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"Oh, our love is drunk and it's
singin' me my favorite song."
-Shawn Mendes
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Boston, Massachusetts

Shawn

Nebel. In mir, meinem Geist und alles Leben um mich herum. Es mochte an der ekstatischen Trunkenheit von 20.000 Fans und einer Show liegen, die nicht der anderen glich, obwohl es die Gleiche war. Der Tequila. Das Lied. Irgendein Lied.

Lüge.

Es war sie. Eine glänzende Seele, Ewigkeit in drei Minuten. Sexy. Gott, sie war sexy. Einfach so. Ihr unbekannter, wundervoller Körper schmiegte sich an den Bartresen, als würde sie ihn verführen wollen und der Blick, den sie dem Typen dahinter zuwarf, ließ mich brennen.

Ich will sie.

„Ziel gesichtet?", fragte Brian neben mir. Er war erstaunlich nüchtern. Seine Worte zogen mein Herz schmerzhaft auseinander. Sie lächelte von der anderen Seite des Clubs. Und auf einmal galt es mir.

„Vergiss das Gummi nicht", raunte mein bester Freund, bevor ich mich zeitlupenlangsam in Bewegung setzte. Als ich schluckte, meine Lippen zu einem Ausdruck verzog, der ihrem ähnlich war, wusste ich: Wir waren zwischen zwei Wimpernschlägen gefangen. Unsere Leben würden nie wieder dieselben sein.

„Hi." Sie klang so schön. Ein neues Lieblingslied. Zu atmen wurde schwer.

„Hey." Klang ich nach mir? Vermutlich nicht. Ich war es sowieso nicht länger. „Hast du Lust zu tanzen?"

Die Schöne kam näher. Ihr Geruch trug ihren Namen. „Kommt darauf an. Gibst du mir danach einen Drink aus?" Echt. Jeder Buchstabe in dieser Frage hielt nichts versteckt. Manchmal frage ich mich, ob ich mich zuerst in ihre Ehrlichkeit verliebt habe.

„Wie könnte ich nicht?"

Stille. Fingerspitzen, Handflächen, die aufeinandertrafen und sich nach dem letzten Leben zum ersten Mal wieder umarmten.

„Ich liebe diesen Song." Ihre Stimme vibrierte in jeder Faser meines Seins. Die Magie setzte ein.

Jeder Milimeter zwischen uns war Überschuss. Keines ihrer Worte war genug.

„Wie heißt du?", fragte ich und hatte Angst, der Zauber würde verloren gehen.

„Camila", gab sie zurück. „Ich heiße Camila." Gott, sie war so stark. Sogar, wenn diese Frau ihren Namen aussprach, strotzte sie vor Kraft. Ich lächelte und schmeckte plötzlich Karamell, bevor weitere Bilder meine Seele ergriffen. Ihre Haut an meiner, ihre Süße an der Spitze meiner Zunge. Das Lied in ihr. Eine Handvoll Sterne.

„Ich bin Shawn", ließ ich nur mit Mühe vernehmen. Die Worte schmerzten nahezu an meinen prickelnden Lippen. Himmel, sie war wunderschön. Camilas Augen glitzerten und ihr vorsichtiges Lächeln löste Ketten in mir. Wie ein Lagerfeuer im Winter. Wie Wasser und brütender Sonne.

Das hier. Ich will das hier.

Sie schwieg immer noch. „Sprich aus, was du denkst", forderte ich und verschluckte mich an Luft, die es nicht gab, als sie begann, ihre Unterlippe mit ihren Zähnen gefangen zu halten. Ein trauriger Ausdruck huschte über ihr makelloses Gesicht und er war wie ein Dolch in meinem Fleisch.

„Ich..." Sie fixierte ihre Schuhspitzen. „Ach, vergiss es. Nach diesem Lied sollte ich sowieso nach Hause." Camila klang tatsächlich, als wüsste sie nicht, wo ihr Zuhause war. Reflexartig griff ich nach ihren Händen. Wärme. Kälte. Alles und nichts.

„Sag es mir." Ich betete zu jeder hohen Instanz, die mich hören mochte, dass ich sanft klang. Ich wollte sanft für all das Schöne klingen. Sie schluckte. Und sprach.

„Als du deinen Namen gesagt hast, war ich versucht, mit ‚Ich weiß' zu antworten, schließlich hast du heute wohl ganz Boston zum Strahlen gebracht. Aber das... Das wollte ich nicht. Wir sind bloß zwei Fremde, die getanzt haben. Es spielt keine Rolle, dass du Shawn Mendes bist. Das schwöre ich."

Oh, Baby...

Eigentlich hätte ich dankbar sein sollen, dass ich den Kosenamen in mir behielt, doch im nächsten Moment tat ich Schlimmeres. Schlimmeres und wundervoll Verbotenes. Ich presste meine Lippen auf ihre. Ihr entwich ein sinnlicher, überraschter Laut. Weiche. Zuhause. Irgendwann seufzte sie und erwiderte meinen Kuss. Gott, und wie sie ihn erwiderte. Zitronen, Alkohol, Camila und ich kollidierten und ich wollte niemals wieder einen Sonnenaufgang sehen, wenn wir die Nacht waren.

Ein Stöhnen glitt von ihren vollen Lippen und ich schwor, es ließ mich fliegen. Camila hingegen schien es aufzuwecken. Sie löste sich von mir und die Panik in ihren Augen schrieb Romane. Ihr Zittern schlug heiße Blitze in mir. Es erschlug mich.

„Es... es tut mir leid. Ich hätte niemals... Shawn, ich..." Meine Hände an ihren roten Wangen brachten das wunderschöne Mädchen zum Schweigen.

„Camila", raunte ich. „Du musst keine Angst haben. Ich schwöre dir bei allem, was mir gut und heilig ist, dass ich dir nicht wehtun werde. Das Dunkel ist deinetwegen ein Freund geworden. Es war bloß ein Lied, ein Tanz. Wir haben getrunken. Aber wenn auch nur ein einziger Funke deines Herzens sich bei meinem sicher fühlt... Lass es zu. Lass mich dich halten und spüren. Für einen einzigen Augenblick, für einen, der endet, wenn du ihn enden lässt. Wir könnten Magie sein, Mila. Es ist klar, wann immer ich dich ansehe."

Und noch bevor ich ihren Nebel für die federleichten Herzschläge verantwortlich machen konnte, hörte ich meinen perfekten Anfang. Das letzte erste Ende.

„Shawn?"

„Ja?"

„Du hattest mich bei meinem Spitznamen." Und wieder waren ihre Lippen auf meinen.

Camila

Ich wusste nicht, wer von uns beiden gefährlicher war. Wollte all meine Fragen vergessen, als wir nur vom Mond geleitet in eine Suite stolperten, die ich nicht sah. Ich war für alles blind, das nicht zu meinem Herzen drang. Jetzt tat es bloß der Mann, der nach einem Zuhause schmeckte, das ich nie besucht hatte. Und trotzdem schien es, als leuchtete die Angst auf meiner Haut. Shawn hielt mich geborgen, innig an sich, während er sanft meinen Hals mit Spuren von Unendlichkeit bemalte. Sein süßer Hauch ließ meine Sinne versagen, bevor er meine Stirn küsste und mich anblickte, als wäre ich keine Fremde.

„Ich gehe nirgendwo hin. Und vor allem nicht weiter als du. Wir hören auf, sobald es sich nicht länger gut anfühlt. Ich will dir zeigen, wofür bloß ein Blick aus deinen Augen gesorgt hat. Ich möchte, dass du die Schönheit spürst, die du bist. Aber ich werde nichts tun, das du nicht möchtest, Mila. Das verspreche ich."

„Shawn..." Meine Stimme musste schwanger vor Lust und... Liebe sein. War es denn möglich? Oder hatte mir die Nacht eine Maske aufgesetzt, die am nächsten Morgen so schmerzhaft sein würde, wie ein Kater? Braun-grüne Zärtlichkeit durflutete mich warm und ich entschied, dass manche Sätze keinen Punkt brauchten, um vollständig zu sein.

„Sprich mit mir, Babe." Babe. Die vier Buchstaben hätten mich laufen lassen sollen. Doch ein Bild ließ mich lächeln. Ich hätte es nie zu träumen gewagt. Er und ich. Ich wollte uns. Wenn auch nur bis zur Sonne.

„Shawn, ich will... Ich will dich."

Wo fing ich ihn an? Wo hörte er auf? Wir taten es gleichzeitig, als er seinen Mund mit meinem vereinte, mich hochhob und mit seinem Körper eine Festung um meinen baute. Ich schlang meine Beine um seine Taille und biss tatsächlich in seine Unterlippe. Der beinahe animalische Laut, den er hören ließ, durchfuhr mich wie all meine Träume zur gleichen Zeit. Er stoppte vor meinem Höschen und ich wusste... Nicht nur meine Seele wollte ihn.

Seine Lippen beschlagnahmten meinen Hals. Unwillkürlich krallte ich meine Fingerspitzen in seine Schulterblätter und keuchte. Ich keuchte, obgleich er mich atmen ließ. Shawn legte mich federleicht auf dem Bett hinter uns ab und es war, als sähe er so viel mehr als meinen Körper.

Im Rausch unserer Herzen hatte ich meine Jeans und mein T-Shirt verloren. Der Mann, der mich für nur eine Nacht lieben wollte, ließ sich Zeit. Seine rauen Finger, seine zarten Lippen glitten zuerst über meine Beine und die Innenseite meiner Schenkel, dann zu meinem Bauch. Er betrachtete mich, als wäre ich Rätsel und Lösung zugleich und schluckte schwer, als sein Daumen an meinem Höschen rieb.

„Wow, Mila. Du bist so bereit für mich." In einer verlassenen Ecke meines Herzens schämte ich mich für mein Nicken, doch dann fand Shawns Zunge den Weg zu meiner Mitte und ich war ein Meer aus Mondlicht und Bostoner Sternen. Mein Stöhnen kam ungehalten und wahrhaftig. Ich schwor, Shawn lächelte an meiner pulsierendsten Stelle.

„Du bist unglaublich, Baby. Du... Du schmeckst unglaublich."

Bloß nicht sofort kommen.

Niemals hätte ich gedacht, so einen Satz auch nur denken zu müssen. Wie gut es sich anfühlte, jemand anderer zu sein. Und begehrt zu werden.

„Shawn, bitte... Bitte."

Er sah zu mir, in mich und es gab kein Zurück mehr.

„Was willst du, Mila?" Liebe in seinem Blick. Warum besaß er Liebe in seinem Blick? Ich war ihrer doch gar nicht ansatzweise wert, selbst wenn sie verfliegen sollte.

„Nimm mich, Shawn. Nimm alles von mir. Sei in mir. Bitte."

Kein Zurück.

Er lächelte zärtlich weiter und aus irgendeinem Grund drohten meine Augenlider zu überfluten.

„Ich werde dich glücklich machen, meine Schöne. Und wenn es das Letzte ist, das ich tue."

Er fand mich schön. Obwohl ich das Leid in ihrer reinsten Form sein sollte. Die Tränen in meinem Gesicht hielt ich nicht auf. Ich wollte ihn sehen lassen, was hässlich zerbrochen bedeutete. Und ich vollführte ein Schulterzucken, sprach, bevor er sprechen konnte.

„Ich bin anders. Viel zu anders."

Shawn küsste meine Tränen, so wie sie zu mir gehörten und dann meine Lippen. Bittersüß und langsam. Schweigend bedachte jeden Zug in meinem Gesicht, bevor er das Vollkommenste und Heißeste tat, das ich mir jemals hätte ausmalen können.

„'Albernes Mädchen... Dein Anders war immer schon wunderschön.'"

Er hatte Atticus zitiert und ich fragte mich, wie ich ihm nicht sofort jeden Teil meines Herzens schenken sollte. Shawn Mendes, den ich nicht kannte und doch, liebte mich innig. Ich hielt an jedem Augenblick fest, mir wünschend, ihn nicht verlassen zu müssen. Gut genug zu sein, ihm all dies Glück zurückzugeben. Doch ich war es nicht. In der Dusche liebten wir uns zum wohl letzten Mal, ich schmeckte ihn, er stöhnte meinen Namen wie ein Gebet und streichelte meinen Kopf. Mit süßen Nichtigkeiten im Ohr und in den Armen des Mannes, der mich hatte fühlen lassen, wie fantastisch es sein konnte, zu sein, driftete ich in den Schlaf.

Vier Stunden später war ich fort.

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Uhhhh lala... Wollt ihr wissen, wie's weiter-/ausgeht? Einfach scrollen. <3

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