Kapitel 51

Das ist einfach die 100. Seite, die ich schreibe! Wow... 117 hat der erste Teil. Danke für all eure Unterstützung! Ich hoffe ihr habt noch genau so viel Spaß an der Geschichte wie ich.

Sicht Julia

Als die Tür zu meinem Patientenzimmer erneut nach einem kurzen Klopfen und einem „Ja." meinerseits aufgeht, sehe ich ebenfalls zum wiederholten Mal von meiner, friedlich in meinem Arm schlummernden Tochter auf. Wie die unzähligen vorherigen Male mit einem Lächeln im Gesicht, doch so langsam ein wenig genervt von den ständigen Besuchen. Nicht, dass ich mich nicht über meine Freunde/Freundinnen und Familie freue, doch die 4 KrankenpflegerInnen, die heute Morgen meinten sie müssen Niklas und mir, wie all die anderen Gestern, zu unserer Tochter gratulieren - KrankenpflegerInnen, die wir beide teilweise nicht Mal flüchtig kennen. Schon komisch, taucht auf einmal ein Gedanke in meinem Kopf auf, der mir aus tiefster Selle spricht, wie viele einem bei der Geburt eines Kindes mit einer Gratulation und kleinen Geschenken etwas gutes tun wollen, aber an jedem anderen Tag wildeste Theorien über unser Privatleben anstellen und sich den Mund über jede Kleinigkeit zereissen, wie Tiger ein Stück Fleisch. Nicht, dass es dabei nur um die negativen Geschehnisse meines Lebens geht - Das tut es nicht. Trotzdem ärgern mich alle die Glückwünsche von den Menschen mit dehnen ich doch auch sonst nicht wirklich etwas zu tun hatte, immer mehr. Thea ist doch kein Tier im Zoo das man besuchen kommen kann, wie es einem gerade passt! Thea ist ein Mensch! Niklas und meine Tochter und wenn das so weitergehen sollte, bis ich endlich wieder nach Hause gehen darf, bin ich mir mit jedem weiteren Glückwunsch von eben solchen Menschen unsicherer, wie lange es noch dauert bis eine/r von ihnen meine Meinung zu hören bekommt. Ganz egal wie bewusst mit die Tatsache ist, dass sie es nur gut mit uns meinen.

Auch die verschiedenen Ärzte und Ärztinnen die wegen der anstehenden Entlassung und der Kontrolluntersuchung Theas hatten an meinen Nerven gezerrt und das Niklas in der nächsten Zeit nicht bei uns sein kann, lässt die Situation nicht unbedingt in einem besseren Licht scheinen. Erst war er nach draußen, vors Klinikum gegangen um auch Kathrin, Arzu und Max, die einzigen die wir Gestern nicht mehr angerufen hatten, von der Geburt unserer Tochter zu erzählen und dabei nicht dauernd von aufgehenden Türen unterbrochen zu werden. Mittlerweile müsste er der Uhrzeit nach zu urteilen bei meinem Vater im Büro sitzen und alles wegen unserer Elternzeitplannung besprechen. Und auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass er sich eigentlich aus rein beruflichen Gründen, kaum querstellen kann, da er durch die vorgesehene Zeit weder ein Oberarzt noch eine Assistenzärztin besonders lange oder gar gleichzeitig verliert, so ist da trotzdem die kleine, leise Stimme in meinem Kopf, die mir immer wieder sagt, dass ihm irgendwas nicht passen wird. Eine Stimme die mich mit jeder verstreichenden Minute ein wenig nervöser macht. Eine Stimme die allem anderen in meinem Kopf und meinem Herzen wiederspricht. Eine Stimme - alleine gegen hundert andere. Eine Stimme, von der ich mir vornehme ihr keine Bedeutung zu schenken.

Das Klackern der wieder ins Schloss fallenden Türe, holt mich aus meiner aufgewühlten Gedankenwelt, die ich, wie mir bei dem erneuten Blick auf meine Tochter klar wird, wahrscheinlich wesentlich auch meinem nach wie vor verwirrten Hormonhaushalt und der unruhigen Nacht zu verdanken habe. Gleich darauf sehe ich zu Türe, um mir wie ich zunächst vermute die Glückwunsche eines/r weiteren Unbekannten anzuhören, als mein Lächeln schlagartig zu einem ehrlichen wird. Die aufgesetzte "schön-dass-Sie-auch-da-sind-und-Danke-für-die-Glückwünsche"- Miene wird mit einem Mal zu einem stolze-Mama Lächeln. Einem Lächeln, dass ich wohl nicht mehr so schnell verlieren werde.

Zoe steht lächelnd in der Türe und fragt als sie meinen auf ihr ruhenden Blick bemerkt ein wenig schüchtern Lächelnd: „Hey! Stör' ich?" Sie kann mir kaum 2 Sekunden in die Augen sehen, bevor ihre eigenen herunter zu meiner Tochter wandern und ich anfange mit dem Kopf zu schütteln. „Nein, nein! Komm nur rein! Niklas ist gerade leider nicht da und wird wohl auch noch ein bisschen brauchen, aber wenn dich das nicht stört...-" Als Beendigung meines Satzes richte ich mich vorsichtig ein wenig auf, um zum einen meine Tochter nicht zu wecken und sicherzugehen, dass ich mich nicht doch noch verletzte und klopfe dann auf die Bettkante rechts neben mir, als Aufforderung an sie sich zu setzen. Diese Seite des Bettes liegt weil ich meine Decke vorher in einem kurzen Moment in dem Thea in ihren Bettchen und Niklas schon gegangen war, ans Bettende gelegt hatte komplett frei.

Nun ist es Leylas Tochter die mit dem Kopf schüttelt und dann mit ein paar wenigen Schritten zu mir gelaufen kommt. „Nein tut's nicht!" Sie grinst und schüttelt nochmal mit dem Kopf, bevor sie sich nach einer kurzen Bestätigung meinerseits auf die Matratze setzt und im ersten Moment wie automatisch nochmal zu meiner kleinen Maus sieht. Ohne das ich Fragen muss, was ich gerne gefragt hätte, wandern die braunen Augen Zoes, die die ihrer Mutter zum verwechseln ähnlich sehen, wieder in meine. „Mama und Ben haben mir heute Morgen erzählt, dass du dein Kind gekriegt hast, da wollte ich jetzt einfach Mal vorbei schauen...Und Julia? Herzlichen Glückwunsch - auch von mir!" Die Stille die sich nachdem ich mich auch bei ihr bedankt hatte - aus ganzem Herzen dankbar, da sie quasi zur Familie gehört- für ein paar Sekunden über uns gelegt hat, scheint sie unsicher zu machen, sie fast ein wenig abzuschrecken. Ihr Lächeln ist wieder zurückhaltender geworden und ihre Arme liegen eng an ihren Körper gepresst, während die Hände auf ihrem Schoß sich unruhig ineinander hin und her bewegen.

Ich nicke verständnisvoll erneut über Zoes Worte und hätte gerne eine Hand nach ihrer ausgestreckt, was meine nach wie vor schlafende Tochter, die beide meiner Arme beansprucht um festgehalten zu werden, jedoch gekonnt zu verhindern weiß. Noch bevor Leylas Tochter ihren Blick vorsichtig auf eben diesen Schoß richten kann erkläre ich ehrlich: „Ich freue mich, dass du hier bist Zoe! Wirklich!", obwohl mir sehr wohl bewusst ist woher ihre Unsicherheit kommt.

Wir beide kennen uns zwar, hatten bisher aber nur wenig Zeit nur zu zweit miteinander verbracht und verbringen können; und auch wenn wir beide in eben dieser, aber auch in Anwesenheit weiterer Menschen, immer Spaß gehabt hatten, so sind ruhige Momente zwischen uns beiden - Momente wie diese - noch kaum erlebte für uns.

~~~

Ein wenig unsicher, ob der gerade getroffene Entschluss ein guter ist, sehe ich nochmal zu meiner Tochter herunter. Gleich darauf wieder zu Zoe, die nach wie vor unsicher ihre Hände hin und her dreht, als hätte sie Angst, dass sonst die Zeit einfach stehen bleibt; die zwar über meine Worte gelächelt hatte, aber scheinbar nicht weiß was sie antworten soll. In dieser Sekunde wird mein Lächeln wieder größer, meine Idee ist eine gute Idee! Eine Idee, die Zoe sicherer machen wird! Und damit ist sie gut! Mit einem Mal bin ich mir meiner Sache sicher. Nachdem ich meiner Tochter noch einen Kuss auf den Stirn gedrückt habe sehe ich wieder zurück zu Zoe, die Thea ebenfalls ein paar Sekunden betrachtet und dabei angefangen hatte zu lächeln. Babys sind einfach die besten Blickfänger... Ich fange erneut an ein wenig breiter zu lächeln, als ich trotz meiner Entschlossenheit ein wenig nervös frage, ob sie, meine Kleine auch Mal nehmen möchte.

Ich hatte sie in dem vergangen letzten, nicht Mal ganzen Tag, nicht in andere Hände, als Niklas und die der Ärzte und Ärztinnen gegeben, was auch mein Herz ein wenig schneller schlagen lässt, wenn ich auch mehr als sicher bin, dass Thea in Zoes Armen mehr als sicher ist. „Bist du dir sicher...?" Zweifelnd sieht sie zu mir nach oben, doch das Strahlen in ihren Augen ist kaum zu übersehen. „Ja. Bin ich! Thea schläft so fest - Sie wird nicht aufwachen und meine Arme könnten auch Mal eine Pause von dem ganzen Tragen gebrauchen, also?" Ein kleines Lächeln, dass mich an eine, nach dem Winter aus dem noch kalten Boden, wachsende Blume erinnert schleicht sich auf das Gesicht der braunhaarigen. „Schau Mal-" Ich setze mich aufrecht hin und hebe Thea liebevolle ein wenig näher an Zoe heran, die ihre Hände, wie automatisch schützend unter ihren Körper hebt, wodurch das Erklären des Haltens eines so jungen Säuglinges noch ein wenig einfacher wird. In wenigen Worten sind die wichtigsten Dinge besprochen, wie das Halten des Köpfchens, das Thea das alleine noch nicht kann, und Zoe hat meine kleine Maus auf den Armen, die es nicht zu stören scheint, dass sie nicht mehr auf den ihrer Mama liegt.

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Es vergehen ein paar Minuten bis Leylas Tochter sich wieder zu Wort meldet und sich offenbar ein wnig sicherer mit der Übertragenen Verantwortung fühlt. „Sag' Mal Julia -" Das erste Mal seit dem sie Thea auf den Arm bekommen und ich selbst meine Arme, die so langsam tatsächlich ein wenig müde geworden waren, entspannen konnte, zu mir herüber. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht und funkelnden Augen. Ein Funkeln, dass nur Babys in den Augen von Menschen auslösen können. Ein Funkeln, dass mir zeigt - Das Eis ist gebrochen und die Unsicherheit überwunden. Ein Funkeln, dass meinem Entschluss Recht gibt und mir einmal mehr klar macht - Er war richtig. „Du darfst doch heute nach Hause, oder?" Der Blick mit dem sie mich ansieht lässt mich mit großer Sicherheit annehmen, dass Ben und Leyla ihr auch das heute Morgen schon gesagt hatte, weswegen ich grinsend, in ein neckisches „Wieso?" hinein nicke. Zoe fängt ebenfalls an zu Grinsen und erklärt dann: „Ben und Mama meinten, dass wenn ich jetzt eh schon unbedingt vor ihrem Dienstbeginn herfahren möchte -" Zoe lacht leise einmal auf und ich nutze den Moment um ein „Sie werden schon eine Beschäftigung finden...!" in den Raum zu werfen, wodurch sie nur nickend weiter lacht. Ich ebenfalls anfange in mich hinein zu grinsen. Die beiden werden ihre Zeit schon sinnvoll zu nutzen wissen...

Es dauert ein paar Sekunden bis Zoe einmal tief durchatmet und es schließlich schafft mir zu sagen, was Leyla und Ben denn "meinten". „Also, ich sollte dich und eigentlich auch Niklas fragen, ob ihr drei heute Abend nicht zu uns zum Abendessen kommen wollt? Mama würde so auf 20 Uhr kochen, weil Ben erst um Sieben nach Hause kommt... Und - Wir würden uns sehr freuen!" Sie lächelt zu mir herüber und streicht währendbei über die rosigen Wangen meiner Tochter.

Nach kurzem Überlegen nicke ich langsam. Wenn Niklas und ich beide auch eine weitere - vor allem - größere Mütze Schlaf gebrauchen können, so sind die Erinnerungen an die letzten Abende im Zuhause der Familie Sherbeck groß, aber vorallem schön genug um diese Tatsache in den Hintergrund rücken zu lassen. „Ja klar! Warum eigentlich nicht? Ich sprech' noch mit Niklas, oder wir, wenn du noch da bist, aber prinzipiell sehr gerne!" Glücklich sehe ich sie an. Und wie gerne... Und auch Zoe wirkt unfassbar glücklich über diese Antwort, als sie sich ihrer nächsten Frage zuwendet. „Und sonst so, Julia - Wie gehts dir? Euch dreien?" „Ganz ehrlich?" Ich sehe Leylas Tochter fragend an, die auf einmal so viel selbstbewusster wirkt und mich immer mehr an eine erwachsene Frau erinnert. Leylas Tochter die sofort einmal nickt. „Wir sind einfach richtig glücklich! Die letzten Wochen und Monate waren-" Ich seufze und schüttele mit dem Kopf um die aufkommenden Erinnerungen wieder zu vertreiben. In eine Box in meinem Kopf zu schieben und die unter allen anderen zu verstauen. „anstrengend! Aber - Das ist vorbei. Wir sind eine Familie, wir haben diesen kleinen Engel, dieses Wunder, endlich in den Armen und wir sind wirklich, richtig glücklich!"

Und wie wir das sind...

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