Kapitel 32

Sicht Julia

„Sag' du es mir!" Ist also meine nächste Antwort, während ich auffordernd meine Augenbrauen nach oben ziehe. Niklas streicht mir mit der einen Hand noch immer über den linken Arm, whärend seine andere jetzt langsam zu meinem anderen Arm nach oben wandert, um es seiner linken Hand gleich zu tun, während er mir einen liebevollen Kuss in den Nacken drückt. Auch wenn mein Körper förmlich danach schreit Niklas noch näher sein zu dürfen, seine Lippen auf meinen zu wissen, seine nackte Haut über meine streichen zu fühlen, ihm einfach ganz nah sein zu dürfen, kann ich mich darauf gerade nicht wirklich konzentrieren. (ich habe gerade nicht erstmal "telefonieren" geschrieben. Nein. Nein. 🤦‍♀️😂😂) Zu gespannt warte ich auf Bens Antwort.

Mein bester Freund runzelt erst mit der Stirn, scheint zu überlegen, ob er sich wirklich darauf einlassen möchte, doch seine Antwort zeigt mir, dass er sich wohl dafür entschieden hat. „Ich hab keine Idee, Julia. Tut mir leid." Denn auch wenn Bens Stimme wohl bemüht ernst klingt und er zu Unterstreichung seiner Worte bedauernd mit dem Kopf schüttelt, hat er weiterhin ein breites Grinsen im Gesicht. Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie Leyla meinem Mann einen fragenden Blick zu wirft, doch seiner Bewegungen nach zu urteilen zuckt er nur mit den Schultern. Vielleicht schüttelt er auch mit dem Kopf. Er im Gegensatz zu Ben, wirklich ohne eine Ahnung was Ben und ich "vorhaben". Vorhaben ist eigentlich das falsche Wort. Wir beide hatten besonders vor unserer Zeit am JTK einen großen Spaß daran uns "Wort-Matches" dieser Art zu liefern. Der oder meistens die Gewinner*in hat sich dann immer eine Aufgabe für den jeweils anderen, also in der Regel ich für Ben, überlegen dürfen. Gerade in dem etwas... angetrunkeneren... Zustand sind da teilweise wirklich wilde Dinge bei rausgekommen. Schmunzelnd an all die Abende, die Ben und ich in Uni-Zeiten zusammen verbracht haben, fange ich mir eine passende Antwort auf seine zu überlegen.

„(...) keine Idee (...)"

Äußerlich immer noch darauf achten, dass mir das breite Grinsen in meinem Gesicht nicht einfach entgleist und fest darauf konzentriert mir nichts aus Ben Grinsen, das immer breiter wird, zu machen, stutze ich innerlich. Mit wirklich vielen Antworten habe ich gerechnet, zu den meisten weiß, wusste ich auch schon die richtigen Antworten, doch mit einem "keine Idee" mit etwas wie "keine Ahnung" habe ich wirklich nicht gerechnet. Auf Antworten wie diese ist Ben bisher noch nicht gekommen. Aber bitte, wenn er meint neue Karten in unsere kleine Spielerei zu mischen, dann muss ich eben auch nach Jokern kramen. Mit jeder weiteren Sekunde, die meines Empfindens nach viel zu schnell vergeht, vergrößert sich Bens Grinsen weiter. Seine ganze Art strahlt mittlerweile eine Siegessicherheit aus, die mich innerlich unsicher werden lässt. Nach außen hin, immer noch darum bemüht mein Grinsen nicht zu verlieren. Nicht unsicher im Sinne von - Ich bin nicht sicher wie es weiter geht sondern unsicher im Sinne, ob die Antwort nicht direkt vor meiner Nase wie an einer Angel befestigt zappelt. Ich muss nur im richtigen Moment zubeißen. Mit den Wurm stibitzen, oder mich dabei zu verletzen.

Ben denkt er hat schon gewonnen. Die Art wie er mich ansieht, bestärkt meine Vermutung nur, aber wenn man zu sicher ist macht man Fehler. Ich muss nur herausfinden wie sicher er ist. Und um genau das zu tun gibt es nur eine Möglichkeit. Ich muss mir den Wurm krallen, wenn ich auch in Gefahr laufe, mir selber die Kehle aufzuschneiden. Dann hat er diese Runde halt gewonnen. Wenn man jede unserer Runden, mal in Vergleich setzt, eine Strichliste geführt hätte, wer wie oft gewonnen hat, dann liege ich soweit in Vorsprung... Ihm kann der eine Punkt, die eine Linie nicht schaden.

„Du bist dir also ganz sicher, dass du keine Idee hast?" Ungläubig mit dem Kopf schüttelnd, aber weiterhin grinsend, löse ich mich mit einem Kuss auf die Wange des zukünftigen Vaters meines Kindes, von eben dem, bevor ich langsam auf Ben und seiner, immer noch neben ihm sitzenden Freundin zu gehe. Vor ihm angekommen tippe ich ihm auffordernd 2x auf die Schulter, bevor mein Zeigefinger einfach an Ort und Stelle verweilt. Leiser als noch zuvor frage ich weiter. „Gar keine?"

Dass ich auf einmal scheinbar wieder so sicher wirke, scheint meinen besten Freund ein wenig skeptisch zu machen. Doch, dass er seine Strategie umstellt kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Das hat er noch nie. Vielleicht sein größter Fehler in all unseren Wortgefechten. Als er letztendlich mit dem Kopf schüttelt, wird mein Grinsen kurz noch ein wenig breiter - Ohne jegliche Verletzungen den Wurm vom Hacken gezogen!

Von der einen auf die nächste Sekunde schüttelt mein langjähriger bester Freund auf einmal an kräftiger und leise lachend wieder mit dem Kopf . Man sieht ihm förmlich an wie er anfängt sich über sich selbst zu ärgern. Letztendlich fängt er, das Gesicht zu einer gequälten Grimasse verzogen, an zwischen zusammen gebissen Zähnen ein „Du hast gewonnen...!" zu murmeln. Ich nicke. Ein wenig stolz, dass ich das nach all den Jahren noch immer hinbekomme, bin ich zwar, aber vor allem freue ich mich schon jetzt auf den gemeinsamen Abend mit Ben, an dem es heißt "Schuldenausgleich".

Ben seufzt, wenn auch er grinst. „Das wird ein witziger Abend, sobald ich aus den Flitterwochen komme, Ben..." Meinem besten Freund den Satz nur zu murmelnd, beobachte ich, wie er erneut anfängt mit dem Kopf zu schütteln. „Julia, ach komm' das ist Jahre her!" Ich nicke. „Ich weiß, aber weißt du noch was wir damals gesagt haben, Ben? Regeln sind..." „Regeln. Ja ich weiß. Aber Julia..." Er sieht zu Niklas bester Freund herüber und dann gequält und flehend wieder zurück zu mir. In dem Moment in dem ich verstehe, was er sagen möchte, fange ich an leise zu lachen. „Oh Ben..." Erneut verlässt ein leiser Lacher meine amüsierte Kehle. „Keine Angst. Ich werde mir andere Dinge, als damals ausdenken. Ich darf nicht trinken. Schon vergessen?" Als wäre das eine Erklärung zwinkere ich viel sagend zu ihm herüber. Langsam und doch noch immer etwas skeptisch, willigt mein bester Freund letztendlich doch ein. Schon im nächsten Moment meldet sich Leyla.

„Wartet Mal ihr 2..." Leyla klingt für so späte Stunde, ungewöhnlich nachdenklich. „Wie lange kennt ihr euch schon? Jahre her... Mehr, als die Assisensarztzeit hier, richtig?" Meinen Blick unsicher zwischen meinem Mann, dessen Aufmerksamkeit mehr, als geweckt zu sein scheint, meinem besten Freund, der sich wohl auch nicht ganz sicher ist, was zu sagen ist und Leyla, die sich sehr sicher zu scheinen ist, umherwerfen, zögere ich mit einer Antwort. Doch, als Ben nichts sagt, aber Leyla und Niklas Blicke immer auffordernd fragender werden murmele ich ein „Ben und ich, wir kennen uns schon..." Ich grinse zu meinem besten Freund, den ich mittlerweile nun wirklich schon eine Weile kenne herüber, bevor ich weiterrede. „Zu lange!"

Meinen Zeigefinger schon längst wieder zu mir genommend, fliegt mein Blick erneut zu Niklas. Ob er und Leyla sich mit dieser Antwort zufrieden geben werden. Wie ich sie kenne, wohl eher nicht. „Wie lange ist zu lange?" Niklas der meinen Blick offensichtlich mehr, als bemerkt hat, tritt einen Schritt aus dem Schatten etwas mehr zu der Straßenlaterne neben der Bank, auf der Ben und Leyla sitzen. Ich seufze. Nein, scheinbar können sie sich damit nicht zufrieden geben. Leylas Blick zu interpretieren, sie auch nicht. Ich seufze und murmele trotzdem erneut „Zu lange."

Unsicher wechsele ich einen Blick mit dem Menschen, den das Ganze genauso sehr betrifft wie mich, der sich, aber noch immer nicht zu Wort gemeldet hat. Er lächelt, seinem schulterzucken nach, aber auch nicht ganz sicher, ob wir was sagen sollten. „Entschuldigt ihr uns kurz?" Ben steht auf. Leylas Hand drückt er noch einmal dann schaut er erst mich, dann sie und Niklas auffordernd an.

Beiden ist wahrscheinlich sehr wohl bewusst, dass es nichts bringen würden, wenn sie "nein" sagen, weswegen alle beide nicken, woraufhin Ben meine Hand nimmt und mich mit sich mit zieht.

(Das kleine Sternchen links unten und die Kommis in der Mitte, ich freue mich immer darüber! 😉)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top