Kapitel 23
(1 ½ Monate später)
Sicht Ben
Heute ist er also. Der große Tag, meiner besten Freundin. Nach nun gut 6 wirklich anstrengenden Wochen und ihren, in fast einer Stunde, Ehemann haben die beiden es geschafft: Sie werden heute heiraten! Trotz der Kurzfristigkeit haben sie kaum Gäste und anderes Einbüßen müssen. Sie können in der gleichen Kirche heiraten, die Hochzeitfotos am selben Ort machen, die Feier in der gleichen Location schön ausklingen lassen und haben sogar noch den gleichen Pfarrer. Und als wären das nicht schon genug Gründe es heute, wenn auch ohne Alkohol, richtig krachen zu lassen, gibt es noch einen weiteren Grund zur Freude. Niklas und Julias Prinzessin hat endlich (!) normal Größe erreicht! Gestern waren Niklas und Julia zu einem Kontrollultraschall in der Klinik Julias Frauenärztin. Leyla und ich, die, die beiden begleitet haben, haben im Wartezimmer angespannt auf eine Nachricht gewartet. Fast eine halbe Stunde saßen wir da. Der letzte Termin war etwa 1 Monat her und da hatte sich noch nichts wirklich verändert, umso mehr hofften Leyla und ich, und Niklas und Julia natürlich noch mehr, auf eine gute Nachricht. Und die sollten sie bekommen! Die Kleine ist Normalgewichtig. (sagt man das so? 😅) Ja, die Kleine. Auch das haben wir Gestern erfahren. Julia und Niklas werden in etwa 14 Wochen ein kleines Mädchen auf die Welt bringen.
14 Wochen... Nicht mehr lange. Aber die beiden wollten unbedingt vor der Geburt der kleinen heiraten und 1 ½ Monate Zeit um alles umzuwerfen und dann passt alles auch, ist schon beachtlich. Und es war auch nicht einfach. Julia, die sich Dank des Mutterschutzes ja etwas mehr ausruhen konnte, hat sich immer, wenn Niklas tagsüber auf der Arbeit war, um die Telefonate, die zu tätigen waren gekümmert. Sie hat sich die Laune, wenn möglich durch nichts vermiesen lassen. Entweder sie hat es wirklich so gut geschafft, ihren Blick auf das Positive zu lenken, wie sie immer sagt, oder sie hat es einfach geschafft das Alles besser zu verdrängen, als Niklas. Dem wollte man die letzten Wochen nämlich echt nicht im Dunkeln begegnen! Durch die Arbeit hatte er natürlich auch einiges mehr an Stress, aber er sah zwischenzeitlich wirklich nicht gut aus! Umso froher sind wir alle, dass es Julias kleinen gut geht und Niklas seine Liebste heute heiraten kann.
Ich habe sie hier gerade vor mir. Niklas Liebste. In ihrem weißen, bis auf ein paar Glitzersteine, die an dem oberen Teil Julias Kleides befestigt sind, recht schlichten Kleid, strahlt ihr ganzer Körper, besonders ihr von leicht gelockten, blonden Haaren eingerahmten Gesicht, mit der Sonne um die Wette. Julias braune Augen leuchten, ihre Lippen sind zu einem breiten Strahlen geformt, während sie mich durch den Spiegel,in dem Hinterzimmer der Kirche in der Niklas und sie um 14 Uhr heiraten werden, anblickt. Als mein Blick, den ihren auffängt wird ihr Strahlen noch breiter. Julia strahlt und auch ich muss schmunzeln. Nein, sie strahlt nicht mit der Sonne um die Wette. Heute ist sie die Sonne! Sie, zusammen mit Niklas. Heute drehen alle Planeten, heute dreht sich alles nur um die beiden und darum, dass dieser Tag ihr Tag wird. Der eine, perfekte Tag.
Julias "Sonnenstrahlen" erinnert mich an das wunderschöne Leylas. Fast gleichzeitig wie ihr Gesicht vor meinem inneren Auge aufblitzt, verliere ich für einen kurzen Moment mein Lächeln. Wie lange ich es von Leyla schon nicht mehr gesehen hatte. Generell wie selten ich sie momentan sehe... Wir müssen dringend etwas daran ändern! Schon im nächsten Moment probiere ich, alle Gedanken an meine, die letzte Zeit immer doch recht betrübte Freundin und möglichen Gründen für ihr verhalten, von mir abzuschütteln. Meine beste Freundin hat mich nicht, als ihren Trauzeugen ausgesucht, damit ich über meine Beziehung mit der besten Freundin, ihres Zukünftigen nachgrübel', sondern um sie vor dem abzuhalten was sie gerade tut und sie zu beruhigen. Denn Julia hat sich mittlerweile aus ihrer "Strahle-Position" gelöst und angefangen in dem kleinen Raum in dem wir sind, auf und ab zu tigern wie eine Angehörige vor dem OP, in dem gerade ihr Geliebter um sein Leben kämpft. Und das tut Niklas nun wirklich nicht! Er síst wahrscheinlich genauso nervös, wie Julia gerade, aber er wird es auch wie Julia, überleben.
„Heyy! Julia? Es ist alles Okay." Lächelnd fange ich Julia ab, als sie erneut an mir vorbeizulaufen versucht. Meine Hände ruhen ruhig an ihren Oberarmen, während mein Blick möglichst beruhigend in ihre Augen fällt. „Es.. Ja... Es ist alles okay!" wiederholt Julia meine Worte nun tatsächlich ziemlich nervös und nicht dabei möglichst überzeugend. Wohl um sich selber zu überzeugen. Es ist kaum einen Moment Ruhe eingekehrt, da dreht Julia sich in meinen Händen schwungvoll nach rechts und blickt skeptisch in den Spiegel. „Sehe ich auch gut genug aus?" Julia fängt erneut an nervöser zu werden. „Ich meine Niklas wird in seinem Anzug gut aussehen! Viel zu gut! Er wird mich umhauen. Wenn du in deinem Anzug schon so gut aussiehst-" Julia wirft einen schnellen Blick über die Schulter und betrachtet mich in meinem Anzug einen kurzen Moment. „Niklas, er wird so umwerfend aussehen!" Sie wendet sich wieder ihrem eigenen Spiegelbild zu. Der Blick Niklas Braut wandert skeptisch an ihrem Körper herunter. Für eine kurze Sekunde länger, als überall sonst bleibt er, an ihrem mittlerweile doch auffallenden Babybauch hängen. Dann seufzt sie. „Kann ich da überhaupt mithalten?" In den paar Sekunden in denen Julia diese paar Wörter über die Lippen bringt, scheint die Sonne aufzuhören zu scheinen und Julia voher noch vor Aufregung glänzenden Augen, verlieren ihren Glanz. „Julia!" Mein Mund klappt vor Entrüstung auf. Wie kann so eine, wirklich schöne Braut, fragen, ob sie schön genug ist, ob sie mit ihrem Bräutigam mithalten kann. „Niklas und du- Ihr seid das Paar. Ihr seid ein wunderschönes Paar! Das schönste das ich kenne! Mit Abstand, Julia... " Meine eben noch von der ganzen Entrüstung und dem Schock über Julias Worte, welche sich in mit auftaten, gefüllte Stimme, wird nun um einiges sanfter, wenn auch nicht weniger eindringlich. „Du bist eine wunderschöne Braut! Wirklich! Als du vorher mit dem angezogenen Brautkleid wieder zu mir gekommen bist-Julia ich wusste einen Moment nicht was ich sagen sollte." Ein Grinsen ziert meine Lippen, als ich Julia weiter von meinem ersten Gedanken erzähle: „Julia, wenn du Leyla, wenn du meine Freundin gewesen wärst, hätte ich "Wow" gesagt! Das wollte ich, aber nicht. Denn du bist Niklas Braut und nicht meine. Ich habe Leyla. Und Julia deswegen habe ich nicht "wow" gesagt. Dass ist das Wort, was Niklas dir nachher hinter aller Rücken zuflüstern wird. Was er sagen wird, wenn er dich in diesem Kleid sieht! Julia, du siehst so wunderschön aus!" Mein Monolog ist beendet und das Strahlen, Glitzern und Glänzen zurück in Julias Augen gewandert. „Ich... Danke Ben!" Langsam schleicht sich auch Julias "Sonnenstrahlen" zurück auf ihr Gesicht. Vorsichtig damit ich Julias weißes Hochzeitskleid, welches Niklas nachher noch aus den Socken hauen wird nicht zerknittere, schließe ich meine Arme um sie herum und drücke die Braut, in der Hoffnung ihr so noch ein wenig Kraft zu spenden und sie zu beruhigen.
Ein Klopfen lässt uns auseinander gehen. „Ja?" Erwartungsvoll blickt Julia, die den- oder diejenigen vor der Türe gerade dazu aufgefordert hat, die Türe zu öffnen zu dieser. Ihr Vater streckt den Kopf durch die Tür. „Julchen...!" Langsam nimmt er seine linke Hand zu seinem Gesicht hoch und verdeckt damit, seinen scheinbar offen stehenden Mund. Julia lächelt nur vorsichtig. „Du siehst aus wie eine Prinzessin! Dein Niklas kann sich glücklich schätzen, meine Kleine!" Unseren Klinikleiter so überwältigt von dem Auftreten seiner schwangeren Tochter, der Braut, zu erleben ist schon ein seltsames Gefühl. Auch wenn ich ihn von früher Privat doch noch relativ gut kenne, ist er seitdem ich am JTK arbeite immer nur noch "Herr Berger". Als hätten wir vorher noch nie so richtig voneinander gehört, dabei stimmt das so nicht. Julias ganze Familie hat mir in der Zeit, als ich selbst noch ein Kind, ein Jugendlicher war, so sehr geholfen. Doch seit Julia und ich studieren und schließlich arbeiten gegangen sind, wurden die Tage an denen wir uns Privat sahen, immer weniger, bis sie schließlich gegen 0 gegangen sind. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert. (Eigentlich solltet ihr das noch gar nicht wissen. Und da ich euch was das angeht, jetzt noch nicht zu viel vorne Weg nehmen möchte, höre ich hier auf. Seit mir nicht böse! Die Geschichte entwickelt sich. Nicht so schnell wie manch andere, sondern langsam. Stück für Stück. Es war Teil 1 so. Es ist auch hier so. Aber ihr könnt euch da auf das/die Kapitel freuen, in denen das Informationskörbchen komplett gelehrt wird)
Als ich das nächste Mal aufsehe, in der Hoffnung mich so selbst aus meinen Gedanken zu hohlen, stehen Julia und ihr Vater immer noch vor mir. Doch jetzt Arm in Arm. Vater und Tochter. Wolfgang strahlt auch noch, als er sich von Julia löst. „Ich hab' gehört auf dieser Hochzeit soll es keinen Tropfen Alkohol zu finden geben?" Julia fängt an zu lachen. „Wo hast du das denn gehört?" Sie fragt es, als wäre es ihr völlig fremd, doch so ganz ist es das nicht. Wir "alten" Assis, mitlerweile gibt es ja noch Tom und seit kurzem auch Mikko, unter uns haben da, wegen Julias SW Mal drüber gewitzelt und letztendlich wirklich, für Julia, abgemacht nur alkoholfreie Getränke auf ihrer Hochzeit zu trinken. Insbesondere, weil es eben ihre ist. Julia wurde natürlich eingeweiht und sie hat sich, wie nicht anders erwartet, unfassbar darüber gefreut! Uns, aber, wie sie ist, auch gesagt, dass wir das nicht machen müssen und sie uns auch nicht böse wäre, wenn wir was trinken würden, doch wir sind standhaft geblieben. Mal sehen, ob auch alle durchhalten. Was passiert, wenn nicht haben wir uns nämlich noch nicht überlegt...
Wolfgang wird es also irgendwo auf den sich füllenden Reihen der Kirche aufgeschnappt und falsch verstanden haben. Und tatsächlich-So ist es. Julia fängt natürlich gleich wieder zum lachen und wirft mir einen so vielsagenden Blick zu, dass auch ich anfangen muss zu lachen. Dann erklären wir. „Ben und die anderen haben überlegt, mir zu Liebe keinen Alkohol zu trinken. Also jetzt auf der Hochzeit." Julia lächelt ihren Vater etwas mitleidig an. „Ich darf doch nicht!" Eine Julias Hände findet einen Weg auf ihren Bauch, während sie fragend zu mir hinüber blickt. Bestätigend fange ich an zu nicken und zu lächeln. „Ja genau. So ist der Plan. Niklas, Leyla, Tom, Mikko, Lindner und selbst Moreau wollen glaube ich auch mitmachen." Julia schlägt sich eine Hand vor den Mund. „Nein. Ben! Ihr seid doch wahnsinnig! Wem habt ihr denn allen davon erzählt?" Auch wenn Julia sichtlich überrascht ist, wird ihr Strahlen doch wieder breiter. Grinsend zucke ich mit den Schultern. „Immer ganz unauffällig im JTK." Julia nimmt ihre Hand von ihrem Gesicht und grinst nun nur noch kopfschüttelnd. „Und Moreau? Wirklich? Er auch?" Der Einzige Punkt, den Julia mir scheinbar noch nicht ganz glaubt. „Ja. Auch der, wenn ich nichts falsch verstanden habe." Kaum habe ich meinen Satz beendet, habe ich Julia wieder in den Armen. „Ihr seid toll! Ihr seid wahnsinnig, aber so toll! Danke!" Julia kann ihre Freude kaum zügeln. Doch das braucht sie auch nicht, denn alleine dafür, dass sie sich jetzt so sehr darüber freut ist Grund genug den Abend und die Nacht ohne Alkohol, aber mit unendlich viel Spaß zu verbringen! „Wir wussten doch, dass du dich freust!" Ich flüstere nur, doch Julia hört mich. Lächelnd schaut sie zu mir auf, bevor sie mir einen kurzen Kuss auf die Wange haucht, um ihren Lippenstift nicht dort zu lassen. „Danke Ben...! Ich weiß, dass das deine Idee war. Wir haben Tage vorher darüber geredet. Deswegen, einfach Danke! Du weißt, dass mir das sooo viel bedeutet, auch wenn ihr das, wie gesagt, nicht machen müsst!" Ich nicke langsam, aber lächelnd. Wenn auch ein wenig ertappt. Auch wenn Julia nicht wissen sollte, von wem die Idee kommt hat sie Recht. Darum brauche ich es auch gar nicht abstreiten. „Julia, dass soll dein Tag werden. Dein perfekter Tag. Und wenn wir dir den Tag so ein wenig "perfekter" machen können, dann machen wir das. Heute dreht sich alles um dich. Um dich und Niklas. Und wenn du Glücklich bist, ist er das auch. Um Spaß zu haben brauchen wir keinen Alkohol, wir brauchen ein glückliches Brautpaar." Julia lacht leise, aber glücklich auf. Noch immer flüstern wir nur. „Ihr seid trotzdem wahnsinnig! Aber Ben? Wirklich-Danke!" Ich lächele. „Gerne."
Die Braut ist glücklich! Die Braut ist beruhig! Und die Braut hat schon gelacht! Ich würde sagen, Julia und Niklas Hochzeit steht nichts mehr im Weg.
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