Kapitel 20 - »Rette mich«
A/N: Falls es jemanden interessieren sollte, wie Rens Schwester ungefähr aussieht, habe ich oben eine Skizze von Norie hinzugefügt. :3
"Versprochen."
Ich wurde wach, als ich von Ren geweckt wurde. "Wir sollten so langsam losgehen." als Antwort nickte ich und wurde von Ren hochgezogen. Verschlafen wie ich war, wurde mir erst nach einigen Minuten, in denen wir liefen, klar, dass Ren seinen Arm um mich gelegt hatte. Ich sah etwas verwirrt zu ihm hoch, er lächelte einfach. Ich hatte nichts dagegen, ganz im Gegenteil, ich mochte es, ihm nah zu sein. Ich fühlte mich bei ihm auf unbeschreibliche Art und Weise sicher, auch wenn ich mich im insgesamten verloren fühlte.
Als wir angekommen waren, klingelte Ren, da er seine Schlüssel vergessen hatte. Seine vierzehnjährige Schwester lief zur Tür und öffnete diese. "Schlüssel vergessen?", merkte Norie mit einem Grinsen an Ren gerichtet an. Kommentarlos verdrehte Ren ebenso grinsend die Augen und ließ mir den Vortritt in das nicht all zu große, aber dafür ziemlich teure Haus. Norie schloss die Tür, als Ren ebenso eingetreten war. Auf den ersten Blick würde man wohl nicht vermuten, dass Norie Rens Schwester war, sie sahen sich vom äußeren nicht all zu ähnlich. Im Gegensatz zu Ren hatte seine Schwester helle, grau-blaue Augen und ebenso braune Haare, jedoch mit einem leichten Orangestich. Aufgrund dieser Tatsache hatten wir uns manchmal einen Spaß daraus gemacht, zu behaupten, sie sei eigentlich meine Schwester und es sei den Ärzten ein Fehler unterlaufen. Natürlich war uns klar, dass diese Theorie mit allen möglichen Indizien widerlegt werden konnte.
"Freut mich, dich mal wieder zu sehen, Gakushū." sie lächelte mich an. Das hatte sie mit Ren gemeinsam, das Lächeln. Vor ungefähr vier Monaten hatte ich mit dem blauäugigen Mädchen ausgemacht, dass wir die Suffixe wegließen und uns einfach nur noch beim Vornamen ansprachen.
"Freut mich ebenso." antwortete ich ihr, bevor ich dann mit Ren auf einer luxuriösen Terrasse verschwand, welche über einem Gewässer lag. In den durchsichtigen Säulen, die die ebenso durchsichtige Überdachung hielten, befanden sich einige winzige Lichter, die in den verschiedensten Farben, aber auch in normalem Ton leuchten konnten. Wir setzten uns auf ein weißes Ecksofa nebeneinander an der Ecke hin und sahen uns eine Zeit lang schweigend an. Das Schweigen war nicht unangenehm, wie ich fand.
Unser Schweigen wurde gebrochen, als Rens Stimme ertönte. "Tut mir wirklich leid, dass ich dich das so frage, aber... kann ich deine Arme sehen?", in mir stieg Nervosität auf. Die Nervosität, die immer dann kam, wenn ich sie am wenigstens brauchte. Ich hasste sie. Sie brachte mich zum Stottern, zur Unsicherheit, oftmals auch dazu, meine Sätze anzufangen, jedoch niemals zu vollenden, aus Angst, sie könnten mich verraten, mir alles nehmen, was mir noch blieb.
"Das... Ähm...", ohne dass ich richtig antworten konnte, nahm Ren meinen Arm und zog vorsichtig meinen Ärmel hoch, sodass man statt dem grauen Stoff meinen vernarbten Arm mit einigen offenen Wunden sah.
"Warum?"
Weil es hilft. Weil ich den Schmerz vergessen kann.
"Ich... Ich weiß es nicht..."
Verdammt, warum muss ich immer lügen?
Sonst würden sie wissen, wer ich wirklich bin.
"Ich glaube, du kennst den Grund ganz genau.."
Ja.
"Nein..."
"Sicher?", ich nickte schnell.
"Dann würde ich es dir sagen..."
Wenn ich könnte, würde ich dich nicht anlügen.
"Na gut... Falls.. falls du es doch weißt, und darüber reden willst, dann sag mir bitte bescheid.."
"Mach ich..."
"Ren..?", fing ich nach einiger Zeit unsicher an.
"Ja?", er sah zu mir.
"Ich.. Ich bin gefallen..."
"Was? Was meinst du damit?", ich hatte Angst, ihm zu erklären. Ich hatte Angst, dass er mich verurteilen würde. Ich wollte ihn nicht verlieren.
"Ich bin gefallen, als ich von dem Druck gefangen genommen wurde... Dem Druck, alles perfekt zu machen, perfekt zu scheinen. Niemand sollte je etwas rausbekommen. Und genau das hat mich zerstört.
Vor zwei Jahren habe ich angefangen, mich von mir selbst zu trennen. Ich habe mich nicht mehr hinauf lassen wollen, als ich gefallen bin. Ich hab eine Fassade aufgebaut, hinter die nie jemand gelangen sollte." als ich endete, schien Ren nach den passenden Worten zu suchen. Ohne eine Antwort zu erwarten, sprach ich weiter.
"Rette mich, bitte..."
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