Kapitel 10

1 Woche später

Sicht Julia

Heute ist es also endlich soweit. Heute werden Niklas und ich endlich erfahren, in welchem Monat ich schwanger bin. Wie weit ich schon bin! Händchenhaltend und lächelnd schlendern Niklas und ich geradewegs auf die kleine Praxis meiner Gynäkologin zu. Zu meinem Glück, war Niklas, anders als ich erwartet hatte, mehr als einverstanden damit, dass wir zu meiner Frauenärztin gehen, anstatt ins JTK und damit zu ihm. Er war fast schon erleichtert darüber, dass er meine Schwangerschaft nicht begleiten muss. Auch wenn er niemals gemusst hätte. Obwohl er von sich aus, wahrscheinlich ohne meinem Vorschlag nicht gesagt hätte, dass er sich damit unwohl fühlen würde. Aber so ist nun mal. Was mich betrifft, scheint er mir alles Recht machen zu wollen, mein süßer Verlobter. Und wenn er dann schon nicht auf sich aufpasst, dann muss seine Verlobte, dass eben selber in die Hand nehmen.. Niklas sagt zu uns immer, wir sollen die Patientenfälle nicht zu nah an uns heran lassen. Das ist/war jetzt auch seine Begründung, warum er so erleichtert war, dass ich vorgeschlagen habe, dass wir zu meiner Frauenärztin gehen. Nach wie vor, glaube auch ich, dass es die richtige Entscheidung ist, sie aufzusuchen, auch wenn ich selber nicht ganz weiß warum. Vielleicht aus dem gleichen Grund, wie Niklas es nicht will, dass er das übernehmen "muss". Er ist zu nah dran, an mir, meinen Gefühlen, wenn mir oder dem Baby etwas passieren würde, oder mit dem Baby was ist, was wir erstmal nicht glauben, dann wäre Niklas einfach zu nah dran.

Erst als Niklas vor der Eingangstür stehen bleibt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Besorgt sieht er mich an und fragt leise, ob alles okay sei. Schnell fange ich an zu nicken und setze wie so oft die letzten Tage, ein stolzes "Mama-werde"-Lächeln auf, wie Vivi es getauft hat. Für einen Moment entgleitet mir mein Lächeln nun doch wieder. Vivi... Ob sie ihren Mund halten konnte? Mittlerweile weiß sie seit ziemlich genau einer Woche von 'meiner Schwangerschaft, wenn sie ihren Mund wirklich so lange halten konnte, wäre das fast schon ein Rekord für sie, denn auch wenn sie mir bestimmt 200 mal versichert hat, dass sie nichts gesagt hat... Nein, innerlich mit dem über mich selber schüttelnd breche ich dieses Gedankengang ab, es ist nicht fair so von meiner besten Freundin zu denken. Wenn sie sagt, sie hat nichts gesagt, hat sie auch nichts gesagt! Wie ich... Ich seufze. Niklas weiß immer noch nichts, davon, dass Vivi (und Tom) schon Bescheid wissen und deswegen wahrscheinlich weniger überrascht sind, wenn wir auch dem Rest von unserem zukünftigen Kind erzählen. Von jetzt auf gleich, beschließe ich Niklas JETZT, noch vor Dr. Wehmeyer darüber zu informieren. Es muss jetzt einfach raus, weil es schon unfair war bis jetzt nichts zu sagen. Dadurch, dass mein Lächeln wie eben wieder verschwunden ist, wird Niklas auch wieder auf mich aufmerksam. Bis eben hat er sich irgendeine Infozettel, an der Eingangstür durchgelesen. „Sag' mal Julia... Ist wirklich alles okay? Dass du aufgeregt bist, kann ich verstehen, dass bin ich auch, aber da ist doch noch was..." Langsam fange ich an zu nicken. Jetzt oder nie! „Jaa..." Langsam blicke ich wieder von meinen Schuhen auf in Niklas wunderschöne blau-grüne Augen. „Niklas... Vivi... Sie weiß es. Und Tom auch."

Niklas wirkt verwirrt. Erst nach ein paar Sekunden scheint er zu verstehen, was ich ihm sagen möchte. Erstmal bleibt er still und schaut mich auffordernd an. Er scheint eine Erklärung zu erwarten. Tapfer halte ich seinem Blick weiter stand, während ich weiter rede, nachdem ich noch einmal tief Luft geholt habe. „Tom... An dem Tag an dem er gekommen ist. Wir saßen alle draußen und... Niklas, dass ist einfach doof gelaufen. Bitte... Ich wollte das nicht..." Betreten wende ich meinen Blick nun doch, von meinem Verlobten ab. Ich bin mir nicht sicher, was er denkt, aber alleine schon dieses Pokerface und dieses Schweigen, fangen gerade an mich vor Sorge zu zermürben. „Niklas... Bitte... Sag' was..." Vorsichtlíg blicke ich nun doch wieder nach oben. Niklas nickt und fährt sich seufzend mit einer Hand durch die Haare. „Julia... Dass ich nicht begeistert bin kannst du dir wohl denken... Sonst hättest du mir schon viel früher Bescheid gegeben, nicht erst nach einer Woche." Ich nicke langsam, weiter darauf gespannt, was Niklas noch sagen möchte. „Aber, da ich bis heute nichts im JTK mitgekriegt habe, dass die Vermutung im Raum steht, gehe ich davon aus, dass die beiden niemandem etwas gesagt haben und-" Niklas fängt wieder an zu Lächeln und legt seine Hand an meine Wange. „Julia? Ich liebe dich. Ich bin dir deswegen doch nicht böse." Liebevoll gibt Niklas mir einen Kuss, womit er alle meine gerade angedachten Zweifel auf einmal vom Tisch fehlt. Jetzt zählt nur er, ich und unser Baby.

Ein paar Minuten später stehen Niklas und ich am Empfangstresen und warten darauf, dass die junge Assistentin meiner Ärztin uns sagt, wohin wir sollen. Mit dem Betreten des Klinikums, wurde ich endgültig nervös und jetzt hier zu warten, macht das Ganze nicht wirklich besser, weswegen ich Niklas Hand ein wenig fester drücke, um mich selber ein wenig zu beruhigen und mir klar zu machen, dass ich nicht alleine bin. Ich freue mich auf alles, was mich gleich erwartet. Unser Kind zu sehen, das erste Mal! Und endlich zu wissen, wie weit ich eigentlich bin. Doch die Tatsache, dass man mir immer noch nicht annähernd ansieht, dass ich schwanger bin, obwohl meine letzte Periode jetzt schon so lange zurückliegt, holt mich hier jetzt so kurz vor meinem Termin doch wieder ein und lässt mich innerlich noch unruhiger werden. Die letzte Tage hatte ich mich mal gewogen- Wirklich viel zugenommen hatte ich auch nicht, zumindest nicht genug um, wenn ich mich nicht verrechnet habe, schon fast im fünften Monat schwanger zu sein.  Auch jetzt scheint mir diese Zahl falsch, auf Grund der eben genannten Gründe, weswegen ich Niklas auch noch nichts gesagt habe. Unsere ganze Hochzeitsplanung, samt allem müssten wir um 180° umwerfen. Alleine wenn ich daran denke... Brr...

„Okay, Frau Berger, Sie und ihr Begleiter können dann schon mal in den Behandlungsraum 1 gehen. Sie werden schon erwartet!" Die junge Assistentin von eben, scheint meinen Termin endlich gefunden zu haben und zeigt mit der Hand kurz lächelnd den Gang runter. Ich nicke schnell und folge der Geste ihrer Hand mit Niklas zusammen. Vor dem Behandlungszimmer, gibt Niklas mir noch einen Kuss auf die Wange und flüstert ein leises: „Zusammen schaffen wir das, Julia. Mach' dir keine Gedanken.", bevor er klopft. Sofort bin ich ein wenig ruhiger. Als dann auch noch die Tür aufgeht und ich das vertraute Gesicht meiner Gynäkologin sehe, fühle ich mich gleich noch ein bisschen wohler. Dr. Wehmeyer scheint sich zu freuen mich zu sehen. „Frau Berger! Wie schön, Sie mal wieder zu sehen. Gut, sehen Sie aus!" Unwillkürlich fange ich bei dem fröhlichem Geplapper meiner Ärztin an zu grinsen. Ich bin genau deswegen so gerne bei ihr. Sie hat immer gute Laune und hat so eine fröhliche und zugleich unfassbar nette Art einen in Empfang zu nehmen, dass man selbst die größten Sorgen mal kurz vergessen kann. Sie ist bestimmt auch Privat eine wunderbare Freundin. „Ach, Sie haben ja sogar jemanden dabei. Wer ist den der junge Mann hinter Ihnen?" Lächelnd gehe ich einen Schritt auf die Seite damit Niklas und Dr. Wehmeyer sich auch mal genau ansehen und begrüßen können. Auch Niklas scheint gut mit Dr. Wehmeyers sympathisch zu sein. Schnell haben die beiden sich bekannt gemacht und als auch klar war, das Niklas auch Gynäkologe ist, wurde natürlich gleich angefangen zu fachsimpeln.

„Na, dann kommen Sie zwei mal herein!" Dr. Wehmeyer scheint aufgefallen zu sein, dass ich jetzt eigentlich meinen Termin habe. Schnell tritt sie auf die Seite und macht Niklas und mir Platz. Stumm nickend folgen wir ihrer Aufforderung. Drinnen Besprechen wir dann erstmal, alles wichtiges, bevor Dr. Wehmeyer den Ultraschall vorbereitet. Dann würde die Wahrheit wohl endlich ans Licht kommen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top