Kapitel 52

Sicht Julia

Die darauffolgenden etwa 1 1/2h bis zu meiner Entlassung, mit Zoe sind wirklich schön. Wir lachen viel, reden über die unnötigsten Dinge und doch sind wir beide verwundert warum Niklas noch nicht wieder aufgetaucht ist, als wir uns auf einen der Tische im Außenbereich der Cafeteria setzen. Während ich Thea im Kinderwagen, sitzend ein wenig hin und her schiebe, damit die gerade erst zur Ruhe gekommene Maus nicht gleich wieder aufwacht, sehe ich erneut an den Haupteingang. Nach wie vor keine Spur von meinem Mann.

Ungeduldig krame ich mein Handy aus meiner Tasche und werfe einen Blick auf die Uhr, bevor ich ein weiteres Mal aufsehe. Was macht er nur so lange? Vor jetzt über 30 min hatte er geschrieben, dass er noch "kurz" braucht und ich draußen warten soll. Seither hatten Zoe und ich nichts mehr von ihm gehört - Leylas Tochter hat ihn seit sie hier ist nicht mal zu Gesicht bekommen. Geschweigedenn, dass wir ihm bisher von dem Abendessen bei Leyla und Ben erzählen konnten. Ein wenig verwirrt mich eben diese Nachricht von vorher, jetzt im Nachhinein doch. „Das dauert hier noch kurz. Warte draußen auf mich. Liebe dich!" hat er geschrieben. Warte draußen auf mich... - Er wusste, dass ich entlassen worden bin. Aber woher? Wenn er, wie ich vermute, noch in dem jetzt doch schon eine Weile dauerndem Gespräch mit meinem Vater ist, kann ihm eigentlich niemand Bescheid gesagt haben...

Mit jeder verstreichenden, weiteren Minute merke ich wie ich nervöser werde und Zoe, die mittlerweile angefangen hat ihre Ungeduld mit abwechselnden Trommeln zweier Finger auf dem Tisch Kund zu tun, trägt nicht unbedingt dazu bei, dass ich ruhiger werde. Ich habe nur einen Gedanken im Kopf und die immer größer werdenden, wildesten Theorien, die sich um eben diesen bilden, machen mich immer unsicherer. Das ist nicht Niklas Art! Wenn er sich verspätet, dann sagt er Bescheid. Wenn aus dem "kurz" ein "doch länger" wird, sagt er Bescheid und wenn ihm etwas dazwischen kommt oder gekommen ist, dann sagt er Bescheid! Warum sagt er nicht Bescheid?

Für ein paar Sekunden spiele ich mit der Idee einfach Mal in das Büro meines Vaters zu gehen und - vorsichtig - zu fragen, was das so lange dauert. Niklas ist vor mittlerweile über zwei Stunden zu ihm. So lange kann es doch nicht dauern meinem zugegebenermaßen manchmal etwas sturem, geizigen Vater unseren Plan zu erklären und so lange kann es nicht dauern, Rückfragen zu stellen und uns sein okay zu geben. Gedanklich stocke und erst als ich meine Tochter leise quengel höre merke ich, dass ich auch aufgehört habe den Kinderwagen hin und her zu schieben. „Was ist wenn mein Vater uns einen Strich durch die Rechnung macht?" Mein Arm hat wie von selbst seine Arbeit wieder aufgenommen, weswegen ich ungeachtet dessen zu Zoe aufblicken kann, die gerade dabei ist in ein „Na endlich!" hinein zu stöhnen und verwirrt zu mir sieht. „Ein Strich durch was?" Leylas Tochter ist mindestens genauso verwirrt wie ich, doch ihre Worte von eben sickern immer mehr durch mein wildes Gedankennetzt hindruch und ich sehe doch nochmal an den Eingang. Eine Aktion, die ich in der letzten Zeit des Wartens immer öfter vermieden hatte, um nicht wieder festzustellen, dass Niklas noch nicht da ist. Doch jetzt kommt er schief grinsend auf uns zu.

Während ich höre wie Thea, der mein Geschaukel scheinbar zu ungleichmäßig geworden ist, nun doch leise anfängt zu weinen, schüttele ich auf Zoes Frage mit dem Kopf und stehe auf, um meine Tochter aus ihrem Kinderwagen zu befreien und auf den Arm zu nehmen. Jetzt kann ich ihm gleich selber fragen, warum er uns so lange hat warten lassen. „Is' schon gut Thea-Maus..." seufzend drücke ich meiner Tochter einen Kuss auf den Kopf und murmel ihr ein leises: „Papa ist gleich da. Versprochen, dann geht's weiter." dagegen.

Ich bin nach wie vor dabei unsere Tochter zu beruhigen, als eben dieser Papa vor uns zum Stehen kommt. Seine blauen Augen fixieren in den ersten Sekunden meine und schon in diesem kurzen Blick kann ich sehen, dass es ihm leid tut. Dann wandern sie weiter zu Zoe, die ihm einen ebenso skeptischen Blick zu wirft, wie ich mich zuvor noch gefühlt habe, doch an Niklas Körperhaltung kann ich erkennen, dass da etwas so gar nicht so gelaufen ist, wie es sollte. Also doch - Wolfgang Berger, mein Vater. Innerlich schüttele ich mit dem Kopf. Das hätte ich mir eigentlich denken können. Wenn es um die Arbeit geht, ist er immer schwierig und zusammen mit seinem Wunsch mir immer nur gutes zu tun und immer alles so hinzubiegen, dass ich glücklich bin, muss es ein seltsames Gespräch gewesen sein durch das mein Mann sich da hat kämpfen müssen.

Er ist noch dabei Zoe zu begrüßen und ihr was von wegen, er hat sie verpasst und mein Vater, aber das er Ben gerade getroffen hat und der ihm gesagt hat, dass sie hier ist, zu erzählen, als ich mich nun doch mit einem Räuspern bemerkbar mache. Eigentlich hatte ich die beiden nicht stören wollen, doch möchte ich Niklas jetzt auch einmal richtig "Hallo!" sagen können. Mehr als ein kurzer "ich bin jetzt da"-Blick und mehr als ein "ich seh' dir doch an, dass da etwas nicht stimmt"-Blick. Und das versteht er sofort. Entschuldigend streicht er Zoe einmal über den Arm, dann wendet er sich mir zu. In einer ersten Bewegung streicht er Thea einmal über die Wange und nimmt sie nach einer kleinen Aufforderung meinerseits zu sich. In einer nächsten streicht er mir mit seiner noch freien Hand ebenfalls seitlich die Wange entlang und lässt sie dann dort verharren. Er lächelt mich entschuldigend an und seufzt. „Tut mir leid. Ich wäre gerne früher hier gewesen." Schnell fange ich zu nicken und drücke meinem Freund, nachdem ich noch einen Schritt näher an ihn heran gegangen bin, einen Kuss auf die Stirn, flüstere ihm ein „Das weiß ich doch!" entgegen, worauf ich spüren kann, wie er die Hand, die eben noch an meiner Wange lag, über meinen Rücken fahren lässt. Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

„Ja? Mama?" Zoes Stimme lässt mich aufsehen, doch da auch mein Mann keine Anstalten macht sich von mir zu lösen, bleiben wir einfach beieinander stehen, genießen die ruhigen Momente, während sie sich mit einem „Ja. Ja. Wir kommen noch. Niklas ist gerade erst gekommen[...] Neein, weiß ich nicht!" von uns entfernt.

Bis ich wenige Augenblicke später, doch leise Frage wo er die ganze Zeit war, bleibt es noch still zwischen uns. In dem nächsten höre ich wie er tief ausatmet und sehe fragend auf. Seine Reaktion gefällt mir nicht und bestätigt meine Vermutung von vorher einmal mehr. Mein Vater. Niklas schüttelt seufzend mit dem Kopf und sucht mit seinen Augen erneut meine. Als er sie gefunden hat, klärt er mich leise auf: „Dein Vater..." Er seufzt erneut und ich verdrehe genervt die Augen. Mein Vater - Ich hab' es doch geahnt. „Julia, ich hab's versucht! Wirklich! Aber-" Mein Blick ist inzwischen bewegungslos wie ein Stein und ich fange an mit dem Kopf zu schüttelt, will ich doch eigentlich gar nicht hören, dass mein Vater nicht einverstanden mit unserem gut überlegten Elternzeit-Plan ist. Mein Mann sieht unsicher einmal zu unserer Tochter, die sich inzwischen beruhigt hatte, gleich darauf wieder zu mir. Ihn nimmt das genauso sehr mit, wie mich. „Julia er glaubt mir nicht, dass du das alles auch so willst. Er denkt, dass ich dich zu irgendwas gedrängt habe, damit du schneller wieder arbeitest. Und-" Ich höre Niklas an wie er mit jedem Wort unruhiger wird und streiche ihm seufzend durch die Haare; mit der Sicherheit, dass es noch was gibt, das er mir noch nicht gesagt hat. Diese Bewegung lässt ihn kurz stumm werden.

„Er glaubt, dass ich die wenige Zeit, die ich mit Max hab', jetzt mit Thea wieder gut machen möchte."

Es ist nur ein Satz und trotzdem der Satz, der so viel offen legt. Ein Satz, bei dessen Aussprechen, mein Mann mit einem Mal unfassbar traurig gewirkt hat. Ein Satz, der erklärt warum mein Vater sich so quer stellt und ein Satz, der mich mit einem Mal wütend werden lässt. Ein Satz über den Niklas und ich wohl nochmal sprechen werden müssen.

„Niklas... Das tut mir leid..." Dieses Mal ist es meine Hand die an seiner Wange verharrt, mein Daumen der liebevolle Striche über sie zieht. Max, das Thema Zeit mit Max ist ein Wunderpunkt. Nur weil mein Vater es scheinbar auch nach Jahren nicht besser weiß - und das obwohl er Niklas kennt - ist doch kein Grund Salz herein zu streuen. Und obwohl ich mir sicher bin, dass das Ganze einen Sturm hinter der Fassade, die er mir zeigt ausgelöst hat, lächelt er, als er weiter spricht. „Schon gut. Du sollst am Freitag vorbei kommen. Alleine. Er will nur sichergehen, dass du das auch so möchtest, wie wir das besprochen haben, Julia. Er liebt dich." Ich nicke als Antwort nur; bin gedanklich zu weit weg, als dass ich mehr dazu sagen kann.

Was denkt mein Vater sich dabei nur schon wieder?

Votes und Kommis! Denkt dran ;  )

Best-of-Fails-aus-diesem-Kapitel (weil ich heute wirklich ein paar Mal Mist gebaut habe^^)

"als ich meine Tochter leise quengel höre merke ich, dass ich auch aufgehört habe den Kindergarten hin und her zu schieben" —-- Kindergarten??? Seit wann schiebt Julia einen Kindergarten? I mean... interesting, but...? ^^

"Mein Vater sieht unsicher einmal zu unserer Tochter" —--- Jap, sie hat gerade noch mit Niklas gesprochen und nein ich will mir nicht vorstellen wie sie mit ihrem Vater zu einem gemeinsamen Kind gekommen ist...^^

---LeylaJohanna ich bin gespannt wann du das hier siehst und hätte gerne ein Live-Video von deiner Reaktion zu den Fails 😋😘❤---

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