Kapitel 45 - bittersweet reality 2/2 | Puzzle | [E N D E]

Als Karma am Morgen aufwachte, lag er alleine auf dem Boden neben seinem Fenster. "Nagisa?", während er sich ziemlich verwirrt umsah, stand er auf. Doch keine Spur von dem Blauhaarigen, weder ein Zettel, noch eine Nachricht oder er selbst. Nichts. Er war spurlos verschwunden. Der Teenager ging aus seinem Zimmer heraus, um nach unten gehen zu wollen, doch stoppte, nachdem er die Stimme seiner Mutter hörte, die mit jemandem redete. Kurz darauf erklang ein "Tschüss" in Verbindung mit einer Tür, die ins Schloss fiel.

Sein Blick schweifte nach unten. Kaum hatte er gesehen, dass Takuto, der eigentlich gar nicht da sein sollte, die Tür schloss, war der Schock deutlich in seinem Gesicht erkennbar. Er starrte regelrecht nach unten, seine Gedanken schossen wie Pfeile in seinen Kopf, schienen in unmittelbarer Nähe vor ihm zu sein, aber dennoch zu weit entfernt, als dass er nach ihnen greifen, als dass er sie erfassen oder begreifen könnte. Er verstand es einfach nicht. Der gestrige Tag schien nichts als eine Illusion gewesen zu sein, wie ein Traum, der, wenn man genauer darüber nachdachte, viel zu schön war, viel schöner als die Realität jemals sein würde. Es war nur ein Traum, eine Täuschung, reine Naivität.

Karma suchte in seinem Zimmer schnell nach seinem Handy, zog sich um und rannte daraufhin regelrecht aus der Wohnung, ohne darauf zu achten, ob der Freund seiner Mutter noch irgendwas von ihm verlangte. Hastig lief er die Treppen herunter, bis er unten angekommen war und das Treppenhaus verließ. Doch auch wenn es nur ein Traum gewesen war, so gab er Karma dennoch Hoffnung. Er dachte, wenn sich alles wie in seinem Traum wiederholen würde, käme es vielleicht genauso. So verbrachte er den Tag nahezu exakt so, wie er es im Schlaf getan hatte. Den Vor- und Nachmittag verbrachte er mit Nagisa, am Abend gingen sie zum Italiener, wo Karma alles bezahlte.

Ungeduldig wartete der Rothaarige auf seinen Anruf, während die zwei ihren Weg nach Hause gingen. Und tatsächlich - sein Handy vibrierte. Viel zu vorschnell und enthusiastisch fischte Karma sein Handy aus seiner Hosentasche und nahm den Anruf ab, die Tatsache, dass nicht die Nummer seiner Mutter auf dem Display abgebildet war ignorierend. "Ja?", eine Zeit lang herrschte Stille. "...ja. Wieso?"

Wie im Traum auch sah Nagisa seinen Freund fragend und unwissend an, dieses Mal nicht wegen einem Lächeln, nein, ganz im Gegenteil. Es war nur der Aufprall eines Handys, das zu Boden fiel, zu hören. "Uhm, ist alles in Ordnung?", statt eine Antwort zu geben schüttelte Karma hastig den Kopf, brach auf dem Boden zusammen, wobei eine Träne von seinem Gesicht tropfte, nur um am Abgrund in ihre Einzelteile zu zerfallen. Nagisa kniete sich zu Karma hinunter, er umarmte ihn vorsichtig.

"N-nichts ist i-in Ordnung...! Sie i-is-... m-meine M-Mutter ist... t-tot...", stotterte der Junge, der so verzweifelt am Boden war, vor sich hin, er war nicht dazu in der Lage zu sprechen, ohne dass sich mit jedem Wort, mit jeder Silbe, immer mehr Tränen in seinen Augen ansammelten, welche nach und nach so schnell es ihnen möglich war über sein Gesicht strömten. Er konnte nicht mal sagen was er dachte, nur weinend, betäubt, kauerte er dort, mitten in der Stadt, wo ihn jeder sah. Ihm war egal was diese Menschen von ihm dachten, es war ihm egal, wenn er ihnen im Weg war, selbst wenn er es gewollt hatte, wäre er in seinem Zustand nicht dazu in der Lage gewesen angemessen zu reagieren. Zwar hatte er nicht immer das beste Verhältnis zu seiner Mutter gehabt, aber dennoch tat es ihm unfassbar weh. Gerade weil es immer kompliziert war, konnte er es im Inneren nicht wirklich glauben. Er dachte, so lange, bis nicht alles okay war, konnte es nicht enden. Alle hätte ein gutes Ende haben sollen.

"Wa-...", ebenso war auch Nagisa geschockt. Er sagte gar nichts mehr, umarmte Karma nur noch fester als zuvor, in der vergeblichen Versuchung ihn zu beruhigen.

-

Es war der Tag der Beerdigung. Es waren viele Leute dort, einige die Karma kannte und einige die er noch nie zuvor gesehen hatte. Zu seinem Erstaunen auch der Vorstandsvorsitzende und sein Sohn. Letzterer hatte keine Ahnung was los war. Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, musste auch er feststellen, dass er nur geträumt hatte, dass er lediglich ein einfaches Wunschdenken durchlebt hatte. Gakushū tat was er tun sollte, was man von ihm erwartete. Er saß stumm da und hörte den Worten, die der Pastor über die Verstorbene vortrug, zu. Auch seine Verwirrung, die entstand, als der Name Akabane fiel, ließ er sich nicht anmerken. Doch daran konnte er sich nicht lange halten. Nicht als von ihrer Familie erzählt wurde, von ihrem Exmann, der den Namen Gakuhō Asano trug, sowie von ihren Kindern, Akemi, Karma und Gakushū.

Der Sechzehnjährige starrte seinen Vater entsetzt an. Wut kam in ihm auf. Er hatte das Verlangen den Mann neben ihm anzuschreien, ihm tausende Vorwürfe an den Kopf zu werfen, doch dazu hatte er viel zu viel Anstand und Respekt. Gakushū fühlte sich verraten. Verraten und betrogen, ganz genau wie Karma. Sie konnten einfach nicht glauben, dass sie am Tag der Beerdigung ihrer Mutter davon erfuhren, von einem komplett fremden Menschen, der nichtmal die Gesichter zu den Namen, die er da vorlas, kannte. Letztendlich endete es damit, dass die beiden aufstanden und zur selben Zeit nach draußen liefen. Darüber verdrehte der Schulleiter entnervt die Augen.

Die Wärme, die sie draußen empfing, ließ sie beide erschaudern. Sie starrten sich gegenseitig an, ihr Ausdruck war erstaunlich leer, so matt und glanzlos, er glich nahezu dem eines Toten. Keiner wagte es auch nur ein Wort zu sagen, auch wenn die Stille sie nur mehr und mehr erdrücken zu schien. Trotzdem fühlte es sich auf einmal so an, als sei ihr ungelöstes Puzzle vollständig, als hätte jemand das Teil eingesetzt, das ihnen fehlte. Das Teil, das die Bilder miteinander verbinden musste, damit es einen Sinn ergab, der sich dennoch so sinnlos anfühlte.

"...das heißt dann also, dass du mein Bruder bist?"

"Ja..."

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