Kapitel 5

Lucia wachte aus ihrem Traum auf. Was war das? Vor allem WER war das? WER war diese Amaury? Ihre Träume waren nie so detailliert. So aneinander hängend. Sie träumte meistens von unsinnigen Dingen, wie Autos, die fliegen oder irgendwelchen komischen Wesen, die sie nachts verfolgen. Doch so etwas kam noch nie vor. So als hätte sie einen Film oder eine Serie geschaut. Sie setzte sich auf und legte ihre Hand über ihre Augen. Bruchstücke ihres Traumes kamen wieder hoch. Sie überlegte. Das sah so aus wie ein anderes Jahrhundert. Aber wo? Und warum trugen alle so komische Kleidung? Sie dachte, die Frauen damals trugen Kleider? Umgezogen stand sie im Raum und grübelte vor sich hin. Vielleicht half es, wenn sie etwas aß. Genau. Essen hilft immer.

Unten in der Küche ließ sie sich einen Kaffee runter, während sie aus dem Kühlschrank Butter und etwas Wurst nahm. Mit ihrem Kaffee bewaffnet begann sie ihr Frühstück. Vielleicht sollte sie mit ihrer Großmutter über die Träume sprechen. Es kann doch nicht sein, dass sie solche Träume wie aus dem nichts hatte. Ihre Großeltern halfen ihr immer mit ihren Träumen. Seitdem ihre Mutter mehr arbeiten musste, verbrachte Lucia die meiste Zeit bei ihren Großeltern. Sie konnte es ja verstehen, doch wollte sie ihre Mutter näher bei sich haben. Ihr Vater verschwand spurlos. Das ist der Grund, weshalb es der Familie des jungen Mädchens nicht gut ging. Er war ein guter Vater, und hätte niemals seine Familie verlassen. Doch hier waren sie. Ohne ihn.

Lucia räumte noch schnell alles auf, ehe sie sich ihre Jacke anzog und sich auf den Weg rüber zu ihren Großeltern machte. Ihre Familie besaß ein großes Grundstück, welches aus dem Hof und dem etwas abgeschiedenen Haus von ihrer Mutter bestand. Kurz vor dem alten Bauernhaus blieb sie stehen. Hoffentlich konnten sie ihr helfen. Amaury kam ihr auf einmal wieder in den Sinn. Ob sie wohl wirklich existierte, oder war sie doch nur eine Phantasie?

Die Tür stand offen, wie immer tagsüber, wenn ihre Großeltern irgendwo an etwas arbeiteten. Lucia trat ein und schrie nach ihrer Oma. Stille. "Opa?" Stille. Niemand war im Haus. Keine Geräusche. Nichts. Vielleicht waren sie ja in der Scheune. Doch auch dort war niemand. Sie suchte überall nach ihnen, doch egal wo - Sie waren nicht da. Auch nicht auf der Weide.Verzweifelt ließ sich Lucia auf die Couch fallen. Ihr Blick fiel auf ein Gemälde. Blaue Augen blickten ihr entgegen. Amaury's blaue Augen. Amaury. Amaury. Amaury! Sie war doch keine Phantasie. Doch wie kann das sein? Es war doch nur ein Traum. Ein Gott verdammter Traum!

Ein Rumpeln erweckte ihre Aufmerksamkeit. Doch konnte sie nicht sagen, weder woher es kam, noch was es verursachte. Sie stand auf. Kurz war es wieder ruhig. Durch die so plötzliche Stille, war sie nun in der Lage, das leise ticken der Uhr wahrzunehmen. Da. Diesmal war das Rumpeln lauter. Sie konnte nun auch einen Schrei wahrnehmen. Er klang gedämpft. Dem jungen Mädchen stockte der Atem. So begann jeder Horrorfilm. Leise schlich sie Richtung Hintertür. Das Rumpeln wurde lauter und lauter. Es erinnerte an Holzkisten, welche durch das stürmische Wetter auf hoher See, durch das Unterdeck geschleudert wurden.

Rechts neben der Tür gab es eine unscheinbare Holztreppe, welche in das Untergeschoss des Hauses führte. Lucia hatte, als sie noch ein kleines Kind war, immer Angst vor diesem Keller. Der Keller bestand aus dem Getränkeraum und der Waschküche. Außerdem konnte man, wenn man links abbog, das „Party-Zimmer" erreichen. Die Jugendliche stieg vorsichtig die Treppen runter. Sie wollte nicht, dass die Treppe Töne von sich gab, welche von ihrer Anwesenheit berichteten. Unten angekommen versuchte sie auszumachen, aus welchem Raum die Geräusche kamen. Allerdings hörte sie, von keinen der ihr bekannten Räume, auch nur einen Ton.

Sie lief in die Richtung des Raumes indem die Getränke lagerten, dort wurde das Rumpeln auch lauter. Doch schien es nicht aus dem Raum selbst zu kommen, sondern aus der Wand daneben. Was zum Teufel war da los? Wände konnten doch nicht Schreie von sich geben. Das wäre ihr neu. Sie betrachtete die Wand nun genauer. Sie konzentrierte sich so stark, das ihr Kopf anfing zu schmerzen. Auf einmal wurde ihre Umgebung bläulich. Auch nahm sie nun die Geräusche um sich anders war. Alles wurde leiser, doch wurde das Hinter der Wand lauter. Schemenhaft konnte sie Umrisse von Personen sehen, welche sich augenscheinlich bekämpften.

Sie fasste sich an den Kopf. Augenblicklich sah wieder alles normal. Was war das? Wurde sie nun verrückt? Plötzlich ertönte ein lautes Krachen. Das Mädchen wurde dadurch abrupt aus ihren Gedanken gezogen. Sie bekam leichte Panik. Was sollte sie nun tun? Sie konzentrierte sich noch einmal, und nahm nun eine Gold leuchtende Einbuchtung war. Es wäre ihr niemals aufgefallen, so unscheinbar war es. Sie legte ihre Hand mit etwas Druck auf die Einkerbung. Eine Tür öffnete sich, welche ihr die Sicht ins Innere freigab. Was sie sah schockte sie.

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