Kapitel 61

Erst einmal freut es mich, dass ihr alle wieder hierher gefunden habt!

Ich bin grad dabei, die Story von vorne nochmal durchzulesen und mir ist etwas aufgefallen, was das jetzt noch Kommende betrifft. Mein "Fokus" hat/musste sich dafür ändern. Bis vor ein paar Kapiteln ist ganz viel Privat passiert, also in deren privaten Umfeld. Zuhause, im Zoo, in Restaurants, in der Klinik von Dr. Wehmeyer - Alles "private"-Orte. Jetzt wird allerdings viel im Krankenhaus passieren. Was ihr auch bemerken werdet, vielleicht bereits habt. Das macht für euch insofern einen Unterschied, dass es diese ganzen Gedanken-monologe ehr in wirklich dazu vorgesehen Kapiteln geben wird, da dass im Klinikalltag schwierig einzubauen ist. -Es wird sie aber geben!-

(für mich ist das auch eine Umstellung)

Außerdem bin ich endlich Mal wieder zum Vorschreiben gekommen und habe dabei die vorherigen Kapitel gelesen und ich weiß, dass ich mich wahrscheinlich erstmal Ärgern würde - über den Verlauf. Das hat so alles aber seinen Sinn und es wird sich aufklären. Stück für Stück.

Zum einen kann man sich, wenn man sich in die Situation hineinversetzt eigentlich auch selber zu einem logischen Resultat kommen, zum anderen wird es aber im laufe der 3 Tage (und später) alles auch nochmal erklärt. Die Tage haben allerdings etwas über 20 Kapitel. Das ist viel, vielleicht zu viel. Allerdings müssen auch 5 bzw. mit Paula 6 Leute untergebracht werden und deren Gedanken mehr oder weniger nachvollziehbar sein, deren Geschichte erzählt werden muss. Besonders der ersten beiden Tage ziehen sich eine Weile, der dritte ist noch nicht geschrieben, aber der dürfte gehen. Zumindest von der "Vorgeschichte" -dem jetzigen- her. Was dann kommt, kann ich euch jetzt noch nicht verraten - Ein paar Kapitel, ich schätze es schon Mal auf gut 15 bis 20 wird es aber auch haben.

Soweit so gut. Wenn euch aber was ärgert, raus damit! Ich freue mich und kann dann schön vor mich hin grinsen. Wenn euch außerdem etwas auffällt, das vielleicht inhaltlich keinen Sinn, dann sagt mir das bitte -Ich musste auf so viel aufpassen, dass es gut sein kann, dass ich etwas vergessen habe.

LG

Fragen bitte hier

~~~

Für dieses Kapitel wichtig sind alle Information um und mit dem Fall Mira Höffling.

Sicht Ben

Mira und ich mussten uns vor dem CT in einer nicht enden wollenden Schlange einordnen, aus Patienten/-Innen, die auch zu Diagnose zweckdienlichen Bildern in den Apparat mussten. Ich hatte Leyla dort geschrieben, ihr gesagt, dass ich eine Weile brauchen werde, bis ich zu ihr ins Ärztezimmer kommen kann, um den Fall zu besprechen. Und ich hatte Recht behalten. In etwas über einer halben Stunde sind Mira und ich nach anfänglichem Schweigen immer tiefer von dem einen ins nächste Gespräch gerutscht. In erster Linie über ihre Eltern, die Situation hier im Krankenhaus. Sie hatte zugegeben, dass sie Angst hatte. Dass sie ihre Mutter und ihren Vater trotz allem oft schrecklich vermisst und es sie beruhigen würde, wenn sie hier wären. Aber auch, dass "hier sein" für die beiden eine andere Bedeutung hatte, als für sie und es sorgt noch immer dafür, dass es sich in meiner Brust anfühlt, als würden kleine Ameisen darin herum rennen. Das Ganze, ihre Eltern, sie,  erinnert mich viel zu sehr an meine Eltern, mich.

Für ihre Eltern wäre es schon ein "Wunder", überhaupt einmal ans Telefon zu gehen und sich anzuhören, was mit ihrer Tochter ist. Mira hat geseufzt und sichtlich um ihre starke Fassade gerungen. Eine starke Fassade, die man erfahrungsgemäß braucht, wenn einem nach und nach immer mehr bewusst wird, wer die eigenen Eltern wirklich sind und eine, die man behält, um nicht darin zu ertrinken. Weiter zu machen.

Als ich jetzt bei Leyla ankomme, die bereits auf mich gewartet hat, gehen mir ihre traurigen Augen, die im Laufe der Worte die zwischen uns gewechselt worden sind immer mehr von dem fröhlichen Strahlen, das sie zuvor in sich trugen verloren hatten, immer noch nicht aus dem Kopf.

„Und?"

Meine Freundin hat ein fröhliches Lächeln im Gesicht und errät, dass ich es bin, der die Türe gerade hinter sich zu macht, noch bevor sie sich umgedreht hat. Auf dem Bildschirm an der Wand sind, wie ich mit einem Blick auf die Daten zu dem oder der Patienten/-In feststelle, bereits die CT-Bilder von Mira.

Während ich mich seufzend auf die Coach setze, erblicken Leylas braune Augen mich. Sie tragen etwas aufforderndes, erwartungsvolles in sich und zeigen mir einmal mehr, dass ich gerade auf der Arbeit bin. Meine wirren, in meinem Kopf hin und her fliegenden Gedanken, werde ich später ordnen müssen. Die aufgewirbelten Gefühle, wieder ordentlich verstauen. 

„Mira und Paula leben in einem Internat hier in Erfurt. Sie hat uns gebeten dort anzurufen, sobald wir genaueres über ihren gesundheitlichen Zustand wissen. Sie hat mir die Nummer des Unternehmens, das ihre Eltern leiten, gegeben, weil sie meint, dass wir dort am wahrscheinlichsten jemanden erreichen. Sie sind dort viel beschäftigt und haben sie deswegen auch in das Internat gebracht.. Zu der medizinischen Vorgeschichte ihrer Eltern, geschweige denn ihrer Familie konnte sie mir nichts sagen. Ansonsten weiß sie auch von keinen Allergien oder Krankheiten, die sie selbst hat. Vielleicht hilft uns da die Akte von ihrem Kinder- oder Hausarzt." Fast gleichzeitig, wie meine Worte verstummen, dreht Leyla ihren Kopf zu dem Konferenztisch. Sie hat sich inzwischen an dem Zweiten, direkt unter dem Bildschirm angelehnt und erst jetzt stelle ich fest, dass auch Niklas bei uns sitzt. Er hat eine Patientenakte vor sich liegen, die er jetzt in meine Richtung hochhebt und ich verstehe sofort. Miras alte Patientenakten.

„Während du mit Mira beim CT warst, haben wir die schon angefordert." Ich nicke auf die Erklärung meiner Freundin nur, nicht in der Lage zu hinterfragen, warum sie Niklas hinzugezogen hat, weil ich in Gedanken erneut bei Mira bin. Wie Paula sich gefreut hat, als sie wieder zu unserer Patientin durfte. Ihr dankbarer Blick. Miras Lächeln, das mir klargemacht hat, dass Paula kaum etwas von dem weiß, was sie mir zuvor gesagt hat.

„Hast du schon probiert ihre Eltern zu erreichen?" Wieder ein Nicken meinerseits. Auf Leylas fragenden Blick im Anschluss ein Kopfschütteln. „Der Herr am Empfang hat gesagt, ich soll es später nochmal versuchen. Wichtiges Meeting oder so." Ich zucke mit den Schultern. Ehrlich gesagt hatte ich schon, nach der ersten Reaktion nicht mehr zugehört. Die Art wie er Luft zum Antworten geholt hat, war genug gewesen. Es war die Gleiche, wie die der Pfleger/-Innen in der Klinik meiner Eltern, wenn sie mir sagten, dass die beiden gerade im OP waren.

Den skeptischen Blick den Julias Mann Leyla gleich darauf zuwirft, bemerke ich kaum. Ihr Schulterzucken hingegen umso deutlicher. Mein davor starr auf die Ecke des Tisches an dem Leyla steht gerichteter Blick, fliegt zu den beiden Freunden, die ihre stumme Konversation sofort beenden und ebenfalls zu mir sehen, bis die Türe nach kurzem Klopfen aufgeht und meine beste Freundin mit ihrem Tablett in der Hand den Raum betritt und damit dafür sorgt, dass sie alle zu ihr wandern. „Stör ich?" Ihre schokoladenbraunen Augen treffen erst auf Niklas, dann auf Leylas und schließlich bleiben sie an meinen hängen. Als hätte sie eine Ahnung, dass die Situation angespannter ist, als sie aussieht formt sie mit einem Lippen ein „Alles ok?" wartet auf mein, zugegebenermaßen wahrscheinlich nicht sehr überzeugenden Nicken, bevor sie die Türe hinter sich schließt. Leyla hat ihr inzwischen versichert, dass es okay sei, wenn sie hier ist. Ohne noch etwas zu sagen setzt sie sich also zu Niklas an den Tisch und schiebt ihm das Tablet herüber. Doch dieser schüttelt mit dem Kopf. „Warte noch 5 min. Wir besprechen das gleich."

Und dann sind endgültig alle wieder bei dem Grund, weswegen sich überhaupt erst 3 Ärzte/-Innen hier versammelt haben. Mira Höffling.

„Miras Bilder sind in der Zeit, in der du sie noch auf ihr Zimmer gebracht hast, schon gekommen. Wir haben schon Mal drüber geschaut..." Leyla dreht sich zurück zu den Bilder und ich lehne mich, aus Julias Blick, der besorgt erneut bei mir angekommen ist, fliehend, nach vorne; die Arme auf meinen Beinen und ihrem Finger in Richtung der Auffälligkeit die sie scheinbar gefunden haben, folgend. „Siehst du das?" Er kommt zum stillstand, als meine Freundin ihren Kopf zu mir dreht. Ein paar Sekunden betrachte ich dabei noch die projizierten Bilder, dann antworte ich mit einem ergebenen: „Eine Fistel. Zwischen Darm und Harnblase. Sie muss operiert werden." Selber hörend, dass ich mitgenommener klinge, als ich oder gar die anderen Personen im Raum erwartet hätten.

Trotzdem nicken sowohl sie meine Freundin als auch Niklas. „Ben, du probierst bitte unbedingt weiter ihre Eltern zu erreichen. Momentan ist sie stabil, aber das kann sich jederzeit ändern." Leylas Anweisungen dringen wie durch einen Schleier zu mir hindurch. Das ist einer der Behandlungen, für die wir die Einverständnis ihrer Eltern brauchen und sie wird das hassen. „Ich würde sie zu Beobachtung auf die ITS legen. Dort ist sie besser versorgt und ihr könnt schneller eingreifen." Niklas Worte unterbrechen meinen noch nicht beendeten Gedankengang und obwohl mir bewusst ist dass der Vater, meine Freundin die schon dabei ist zuzustimmen Recht haben, kann ich mir vorstellen, dass eine Verlegung auf die Intensivstation bei Mira und Paula für Aufregung sorgen wird.

„Was machen wir mit Paula?" Ohne das ich groß darüber nachgedacht habe, schwebt meine Frage aus meinem Kopf hinaus in den Raum hinein. Leyla nickt, Niklas wendet sich schulterzuckend ab -eine Entscheidung, die nicht er zu treffen hat-, und Julia ist verwirrt. Während auch in meinem Kopf verschiedenste Regelungen, die nicht unbedingt zu der Lösung auf die ich hoffe, passen, murmelt meine Freundin und Oberärztin ein leises. „Streng genommen, gehört sie nicht zu der engsten Verwandtschaft...." Schneller, als ich es begreifen kann landen meine Augen bei Leyla, öffnet sich mein Mund zu einem aufgebrachten: „Streng genommen hat sie aber auch niemand anderen, der bei ihr ist! Und wir wissen alle, dass es wichtig ist, dass sie unterstützt wird. Außerdem sehen die Bilder ganz noch Morbus Chron aus?"

Leyla hebt, als will sie meine Worte so sanfter bei sich ankommen lassen, die Hände schützend vor sich. „Ja. Das ist richtig. Der Test ist schon angeordnet. Ich weiß worauf du hinaus willst, aber Paula ist ebenfalls 16. Das ist für den Anfang zumindest nicht die Betreuung, die Mira braucht." Auch dieses Mal ist mir bewusst, dass sie Recht hat, doch gleichzeitig glaube ich nicht, dass die beiden sich einfach so trennen lassen würden.

Niklas beteiligt sich noch bevor ich noch etwas sagen kann, wieder an dem Gespräch. „Ich bin da voll bei Leyla." Einen kurzen Moment sehen sie sich vielsagend an. Dann spricht er in meine Richtung gewandt weiter. „Ich glaube aber auch das Ben bezüglich der Personen, die bei ihr sein werden, nicht ganz Unrecht hat. Ich habe die beiden Mädchen nicht kennengelernt, aber das, was du, Leyla, mir erzählt hast, klingt so, als wären sie sich wichtig. Und so lange wir nichts von ihren Eltern gehört haben, von denen wir auch nicht wissen, ob sie am Ende zu ihrer Tochter gehen oder einfach wieder verschwinden-" Er zuckt mit den Schultern, im Gegensatz zu vorher nicht weil er nicht weiß, was er denkt ist richtig, sondern weil er nicht weiß, wie er sich am besten ausdrücken soll. „Ich denke nicht, dass man sie trennen sollte."

Meine Freundin seufzt. „Ich werde mit Prof. Pazelt reden. Sie muss ihr eine Ausnahmeberechtigung geben, ich denke aber nicht, dass das ein Problem sein sollte." Es ist das letzte das wir besprechen, bevor erst Leyla wohl auf dem Weg zu unserer Chefärztin das Ärztezimmer verlässt. Niklas aufsteht, noch ein „In der Akte steht übrigens auch nichts auffälliges." anmerkt und Julia für in 5min in sein Büro bittet, die in der Zwischenzeit auch aufgestanden ist. Allerdings nicht um unseren beiden Vorgesetzten zu folgen, sondern um sich zu mir auf die Coach zu setzen.

Als die Türe kurz darauf wieder zugeht, fällt mein Kopf wie von alleine gegen die Lehne eben dieser. Der ganze Tag ist so viel anstrengender, als heute Morgen erwartet, Meine Augen sind geschlossen, als meine beste Freundin im nächsten Moment ihre Hand auf meinen Unterarm legt und ihn vorsichtig einmal drückt und erst, als sie dieses Mal direkt fragt, was los sei, öffne ich sie wieder. Schüttele jedoch schon im nächsten Moment mit dem Kopf, da ich es nicht wirklich erklären kann; möchte. „Schon okay." Mit der Gewissheit, dass Julia sich nicht geschlagen geben wird, wenn ich weiter bei ihr bleibe, stehe ich auf, werde jedoch gleich darauf an der Hand erneut von ihr zurück gehalten.

Mit ihren großen Augen sieht sie mich durchdringend an und streckt die Arme fragend nach mir aus. Ein paar Sekunden zögere ich, dann hebe ich ebenfalls einen Arm und gehe den Schritt der noch zwischen uns liegt, matt lächelnd wieder zurück und in der Sekunde in der sich ihre Arme um meinen Körper schlingen, einer ihrer Finger beruhigend immer und immer wieder über mein Schulterblatt fährt, seufze ich erneut. Irgendein Weg, den ich gehen kann, um Mira weiter zu behandeln, ohne dabei größeren Schaden zu nehmen... In dem Moment in dem sie mir ein leises: „Ich bin da, okay?" entgegen murmelt, ist klar das ich diesen bald finden muss.

~~~

Lange is es geworden...🙈Aber ich mags!Wie ist es mit euch?Lasst es mich in Form von Votes und Kommis wissen : )

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top