Kapitel 30
Beyla Kapitel! Wohoooo! Das dreisigste Kapitel! Yeah! (Auf meinem Block ist es zwar 20, aber egaaal! Haha)
Sicht Leyla
Immer noch total aufgelöst atme ich tief, die kühle Luft außerhalb der Location, in der ich bis eben noch mit Ben getanzt hatte, ein. In den letzten Stunden ist es dort, durch all die Menschen, die dort umeinander getanzt, miteinander gesprochen oder einfach dagestanden sind, ziemlich warm und stickig geworden. Der Sauerstoff den ich gerade so nötig habe, um mein viel zu schnell pochendes Herz unter Kontrolle zu kriegen, ist da drinnen einfach zu knapp geworden. Im Gegensatz zu drinnen war es hier so gut wie stockduster. Es ist schließlich mitten in der Nacht. Nur der Mond erhellt, den wolkenlosen Himmel Erfurt heute Nacht und sorgt für eine fast schon greifbar träumerische Stimmung, die mich weiter beruhigt, als ich die letzten Minuten nochmal durch gehe.
Mit nur einem Satz hat Ben eben doch geschafft, die Fassade, die mich bis dahin geschützt hat, auseinander zu nehmen, wie ein Puzzle das man nirgends aufhängen kann. „Wir sehen uns momentan viel zu selten, meine Schöne!" Mit gesenkter Stimme hatte er es in mein Ohr geflüstert und dann angefangen kleine Küsse auf meinem Hals zu verteilen. Wie Recht er doch hat... Mein Magen zieht sich bei dem Gedanken an die letzten Wochen, in denen wir uns wirklich wenig gesehen haben schmerzhaft zusammen. Momentan sehen wir uns mehr, als zu selten. Wir sehen uns eigentlich nur auf der Arbeit...
Die letzten Töne, von dem leisen Lied zu dem Ben und ich uns im Takt bewegt hatten, waren gerade verklungen und mein Freund hatte seine Arme noch immer liebevoll, um mich geschlungen, da hatte er wie aus dem nichts, den Satz, der meine "Festung" vor ihm offen legte, geflüstert. Ein viel zu kurzer Satz. Wie oft ich mir in den letzten Tagen und Wochen gewünscht habe, dass er genau das sagt. Dass er vielleicht sogar eine Lösung hat und ausgerechnet heute, an Niklas und Julias Hochzeitstag, an ihrer jetzt fast (öffentlich) beendeten Nacht, sagt er es. Ben hat sich wahrscheinlich nichts dabei gedacht. Wieso auch. Vielleicht ist es ihm nicht Mal so sehr aufgefallen wie mir, aber seit Zoe, der es auch aufgefallen ist, dass sowohl Ben selten bei uns, als auch ich selten bei ihm war, mich gefragt hat, ob wir gerade Stress haben, habe ich angefangen zu realisieren, dass wir uns gerade wirklich selten sehen. Privat sehen.
Mittlerweile ist es kurz nach 3. Die meisten Gäste, insbesondere die mit Kindern, sind schon Weg und Nach und Nach kommen auch jetzt vereinzelt noch ein paar an mir vorbei gelaufen. Wahrscheinlich auf dem Weg zum Auto oder einem Taxi. Für die Meisten etwas angehauchten von dem Alkohol, der sich über all die Venen, Arterien und anderen Blutgefäßen in ihrem Körper ausbreitet, ist zweitere Variante wahrscheinlich sinnvoller. Für uns, Ben, Niklas, Julia, den meisten Anderen Ober- und AssistenärtInnen des JTks war und wird es kein Problem sein, ein der Promille angepasstes Fahrzeug zu finden, mit dem man, in unseren Fällen nach Hause kommt. Niklas und Julia hatten mehrmals darauf hingewiesen, dass sie sich nicht um Übernachtungsmöglichkeiten kümmern werden, dass das in die Hände der Gäste gelegt werden sein wird, da die beiden ihre Hochzeitsnacht Zuhause verbringen möchten. Für einen kurzen Moment huscht ein Lächeln über meine Lippen. Es wird sicher mehr als einen Gast gegeben haben, der nochmal auf unser glückliches Brautpaar zugegangen ist, um zu fragen wo sie schlafen können. Niklas und Julias kurzer Rede nach zu urteilen sogar einige. Wie sie am Ende noch lachend darauf hingewiesen haben, dass sie nicht dafür verantwortlich sind, wo die ihrer Freunde und Verwandten schlafen können, die sich nicht darum gekümmert haben, aber das sie natürlich trotzdem die ein oder andere Empfehlung geben können, wenn das in dem "Was ziehe ich an?" untergegangen ist, war schon ein kleinen Highlight. Für einen weiteren kurzen Moment, wird mein Lächeln noch etwas breiter. Das war Mal wieder typisch für die beiden gewesen. In dem "Was soll ich anziehen?"
Mit Kathrin und Arzu hatten sie danach natürlich trotzdem gesprochen und gefragt, ob und wo sie die Nacht unterkommen können. Und obwohl beide erst abgesagt hatten, haben sie es im Gegensatz zu dem und der ein oder anderen, der und die schon länger weiß, dass er und sie kommen kann, geschafft sich eine Übernachtungsmöglichkeit zu besorgen. Arzu ist wegen Max, schon vor einer Weile gegangen, aber wenn sích sie richtig verstanden habe, dann will sie Morgen nochmal bei Niklas und Julia vorbei schauen. Kathrin hat sich ihr vor etwa einer Stunde angeschlossen. Sie möchte den beiden Morgen wohl auch noch einen Besuch abstatten, bevor es für sie in die Flitterwochen, von denen noch niemand weiß, wo sie, sie verbringen werden, geht.
So richtig glauben kann ich es noch immer nicht, Niklas Hochzeitstag/-nacht ist wirklich so gut wie vorbei... Mein bester Freund ist wieder verheiratet... Glücklicher, als er es mit Ute je war. Glücklicher, als er es mit Caro je sein könnte. Er hat die Richtige noch gefunden, wenn man ihm das nach Ute gesagt hätte, dass er "die Richtige" noch finden wird- Er hätte einen für verrückt erklärt. Doch es ist so gekommen und er... er und Julia haben es mehr, als verdient endlich glücklich zu sein! Verheiratet zu sein. Sich nicht immer fragen zu müssen, ob alles am Ende wirklich gut wird, ob sie es zusammen schaffen und ob die Hochzeit so stattfinden kann, wie sie sich das vorstellen, ob nicht noch irgendwer krank wird sondern einfach Mal sagen zu können "Es ist alles gut." ohne Lügen zu müssen. Jetzt gerade können sie das. Und dafür bin ich dankbar, so, so dankbar! Wie viel sie schon zusammen durchmachen mussten... Wie oft sie immer wieder aufstehen mussten, um irgendwann an diesen Punkt zu kommen, ich weiß es schon gar nicht mehr. Zu oft. Sie jetzt hier, den ganzen Tag genau an diesem Punkt zu sehen, lässt mein, von Fragen und Zweifel über meine eigene Beziehung, verletztes Herz, hell und heilend leuchten.
Wie Eis gefriert mein Lächeln.
Nicht, dass ich Ben nicht liebe. Nicht, dass ich mich von ihm trennen möchte. Aber es muss sich einfach etwas ändern. An den letzten gemeinsamen Abend zu zweit, erinnere ich mich schon fast nicht mehr, so lange ist er her. Seit Wochen hatten wir nicht mehr gemeinsam aus und wenn dann war der eine so müde, dass er einfach nur nach Hause, ins Bett wollte und der andere wollte Zuhause erst noch das ein oder andere Erledigen. Egal, ob nun beruflich oder privat... So kam es, dass wir uns entweder nur auf der Arbeit sahen, der eine schlief, während man selbst wach war oder wir beide schliefen. Es muss sich einfach etwas ändern... Man kann doch nicht zusammen sein, sich, aber so gut wie nie aktiv, wach sehen, oder? Es sollte so einfach nicht sein... Es fühlt sich einfach nicht richtig an...
„Leyla... Hier bist du ja. Ich hab' dich schon überall gesucht. Was machst du denn hier, Hmm?"
Bens, doch wieder mit Soge gefüllte, Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. In der ersten Sekunde höre ich nur seine Stimme hinter mir, ein paar später spüre ich seine Hand auf meiner Schulter und schließlich sehe ich aus dem Augenwinkel wie er sich seufzend neben mich setzt. Ein paar weitere Sekunden mustert er mich, dann nimmt er mich einfach wieder in den Arm. Die Sorgen die er sich macht, sind quasi greifbar, die Angst vor dem was kommen wird, an seiner ganzen Art spürbar...
Von dem Duft des Mannes, den ich nach der Arbeit so gerne wieder mehr sehen würde, umhüllt zu sein, lässt auch die letzten mickrigen Brocken meiner, jetzt nicht mehr vorhandenen, Fassade fallen. Die ganze Situation treibt mir Tränen in die Augen und einen dicken Kloß in den Hals. Ich vermisse ihn so sehr, obwohl er jetzt gerade neben mir sitzt und mir sanft durch die Haare streicht, während mein Kopf vorsichtig an seiner Schulter ruht.
Das leise einatmen, als Ben seinen Mund aufmacht, lässt mich aufschauen. Wenn auch, ich im selben Moment schlucke, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden. Doch es scheint aussichtslos. Kurz sieht es so als, als wölle Ben etwas sagen, doch letztendlich drückt er mir nur einen Kuss auf die Stirn und seufzt erneut. Innerlich tu ich es ihm gleich. Fast zu sicher bin ich mir, dass er mich fragen wollte, ob ich ihm nicht doch endlich sagen möchte, was los ist. Doch das "Versprechen", dass ich ihm vorher abgenommen habe scheint ihn daran zu hindern.
Meine Augen weiter fest an Bens heftend, fasse ich einen Entschluss. Ben ist der Mann den ich liebe. Die Ausrede, ob es wirklich eine ist, oder nicht ist anstreitbar, dass heute Niklas und Julias Tag ist zählt schon lange nicht mehr und offensichtlich macht er sich wirklich Sorgen um mich. Ich werde ihm sagen was los ist. Ich muss. Das bin ich ihm schuldig. Und wer weiß - Vielleicht hat er ja sogar eine Idee, wie wir das Lösen könnten.
„Ben...? Vielleicht sollten wir doch kurz reden..." fange ich zögernd an und sehe Ben erneut in die blauen Augen. Kurz lächelnd, beobachte ich wie sie erwartungsvoll aufblitzen. Das Wissen, gleich endlich zu wissen, was mit mir los ist, scheint gewichtiger zu sein, als die Angst vor dem was es sein könnte. „Vor ein paar Wochen, ein oder zwei-" Ben nickt. Wie auf Kommando scheint es in seinem Kopf anzufangen zu rattern und nach einem Ereignis, das erklären könnte zu suchen. Als er wohl keines findet, welches wirklich einen Sinn ergeben möchte, fängt er an mit der stirnzurunzeln. Vorsichtig lächele ich. „Kannst du nicht wissen keine Sorge. Ich habe nichts gesagt." Sowohl Ben und ich müssen seufzen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Wenn ich mich damals getraut hätte, den Mund ihm gegenüber aufzumachen-Ob es dann jetzt schon einfacher wäre?
„Naja. Da hat Zoe mich gefragt, ob wir irgendwie Streit haben oder so..." Um erneut zu versuchen, den Kloß in meinem Hals loszuwerden, mache ich eine kurze Pause. Nicht bedenkend, dass Ben diese sofort ausnutzen könnte. „Wie kommt sie darauf?" Bens Blick macht einem wirklichen Bohrer mittlerweile konkurrenz. Alleine mit der Art, wie er mich ansieht, sorgt er dafür, dass ich ohne mir weiter Gedanken über wie machen zu können, weiter. „Weil weder du oft bei uns warst oder ich ihr gesagt habe, dass ich bei dir bin... Weil ich es nicht war, Ben. Zoe ist das aufgefallen, weil wir privat so gut wie nichts mehr zusammen machen. Ja- Für den Dienstplan kann keiner was, aber wir schaffen es nicht Mal, wenn wir zusammen aus haben gemeinsam entweder zu dir oder zu mir zu gehen. Ich vermisse dich. Ich will das so nicht mehr, Ben..." Meine immer leiser werdende Stimme verstummt in der Träne, die sich einen Weg über meine Wange gebahnt hat und schließlich einen salzigen Geschmack auf meiner Lippe hinterlässt. Dann wiederhohle ich meine letzten Worte leise nochmal, immer noch von Bens beschützenden Armen umgeben. „Ich will das so nicht mehr..."
Ins Bens Blick kann ich fast schon ein wenig Erleichterung erkennen, während er mir eine weitere Träne von der Wange wischt. „Heyy, aber Leyla - Dafür gibt es doch eine ganz einfache Lösung!" Auf Bens Lippen tanzt ein breites Grinsen, als er seine rechte Hand an meine Wange legt, damit ich seinem Blick nicht ausweichen kann. „Du musst natürlich einverstanden sein. Und Zoe auch! Aber -" Neugierig sehe ich immer wieder zwischen Bens Lippen und seinen Augen hin und her. Deutet er da gerade das an, was ich denke, dass er andeutet? Liebevoll streicht mein Freund, mit der Hand, die er sowieso schon an meiner Wange hat, mir die Strähne, dieheute Morgen einfach nicht in meinen Zopf hat bleiben wollen, hinters Ohr. „Aber, dann könnte ich meinen Mietvertrag kündigen und komme mit meinen sieben Sachen zu euch?"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top