dem springenden etwas auf meinem Bett und drücke den Kopf stöhnend noch etwas tiefer in mein Kissen. Wie viel Uhr ist es, dass man nicht mal ausschlafen kann? Ich will doch nur das. Ausschlafen. Weiter schlafen! Das kleine Monster das sich anhand seiner süßen Stimme, als den Sohn von meinem Verlobten entpuppt, ruft irgendetwas, was sich verdächtig nach „Julia!" anhört. Das ganze lässt mich nun doch kurz die Lippen nach oben zucken. Niklas muss mich Gestern Abend einfach schlafen gelassen haben und dann kurz Max von Ben und Zoe geholt haben. Wie lieb er doch zu mir ist! Auch wenn ihm Max herumgespringe und -gerufe gerade noch weniger zu gefallen zu scheint, als mir. Er murmelt seinem Sohn leise etwas zu. So leise, dass ich ihn zwar nicht verstehe, aber an dem Klang seiner leisen Stimme kann ich trotzdem eine unfassbare Eindringlichkeit hören. Das ganze endet damit, dass Niklas mir einen Kuss hinters Ohr drückt und mir dorthin ein leises: „Schlaf' weiter, meine süße!" haucht. Woher auch immer er schon wieder weiß, dass ich wach bin. Schließlich habe ich mich nicht grundlos, nicht bewegt. Naja, egal. Keine zehn Sekunden später geht die Tür wieder zu und es wird wieder still im Schlafzimmer. Seufzend drehe ich mich noch auf Niklas Seite und schlinge die Decke wieder enger um meinen Körper, bevor ich auch schon wieder einschlafe.

Als ich das nächste mal wach werde, ist es weder ein auf dem Bett herumtollender Max noch irgendetwas anderes Geräusche verursachendes was mich weckt. Es ist meine innere Uhr, die mir sagt, es sei langsam mal Zeit zum Aufstehen. Mittlerweile habe ich mich wieder fast über das gesamte Bett gerollt, bis an den Abgrund der anderen Seite. Also von Niklas, auf der ich eingeschlafen bin, bis wieder zu meiner auf der sich, wenn ich zur Wand sehe die großen Fenster, die unser Schlafzimmer tagsüber erleuchten, befinden. Normalerweise sind die Rolläden hier Morgens noch zu, da sie genau in den Osten, wo die Sonne aufgeht, zeigen, doch Niklas scheint sie schon aufgemacht zu haben. Verschlafen blinzele ich gegen das helle Licht, welches die Sonne in unser Zimmer schickt. In dem Moment in dem ich endlich das ganze Zimmer sehen kann, lasse ich mich seufzend erneut zurück in mein Kissen fallen. Mit den Füßen angele ich nach dem linken Vorhang um ihn vorsichtig aufzuziehen. Als das geschafft ist, muss ich Lächeln. Der Ausblick hier ist echt wunderschön! Nicht, weil da irgendetwas besonderes ist, sondern, weil ich einfach auf den ganz normalen Erfurter Alltag und Tumult schauen kann. Wer braucht schon Wald und Wiese, als Ausblick, wenn man das Leben haben kann?

Lächelnd bleibe ich noch ein paar Minuten so liegen, bis mein Blick wie von alleine auf den Wecker fällt. 12 Uhr?! Erschrocken springe ich auf. Die gemütliche Atmosphäre von eben ist wie weggeblasen und auch die Sonne wird gerade von einer der vielen kleinen, weißen, luftigen Wölkchen im Himmel verdeckt. Hastig krame ich mir Unterwäsche, wie Jeans und Langarm-shirt aus meinem Schrank und ziehe sie über. Die Dreckwäsche wird achtlos in den Wäschekorb hier im Zimmer geworfen und mein Schlafanzug, also ein T-shirt von Niklas, wird über die Schulter, auf (hoffentlich) mein Bett geworfen. Ich muss seit 1h auf der Arbeit sein! Warum hat Niklas mich nicht geweckt!? Er weiß doch, dass ich auf die Arbeit muss. Das kann ihm doch nicht egal sein. Genervt und abgehetzt reise ich die Tür in den Flur auf und stürme ins Wohnzimmer, unter dem Vorsatz Niklas mal ordentlich zu sagen, dass das nicht okay ist! Nur, weil er mein Verlobter und Vorgesetzter ist, kann und soll er nicht meinen ICH kann oder will mir daraus irgendwelche Vorteile ziehen!

Den Mund schon offen und Niklas gegenüberstehen, will ich ansetzen. Doch noch während ich entrüstet „Ich!" sage, übermannt mich eine unfassbare Übelkeit. Da war ich dann wohl doch ein wenig schnell für meinen Schwangeren Körper unterwegs. Ich schlucke und schlage mir die Hand vor den Mund, um mich dann zu beeilen wo hinzukommen, wo ich das wovon mein Magen denkt, er müsse es jetzt loswerden, loswerden kann. In dem Fall habe ich mich für das weit entfernteste, das Bad und die darin liegende Toilette, entschieden. Kaum bin ich dort und der Toilettendeckel ist oben, kommt all das besagte nur so aus mir heraus geschossen-und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Peinlichkeit meines Auftrittes eben, wird mir erst bewusst, als, sehr wahrscheinlich, Niklas an der Tür klopft. „Julia?" Es ist Niklas. Ich bleibe stumm, wie gerne ich mich jetzt die Toilette runterspülen würde. Trotz der beschissenen Situation muss ich schmunzeln. Das ganze erinnert mich irgendwie an die Situation an meinem Geburtstag. Als Theresa, Niklas rausgeworfen hat (Grr!). Ich ihm dann hinterher gerannt bin und wir schließlich durch den strömenden Regen doch zurück mir sind, als ich ihn gefunden hatte. Wir waren beide so durchnässt, dass ich ihm kurzer Hand ein altes T-shirt von Ben und die Hose meines Vaters, die er ein paar Wochen zuvor bei mir in einer ähnlichen Situation vergessen hatte, zum anziehen gegen habe. Ich war vor Niklas fertig und habe dann aus meinem Schlafzimmer hinaus zu ihm gelinst. Er hat mich entdeckt. Das war mir so peinlich, dass ich mich daraufhin im Bad eingeschlossen habe. Naja, nicht direkt daraufhin, erst, als ich dann auch noch angefangen habe wie blöd rumzustottern, habe ich mich im Bad eingesperrt. Auch damals hat Niklas geklopft und nach mir gefragt. Ich selbst hatte überlegt, wie ich ich mich am besten die Toilette runtergespült bekomme. Auch, wenn man sagen muss, dieses mal wäre das dann schon um einiges ekliger!

„Julia! Ist alles okay?" „Ich... Ja! Ja! Warte kurz." Seufzend richte ich mich aus meiner hockenden Position auf und drücke auf die Spülung. Weg damit! Dann wasche ich mir noch schnell den Mund aus, bevor ich die Tür öffne und Niklas unschuldig und mit großen Augen anschaue. Doch der scheint noch nicht locker zu lassen wollen: „Julia? Was ist da eben passiert?" Er wirkt wirklich verwirrt. „Ich.. Ähm-" Peinlich berührt wische ich meine noch nassen Hände, seitlich an meinen Klamotten ab. „Ich wollte Dich eigentlich, mal fragen, warum Du mich vor Dienstbeginn nicht weckst! Aber-" Niklas macht den Mund auf. Er möchte es wohl erklären, doch ich lege ihm schnell einen Finger auf die Lippen. „Aber, naja. Mein Magen hatte andere Pläne mit mir." Immer Noch unschuldig lächelnd, nehme ich meinen Finger wieder von Niklas Lippen. „Jetzt, darfst Du erklären!" erkläre ich nun mit einem fragenden Grinsen im Gesicht. „Ja, Julia? Ich habe dich krank gemeldet! Nach Gestern..." Er bricht kopfschüttelnd ab. Weiß wohl nicht wie er mir das alles richtig erklären soll. „Du hast den Schlaf gebraucht." Er startet, in meinen Augen nach Hilfe und Verständnis suchend, einen neuen Versuch. „Ich will doch nur das Beste für Dich. Tut mir leid. Ich hätte trotzdem mit dir reden sollen..." Seufzend beendet er so auch diesen. Doch ich schüttele lächelnd mit dem Kopf. „Du musst Dich nicht entschuldigen." Verliebt lächelnd fange ich an Niklas in die Augen zu schauen und ihm über die Wange und den Dreitagebart zu streicheln, als ich weiter rede. „Auf der Arbeit wäre ich heute sowieso nicht zu gebrauchen gewesen." Auf die eigene Erkenntnis stolz, wird mein Lächeln noch etwas breiter. „Danke, dass Du mich hast ausschlafen lassen." Nun lächelt auch Niklas wieder. „Danke!"

Niklas und mein Moment wird von seinem kleinen Mann gesprengt. „Julia!" Der kleine fängt an meine Beine zu umarmen. Schmunzelt beuge ich mich zu ihm nach unten und hebe ihn hoch. „Guten Morgen, Du kleiner Wirbelwind!" Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Niklas über diese Bezeichnung schmunzelnd nickt. Schon im nächsten Moment, schafft er es irgendwie sich über Max hinweg zu beugen und mich zu küssen! Von innen heraus breitet sich eine unfassbare Wärme und Geborgenheit in meinem Körper aus. Ich bin hier. Mit den Menschen die ich liebe. Und ich werde so einen kleinen Menschen auf die Welt bringen! Im Moment bin ich einfach glücklich. Über alles! Und dankbar, dass alles so gelaufen ist. Mit Niklas. Dass ich ihn habe. Einfach dankbar und glücklich! Über so vieles, dass ich es nicht mal in Worte fassen kann, weil ich einfach nicht fertig werden würde!

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